NEUM 1997

FAMILIENPASTORAL - Paul M. Zulehner
MARIA UND DIE FAMILIE - fra Ljudevit Rupcic
DIE FAMILIE IN DER HEUTIGEN ZEIT - fra Josko Srdanovic
DIE BEDEUTUNG DER FAMILIE IN DEN BOTSCHAFTEN MARIENS, DER KÖNIGIN DES FRIEDENS - fra Slavko Barbaric
DIE ARBEIT DES INFORMATIONSZENTRUMS "MIR" VON MEDJUGORJE - fra Miljenko Stojic
MEDJUGORJE IN DER KIRCHE - René Laurentin


Fr. Paul M. Zulehner - 1939 geboren; er ist Doktor der Philosophie und Theologie. Fr. Zulehner ist Professor der Pastoraltheologie und Direktor der staatlichen Universität in Wien.

Fr. Ljudevit Rupcic - 1920 in Hardomilije, Ljubuski geboren. 1939 trat er in den Franziskanerorden in der Provinz Herzegowina ein und wurde 1946 zum Priester geweiht. Er beendete sein Theologiestudium am Seminar der Universität in Zagreb und promovierte 1958. Von 1958 bis 1988 hielt er in Sarajevo und am Priesterseminar in Zagreb Vorträge in neu-testamentarischer Exegese über franziskanische Theologie. Während der ehemaligen kommunistischen Herrschaft wurde Fr. Rupcic zweimal, und zwar von 1945 bis 1947 und wieder von 1952 bis 1956, in Gefangenschaft genommen. Von 1968 bis 1981 war er Mitglied der Theologischen Kommission und unterstützte die Bischofskonferenzen im ehemaligen Jugoslawien. Er übersetzte das Neue Testament aus dem Original in die kroatische Sprache und diese Übersetzung wird laufend neu aufgelegt. Seine Bücher, Studien und Artikel wurden in kroatischer, englischer, deutscher und italienischer Sprache veröffentlicht und er nahm als Vortragender an zahlreichen Konferenzen in Europa und Amerika teil.

Fr. Josko Srdanovic, M.D. (Psychologie) - 1954 in Kucici, einem Dorf in der Nähe von Omis geboren, wo er die Grundschule besuchte. Er absolvierte die höhere Schule in Split, besuchte später die Medizinische Fakultät der Universität in Zagreb und spezialisierte sich dann in Deutschland auf Psychologie. Er war neun Jahre als praktizierender Arzt tätig. 1989 gab er seine Arbeit an der "Psychiatrischen Klinik für Kinder und Jugendliche" in Zagreb auf um in den Fransikanerorden in der Provinz St. Cyril einzutreten, wo er 1994 sein Studium am Priesterseminar beendete und zum Priester geweiht wurde. Derzeit lebt und arbeitet er in der franziskanischen Priorei in Varazdin. Dort ist er als Therapeut für Drogenabhängige in der Republik Kroatien tätig und setzt sich auch für Vorbeugungsmaßnahmen gegen Drogenmißbrauch ein; in Einzelaussprachen hilft er Menschen, die unter familiären, psychologischen und geistig-seelischen Problemen leiden. Sein besonderes Interesse gilt der franziskanischen Jugend und Gebetsgruppen; er leitet auch Erxerzitien.

Fr. Slavko Barbaric - 1946 in Dragicina geboren; er studierte Theologie in Visoko, Sarajevo und Schwaz (sterreich). 1971 wurde er zum Priester geweiht und erhielt 1982 die Doktorwürde in Religionspädagogik. Seit 1982 ist er in Medjugorje und arbeitet im Heiligtum. Er ist Autor vieler religiöser Bücher und Artikel. Fr. Barbaric leitet zahlreiche Exerzitien, hält viele Vorträge und hat in vielen Teilen der Welt an Tagungen teilgenommen und über die Ereignisse von Medjugorje referiert.

Fr. Miljenko Stojic -1960 in Dragicina geboren. Er studierte Theologie an den Universitäten von Zagreb, Jerusalem und Sarajevo. 1987 wurder er in Mostar zum Priester geweiht. Sich auf christliche und insbesondere franziskanische Geisteswissenschaften spezialisierend, beendete er sein Theologiestudium 1991 an der päpstlichen Universität "Antonianum" in Rom. Als Priester hat er in verschiedenen Pfarreien gearbeitet und wirkte einige Zeit als Erzieher im Priesterseminar. Während des Krieges war er als Militärkaplan tätig. Er leitet Exerzitien. Er ist ein anerkannter Autor und Mitglied des kroatischen Schriftstellerverbandes. Er lebt und arbeitet in der Pfarre von Medjugorje und ist derzeit Kurator und Organisator des "Mir" Zentrums.

E R K L Ä R U N G

Die Leiter von Gebetsgruppen, Friedenszentren und Organisatoren von Pilgerfahrten, insgesamt 130 Personen aus 21 Ländern, haben an der IV. Internationalen Konferenz in Neum vom 24. bis zum 28. Februar 1997 teilgenommen. Das Thema der Konferenz war die Familie, ihre Krisen und deren Heilung. Durch Vorträge, Gruppengespräche und Erfahrungsaustausch, sowie im gemeinsamen Gebet und der Feier der Eucharistie, wurde dieses Anliegen vor Gott getragen und bearbeitet.

Folgende Aussagen über die Familie wurden festgehalten:

  • Die Familie ist im Schöpfungsplan Gottes fest verankert;
  • Sie wird durch die Hl. Familie von Nazareth uns als Vorbild dargeboten;
  • Sie ist durch die Kirche im Sakrament der Ehe geheiligt.

Uns sind die heutigen Krisen der Familien noch bewußter geworden, aber auch die Hoffnungen, diese Krisen durch die Hilfe Gottes überwinden zu können. Von dieser Hoffnung wollen wir vor allen Menschen guten Willens Zeugnis ablegen. Den Verehrern der Königin des Friedens empfehlen wir, nach den Botschaften der Muttergottes zu leben:

  • gemeinsam in der Familie zu beten;
  • gemeinsam die Heilige Schrift zu lesen;
  • gemeinsam die heilige Messe zu besuchen.

Wenn Gott in der Familie seinen wahren Platz erhält, werden sich Familie, Kirche und Welt erneuern. Auf diese Weise werden wir fähig sein, voll Freude und mit neuer Hoffnung und Zuversicht in das neue Jahrtausend zu gehen.

All jenen, die die Botschaften der Gottesmutter in der Welt verbreiten wollen, empfehlen wir, im Dienste der Wahrheit zu bleiben und im Namen von Medjugorje keine eigenen Ideen zu verbreiten, die nicht im Einklang mit diesen Botschaften stehen. Deshalb empfehlen wir eine enge Zusammenarbeit untereinander und mit dem Informationszentrum "MIR" von Medjugorje.

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Paul M. Zulehner, Wien

FAMILIENPASTORAL

Die Kirche weiß sich von ihrem Gründer dazu bestellt, dem Leben Raum zu schaffen und vielfältige Tode zurückzudrängen. Damit ist gewiß zunächst das ewige Leben gemeint sowie die Überwindung des ewigen Todes. Aber Jesus wollte zugleich, daß es das Reich Gottes nicht erst nach dem Tod gibt, sondern daß es jetzt schon, wenngleich nur spurenhaft, anbricht. In ihm ist es schon präsent, so sagte er. Und wenn immer Menschen in seine Gemeinschaft eintreten, weitet sich Reich Gottes in der Welt aus. Heilender und geheilter Lebensraum tut sich auf. Christinnen und Christen sind daher Menschen, die nicht erst nach dem Tod in den Himmel kommen möchten, sondern durch die jetzt schon der Himmel in Spuren zu uns kommt. Das ist eine Hauptberufung der Kirche, Leben so heilend umzuwandeln, daß es jetzt schon inmitten unseres Lebens Spuren des Himmels gibt. Jede kirchliche Gemeinschaft ist daher berufen, ein solcher Ort zu sein, in den der Himmel hereinragt und unter uns ist. Von diesen Orten her wandelt sich dann auch unser alltägliches Leben in ein Leben wie nach der Auferstehung" (1 Joh 3,14).

Nun ist das Leben in einem familialen Lebensraum mit Sicherheit einer der wichtigsten Bereiche unseres Alltagslebens. Die Menschen in ganz Europa halten die Familie für ihren wichtigsten Lebensraum. (1)

Dort erleben wir, daß jede und jeder wertvoll und bedingungslos angenommen dort. In der Familie können wir wachsen und wurzeln, erfahren wir also Freiheit und Geborgenheit.

Der Kirche, die für geheiltes Leben, für Spuren des Himmels inmitten unseres Lebensalltags steht, hat deshalb immer schon eine hohe Aufmerksamkeit für das Leben der Menschen, vor allem der eigenen Mitglieder, in den familialen Lebensgemeinschaften gezeigt. Genau diese lebensfreundliche Aufmerksamkeit ist das Herzstück der Familienpastoral.

Ich greife für heute aus vielen Teilthemen einer zeitgenössischen Familienpastoral nur drei heraus. Sie liegen entlang der durchschnittlichen Ehe- und Familiengeschichte. Ihre Überschriften sind: Zuweg zur Familiengründung samt Ehevorbereitung"; Leben in den Familien, Leben der christlichen Familien in den kirchlichen Gemeinschaften, vor allem in den Pfarren; Familienauflösung, also Tod, Trennung, Scheidung.

1. ZUWEGE ZUR FAMILIENGRÜNDUNG

Ehefähigkeit

Familien bestehen immer aus konkreten Personen. Je besser die einzelnen Mitglieder sich entwickelt haben und weiterentwickeln, um so besser für die Familien. Eine gute Vorbereitung auf das Leben in den Familien ist daher in einem kurzen Ehevorbeitungskurs gar nicht möglich. Dazu braucht es eine viel längere Zeit, z.B. eine lebendige Herkunftsfamilie, oder eine gute kirchliche Jugendarbeit. Bei einer solchen Vorbereitung auf das Leben in einem familialen Lebensraum stellen sich wichtige Aufgaben:

(a) Erforderlich ist erstens die Erziehung zur einem eigenständigen, ichstarken Menschen. Dazu ist es nötig, Vater und Mutter zu verlassen" (Gen 2,24), eine Lebensaufgabe, die jungen Menschen heute immer schwerer fällt. Väter haben sie oft nicht, weil diese von der Arbeitswelt, aber auch von Kriegen den Familien entzogen werden. Der Abschied von den Müttern wird immer schwerer, vor allem dann, wenn eine Mutter mit einem einzigen Kind jahrelang eine fast unlösliche symbiotische Einheit lebt. Kinder brauchen für ihren Weg zu einem erwachsenen eigenständigen Ich Vater und Mutter.

Diese Ichstärke ist sodann auch eine gute Grundlage dafür, daß nicht jedem Anreiz sogleich nachgegeben wird. Die Fähigkeit, Triebwünsche gestaltend aufzuschieben, ist ein wichtiges Moment an der Ehereife.

Ein Teil der Ichentwicklung ist auch die Entwicklung als Mann und als Frau. Heute meinen viele, daß eine solche Entwicklung in gleichgeschlechtlichen Gemeinschaften eher geschieht als in gemischten Gruppen. Fachleute der Jugendpädagogik plädieren daher sowohl für Gruppen, in denen nur Mädchen oder nur Buben sind, als auch für gemischte Gruppen.

Zur Ichentwicklung gehört eine Integration der sexuellen Begabung in die Person. Jede angstbesetzte Verteufelung" dieser großen Gabe Gottes an die Menschen ist im Grund eine Mißachtung des Schöpfers.

Wo Ichentwicklung stattgefunden hat, ist auch eher die Fähigkeit anzutreffen, daß jemand allein leben kann. Das gilt insbesondere für die Männer. Wer nicht allein leben kann, ist auch nicht ehefähig, sondern sucht im Grund ein Leben lang nicht eine Partnerin, sondern eine verwöhnende Mutter.

(b) Entwickelt sich ein sicheres Selbst, dann wächst auch die Fähigkeit zur Solidarität und zum Teilen. Selbstlos" sein kann nur, wer ein Selbst hat, das er los-sein kann. Selbstliebe und Nächstenliebe bedingen einander. Ohne eine starke, belastbare Solidarität ist Leben in der Familie nicht möglich. Umgekehrt ist die Familie einer der wichtigsten Orte, an denen Solidarität gelernt werden kann.

(c) Eine dritte wichtige Voraussetzung in den Personen, die familiale Lebensgemeinschaften bilden, ist eine große spirituelle Weite. Es ist wichtig, daß sich die Familienmitglieder nicht im Sinn des modernen cocooning" in eine immer engere Lebenswelt einspinnen". Weite heißt räumlich besehen, daß eine Person nicht nur sich, nicht nur seine kleine Lebenswelt, sondern die größere Umwelt wahrnimmt. Weite heißt aber auch zeitlich besehen, daß jemand sein Lebensglück nicht nur in seiner knappen Lebenszeit sucht. Das ist aber ein Grundzug unserer Kultur: Wir wollen maximal-leidfreies Glück in knapper Zeit, wir wollen - so Jugendliche treffsicher - alles, und zwar subito". Das macht für viele das Leben zur letzten Gelegenheit (Marianne Gronemeyer). Solche Grundhaltung treibt aber in eine Glücksjagd, welche die Menschen neben mir unentwegt überfordert.

(d) In einer reifen religiösen Entwicklung, die mit der Ichentwicklung einhergeht, entsteht auch das rechte Verständnis für die sakramentale Dimension der christlichen Ehe.

A.Ehevorbereitung

In ihrer Sorge um eine christliche Formung des familialen und darin des ehelichen Lebens haben heute viele Kirchengebiete Programme für die Ehevorbereitung entwickelt. Dafür gibt es methodisch und damit auch zeitlich recht unterschiedliche Modelle: Seminare in kleinen Paargruppen, manchmal im Intervall, selten über ein ganzes Jahr. Daneben finden wir kurzzeitige Großveranstaltungen. Ziel ist es, entweder zu belehren oder im Austausch von Erfahrungen zu lernen. Oftmals wirken als Begleiter der Paare erfahrene Ehepaare, Ärzte und Seelsorger zusammen.

Manchmal wird freilich neben vielen alltäglichen Fertigkeiten, die eingeübt werden (wie Streiten lernen, Kommunikation, Umgang mit Geld, Kindererziehung) gutgemeint" das Wichtigste übersehen. Das ist so zu verstehen: Unbemerkt suchen wir nämliche alle in der Liebe Ewigkeit und Unendlichkeit, also Gott. Wir erwarten solches insgeheim voneinander. Und doch kann keiner dafür einstehen. So wäre es für das Gelingen der Liebe gerade zu entscheidend, den anderen vor den insgeheim religiösen Übererwartungen zu verschonen. Roman Bleistein fordert daher für die Liebenden die Tugend des Erbarmens: in ihm vergebe ich dem anderen, daß er mein Gott nicht sein kann"(2).

Solche empfindsame theologische Befreiungsarbeit findet in den Ehevorbereitungsseminaren nur selten statt. Sie steht im übrigen nicht im Widerspruch zum Wissen der Trauungsliturgie, daß Gott die Liebenden zusammengeführt" hat. Gott geht, so unsere gläubige Zuversicht, als der unbeirrbar treue" (Dtn 32,4) den Lebensweg der Liebenden mit. All das ersetzt aber nicht die Aufgabe, den geliebten Menschen vor falschen religiösen Übererwartungen zu verschonen. Liebe gedeiht nur im Umkreis des Erbarmens, damit der Bereitschaft zu ständiger Vergebung.

A. Ehebegleitung

Bewährt hat es sich, wenn sich in den Gemeinden junggetraute Paare zu Ehepaargruppen zusammenshließen oder sich in christliche Basisgemeinschaften einbinden. In manchen Gemeinden laden auch schon längere verheiratete Paare zu einem Erfahrungsaustausch ein.Solche Ehebegleitung" ist ein gutes Signal über die Kirchengrenzen hinaus: Sosehr Partnerschaft eines geschützten Raumes bedarf, in dem Intimität wachsen kann, so braucht sie dennoch Unterstützung durch andere.

I. FAMILIALES LEBEN

Wenn der Kirche an den Familien liegt, dann kann sie ihre Fürsorge am besten gestalten, wenn sie die Lebensbedingungen des heutigen familialen Lebens sorgfältig wahrnimmt. Dazu hilft es wenig nur zu denken, daß die moderne Kultur schlecht ist. Vielmehr hat die heutige Familienkultur starke und schwache Anteile.

A. Stärken heutiger Familienkultur

Zu den starken Anteilen zählt, daß familiale Lebensräume von den Menschen als überaus wichtig eingeschätzt werden. Für über 90% der Menschen in Europa ist die Familie der wichtigste Lebensraum. Das überrascht nicht, denn hier finden die Menschen Räume geprägt von Stabilität und Liebe"(3).

Zu den starken Anteilen gehört auch die Bereitschaft zu innerfamilialen Solidarität. Es gibt eine Art ungeschriebenen Generationenvertrag, der mehrere Aspekte hat:

(a) die Solidarität zwischen Eltern und Kindern (Eltern teilen ihre eigenen Lebenschancen mit ihren Kindern; wenn Männer dazu nicht bereit sind, kommt es eher zu Abtreibungen);

(b) die Solidarität der Familie mit den Alten (der familiale Lebensraum umfaßt mehrere Generationen, nicht selten auch anverwandte Alleinlebende; diese Personen gehören zum familialen Netz, auch wenn sie nicht unter dem gleichen Dach wohnen; in kritischen Zeiten können sie sich aber auch die Solidarität verlassen);

(c) die Solidarität der Kinder mit den Eltern (ein Moment am Intergenerationenvertrag, der insbesondere für das von vielen gewünschte Sterben daheim unverzichtbar ist; so forderte Kardinal Carlo Maria Martini als Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen 1989: So wie die Eltern die Kinder zur Welt bringen, müssen künftig die Kinder ihre Eltern aus der Welt begleiten können"). Gewiß ist eine solche Forderung eine sehr ideale und nur in langem Zeitraum verwirklichbare Zielsetzung. Aber im Zuge der gewünschten Verhäuslichung des Sterbens, aber auch der Entlastung der Krankenhäuser, sind solche Entwicklungen langfristig von höchster Bedeutung.

Zu den hoffnungsvollen Entwicklungen in der heutigen Familienkultur gehört das, was man als Ökologie der Beziehungen" bezeichnen kann: Das ökologische Wissen darum, daß ein Beziehungssystem (Partnerschaft, Familie) ein sehr sensibles System" ist, führt dazu, daß jene Fehler vermieden werden, die auch das Ökosystem" zunehmend bedrohen. Paare wissen, daß ihre Energien" begrenzt sind. Gerade aus leidvollen Überforderungen wächst das Wissen, daß die Belastbarkeit des anderen Grenzen hat und daß dauernde kleine Belastungen zum unerwartet raschen Kollaps des Systems (also zu Trennung und Sc cheidung) führen können. Baustein einer solchen Ökologie humaner Beziehungn" ist auch die Sensibilität für Gewalt in vielfältigenFormen: in der Sprache, in der Verteilung von Lebenschancen durch Strukturen, nicht zuletzt aber auch durch männliche Gewalt gegen Mädchen und Frauen.

A.Schwächen heutiger Familienkultur

Die heutige Familienkultur leidet aber auch unter Nachteilen. Folgende seien herausgehoben:

Die heutigen Gesellschaften entziehen den Paaren im Zuge gewachsener Entinstitutionalisierung und Entnormierung die soziale Entlastung. Paare können sich kaum noch darauf verlassen, daß ihre Beziehung von anderen nicht angetastet wird; Treue ist nicht mehr instituionalisiert, sondern allein dem Wollen der Beteiligten anvertraut. Auch die Normen wirken zur Zeit kaum entlastend, weil sie im Zuge der Anwendung auf mehrdeutige Situationen von den alleingelassenen Personen kaum durchgehalten werden können.

Eine andere schwerwiegende Belastung der Familien entspringt heute der Unterordnung der Familienwelt unter die Erwerbswelt. Dies entspricht der Unterordnung des Lebens und die (toten) Güter. Die Produktion von Gütern ist unserer Kultur wichtiger als die Reproduktion von Leben. Bis in die Bezahlung der entsprechenden Berufe hinein zeigt sich diese Rangordnung. Berufe, die sich mit dem Lebendigen befassen, sind weit weniger bezahlt als jene, die mit der Produktion von Gütern beschäftigt sind. Nun sind vor allem Frauen in den Lebensberufen" anzutreffen: in den Grundschulen, Kindergärten, in den Pflegeberufen, also bei den Kranken, Alten und Sterbenden. Die Familienwelt ist, weil ein Ort für das Leben, in den meisten Gesellschaften zur Zeit unterbewertet.

Damit steht die zweite Hauptbelastung der Familien in Beziehung: das ist die folgenschwere Abwesenheit der Väter. Diese sind im außerhäuslichen Erwerbsleben zumeist derart gebunden, daß sie bestenfalls fürs familiäre Einkommen, aber nicht für das familiale Auskommen zur Verfügung stehen(4)

. Familienleben ereignet sich so den größten Teil vaterlos. Das überlastet zunehmend die immer besser ausgebildeten Frauen, die neben der Familienwelt auch in der Erwerbswelt präsent sein möchten. Es entzieht den Kindern die unentbehrliche Konfrontation mit den Vätern. Nicht zuletzt beraubt es aber auch die Männer der Chance, neben den beruflichen auch familiale Fähigkeiten zu entfalten: das Hegen und Pflegen, die Wertschätzung für das wenig Erfolgreiche und doch Lebenswichtige, die Fürsorglichkeit mit den Schwachen. Sollte es stimmen, daß Männer ohne Kinder Barbaren werden, wie ein prominenter deutscher Pädagoge vermutete (Hartmut von Hentig)?

A.Familienpolitik

Wenn die Kirche solche Nachteile im familialen Leben nicht übersieht, wird sie darauf reagieren. Das verpflichtet sie aber zu einer gesellschaftspolitischen Wachheit, ja politische Einmischung" um der Familien willen. Individualseelsorge oder Familienpastoral allein reichen nicht aus. Familienpolitik ist gefordert. Dazu braucht die Kirche die besten Fachleute und auch die Fähigkeit zur Mitgestaltung des politischen Lebens, ohne sich dabei parteipolitisch einseitig zu binden. Die Gemeinden können zu einem weitaus politischern Ort werden: dieses Engagement ist Ausdruck ihrer diakonalen Funktion vor Ort. Unterstützt werden die Gemeinden durch....

Am besten geschieht diese Lobby-Arbeit zu Gunsten der Familien, wenn die Kirche in hoher politischer Unabhängigkeit ihre familienpolitischen Positionen artikuliert und dann die politisch Verantwortlichen an eine runden Tisch" bittet.

A.Familienpastoral

Die andere Seite der pastoralen Fürsorge rund um das familiale Leben kann man Familienpastoral im engeren Sinn nennen. Dafür gibt es vielfältige bewährte Modelle:

Hilfreich ist die familienübergreifende Vernetzung von familialen Einheiten: in Familiengruppen oder in Basisgemeinschaften. Besondere Beachtung finden die Gruppen des Marriage encounter, durch welche viele Familien eine kräftige Unterstützung finden.

Nicht übersehen werden darf, daß viele Gemeinden heute bereits die staatlichen Strukturen unterstützen durch ein qualifiziertes Engagement in der Kinderbetreuung und -erziehung (z. B. in kirchlichen Kindergärten, dann aber auch durch die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit)..

Gut sind die Bemühungen um den Aufbau von Hauskirchen". Kirche trifft sich da nicht nur in den offiziellen kirchlichen Räumen, sondern in den privaten Häusern". Das ist ein Brauch der frühen Kirche, und gewinnt in nachchristlichen Kulturen an Bedeutung. Dort wird das Gebet gepflogen. Familien lesen gemeinsam die Bibel. Sie feiern miteinander Gottesdienste. Sie helfen einander in verschiedenen Nöten und bilden so ein familienübergreifendes Hilfsnetzwerk.

Zur Familienpastoral zählen eigene Familiengottesdienste. Sie nehmen Rücksicht auf die Lebenserfordernisse zumal von Familien mit kleineren oder heranwachsenden Kindern. Das verlangt nach speziellen Gottesdienstzeiten. Aber auch in der Gestaltung braucht es spezielle Phantasie. Nicht selten gibt es zur gleichen Zeit getrennte Wortgottesdienste für die Kinder und für die Erwachsenen. Zur Gabenbereitung kommen dann beide Gruppen zusammen und feiern miteinander Eucharistie.

Künftig wird es gut sein, an der Entwicklung einer christlichen Familienkultur zu arbeiten. Die Fragen sind: Wie gestalten wir den Sonntag? Wie steht es um das Familiengebet? Wie kann der ererbte Reichtum von Sakramentalien den Familien wieder erschlossen werden: die jährliche Segnung des Hauses, die adventliche Herbergsuche, die Weihnachtskrippe, die Osterbräuche? Wie können Familien wieder kompetent mit ihren Kranken und Sterbenden umgehen lernen? Im deutschen Sprachraum sind dazu sogenannte Hausbücher" (Neysters, Schmitt...) geschrieben worden, zum Familienalltag, für Tod und Sterben. Sie haben eine überraschend weite Verbreitung gefunden. Der Bedarf nach guten Erfahrungen ist groß.

I.FAMILIEN IN KRISE

Von Gott berichtet die Bibel, daß er Aug und Ohr" ist für die Menschen in Leid und Not. Ich kenne ihr Leid", so in der Gründungserzählung Israels (Ex 3,7). Jesus geht diesen Weg Gottes zu den Armen und Leidenden konsequent weiter. Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken (Mt 9,12) an Leib und Seele. Daher ist die Kirche berufen, vor allem auf der Seite jener Familien zustehen, die sich schwer tun oder mit ihrer Absicht scheitern, eine Familie aufzubauen und lebendig zu erhalten.

A.Familienberatung

Diesem Auftrag folgend, haben viele Kirchengebiete in Zusammenarbeit mit ausgezeichneten Fachleuten aus der Sozialarbeit und der Psychologie hervorragende Beratungsdienste aufgebaut: Ehe- und Familienberatung für familiale Gemeinschaften in Krise; Erziehungsberatung für pädagogisch überforderte Eltern; Schwangerschaftskonfliktberatung für Männer und Frauen mit Konfliktschwangerschaften. Ein sich neu strukturierendes Gebiet ist die Trennungs- und Scheidungsmediation: Die Kirchen können hier aus ihrer Spiritualität heraus Alternativen entwicklen als es den staatlichen Projekten möglich ist.

A.Familiendiakonie

Diese Beratungsdienste sind ein Teil der dienenden Liebe der Kirche zu den Familien, also der Familiendiakonie. Andere Aufgaben kommen dazu. So sind Familien mit vielen Kindern, noch mehr Familien von Alleinerziehenden heute zumeist erzieherisch, aber auch finanziell notorisch überfordert. Die kirchliche Gemeinschaft weiß sich diesen Familien besonders verbunden und sucht mit diesen zusammen nach Entlastungen.

A.Trennungen

Besonders kritisch wird das Leben aller Beteiligten, der Erwachsenen, der Kinder, aber auch der Alten, durch das Zerbrechen der familialen Gemeinschaft. Erschüttert schon der Tod eines Familienmitglieds das familiale Leben, dann zumindest ebenso eine Trennung oder eine Scheidung. Dabei kann manchmal das Auseinandergehen das kleinere Übel im Vergleich zum Bleiben und Durchhalten sein. Die Kirche kennt daher im Kirchenrecht die Trennung von Tisch und Bett".

Wie kann es aber für alle Betroffenen nach einer Scheidung wieder ein Leben in Frieden" geben, von dem Paulus sagt, daß Gott uns dazu berufen hat (1 Kor 7,15c)?

(a) Manchmal wächst durch die Trennung hindurch die Beziehung neu. Auferstehung" aus dem Beziehungstod ereignet.

(b) Andere lernen das Alleinleben. Dabei merken sie aber, daß dieses Alleinleben vor allem mit Kindern heute ganz schwer ist und nur mit kräftiger Hilfe der Umwelt ohne notorische Überforderung und Armutsgefährdung gelingt. In vielen Kirchengebieten gibt es daher ein starkes Engagement zur Bildung von Selbsthilfegruppen Alleinerziehender. Die Lebendigkeit christlicher Gemeinschaften wird an dieser Fähigkeit sichtbar, Geschiedene in ihr Alltagsleben zu integrieren. Papst Johannes Paul II. verlangt deshalb von den Gemeinden und ihren Hirten solche Hilfe (FC80-83).

Alleinlebenlernen könte auch von den Gemeinden als vorübergehende Reifezeit geschätzt werden. Es kommt ja nicht selten vor, daß nach dem Abstandnehmen ein Paar in einer neuen Tiefe wieder zusammenfindet. Der schon unter a) gezeichnete Vorgang der Auferstehung aus dem Beziehungstod kann sich ereignen.

A.Geschieden und wiederverheiratet

(c) Eine große Herausforderung stellt die wachsende Zahl von Kirchenmitgliedern dar, die nach einer Scheidung staatlich wieder heiraten, ohne daß zuvor die erste Ehe für nichtig erklärt werden konnte.

Dabei darf nicht übersehen werden, daß die Zahl der nichtigen oder ungültigen Ehen weitaus größer ist als die Zahl der aufgelösten Fälle. Nicht selten fehlen für den kirchlichen Prozeß die notwendigen Zeugen. In foro interno, so eine bewährte Praxis der Kirche, kann hier für Einzelfälle eine Lösung gefunden werden.

Diese Frage von Scheidung und Wiederheirat wird leider zumeist nur unter der Rücksicht diskutiert, ob diese Kirchenmitglieder zu den Sakramenten hintreten dürfen. Dabei wird übersehen, daß - so wichtig diese Frage ist - es darüber hinaus um die ebenso wichtige Frage geht, wie jemand in unserer konkreten Gesellschaft nach einer Scheidung menschenwürdig überleben kann. In Gesellschaften, die für Alleinlebende (vor der Heirat, für Verwitwete, die Getrennte) tragfähige Lebensnetze bereit hält, ist diese Frage nicht so bedrängend wie unseren hochmodernen, individualisierten entnetzten Gesellschaften. In diesen unseren kühlen und anonymen Gesellschaften brauchen wir mehr denn je, um menschlich leben und überleben zu können, ein Dach über der Seele". Das kann natürliche eine gläubige Gemeinschaft sein, in die jemand auch nach der Scheidung familial eingebunden ist. Das Gebot Jesu, nach einer Scheidung nicht wieder zu heiraten, ist weit eher lebbar, wenn es solche familiale Gemeinden gibt (Gerhard Lohfink, Rudolf Pesch). Sind aber diese transfamilialen gemeindlichen Lebensnetze heute nicht eher die Ausnahme als die Regel? Muß es nicht die betroffenen Einzelnen überfordern, wenn wir von Seiten der Kirche, gewiß unter Berufung auf das Evangelium, das Alleinleben verlangen, ohne jene familiale Gemeinschaft zu offerieren, die solches Alleinleben nach einer Scheidung menschlich erst möglich macht?

I.Relativierung der Familie

Ein familientheologischer Gedanke sei an den Schluß gestellt, nämlich jener von der biblischen Relativierung der Ehe der Familie.

Auf der einen Seite kennt die Bibel grandiose Texte über die Liebe zwischen Mann und Frau. Die familiale Lebensgemeinschaft gilt als Geschenk Gottes an den Menschen in der Zeit nach der Vetreibung aus dem Paradies.

Umgekehrt läßt Jesus erkennen, daß im Himmel einst nicht mehr geheiratet wird. Es wird dann nicht mehr nötig sein, die stets ausufernde Kraft der Liebe ehelich und familiär zu binden. Alle werden dann der einen Gottesfamilie der Geretteten zugehören.

Die christlichen Gemeinden des Anfangs waren nun der von Jesus ererbten Überzeugung, daß Spuren dieses noch ausstehenden Himmels auf ihrem Boden schon jetzt gelebt werden können. Sie verstanden sich daher als Lebensgemeinschaften, aber nicht auf Grund von natürlichen Banden, sondern auf der Basis der gemeinsamen Zugehörigkeit zur umfassenden Gottesfamilie. Deshalb wurde die bürgerliche Familie auf diese Gottesfamilie hin relativiert: Wer verheiratet ist.." (1 Kor 7,29-32) Diese Relativierung der bürgerlichen Ehe und Familie begegnet dann wieder, wenn diese mit dem Leben in der neuen familialen Lebensgemeinschaft der Gemeinde in Spannung gerät. Das konnte vor allem bei Mischehen" passieren. Paulus entscheidet in solchen Fällen für die Auflösung der bürgerlichen Lebensgemeinschaft zu Gunsten der gemeindlichen (1 Kor 7,10-15).

Eine der wertvollen Folgen dieses Wissens um die gemeindliche Gottesfamilie ist die ehelose Lebensform, die zur Lebensgestalt von Ordenskommunitäten zählt. Aber im Grund ist dieser Ausdruck ehelos" schwach und nur negativ. Er könnte ersetzt werden durch transfamiliales Gemeindeleben, oder noch stärker als gemeinsames Leben wie nach der Auferstehung".

Solche Relativierung von Ehe und Familie hat nichts mit deren Abwertung zu tun, schon gar nicht mit einer mönchischen Verachtung menschlicher Sexualität. Sie könnte vielmehr dem Leben in Ehe und Familie guttun. Denn woran heute Menschen, die sich für eine bürgerliche Familie entscheiden, leiden, ist deren permanente Überforderung. Relativierung könnte Entlastung bringen und damit ihre Lebbarkeit erleichtern. Ist eine bürgerliche Familie zudem in das transfamiliale Lebensnetz einer kirchlichen Gemeinde eingebunden, weitet sich das Leben der oftmals zu kleinen familiären Einheiten. Und nicht zuletzt: Wenn jemand eine bürgerliche Familie aus ganz gleich welchen Gründen nach reiflicher Überlegung und guter Beratung meint verlassen zu müssen, fände sie, fände er sich immer noch in der transfamilialen kirchlichen Gemeinschaft vor. Er wäre dann nicht, wie viele Verwitwete, Getrennte, Verlassene, Geschiedene von einer schwerwiegenden Überlebensnot bedroht. Der beste Beitrag zur Familienpastoral ist daher der Aufbau des familienübergreifenden familialen Lebensnetzes einer christlichen Gemeinde.

LITERATURHINWEISE

1 Zuwege zur Familiengründung

1.1 Ehefähigkeit

Willi, Jürg, Was hält Paare zusammen? Der Prozeß des Zusammenlebens in pschoökologischer Sicht, Reinbeck 1991.

Schellenbaum, Peter, Das Nein in der Liebe, München 1986.

Goldbrunner, Hans, Masken der Partnerschaft. Wie Paare ihre Wirklichkeit konstruieren, Mainz 1994.

Krems, G.; Mumm, R., Theologie der Ehe, Regensburg-Göttingen 1969.

Bauman, Urs, Die Ehe - ein Sakrament?, Zürich 1988.

Hilberath, Bernd Jochen, Die Ehe als Sakrament - Die Perspektive der katholischen Theologie, in: Böckle u.a. (Hg.) Die konfessionsverschiedene Ehe. Problem für Millionen - Herausforderung für die Ökumene, Regensburg 1988, 27-47.

Hilberath, Bernd Jochen, Sakramentalität und Unauflöslichkeit der Ehe aus dogmatischer Sicht, in Theologische Quartalsschrift 175 (1995), 125- 135.

Baumgartner, Isidor, Pastoralpsychologie: Einführung in die Praxis heilender Seelsorge, Düsseldorf 1990.

1.2 Ehevorbereitung

Engl, J.; Thurmaier, F.; Eckert, V.; Hahlweg, K.; Drum übe, wer sich ewig bindet. Ehevorbereitung - Ein Partnerschaftliches Lernprogramm (EPL) - Langzeitergebnisse nach 3 Jahren in: Dialog 2 (1994).

2 Familiales Leben

Baumann, Urs, Utopie Partnerschaft. Alte Leitbilder - Neue Lebensformen, Düsseldorf 1994.

Jellouschek, Hans, Die Kunst als Paar zu leben, Zürich 1995.

2.1 Stärken heutiger Familienkultur

Beham, Martina; Dinges, Stefan, Blickpunkt Familie, in: Detailanalysen zur Europäischen Wertestudie 1990 im Schwerpunkt Östereich unter 7 Blickpunkten. Eine Untersuchung am Institut für Pastoraltheologie und Kerygmatik an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien in Zusammenarbeit mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Werteforschung, Wien 1994.

Heller, Andreas, Beziehungslandschaften im Wandel. Sozialwissenschaftliche Aspekte und neue theologische Themen, in: Moltmann- Wendel, Elisabeth (Hg.), Frau und Mann. Alte Rollen - Neue Werte, Düsseldorf 1991, 47-82.

2.2 Schwächen heutiger Familienkultur

Schmidbauer, Wolfgang, Die Angst vor Nähe, Reibeck 1985.

Beck, Ulrich; Beck-Gernsheim, Elisabeth, Das ganz normale Chaos der Liebe, Frankfurt 1990.

Beck-Gernsheim, Elisabeth, Arbeitsteilung, Selbstbild und Lebensentwurf. Neue Konfliktlagen in der Familie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 44 (1992), 272-291.

Beck-Gernsheim, Elisabeth, Das halbierte Leben: Männerwelt Beruf, Frauenwelt Familie, Frankfurt a.M. 1980.

2.3 Familienpolitik

Ein Überblick über die aktuelle Diskussion bietet: Badelt, Christoph; Schattovits, Helmuth (Hgg.) Familienforschung. Referate und Statements d. 5. Interdisziplinären Symposiums 1994, Österreichisches Institut für Familienforschung, Wien 1996.

2.4 Familienpastoral

Siegers, Conrad M., (Hg.) Ehe- und Familienpastoral. Ein Werkbuch, Düsseldorf 1988.

3 Familien in Krise

3.1 Familienberatung

3.2 Familiendiakonie

3.3 Trennungen

Proksch, R. Wohl des Kindes. Systemische Konfliktlösungen im Scheidungsverfahren, Nürnberg 1991

Hartmann, Peter H., Warum dauern Ehen nicht ewig? Eine Untersuchung zum Scheidungsrisiko und seinen Ursachen, Opladen 1989.

Figdor, Helmuth, Kinder aus geschiedenen Ehen: Zwischen Trauma und Hoffnung, Mainz 1994.

Riedel-Spangenberger, Ilona, Die Rechtsstellung der in kirchlich ungültiger Ehe lebenden Katholiken. Kirchenrechtliche Aspekte und Lösungsangbote zum Problem von Scheidung und Wiederheirat, in: Schneider, Theodor (Hg.) Geschieden - Wiederverheiratet - Abgewiesen? Antworten der Theologie, QD 157, Wien-Freiburg-Basel 1995, 236-253.

Puza, Richard, Die gescheiterte Ehe. Eine Anfrage an die kanonistische Praxis und Lehre, in: Theologische Quartalsschrift 175 (1995) 97-109.

Schick, Ludwig, Die wiederverheirateten Geschiedenen und das Unbehagen sowohl über die kirchlichen Eheprozesse als auch über die Zulasssung zu den Sakramenten. Anmerkungen und Anregungen zu brisanten Themen, in: Fides et Jus (FS Georg May), Regensburg 1991.

Primetshofer, Bruno, Ehescheidung und Wiederverheiratung im Kirchenrecht, in: Theologisch-praktische Qartalsschrift 142 (1994), 343- 350.

3.4 Geschieden und wiederverheirat

Schneider, Theodor (Hg.) Geschieden - Wiederverheiratet - Abgewiesen? Antworten der Theologie, QD 157, Wien-Freiburg-Basel 1995.

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Fra Ljudevit Rupcic

MARIA UND DIE FAMILIE

Die Heilige Schrift und die Tradition heben schon von Anbeginn neben dem Retter der Welt eine Frau hervor, deren Umrisse mit der Zeit immer klarer und deutlicher in Erscheinung treten (vgl.Gn.3,15; Jes.7,14,Mi.5,2-3) bis Sie sich schließlich in der Jungfrau Maria, der Mutter Jesu personifiziert (vgl.Mt.1,22-23). Ihr Sohn ist ein wahrer Mensch, der der Schlange, die Satan ist, den Kopf zertreten hat und gleichzeitig der 'Emmanuel, der 'Gott mit uns (vgl.Mt. 1,23).

Biblisch gesehen, wird von allen Eigenschaften Mariens ihre Mütterlichkeit am häufigsten erwähnt. Inhaltlich gesehen, ist diese Eigenschaft die reichhaltigste und bedeutendste. Maria erreichte die tiefstmögliche Verbindung eines Geschöpfes mit Gott in Jesus Christus.

Von Ewigkeit her hat Gott beschlossen, sich mit der ganzen Menschheit zu vereinen und dadurch mit der ganzen Schöpfung. Gott hat ebenso von Ewigkeit her beschlossen, in Seinem Sohn, durch den Schoß einer Frau, Mensch zu werden(vgl.Gal.4,4). In der Menschwerdung des Gottessohnes bietet Gott der ganzen Mensheit die Möglichkeit, an Seiner göttlichen Natur teilzuhaben, so daß jede Person ein Glied Seines Leibes werden kann. Eine Dimension dieser Inkarnation enthält für alle Menschen die Einladung, an der 'Vergöttlichung teilzunehmen, weil die Erlösung in der Geschichte nur durch die Menschen verwirklicht werden kann. Deshalb ist es wichtig, an der menschlichen Natur Christi teilzuhaben, um so auch in der weiter fortschreitenden Inkarnation in den mystischen Leib Jesu, mitzuwirken. Eine Teilhabe am lebendigen Leib Christi, schließt ein Mitwirken an der Verwirklichung und dem Wachstum dieses Leibes mit ein, in der Rolle eines notwendigen Vermittlers der Erlösung. Diese Rolle ist uns in unvergleichlicher und unersetzbarer Weise in Maria gezeigt. Sie steht in einer mütterlichen Lebensbeziehung zu jedem einzelnen Glied des Leibes Christi, physisch wie mystisch gesehen. Das gilt für Christus als dem Haupt und den Menschen, als Gliedern Seines Leibes. "Die Mutterschaft Mariens ist wirklich die größte und realistischste Teilhabe an der Menschheit Christi und die größte einzelne Teilnahme an Seinem Erlösungswerk." (1)

In der Kraft der Gnade Jesu breitet sich die Mutterschaft Mariens auf alle Menschen aus, aber besonders auf die Gläubigen. Das Gesetz der Solidarität im mystischen Leib Jesu Christi ist der Ursprung, der die ganze Menschheit untereinander und mit Maria, der zugrunde liegenden Verbindung, eint (vgl.1Kor.12,26 und Kol.1,24).

Was ein Glied tut und verdient hat, wirkt sich auf alle anderen Glieder aus. Und was ein Glied erhält, "wird in Ihm zu einer Quelle der Kraft und der Gnade für andere, mit denen er solidarisch verbunden ist. Das gilt zu allererst und besonders für Maria, die am Anfang den Ursprung des Lebens empfing, so daß sie die geistige Mutter aller Glieder der Kirche ist" (2). Aber diese Mutterschaft Mariens "verschleiert und vermindert in keiner Weise die einzige Mittlerschaft Christi, sondern zeigt die Macht" (3), des einzigartigen Mittlers zwischen Gott und den Menschen, dem Mann Jesus Christus, der sich selbst als Lösegeld für alle hingab (vgl.1Tim.2,5-6). Die Mittlerschaft Jesu Christi hat eine universale aber keine exklusive Bedeutung. Sie schließt nicht aus, sondern schließt die Mittlerschaft Mariens, wie auch aller anderen Glieder des mystischen Leibes Christi mit ein. "Es ist eine Besonderheit der Erlösungsgnade Jesu Christi, daß die Menschheit sowohl zur Teilhabe an der gott-menschlichen Natur, wie auch an Seinem Erlösungswerk erhoben wird" (4). Marias Rolle im Erlösungswerk Christi steht weder über, noch ist sie unabhängig von der Rolle Christi, sondern wirkt mit Ihm und durch Ihn. Maria ist in vollem Sinn 'Mutter der göttlichen Gnade. Es ist ein besonderes Charakteristikum der Gnade Ihrer göttlichen Mutterschaft, mit der Christus Sie beschenkte, so daß Mariens Mutterschaft Ihr Verdienst wurde. Mit diesem Verdienst Mariens krönte Christus Seinen Verdienst und Seine Gnade.

Bedeutung der Mutterschaft Marias

Die Heilige Schrift hebt die leibliche Mutterschaft Mariens nicht sonderlich hervor, weil das Wesen und die Größe der göttlichen Mutterschaft nicht in ihr ruht. Maria ist nicht so sehr begnadet, weil Sie den Sohn Gottes in Ihrem Schoß getragen und an Ihrer Brust genährt hat (vgl.Lk. 11,27-28), sondern weil Sie geglaubt hat (vgl.Lk.1,45). Durch Ihren Glauben, mit all seinen Folgen, wurde Sie die Mutter Gottes und empfing den Sohn Gottes in Ihrem Schoß. Es gab keinen anderen Weg, weil das Wort Gottes, das an Maria gerichtet war, die Offenbarung des 'persönlichen Gottes ist, der sich so der Menschheit schenken wollte. Das Wort selbst schließt die Offenbarung ein und kann nicht anders empfangen werden, als durch den Glauben. Gott offenbart sich selbst und Maria antwortet darauf. Ihre Antwort ist vollkommen, sie ist ein zusammengefaßter Akt des Glaubens: "Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort!"(Lk. 1,38). Dieses Wort Mariens bedeutet eine totale Hingabe an Gott, welche sich in Christus vollkommen zeigt. "Ihn zu empfangen, ist Mariens ureigene Berufung"(5) und "Sie empfing Ihn in Ihrem Herzen und in Ihrem Leib" (6).

Mariens Mutterschaft ist nicht Ihre Privatsache. Jesus Christus bot Seine Erlösung allen Menschen an und Maria empfing Ihn für sich selbst und für die ganze Menschheit, denn Sie war die erste, die Ihn empfangen hat und gleichzeitig stellvertretend für alle Menschen. Auf Ihrem Jawort, das in alle Ewigkeit widerhallt, ist unsere Erlösung aufgebaut (7). Es ist "das Tor durch das das Ewige Wort des Vaters in die Welt eintrat, um sie in das ewige Leben des Vaters zu führen" (8). Maria wurde mit Ihrer Mutterschaft "sofort und im voraus in das riesige, unfaßbare und unglaublich große Drama hineingezogen, das sich zwischen dem ewigen Gott und der Welt und der ganzen Menschheit entfaltet (9). Mariens Gnade zur Mutterschaft Gottes ist eine Gnade für alle Menschen. Sie ist "wahrhaftig identisch" mit der Gnade, die Gott allen Menschen schenkt und all ihre zeitlich-individuellen Werke, bis zur Wiederkunft Christi weiterentfaltet (10). Und so ist die Mutterschaft Mariens in die Geschichte des Glaubens und der Erlösung eingegangen. Es ist "kein rein physisches Ereignis und darf auch nicht so verstanden werden..., sondern es ist ein Akt des freien und persönlichen Glaubens in der Heilsgeschichte"(11). Dadurch ist Ihre Mutterschaft mit der Erlösung aller Menschen verbunden. Ganz gewiß schreitet die Erlösung nur durch Jesus Christus weiter fort, aber sie kam durch Maria zur Menschheit. Weil Sie von Anfang an bei der Inkarnation des Gottessohnes mitgerwirkt hat, war Sie und ist Sie auch weiterhin die Mittlerin für alles, was aus der Inkarnation hervorgeht. Das ist gleichbedeutend wie 'die Mittlerin aller Gnaden. Die Rolle der Mittlerschaft Mariens bei der Erlösung ist weder erschöpft noch beendet durch die Geburt des Erlösers, noch war sie beendet, als Sie in Liebe und Treue unter dem Kreuz stand. Ihre Mutterschaft gehört zur Kirche und ist "hier und jetzt eine Wirklichkeit" (12). Sie ist ein "erlösender Dienst, der weiterwirkt bis hin zur ewigen Vollendung aller Auserwählten" (13). Es gibt keine Gnade und Erlösung, die nicht Marias Siegel trägt und die nicht von Ihr abhängig ist. Marias Anteil am Erlösungswerk ist Gnade, aber eine Gnade, die durch Ihre Mutterschaft auch Ihr Eigentum wurde und genau deshalb wurde Sie auch das persönliche Eigentum anderer. Und so ist die Erlösung der ganzen Welt von christologischer und mariologischer Natur.

Die Mutterschaft Marias und die Familie

Die Gnade, die Christus Maria schenkt, ist für die ganze Kirche bestimmt. Dieselbe Gnade, durch die Maria eine reine Jungfrau und gesegneten Leibes wurde, bewirkt dasselbe für die Kirche. "In der Person Mariens sehen wir, was die Kirche, die Gnade, die Erlösung und die Rettung durch Gott bedeutet"(14). Sie ist die Offenbarung und der Beweis für das, was auf die Kirche übertragen wird. "Was Maria hat, muß im wesentlichen auch das Unsrige sein"(15), aber das ist es bereits, obwohl unsichtbar, unvollkommen und noch nicht vollendet.

Mariens Beziehung zur Kirche schließt Ihre Beziehung zur Familie ein, denn die Kirche ist die Familie Gottes und sie ist selbst eine Familie. Marias grundlegender Dienst bei der Erlösung steht in Beziehung zur Familie wie ein Sakrament der Gnade und der Erlösung. Diese Gnade ist im absoluten Sinn eine Gnade Mariens. Wegen der Komplexität und der höchst persönlichen Natur der Beziehungen Mariens, kann man sie nicht alle gleichzeitig und schon gar nicht in einem Wort ausdrücken. Wenn wir über die Beziehung Mariens zur Gnade und von der Gnade des Ehesakramentes sprechen, dürfen wir nicht vergessen, daß an erster Stelle Ihre göttliche Mutterschaft steht, die in der Heiligen Familie aufblühte und daß die Gnade deshalb in sich die Eigenschaften und Stärken einer Familie trägt. Ihre Mutterschaft kam aus der Heiligen Familie und gemäß dieses Modells bringt sie lebendige und authentische Abbilder in der Kirche und in den Familien hervor. Marias "Mutterschaft war... die größte denkbare Teilhabe an der Menschheit Christi. Sie war die größte Gnadengabe und das größte Erlösungswerk und jede weitere Gnadengabe und Erlösung hat Ihre Mutterschaft als Vorbild. In ähnlicher Weise trägt Ihre Mutterschaft das Siegel der Mütterlichkeit gegenüber Christus und analog gegenüber Gottes Vaterschaft"(16).

Eine Mutter bestimmt den Wert einer Familie. Die Familie ist der Ort, an dem Maria Ihre Unbefleckte Empfängnis erhielt, die Mutter des Gottessohnes und die Mutter aller Menschen wurde. Gott selbst kam zuerst in eine Familie und dadurch in die ganze Welt. In der Familie begann der Dialog mit den Menschen und auch die Antwort auf Sein Wort wurde in der Familie gegeben. Es war die Antwort einer Frau, die einen Mann hatte. In Ihrer Antwort liegt die Antwort aller, die gerettet werden sollen und in ihr liegt auch ihre Wirkung. Deshalb trägt jede Antwort auf Gott in sich selbst den Abdruck einer Familie. Theologisch ist es von großer Bedeutung, daß Marias Rolle in der Erlösung der Menschheit mit der Familie verbunden ist. In der Familie erfüllen wir, kurz gesagt, vollständig unsere Begegnung und wahre Beziehung zu Gott. Ihre biologische Seite und ihr geistiges Niveau besitzen eine erlösende Dimension.

Die Heilige Familie ist die Verkörperung der intimsten und tiefsten Beziehungen zwischen Gott und Mensch. Sie beinhaltet beides, Gnade und gleichzeitig die Wirkung dieser Gnade durch die vollkommene menschliche Antwort. Die Natur dieser Gnade ist, daß sie sich allen Menschen schenkt und in jeder einzelnen Person ihren eigenen Ausdruck findet. Jede Familie ist nicht nur ein Bild, sondern auch eine spezielle Schöpfung und zugleich eine Vergegenwärtigung der Heiligen Familie. Das trifft auch für die ganze Kirche und jede einzelne Familie zu. Die christliche Ehe ist ein Geheimnis Christi und der Kirche. Sie ist die Verwirklichung der Liebe Christi für die Kirche und auch ein Zeichen ihrer übernatürlichen Wirklichkeit, sowie ein Zeichen der mystischen Hochzeit zwischen Gott und Seinem Volk. Dies ist in der Heiligen Familie am vollkommensten verwirklicht. Deshalb ist die Heilige Familie das Fundament, der Prototyp, das Modell und das Ideal jeder Familie. Weil sie existiert, bestehen auch alle anderen Familien. Weil diese erste Familie heilig ist, müssen es die anderen auch sein. Maria ist als Mutter in allen Familien gegenwärtig, weil alle Familien in der Heiligen Familie geeint sind, obwohl sie in verschiedener und individueller Weise geschaffen worden sind.

Gottes Einladung an Maria, Mutter Gottes zu werden, schloß die Heirat nicht aus, sondern setzte sie sogar voraus und machte sie erforderlich. Der Sohn Mariens mußte ein Sohn Davids sein, das wurde durch Ihre Heirat mit Joseph verwirklicht, der ein Nachkomme Davids war (17). Als ein menschliches Kind, hatte Jesus das Recht auf die Wärme einer Familie, die Sorge eines Vaters und den Schutz bis zum Erwachsenwerden. So gehört Marias Verbindung mit Joseph zu Ihrer Berufung zur Mutterschaft (18). Ihr Sohn, obwohl Er Gott war, war auch ein wahrer Mensch und benötigte deshalb Ihre Mutterschaft. Und so waren die eheliche und elterliche Liebe Marias und Josephs ein bewußter Dienst des Heiligen Geistes für das Kind.

Marias Ehe war vollkommen, obwohl der leibliche Vollzug der Ehe zwischen Ihr und Joseph nie stattgefunden hat. Gott selbst stellte eine göttliche Vereinigung her und machte dadurch ihre Ehe vollkommen und brachte so die eheliche Liebe zur vollkommenen Fruchtbarkeit. Marias göttliche Mutterschaft, der alles andere untergeordnet war, schloß die Rolle des Ehemannes, außer im Zeugungsakt, ein. Aufgrund der unverdienten Erlösung, die ein vollkommenes Geschenk Gottes ist, war der Mann bei der Zeugung ausgeschlossen. Und so "empfing Maria Ihren Sohn, als reines Gnadengeschenk vom Heiligen Geist, aufgrund Ihres Glaubens"(19). Maria wurde Mutter des göttlichen Wortes durch Ihren Glauben, der sich persönlich und total Gott unterordnete. Die Natur des göttlichen Wortes und Seine Erlösungsgnade an Maria wurde Ihr durch den Glauben zuteil und das bedeutet, daß auch jeder Mensch seine Erlösung durch die Annahme im Glauben erfährt. Durch Ihren Glauben ist Maria zugleich Jungfrau und Mutter und Ihr persönlicher, gehorsamer und bedingungsloser Glaube in der totalen Unterordnung Gottes, macht dies möglich. Die Gnade Ihrer Jungfräulichkeit ist eine "innere Ausstrahlung und Konsequenz Ihrer Einladung zur göttlichen Mutterschaft"(20). Marias Jungfräulichkeit verschmilzt mit Ihrer Mutterschaft in der Übernahme und der totalen Hingabe an den Willen Gottes. Dies hat Sie mit Ihrem ganzen Leben verwirklicht und in dem Wort: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn", zusammengefaßt.

Die Jungfrauengeburt Christi ist weder eine Herabsetzung noch eine Verdammung der irdischen Vaterschaft, sondern sie will beweisen, daß sie ein reines Gnadengeschenk Christi ist,

das alleinige Werk der Gnade Gottes. Christus stammt nicht aus dieser Welt, noch ist Er die Frucht gesegneter menschlicher Liebe, sondern rein übernatürlichen Ursprungs. "Die Welt und ihre Bedingungen, Forderungen und immanenten Möglichkeiten bieten keinen Grund, daß Gott in unsere Geschichte herabsteigt" (21). Und weil Christus "nicht von dieser Welt ist, sondern von 'oben, ist Maria eine Jungfrau" (22). Die Größe dieses völlig unverdienten Gnadengeschenks mußte sich in Maria an Leib und Seele offenbaren. Die einzige Aufgabe Ihres Lebens war es, die Mutter Gottes zu werden, dazu wurde Sie aus Gnade erschaffen und dafür war Sie offen.

Es mag anfänglich scheinen, daß Marias Jungfräulichkeit und Mutterschaft sich gegenseitig ausschließen. In Wirklichkeit aber bedingen sie einander, weil die göttliche Mutterschaft aus ihrer inneren Kraft selbst, und aus übernatürlicher Logik, die Jungfräulichkeit notwendig voraussetzt. In der Heiligen Schrift gibt es keine klaren Beweise für die Meinung des hl. Augustinus, daß Maria ein Jungfräulichkeitsgelübde abgelegt, Sie später in Joseph einen gleichgesinnten Mann gefunden und sich so für eine jungfräuliche Ehe entschieden habe. Mariens Frage über die Möglichkeit Ihrer göttlichen Mutterschaft: "Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?" (Lk.1,34), kann, basierend auf dem hebräisch-aramäischen Urtext, auch folgende Bedeutung haben: Wie kann das geschehen, da ich keinen Mann will? So kann aufgrund der biblischen Vorlage über Maria auch die Meinung des hl. Augustinus richtig sein. Die Fülle der Gnade, die Maria besaß machte Sie fähig, vollkommen verfügbar für Gott zu sein. Ohne jede besondere Offenbarung entschied Sie sich für die Heirat, wie auch andere junge hebräische Mädchen, in der Meinung, daß das wirklich der Wille Gottes sei. Die generelle Überzeugung half Ihr, den Wert der Ehe und Ihrer Berufung zu erkennen und deshalb war Sie fest davon überzeugt, so den Willen Gottes am besten zu erfüllen. Aus dieser Sicht, finden wir generell gesprochen, eine Bestätigung für die Ehe und die Sexualität.

Auf der anderen Seite erfordert die menschliche Erlösung und die göttliche Mutterschaft, daß sie jungfräulich ist. Die Jungfräulichkeit mindert jedoch nicht die Würde und Hochschätzung der Ehe, der die Fruchtbarkeit durch das Sakrament Christi geschenkt ist. Durch Ihre Jungfräulichkeit bestätigt Maria beiden, den Verheirateten und Unverheirateten, daß jeder bereit und offen für die Gnade Gottes sein muß, und daß jedes andere Gut, wie die Ehe, zweitrangig gegenüber der Erlösung ist, die ein reines Geschenk Gottes ist.

Maria und Joseph waren wirklich Mann und Frau. Deshalb war ihre Ehe auch authentisch mit allen Konsequenzen, die daraus folgen. Maria unterhielt eine vollkommene, persönliche Liebe zu Ihrem Mann außer, daß diese Liebe zu ihm, von jeder Sünde bewahrt blieb und sich völlig Gott unterordnete. Ihre eheliche Liebe konnte nicht von der Liebe zu Gott getrennt werden und das deshalb, weil Maria 'voll der Gnade war. "Die eheliche Liebe und die völlige Hingabe an Gott wurden in der Heiligen Familie identisch und zu einer wahren Einheit in einem Ausmaß, wie sie sonst nirgendwo möglich war" (23).

Die Hingabe an Gott kann indirekt sein, wie in der Ehe, oder direkt außerhalb der Ehe. Die Hingabe zu Gott gilt für beide. Wenn Ehe und Zölibat die Hingabe an Gott ausschlössen, wären sie beide in gleicher Weise negativ. Nicht jeder Mensch hat das gleiche Charisma (vgl.1Kor.7,7). Wo jemand sich leichter Gott unterordnet, auf diesen Platz ist er berufen. Maria konnte sich in der Ehe Gott vollkommen hingeben, weil Sie voll der Gnade war. Weil Sie Gott vollkommen liebte, liebte Sie auch Ihren Mann vollkommen. So ist Sie in Ihrer persönlichen Hingabe an Gott, durch Ihren tiefen und persönlichen Glauben, ein Vorbild für die Verheirateten, wie für die Unverheirateten. Jede Liebe des Ehepartners muß offen sein für die Liebe Gottes. Marias Liebe zu Ihrem Gatten war in dieser Hinsicht "offener zu Gott, als es allen anderen Menschen möglich ist, auch den Erlösten" (24).

Eine totale Hingabe an Gott führt in der Regel in ein zölibatäres Leben. Daraus kann man aber nicht schließen, daß die Ehe gegenüber dem Leben in den Gelübden minderwertig wäre. Sexuelle Enthaltsamkeit ist ethisch weder höher einzustufen als ein Leben in der Ehe, noch bezeichnet es eine tiefere Zugehörigkeit zum mystischen Leib Christi. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß die verheirateten Menschen sich indirekt und die im Zölibat lebenden direkt Gott unterstellen. Da der verheiratete Mensch geteilt ist, vermindert er seine Hingabe an Gott. Es liegt in der Natur der Liebe, daß sie Bigamie und Ehebruch ausschließt. Der Grund dafür ist psychologischer und nicht sexueller Natur. Die vollkommene Hingabe an Gott schließt die Hingabe an einen Menschen aus (vgl.Mt.19,12-19; 1Kor.7,32-34). Maria ist durch Ihre Berufung so in Christus an Gott hingegeben, daß Sie keine andere Verbindung und Unterstützung benötigte. Deshalb sagt Matthäus: "Die Mutter und Ihr Kind" (vgl. Mt. 2,11). Mariens totale Hingabe an Gott war der Grund, daß Sie auch nach der Geburt eine Jungfrau blieb.

Nach allem was gesagt wurde, ist die Heilige Familie nicht eine Ausnahme, sondern die vollkommenste Ehe, die gleichzeitig als eine eschatologische bezeichnet werden kann. So werden nämlich bei der Auferstehung die Menschen nicht länger im irdischen Sinn heiraten oder verheiratet werden, sondern einander 'erkennen und lieben. Dadurch wird das Wesen der Ehe vollkommen verwirklicht durch Gott, der die Liebe ist (vgl.1Joh.4,8) und Gott wird alles in allem sein (vgl.1Kor.15,28). Diese Wirklichkeit war schon in der Ehe Mariens gegenwärtig. Die normale christliche Ehe vollzieht sich durch die körperliche Vereinigung und der Weitergabe des Lebens in den Generationen. Aber sie muß immer offen sein für eine größere Erfüllung, durch Gott, und darf nicht seinen eigenen Weg ohne feste Bindung an Gott gehen (25). Christus hat die Ehe von Maria und Joseph als Kind dieser Ehe vollendet und dadurch ihre Beziehungen zu Gott und zu den Menschen vollkommen gemacht.

Mutter und Mütter

Die Inkarnation des Gottessohnes beinhaltet die Einbeziehung der Menschen in den mystischen Leib Christi. Marias Mutterschaft, die durch die Inkarnation verwirklicht wurde, schließt die Mutterschaft aller Mütter ein. Ihre Mutterschaft ist nicht nur ein Vorbild, sondern die Ursache aller Mutterschaft hier auf Erden, so daß jede Mutterschaft Gnade bedeutet, um Christus die Glieder Seines mystischen Leibes zu schenken, mit denen dieser Leib zu Seiner Vollendung gelangt. So ist jede Mutterschaft auf Christus hin gerichtet und erschöpft sich nicht in seinem biologischen Wert. Alle Mütter sind Mütter durch Marias Mutterschaft, die von Maria stammt aber von jeder Mutter in ihrer persönlichen und eigenen Art verwirklicht wird. Die Kinder, die Jesus Seine Brüder und Schwestern nennt, haben mit Ihm die gleiche Mutter, die in allen Müttern gegenwärtig ist. Die Mütter stammen aus dem geheimnisvollen Willen Gottes, durch den Er wollte, daß Sein Sohn, inmitten vieler Brüder und Schwestern, Mensch wurde.

Dasselbe Geheimnis, das in Maria begann, setzt sich in den Herzen der Gläubigen fort, besonders der Mütter: "Die Geburt und das Heranwachsen von Christus (in Seinem mystischen Leib), der durch den Heiligen Geist empfangen wurde" (26). Maria "ist im Leib Christi in gewisser Hinsicht ein 'Erbfaktor, im biologischen Sinn des Wortes (der die weitere Entfaltung des Lebens bestimmt). Alle Weiterentwicklung erhält ihre Form und Funktion durch ihn. Sie ist das lebendige Organ, das den Lebensweg bestimmt, den Gott unter den Menschen bei ihrer Schöpfung festgelegt hat." (27). Maria ist lebendig und aktiv, allgegenwärtig in der Kirche.

Jede Mutterschaft ist in ihrem Wesen eine Hinwendung zu Christus. In Maria ist sie direkt und in anderen indirekt. Marias Mutterschaft ist reine Gnade und ein reiner Akt Gottes. Die Rolle des Ehemannes ist ausgeschlossen und Marias Rolle wird zur Annahme von Gott hingeführt. Der Erlöser ist nicht die Frucht menschlicher Tat, sondern das Geschenk Gottes. Die Parallele und die innere Verbindung zwischen Marias Mutterschaft und allen anderen Mutterschaften existiert noch. Der Unterschied ist enorm, aber es ist derselbe Gott am Werk, wenn auch auf verschiedene Weise. Jede Mutterschaft ist ein Geschenk Gottes. Kein Mensch erschafft Kinder. Gott selbst erschafft sie. Bei Maria war jede menschliche Mitwirkung bei der Zeugung ausgeschlossen, während sie bei allen anderen eingeschlossen ist. Der Unterschied berührt jedoch nicht die Grundwahrheit, daß jede Mutterschaft ein Geschenk Gottes ist. Maria ist ein leuchtendes Beispiel für dieses Geschenk und für die persönliche Verantwortung dafür. In Ihrer zustimmenden Antwort auf die Botschaft des Engels "hat die Rolle Marias ihren Höhepunkt erreicht" (28).

Die Familie ist eine göttliche Einrichtung, in der alles Geschenk ist. Das wird besonders an der Heiligen Familie deutlich. Das Geschenk ist Maria, Joseph und das Kind. Die ganze Struktur der Familie ist auf das Kind hin orientiert. Joseph nimmt die Mutter des Kindes als Frau zu sich. Überrascht, stimmt Maria dem Plan Gottes für Ihre Mutterschaft zu. Von der Verkündigung an, stellt Sie sich ganz in den Dienst Ihres Sohnes. Ihre Zustimmung als Ausdruck des Glaubens, ist gleichzeitig Ihr Lebensprogramm und Ihre Haltung gegenüber Gott. Vom ersten Augenblick der Empfängnis bis zum Tod am Kreuz, folgt Maria Ihrem Sohn in der Dunkelheit des Glaubens auf jedem Schritt: die Reise nach Ägypten, die Geburt im Stall, die Darbringung im Tempel, die Sorge um die Sicherheit Ihres Sohnes und Ihr Sterben mit Ihm unter dem Kreuz. Jeder Schritt Marias erfolgte durch Ihren Glauben, bis zu Ihrer glorreichen Aufnahme in den Himmel. Von Nazareth bis Golgotha "ist Sie aus der Dunkelheit des Glaubens nicht herausgekommen" (29). Der mütterliche Weg Mariens ist der richtige Weg für alle Mütter und für jeden Menschen. Marias Mutterschaft hat ihren Ursprung in Ihrem Glauben, hat sich durch ihn entfaltet und ist durch ihn gewachsen. Es ist ein Geschenk und Mitwirkung mit dem Geschenk. Ein Geschenk, das sich durch die menschliche Freiheit entfaltet. Es wird nicht auf einmal gegeben, sondern es wird gegeben, um sich bis zum Ende zu entfalten. "Die Bibel kennt nicht eine allwissende Maria, für die Ihr Sohn nicht länger ein Geheimnis gewesen wäre, sondern eine gläubige Magd Ihres Sohnes, die es im Glauben geschehen ließ, daß Sie von Station zu Station geführt wurde" (30).

Marias Mutterschaft ist in allen christlichen Müttern gegenwärtig. Die Struktur ist die gleiche, nur ist sie in Maria intensiver, in Übereinstimmung mit der Fülle Ihrer Gnade. Die physisch-biologische Dimension ist nicht die wesentliche, sondern die spirituelle Dimension des Glaubens. "Seliger sind die, die das Wort Gottes hören und befolgen" (Lk.8,21). Das Gebären von Kindern, als Glieder des mystischen Leibes Christi, setzt voraus, daß die, die sie gebären "Gottes Wort hören und befolgen" (Lk.8,21). Und nur so wird jede Frau im wahren Sinn des Wortes eine "Mutter von Christus" (Mk.3,35). Die Mutterschaft wurzelt im Glauben und muß auch durch ihn geführt werden. Der Glaube muß die Mutterschaft annehmen und in ihr immer für Gott offen sein. Demgemäß bestehen Ehe und Mutterschaft für Christus. Sie sind Ihm geweiht, durch Ihn geführt und gelangen durch Ihn zur Vollendung. Jede Ehe und Mutterschaft ist ein Dienst an Christus im Gehorsam des Glaubens.

Die Mutterschaft ist kein für sich bestehender Akt, besonders nicht im physischen Sinn, sondern ist ein Prozess der Gnade. Sie ist, wie der Glaube, eine fruchtbare Handlung, die auf Christus hin tendiert und in anderen geformt wird. "Sie verbreitet über sich selbst hinaus, eine Kraft des Glaubens und der Liebe in das Herz eines anderen Menschen. In dieser Weise findet die Geburt Christi auch dort statt" (31). Wie bei Maria und mit Maria verbleiben für jede Mutter noch Räume und Pflichten, das zu tun, was für Maria "am wertvollsten ist" (32), Leben zu schenken, und auf diese Weise, wie Maria, dem "Mysterium der Erlösung zu dienen" (33). Alle Mütter, wie auch Maria, müssen das Wort Gottes in der Dunkelheit des Glaubens annehmen und durch den Glauben in Christi Erlösungswerk eintreten. Eine solche Teilhabe am Werk Jesu ist bedeutungsvoll für die ganze Gemeinschaft der Heiligen, wobei Marias Anteil der erste und wichtigste ist. Alle anderen müssen Ihr folgen und Ihr Werk fortsetzen. Marias "ja" zur Mutterschaft des Sohnes Gottes ist gleichzeitig eine Zustimmung zum Lebensweg Ihres Sohnes und Seiner Aufgabe. Seine Aufgabe ist den Vater zu offenbaren. Und dafür stand Maria Ihm vollkommen zur Verfügung. Mehr und mehr ist Sie sich selbst gestorben und wurde die Magd Ihres Sohnes für Seinen Erlösungsauftrag. Sie hat das Wort Gottes angenommen, in Ihrem Herzen bewahrt, es meditiert, es gelebt und danach gehandelt, immer offen für Gott. Die gleiche Mutterschaft mit der gleichen Verpflichtung schenkt Leben in christlichen Müttern. Die Intensität der Mutterschaft Christi macht in dieser Hinsicht keine wesentlichen Unterschiede. Die Unterschiede hängen nur vom Grad der Gnade, dem Charakter und den Möglichkeiten jeder Mutter ab. Die menschliche Mutterschaft hat eine erlösende Dimension. Eltern zeugen Kinder durch Glaube, Hoffnung und Liebe. Der Glaube ist das Erbgut, mit dem wir den Gott annehmen, der sich in Christus geoffenbart hat und an andere weitergegeben wird (vgl.1Tim. 1,5). Mutterschaft ist die natürliche Ordnung, auf der sich die Gnade entfaltet. Gemäß ihrer eigenen Natur ist sie "eine Beziehung von Person zu Person" (34), in erster Linie zu Gott in Christus (vgl.Mt.25,40).

Jede Geburt eines Kindes ist erfüllt von Erwartungen, auch wenn das Kind aus dem geheimnisvollen Willen Gottes geboren wird, ein für Menschen außerordentlich schwer verständlicher Vorgang. Christi Inkarnation erleuchtet und segnet die Menschheit. Sie macht uns stolz und dankbar, daß wir Menschen sind (35). Der Stall in Bethlehem bezeugt, daß in armseligen Hütten, Ställen, städtischen Kellerräumen und ärmlichen Unterkünften Gottes Wunder und Gnaden herabfließen und Kindern das Leben geschenkt wird, die der Sohn Marias zu Seinen Brüdern und Schwestern macht, zu Kindern des gleichen Vaters und der gleichen Mutter, Maria.

Marias Familie zeigt uns, daß auch die perfekteste Struktur einer Familie nicht ihre höchste Vollkommenheit bedeutet. Die Ereignisse im Tempel von Jerusalem, von Kana und unter dem Kreuz bestätigen das besonders. Alles in der Familie muß auf Christus hin orientiert sein. Das Wesentliche in der Familie, wie in der Ehe, ist die Verbreitung der Liebe Christi und die Vergöttlichung der Welt mit und in Christus.

Das höchste Geschenk der Mutterschaft ist, daß sie die Person respektiert und bestärkt. Gott begegnet den Menschen nicht wie Tauben und leblosen Objekten, sondern in Harmonie mit ihrer rationalen und freien persönlichen Natur. Er degradiert weder Maria noch andere Mütter auf das Niveau lebloser Instrumente, sondern sucht mit einem persönlichen Wort eine persönliche Antwort. Mutterschaft hat die Natur und die Struktur des Glaubens und von daher kommt auch ihre erlösende Wirkung (vgl.1Tim.2,15).

Maria bestärkt durch Ihre unbefleckte Empfängnis die Heiligkeit des ehelichen Aktes. Obwohl Sie von Eltern in natürlicher, menschlicher Weise gezeugt und geboren wurde, war Sie ganz rein. Deshalb hat der eheliche Akt nichts Unreines an sich. Der Mensch, der in der Familie lebt, ist "heilig, so wie es Gott wünscht" (36). Die Vereinigung zwischen Mann und Frau ist nicht ein Fluch, sondern eine Schöpfung Gottes. Nur die Schmerzen bei der Geburt gehören zu Adams Fluch.

Das Sakrament des Alltäglichen

Der Rahmen einer Familie ist die richtige Umgebung und das günstige Klima, die die Entwicklung und das Aufblühen eine Frau möglich machen. Der Kampf für die Emanzipation ist nicht immer nur ein Kampf zugunsten der Frau. Maria lebte bescheiden, demütig, unerkannt und zurückgezogen. Es zeigt, daß gewöhnliche, arme Frauen die Freiheit, Würde und Erhabenheit der Frau im allgemeinen nicht herabsetzen. Maria, die in völlig demütiger und armer Umgebung lebte, wurde trotz dieser Umstände "über die Engel erhoben". "Ein wahrer Mensch" lebte in dieser Welt, "ein Mann aus Fleisch und Blut, Tränen, Schmerzen, Armut und in Verborgenheit", der trotzdem "nichts anderes war als Reinheit, Güte, Liebe bis zum Kreuz, ein Mann, der nur Gott gehörte ..."(37). All dieser Glanz war verborgen im völlig Alltäglichen des normalen Menschen, wie bei jenen, die wir auf staubigen Straßen, auf breiten Treppen und schwer erreichbaren Bergen treffen. Maria ist der Beweis dafür, daß es noch möglich ist, "in diesem Leben der Dunkelheit, der Schwäche, der Armut, der Unwissenheit, der Müdigkeit und der Tränen, ein Mensch zu sein, der Gott liebt und den Gott liebt, ein Kind Gottes, eine Person, die durch den Heiligen Geist lebt" (38).

Es ist uns über das Leben Marias, von Ihrer Geburt bis zur Einladung des Engels, nichts bekannt. Diese Stille über Sie "ist beredter als jede Rede"(39). Dies und das wenige, das die Kirche über das Leben Marias bewahrt hat, sagt deutlich, daß ihr Leben völlig alltäglich war. Es verlief völlig normal an der Oberfläche und vollkommen spirituell in der Wirklichkeit, ganz menschlich und ganz göttlich. Das ist ein offensichtlicher Beweis dafür, daß das normale tägliche Leben in der Familie geweiht ist. Das alltägliche Leben ist ein wahres Sakrament geworden und ein Abbild und Zeichen für das Übernatürliche. Alles wird in Liebe und Glaube in den Dienst für Gott zurückgeführt und umgeformt.

Maria ist nicht eine abstrakte Idee, sondern eine konkrete Persönlichkeit, eine Frau, die in tatsächlichen, ärmlichen, menschlichen Umständen und als Person, Frau, und Mutter in realen Beziehungen zu anderen Menschen lebte. Diese Wirklichkeit ist ein wahrer Beweis, daß "die Quelle des Glücks nicht der Besitz irdischer Güter ist, sondern in der Annahme des Willens Gottes liegt (40). Der schmale Weg des Familienlebens: Armut, Angst, Kampf, Haß, Verfolgung, Tränen und Schmerzen sind in sich nicht ein Zeichen von Fluch, sondern können die Quelle der Rettung sein, wenn sie aus der Hand Gottes in Wort und Tat angenommen werden: "Mir geschehe nach Deinem Wort"(Lk 1,38). Selbstentäußerung, Reinheit und Arbeit haben ihren Wert. Die Höhen und Tiefen einer Familie, wie auch im Leben Marias, mit Ihrem Mann, mit Ihrem Gewissen, mit dem Kind, mit dem Heim und mit der Welt zeigen, wie menschlicher Lebenskampf und Gottes Sorge gegenseitig verwoben sind und wie Gottes Gnade und Fürsorge allgegenwärtig durch das menschliche Leben strömt.

Maria ist auch ein Zeuge dafür, daß die Früchte einer Ehe nicht dem endgültigen Raub des Todes verfallen. In Maria ist sichtbar, was jedes Glied einer Familie erwartet, wie ihre Selbstverwirklichung, nach dem Willen Gottes zu leben, zur Erlösung wird, und wie ihre endgültige Lebensweise sein wird. Marias Aufnahme in die Herrlichkeit des Himmels lehrt, daß das endgültige Ziel jedes Menschen Gott ist. Deshalb ist weder die Überbewertung noch die Geringschätzung des Körpers zu rechtfertigen. Nach der Auferstehung Jesu Christi ist das Leben für uns Menschen, bei dieser Vollendung, schon jetzt ein wahres Fest. Maria ist ein Teil der Wirklichkeit geworden, die sich in Christus schon verwirklicht hat (41). Durch Ihre Aufnahme in die Herrlichkeit des Himmels, will uns Maria daran hindern, ständig auf dem Boden dieser Welt zu bleiben und die vollkommene, ewige Glückseligkeit für ein kleines Stück Glück auf Erden aufzugeben. Im Gegenteil, Sie will uns dahin führen, daß wir die kleinen irdischen Teile des Glücks in die Fülle der Glückseligkeit bei Gott einbringen können.

Maria ist die Offenbarung, das Zeichen und der Beweis für das, was uns Menschen erwartet. Sie ist der Hinweis dafür, daß die Auferstehung des 'Hauptes die Auferstehung des 'Leibes nach sich zieht. In Maria hat, aufgrund Ihrer familiären Beziehungen, der vollkommene und endgültige Zustand der Kirche schon begonnen. Deshalb sieht die Kirche mit Recht im Leben Marias ihr eigenes, endgültiges Bild, das sie sich in gleicher Weise mit Christus erhofft. Maria ist die Summa Ecclesiae, gemäß der, die Erlösung der ganzen Welt in Gestalt einer Familie kommt.

Literaturverzeichnis

1) Mysterium salutis, Band III/2, Einsiedeln-Zürich-Köln, 1969: Alois Müller, Marias Stellung und Mitwirkung im Christusereignis, S.416

2) LThK, 2. Aufl., Das Zweite Vatikanische Konzil, Teil I, Freiburg-Basel-Wien, 1967:

Dr. Otto Semmelroth, Kommentar 8. Kapitel Lumen gentium, S. 337

3) Lumen gentium, Nr. 60

4) Semmelroth, S. 337

5) Müller, S. 416

6) Lumen gentium, Nr. 53

7) Cmp. Karl Rahner, Maria Mutter des Herrn, Theologische Betrachtungen, Freiburg- Basel-Wien, 5. Aufl. 1965, S. 104-105

8) Rahner, S. 58

9) Rahner, S. 54

10) Müller, S. 437

11) Rahner, S. 54

12) Semmelroth, S. 337

13) Lumen gentium, Nr. 62

14) Rahner, S. 34

15) Rahner, S. 37

16) Müller, S. 417

17) Cmp. Müller, S. 416

18) Cmp. Müller, S. 416

19) Müller, S. 416

20) Rahner, S. 36

21) Rahner, S. 67

22) Rahner, S. 68

23) Müller, S. 471

24) Müller, S. 471

25) Cmp. Müller, S. 472 - 473

26) Lumen gentium, Nr. 65

27) Rene Laurentin, Mutter Jesu - Mutter der Menschen (Original: La Vierge au Concil, 1965, Paris) Limburg, 1967, S. 175

28) Müller, S. 451

29) Müller, S. 486

30) Müller, S. 463

31) R. Laurentin, S. 18

32) Lumen gentium, Nr. 56

33) Lumen gentium, Nr. 56

34) R. Laurentin, S. 171

35) Cmp. Jean Cantinat, C.M. Marie dans la Bible, Lyon-Paris, 1963, S. 131

36) Rahner, S. 40

37) Rahner, S. 81

38) Rahner, S. 81

39) Bossuet, Elevations sur les Mysteres, ed. D. de Bouvier, 1933, S. 692

40) J. Cantenat, S. 128

41) Cmp. Rahner, S. 91

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Fra Josko Srdanovic

DIE FAMILIE IN DER HEUTIGEN ZEIT

1. EINFÜHRUNG

Die Familie als Basis und Kern einer Nation und Gesellschaft hat ihre eigene spezifische Entwicklung, ihren eigenen inneren Aufbau, ihre eigene Dynamik und ihr eigenes Leben. Sie ist verschiedenen Änderungen in der Geschichte und auch krankhaften Veranlagungen ihrer Mitglieder unterworfen, besonders in unserer Zeit, in der der Materialismus seinen Tribut von der Menschheit fordert, die ethischen Werte relativiert wurden und wir mehr und mehr atheistisch geworden sind. In der Familie lieben wir, zeugen neues Leben, leben und sterben wir. Die Familie ist die Trägerin des Lebens, Vermittlerin der Kultur, religiöser und geistlicher Werte. Somit ist sie die Grundlage der Religion, Kultur und Geschichte, welche sie an die zukünftigen Generationen weitergibt. Obwohl die Familie verschiedenen Einflüssen und Veränderungen ausgesetzt ist, war es ihr möglich eine Zelle intimer und wertvoller zwischenmenschlicher Beziehungen zu bleiben.

In diesem kurzen Vortrag werden wir folgende Themen ansprechen: die Heirat, die Familie im allgemeinen, die gesunde Entfaltung der Familien, unter besonderer Berücksichtung der Kinder und Jugendlichen als zukünftige Träger der Familie und des gesellschaftlichen Lebens. Wir werden auch die Krankheiten der heutigen Familie behandeln und einige Beispiele aus der medizinischen, psychiatrischen und pastoralen Praxis anführen.

2. EHE UND FAMILIE

Die Familie ist die grundlegende Einheit der Gesellschaft. Sie basiert auf dem Zusammenleben von Personen, die emotionell verbunden und blutsverwandt sind. Gewöhnlich besteht sie aus Eltern und Kindern, aber sie schließt auch Großeltern, Onkel, Tanten usw. als Teil der weitläufigeren Familie mit ein. In der Familie vereinen sich biologische, zeugende, erzieherische, wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle, moralische, religiöse und häusliche Eigenschaften. Die Familie ist die Trägerin des Lebens, wie sie es jahrhunderte- und jahrtausendelang war und hat so eine lange Geschichte und Tradition. Sie ist gegründet auf Liebe und Heirat. Liebe ist der Eckstein des Zusammenlebens in der Ehe und eine dauerhafte eheliche Gemeinschaft ist die Voraussetzung für Familienglück und die Verwirklichung einer verantwortlichen Elternschaft. In der Ehe und mit der Familie erfüllen die Menschen ihre lebensnotwendigen Bedürfnisse: emotionell, sexuell, materiell, gesellschaftlich, geistlich, in der Fortpflanzung und kulturell. Andere Einrichtungen, wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser oder Altenheime können die Familie weder ersetzen, noch die nötige Geborgenheit oder Wärme einer Familie schenken. Die Funktionen der biologischen Zeugung und die Erziehung in der Familie sind besonders wichtig, da neue Mitglieder der menschlichen Gesellschaft geboren werden und ihren Entwicklungsprozeß und ihr Wachstum in ihr formen.

In dieser intimen, menschlichen Umgebung finden die ersten Sinneswahrnehmungen des Menschen statt und die ersten Kenntnisse über das Leben und die Welt werden hier erworben, die ersten Eindrücke und Haltungen geformt und Beziehungen aufgebaut. Die ersten Bewertungskriterien über das Gute, die Moral, die Wahrheit, den Menschen, die Heiligkeit usw. werden angenommen und so wird die Identität der Person geformt. Nur Eltern und Familienmitglieder können so viel Verständnis, Geduld, Einfühlungsvermögen, Selbstlosigkeit, Hilfe und Unterstützung ihren Mitgliedern, besonders den Kindern und jungen Menschen entgegenbringen. Deshalb hat die erzieherische Funktion der Familie im Laufe der Geschichte eine nicht zu ersetzende Rolle gespielt. In der gegenwärtigen Zeit der allgemeinen Entfremdung, der emotionellen Isolation, Einsamkeit und Verlassenheit, ist die Familie das Zentrum der menschlichen Gemeinschaft geblieben, mit seiner Wärme, Zusammenhalt und Athmosphäre des Vertrauens. Sie ist das Zentrum gegenseitiger Hilfe geblieben und hat die notwendigen zwischenmenschlichen Beziehungen bewahrt.

Unerläßlich ist für Ehe und Familie die selbstlose Liebe, die sich an die anderen verschenkt. Sie erfordert allerdings Anstrengung und Mühe, Bereitschaft zum Vergeben und gegenseitiges Verständnis. Während sich die Lebenssituationen ständig, Tag für Tag, ändern, bleibt diese Liebe konstant, sie bereichert die Verschiedenheit der Charaktere und fördert die Bedingungen für eine positive Entwicklung von jedem Mitglied der Familie. In diese Geborgenheit werden neue Familienmitglieder hineingeboren, was nicht nur für die Familie, sondern ebenso für die Gesellschaft und die Menschheit ganz allgemein, wichtig ist. Wir sprechen hier über die Zeugung neuer Generationen und einer neuen Gesellschaft, für die jede andere Weitergabe des Lebens keinen Sinn hat.

3. DIE KRANKHEITEN DER HEUTIGEN FAMILIE

Die Bedingungen und das Tempo der Einflußnahme auf jeden einzelnen und die Familie von heute, haben sich stark verändert, besonders in den entwickelten Ländern. Während der letzten Jahrzehnte hat sich die öffentliche Meinung in ihrer Einstellung zum Leben, zur Welt und was diese Welt zu bieten hat, unleugbar gewandelt. Oft hat die Welt nur eine Verfälschung des Lebens zu bieten. Der Zusammenhalt der Familie ist geschwächt worden, beide Elternteile arbeiten und sind fast ganz selbständig. Immer mehr haben die Eltern ihre Lebenshaltung in eine Liebe zu sich selbst vertauscht und trachten nur noch nach Freizeit und Bequemlichkeit mit weniger Verantwortung und Lasten, die mit dem Vorhandensein und der Erziehung mehrerer Kinder verbunden sind. In dieser materialistischen Welt scheint die Haltung, sich selbst zu verschenken, was ohne Opfer nicht möglich ist, zu verschwinden und man tendiert zur freien Liebe, einer liberalen Haltung gegenüber der Sexualität und verneint die erzieherische Rolle als Eltern im Namen einer modernen Emanzipation. Die Wurzel für diese Haltung ist ein Mangel an Glauben und Vertrauen in einen lebendigen Gott, der zum Verlust des Gebetes und Leben aus Seinem Geist führt und die Verneinung eines Lebens nach Seinen Geboten, die Gott den Menschen gab, um sie als einzelne, als Familie und als Nation zu schützen.

Da wir oft unter dem Einfluß der Wissenschaft, die nicht immer der Menschheit und dem Leben im allgemeinen dient und ebenso unter dem Einfluß der Medien und der Weltpolitik stehen, ist die Identität der zukünftigen Familien, der Staaten und des Glaubens in Gefahr. Ohne die wesentliche Verbindung mit der Quelle des Lebens, die Gott ist, leben viele Familien heute in einer gewissen Leere. Sie leiden an einer sogesehenen inneren, existentiellen und geistigen Hohlheit", an Sinnlosigkeit. Diese Haltung formt Eltern und andere Familien-mitglieder in Einzelgänger um, die immer freudloser und opferscheuer werden und gleichzeitig immer unzufriedener mit sich selbst. Sie entscheiden sich leichtfertig für die Abtreibung eines empfangenen Kindes. Sie erziehen ihre Kinder und Jugendlichen ohne auf die Bedeutung des Lebens hinzuweisen und greifen zu künstlichen Ersatzmitteln, wie Vergnügungen, Alkohol, Unmoral und Drogen, die zu geistigen und körperlichen Krankheiten, gesellschaftlichem Versagen und zur Zerstörung von Ehe und Familiengemeinschaft führen.

4. EINIGE ASPEKTE FÜR DIE ENTWICKLUNG EINER GESUNDEN FAMILIE UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER KINDER UND JUGENDLICHEN

Damit ein Mensch sich zu einer 'gesunden' Person entwickeln kann, die ihren Beitrag als Glied der Gesellschaft, mit hohem Verantwortungsbewußtsein in Bezug auf ihre Rolle in der Familie und am Arbeitsplatz leistet, haben die Familie und besonders die Eltern eine unersetzbare Funktion für ihr Wachstum, ihre Erziehung und ihre Entwicklung. Auch die zur weiteren Familie gehörenden Personen und Mitmenschen spielen, wie auch das Milieu, eine wichtige Rolle für das Heranwachsen eines Menschen. Deshalb ist es wichtig, eine gesunde Entwicklung des Kindes von der Empfängnis und Geburt an zu gewährleisten, um krankmachende Verhältnisse zu vermeiden, die Kinder, Jugendliche und die neue Generation der Gesellschaft bedrohen. Das wollen wir im folgenden darlegen.

Hier wollen wir einen bedeutungsvollen Aspekt in der Entwicklung der Person untersuchen, seine Identität und die Konsequenzen, die sich aus einer fehlgeleiteten Identität für die geistigen Fähigkeiten ergeben. Wir beziehen uns auf verschiedene Typen der Identität, die persönliche, die familiäre, die nationale, die religiöse und die sexuelle. Diese Anlagen der menschlichen Person werden durch die psycho-soziale und psycho-sexuelle Phase der Entwicklung der Person geformt und verstärken sich im Laufe ihres Lebens.

Freuds strukturelle Theorie unterteilt die geistigen Anlagen in drei Teile: Erstens, die untere Schicht, das 'id' = 'Es', der unbewußte Teil, in dem die Impulse und Triebe, sowie die geistige Energie gespeichert werden. Diese Impulse wollen 'hier und jetzt' unter verschiedener Dringlichkeit befriedigt werden, während die höheren Anlagen der Identität, das 'Ich' und das 'Über-Ich' im Gegensatz zu den niederen stehen. Die zweite Schicht, das 'ego' = 'Ich' hat eine Kontrollfunktion, die Selbstkontrolle, sie verhindert ein unkontrolliertes Verlangen, das wenn es erfüllt wird, Angst erzeugt. Diese Schicht prüft die Wirklichkeit und befähigt den Menschen, sich den Situationen anzupassen, setzt Grenzen gegen die Außenwelt und entwickelt Verteidigungsmechanismen. Besonders diese Funktion schafft die wahre Identität einer Person und die Kenntnis von sich selbst und der Umgebung.

Die dritte Schicht ist das 'super-ego' = das 'Über-Ich', das die Funktion einer strengeren Selbstkontrolle und moralischen Zensur hat und in sich die Moral und die gesellschaftlichen Normen vereint. Diese Fähigkeiten beginnen sich bereits bei einem drei Monate alten Kind zu entfalten. Bereits in diesem Alter, baut ein Kind, das noch in Windeln liegt, seine ersten emotional-sachlichen Beziehungen mit seinen Eltern oder mit denen, die für es sorgen auf (Hauptbezugspersonen). Bereits in diesem Alter lächelt das Kind, erkennt eine Person, die es vorher gesehen hat, und reagiert mit Bewegungen. In diesem Stadium werden Kinder durch das Beispiel der Eltern und solcher, mit denen sie in Kontakt sind, geformt. Für Kinder sind sie erkennbare Ideale und Vorbilder, mit denen sie sich identifizieren, immer öfter nehmen sie einige der Eigenschaften und Wesenszüge, die sie an anderen sehen und haben möchten, als eigene an. So beginnen sich schon sehr früh die emotionellen, sozialen, moralischen, religiösen, sexuellen und andere Eigenschaften zu bilden.

Eltern und andere in der Umgebung des Kindes können so Vorbilder für gute und schlechte Eigenschaften werden, die das Kind annimmt, da es schon fähig ist, die Atmosphäre, die die Familie ausstrahlt, zu unterscheiden: ob Wärme und Ruhe vermittelt werden, wie die Eltern einander begegnen, ob sie Zeit für das Kind haben, ob die Mutter überlastet und frustriert ist, ob der Vater herzlich oder aggressiv ist, ob er betrunken nach Hause kommt oder nicht, wie die Familie Konflikte löst, ob sie sich entschuldigen oder nicht, ob sie sich untereinander vertragen, ob sie tolerant sind, welche Werte zu Hause Priorität besitzen und ob sie gelebt werden oder nicht, ob sie gut über Gott sprechen oder Ihn verdammen, ob sie in die Kirche gehen oder nicht und ob sie Versprechen einhalten.

Obwohl andere Einrichtungen die Heranbildung der Identität des Kindes ergänzen und durch Wissen erweitern können, wird das Fundament für die geistige Aufnahmefähigkeit des Kindes, das der Träger des gesellschaftlichen Lebens der Zukunft ist, in der eigenen Familie und zu Hause gelegt.

5. KRANKHAFTE ENTWICKLUNGEN IN DER HEUTIGEN FAMILIE MIT EINIGEN BEISPIELEN

Besonders heute bewirken folgende Umstände ein Fehlverhalten in der Familie: eine veränderte öffentliche Meinung und falsche Lebensmuster, ein zerstörerischer Einfluß der Medien, die Ausführung einer atheistischen Politik der Regierungen und eine Entfremdung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Dieses Fehlverhalten in der Familie löst krankhafte Veränderungen in den Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen aus und es sind diese Kinder von heute, die morgen Verantwortungen und Verpflichtungen für die Generation der Eltern übernehmen müssen.

Ob ein Kind bei der Empfängnis gewünscht war oder nicht oder ob eine Abtreibung geplant war, ist für das Kind von großer Bedeutung, denn es fühlt dies im Schoß seiner Mutter sehr klar und deutlich. Das Unerwünschtsein kann folglich bei einem Kind ein geistiges Trauma mit der Tendenz zur Depression, Introvertiertheit, zu Mißtrauen und zu einem psychopathischen, zerstörerischen Verhalten führen.

In der Zeit des Stillens wirken sich folgende Störungen besonders negativ auf die gesunde Entwicklung des Kindes aus: grobe Vernachlässigung durch die Eltern, besonders durch die Mutter; andauernde Spannungen und Unfrieden in der Familie; ein kühles Verhältnis zueinander; ein Desinteresse an den geistigen und körperlichen Bedürfnissen des Kindes, besonders in seinem Verlangen nach wahrer Liebe, Wärme, Geborgenheit und Vertrauen. Auf diese geistigen Verwundungen, zu denen sich das Kind verbal nicht äußern kann, wird es mit einer Reihe von psychosomatischen Störungen reagieren um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

So kann auch eine zweite Neurose entstehen, wenn mehr als eine Person das Kind betreut (Diskontinuität der Bezugsperson), länger andauernde Trennung des Kindes von seinen Eltern (wenn die Eltern verreisen, im Krankenhaus sind, oder wenn ein Kind von den Großeltern erzogen wird und bei Verlust eines Elternteiles ohne Liebesersatz durch andere. Das können Gründe für ein Trennungstrauma während der Pubertät und des Erwachsenwerdens sein, wenn das Kind in die Welt der Erwachsenen kommt und nicht in der Lage ist, den Anforderungen, die seinem Alter entsprechen, gerecht zu werden. Diese Art der Erziehung resultiert in emotionaler Verwundung und beschädigt den Charakter mit der Tendenz, sich in sich selbst zurückzuziehen, zur Selbstsucht, zu Mißtrauen und zu einem unstillbaren Hunger nach Liebe und Bestätigung durch andere, ohne die Fähigkeit zurückzugeben, was sie erhalten haben. Solche Menschen haben nicht die normalen geistigen Abwehrfähigkeiten entwickelt und in Streß- und Frustationssituationen haben sie eher die Tendenz, sich in ihrem Verhalten zurückzuziehen (z.B., Depression, Mangel an Initiative, Vernachlässigung der Schule, mangelnde Unterordnung gegenüber den Eltern und anderen Autoritäten, eine Tendenz, sich Gruppen anzuschließen, die sie auf der Straße oder in der Schule beeindrucken, zu Alkohol und Drogen zu greifen und zwanglosen Geschlechtsverkehr auszuüben). So erzeugt das Heranwachsen und die Entwicklung eines Menschen in einer ungesunden Familienatmosphäre eine falsche Identität, eine Pseudo-Identität, die die Veranlagung zu größeren Verirrungen und gesellschaftlich-psychologische Krankheiten fördert. So werden die Jugendlichen der heutigen Familien zu Trägern der Krankheiten ihrer eigenen Familie.

Es ist sehr unvorteilhaft, wenn Kinder von beinahe geistig kranken Eltern geboren und erzogen werden, die in einem nicht wünschenswerten sozialen Milieu leben. Ebenso ist es für ein Kind zerstörerisch, wenn es in einem 'Glashaus', in einer ungesunden Bindung an die Eltern, entfernt von jeder Arbeitsmoral, Verantwortung und Enttäuschung, aufwächst. Dies ist heute weit verbreitet und macht eine normale Vorbereitung für das Leben unmöglich. Solche Kinder werden leicht 'kleine Götter' innerhalb der Familie.

Es ist auch ein Problem wenn ein Kind zum Objekt der Aggression seiner Eltern wird, an dem sie ihre ehelichen und beruflichen Probleme auslassen; oder wenn die Karriere, der Hausbau oder die Anhäufung von Reichtümern für die Eltern wichtiger sind, als eine Atmosphäre der Wärme, des Vertrauens, der Liebe und der Hilfe für ihr Kind zu schaffen. Auf diesem Weg ist die Investition in die Erziehung ihres Kindes minimal. In dieser Weise ist ein Kind auf sich selbst gestellt, wird auf der Straße durch verschiedene Gruppen, in Diskotheken, durch Zeitschriften und das Fernsehen erzogen. Es gibt mehr und mehr Kinder und Jugendliche aus den heutigen Familien, in denen eine beständige Unordnung im Familienleben herrscht, Mangel an wahrer Liebe und Unterstützung und in denen die Eltern den Kindern nicht zur Verfügung stehen oder getrennt sind. Die Ehescheidung ist ein besonderes traumatisches Erlebnis für die Kinder, durch die viele von ihnen depressiv-autistisch werden und in der pädagogischen Psychiatrie enden (Als Beispiel: Puppen und Marionetten).

Das Leben von Eltern und Familien ohne Glauben an einen lebendigen Gott, ohne tägliche Glaubenspraxis, ohne tägliches Familiengebet, mit einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüberGott, führt zur Gottlosigkeit in der heutigen Familie und verursacht daher eine gewisse Sinnlosigkeit des Lebens, in der die Familie heute häufig lebt. Diese Sinnlosigkeit des Lebens veranlaßt die heutigen Jugendlichen umherzuwandern und nach etwas zu suchen, womit sie die Leere ihres Lebens füllen können. Deshalb sieht man nicht selten, wie es Jugendliche in Sekten, in den Okkultismus, in die Drogen, in den Alkohol und in andere ähnliche Süchte hineinzieht [Als Beispiele: Dijana, Damir (16), Bos (26), Maria (25) und Ivica (12)].

Wenn der beste Obstbaum im Garten nicht veredelt und beschnitten wird, so wird er keine Frucht tragen. Ebenso wird auch die Entwicklung einer menschlichen Person fruchtlos bleiben, wenn sie dem Glück und Zufall überlassen ist. Deshalb muß die elterliche Liebe sicher und bedingungslos sein und die Eltern müssen Freunde des Kindes sein, es verstehen und unterstützen. Es ist wichtig, daß die Eltern sich bei der Erziehung des Kindes viel Zeit nehmen, für Gespräche, für die Erholung und für die Beantwortung seiner Fragen, aber auch dann, wenn das Kind sich nicht entsprechend den Erwartungen der Eltern verhält. Materielle Geschenke können nie die Wärme, Nähe und elterliche Liebe, die ein Kind braucht, ersetzen. Kinder empfindenen solche Geschenke als eine Alibihandlung. Es ist notwendig, das Kind oft zu loben, es zu unterstützen, die Versprechen einzulösen und ihm noch vor dem dritten Lebensjahr kleine Aufgaben anzuvertrauen, um so die Arbeitseinstellung und Verantworlichkeit des Kindes zu fördern.

6. ZUSAMMENFASSUNG

In dieser kurzen Abhandlung über die heutige Familie können wir behaupten, daß sie trotz des schnellen wissenschaftlichen Fortschritts, trotz großer Veränderungen in ihrer inneren Dynamik, ihres Aufbaus und ihres Lebens und angesichts der öffentlichen Meinung und einer wachsenden Entfremdung der Menschen untereinander, eine Oase der Wärme, Hilfe und Liebe, des Engagements, intimer persönlicher Beziehungen und Trägerin neuen Lebens geblieben ist. Die heutige Familie ist durch die Wissenschaft, die Politik, die Medien, die Gleichgültigkeit gegenüber Gott und einer wachsenden materiellen Sattheit, vielen neuen Herausforderungen ausgesetzt. Deshalb leben die Familien heute oft in einer gewissen Leere und Sinnlosigkeit des Lebens und erziehen ihre Kinder, die Träger der zukünftigen Familien und des sozialen Lebens sind, so, daß sie zu verschiedenen abnormalen und schädlichen Ersatzhandlungen und Verhaltensweisen verleitet werden, die wiederum das Fundament der zukünftigen Familien und der Gesellschaft bedrohen. Genau aus diesem Grund haben wir hier einen tieferen Blick auf das normale und abnormale Wachstum und die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen geworfen und auf die begleitenden krankhaften Folgen hingewiesen, denen man täglich im Beruf als Psychotherapeut begegnet.

Familien, die an Gott glauben, haben bewiesen, daß sie stabiler und widerstandsfähiger gegenüber den Verführungen der Welt sind. Um die oben erwähnten Probleme zu vermeiden und um eine gesunde Entwicklung der Kinder, Jugendlichen und Familien zu fördern, brauchen wir fachkundige Beratungszentren für Kinder, Jugendliche und Eltern (Psychotherapie). Ebenso brauchen wir Erziehungsprogramme in den Medien, um Eltern, Kinder und Lehrer in Seminaren und Vorträgen zu beraten. Um helfen zu können, benötigen wir persönliche Kontakte und eine adäquate Erziehung an der Schule.

Die Familie muß sehr darauf achten, den wahren Werten im Leben den Vorzug zu geben und erkennen, daß ein Kind nicht erst als Säugling, sondern schon vom Augenblick der Empfängnis an, eine Person ist, die Liebe, Vertrauen, Aufmerksamkeit und Hilfe braucht. Die Familie muß ferner erkennen, daß ein Kind ein Geschenk Gottes ist und dem Schöpfer und Geber des Lebens dafür Dank und Lob gebührt. Unersetzlich und vorrangig ist die Rolle der Kirche und der gelebte Glaube im täglichen Leben der Familie, sowie das Zusammenkommen der Kinder, Jugendlichen und Eltern bei Liturgie und Gebet in der Gemeinschaft der Pfarrgemeinde. Das sind wesentliche Voraussetzungen, um die Gnaden Gottes und eine wahre religiöse Identität zu gewinnen, die dem Einzelnen helfen, verschiedene Krisen und Enttäuschungen des Lebens zu bewältigen und ein wertvolleres Leben in der Verbindung mit Gott führen zu können.

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fra Slavko Barbaric

DIE BEDEUTUNG DER FAMILIE IN DEN BOTSCHAFTEN MARIENS, DER KÖNIGIN DES FRIEDENS

1. Medjugorje ist eine Schule, in der Maria, die Königin des Friedens, spricht und uns so bereits fünfzehneinhalb Jahre lang unterrichtet. Durch Maria Pavlovic-Lunetti hat Sie an jedem Donnerstag vom 1.März 1984 bis zum 8.Januar 1987 einfache Botschaften gegeben. Vom 25.Januar 1987 an bis heute hat Sie die Botschaften an jedem 25. des Monats gegeben. Sie sagt uns nichts neues, aber in einer mütterlichen Weise, mit viel Verständnis und Liebe, mit Güte und Geduld, erinnert Sie uns daran, was wir, als Ihre Kinder, als Einzelne, als Familie und als Kirche, zu tun haben.

Sie spricht einfach und konkret, ohne zu theoretisieren und zu philosophieren, genauso wie es jede Mutter tun würde. Maria, die Königin des Friedens, ist klar in dem, was Sie von uns will und fordert. Ihre Botschaften erfordern keine besonderen Erklärungen und Begründungen, sie sind für jedermann verständlich. Es gibt in ihnen keine Mißverständnisse und Mangel an Klarheit.

Einerseits haben Ihre Botschaften eine tiefe Verbindung zur biblischen Botschaft und andererseits zeigen sie einen engen Bezug zur Wirklichkeit des täglichen Lebens. Um diesen tiefen Bezug der Botschaften der Gottesmutter zur Bibel und zum täglichen Leben leichter erkennen zu können, genügt es, Ihre Hauptbotschaft vom 26.Juni 1981 anzuführen: Friede, Friede und nur Friede." Daran knüpfte Sie die prophetischen Worte: Betet und fastet, denn durch Gebet und Fasten könnt ihr Kriege beenden und Naturkatastrophen abwenden". Gehen wir zurück in das Jahr 1981, so war für uns kroatische Katholiken die Möglichkeit eines Krieges undenkbar. Doch, zehn Jahre später, 1991, am gleichen Tag, am 26.Juni, fielen die ersten Bomben und kündigten die schreckliche Wirklichkeit des Krieges an, den wir uns weder wünschten noch erwarteten und von dem wir alle hofften, daß er nicht ein solches Ausmaß annehmen würde.

Das Hauptziel der Erscheinungen ist der Friede und er zieht sich, kontinuierlich wie ein goldener Faden, durch alles, was die Muttergottes sagt und tut, hindurch. Deshalb sprach Sie auch von den Bedingungen für den Frieden: Gebet, Fasten, Glaube, völlige Hingabe an Gott und mit Maria auf dem Weg der Heiligkeit zu bleiben. Sie hat auch klar ausgesprochen, mit welchen Mitteln wir dieses Ziel erreichen werden: durch das Gebet des Rosenkranzes, die Beichte, das Lesen der Heiligen Schrift, den Besuch der hl.Messe und gute Werke.

Einzelpersonen, Familien, Gruppen, alle Glieder der Kirche und die ganze Welt sind in gleicher Weise eingeladen und beim Namen gerufen. Für den gesamten Friedensprozess hebt die Gottesmutter kontinuierlich die Bedeutung jedes einzelnen hervor, der Familie und der Gebetsgruppe. Ihr Weg zum Frieden ist induktiv. Er beginnt mit dem einzelnen, der umkehrt und indem er umkehrt, pflegt er neue Beziehungen in der Familie, in der Gesellschaft, in der Kirche und in der Welt. Alles beginnt mit der persönlichen Umkehr eines einzelnen, die dann zuerst neue Beziehungen in der Familie knüpft, ehe sie weiterwirkt.

Die Seher wiederholen es unermüdlich, daß zuerst der Friede in unseren eigenen Herzen herrschen muß, dann in den Familien und erst dann in der Welt. Hieran erkennen wir den unerläßlichen und unveränderlichen Wert und die Bedeutung jedes einzelnen. Ohne den einzelnen Menschen ist der Plan, den Gott Maria anvertraut hat unerfüllbar. Jeder einzelne bildet einen neuen Kern, eine neue Familie und die neue Familie schafft eine neue Kirche und eine neue Gesellschaft. Die neue Gesellschaft, die neue Kirche und die neue Familie, der Reihe nach erneuert durch die Erneuerung des einzelnen, spielen ihre Rolle für die Erziehung und machen es für den einzelnen leichter, seine oder ihre eigene Identität zu leben.

Die Aufgabe dieses Vortrags ist es, sich auf das zu konzentrieren, was Maria über die Familie sagt und welchen Typ der Familie Sie wünscht, was Sie uns allen vorschlägt und wovor Sie uns warnt, als Eltern, Kinder und Ältere. Er beinhaltet ferner die Fragen, welche Werte Maria uns zu leben bittet, wie und wodurch wir einander begegnen, wie wir uns Gott, dem Gebet, der hl.Messe und der Hl.Schrift gegenüber verhalten sollen.

2. In 27 Botschaften erwähnt die Gottesmutter die Familie, davon 13mal in den Donnerstagsbotschaften und 14mal in den Monatsbotschaften vom 25. Was Sie gesagt hat kann entweder chronologisch oder thematisch dargelegt werden. Ich habe mich für das letztgenannte entschieden.

GOTT AUF DEM ERSTEN PLATZ

Gott ist die Grundlage für alles, die Quelle des Lebens und der Heiligkeit, der Schöpfer und Erhalter von allem, was ist. Er ist Friede und Liebe. Ohne einen persönlichen Kontakt zu Ihm, kann keiner im Frieden sein. Er gibt uns alles, was wir haben und alles gehört Ihm. In einer frommen Familie steht Gott auf dem ersten Platz und Er muß das Leben der Familie steuern. Sich für Gott zu entscheiden und Ihn auf den ersten Platz zu stellen bedeutet, dasselbe zu tun, was Maria getan hat und so zu leben, wie die hl.Familie von Nazareth. In der Botschaft vom 25. Dezember 1991 sagt die Gottesmutter: Stellt Gott an den ersten Platz im Leben eurer Familien, liebe Kinder, damit Er euch den Frieden geben kann und euch nicht nur vor dem Krieg bewahren kann, sondern im Frieden auch vor jedem Angriff Satans." Maria spricht deutlich über die andauernden und rastlosen Aktivitäten Satans, sowohl in Zeiten des Krieges wie im Frieden. Er läßt nichts Gutes zu, denn Satan will den Krieg, er will den Frieden nicht, er möchte alles zerstören, was gut ist" (25.März 1993). In der gleichen Botschaft lädt Sie uns dreimal zum Gebet ein: Betet, betet, betet". Das ist die Antwort auf die Frage, wie wir Ihrem mütterlichen Herzen nahe sein können.

Ich bin gekommen, um euch zu sagen, daß Gott existiert", war eine der ersten Botschaften, die die Seher an die Welt überlieferten. Später hat Sie in vielen Botschaften beide, einzelne und Familien, eingeladen, sich für Gott zu entscheiden und Ihn an die erste Stelle im Leben zu setzen, so vollkommen, wie es in Ihrem ganzen Leben war. Sie nannte sich selbst die Magd des Herrn, die in allem den Willen Gottes erfüllte. Gott war auf dem ersten Platz Ihres Lebens in Ihren Gedanken, in Ihren Worten und in Ihren Werken.

In der Botschaft vom 2.Juni 1984, in der Sie uns einlud eine Novene zu beten, damit der Heilige Geist die Familien erfülle, bat Sie uns alle, unser ganzes Erdenleben zu einer Verherrlichung Gottes zu machen und sagte, daß Gott uns alle notwendigen Gnaden dazu geben wird, damit es wirklich geschehen kann (2.Juni 1984). Der hl.Paulus lehrt uns im 1.Korintherbrief: Ob ihr also eßt oder trinkt oder etwas anderes tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes" (1Kor.10,31).

Alles, was Maria uns sagt, sagt Sie im Namen Gottes. Maria ist eine Prophetin und die Königin der Propheten. Ein Prophet ist jemand, der im Namen Gottes spricht. So beziehen sich die Worte der Propheten nicht in erster Linie auf Zukünftiges, sondern sprechen im Namen Gottes. In diesem Sinn ist jede Mutter und jeder Vater in erster Linie ein Prophet, der den Willen Gottes aufzeigt, Gottes Liebe und Gnade, Gottes Pläne, sowie die Mittel, mit denen die Kinder diese verwirklichen können. Gott hat Maria Pläne anvertraut, die Sie nur in Zusammenarbeit mit uns realisieren kann. Ihr habt mir durch eure Gebete geholfen, meine Pläne zu verwirklichen. Betet weiter, damit meine Pläne vollständig verwirklicht werden" (27.September 1984). Sie lehrt uns, daß alles Gott gehören muß und das können wir durch Ihre Hände bewerkstelligen (25. Okt. 1988).

Wenn wir Gott den ersten Platz in unserem Leben einräumen, werden wir Frieden haben und sicher vor allen Angriffen Satans sein. Wenn wir Gott besitzen, dann haben wir wahrhaftig alles. Ohne Gott jedoch sind wir armselig und verloren und wissen nicht einmal zu welcher Seite wir gehören. Die Entscheidung für Gott und Gott auf den ersten Platz zu stellen, macht unser Leben und alle unsere Tätigkeiten vollkommen klar und geordnet (25.Dezember 1991).

Die Familie, und in diesem Fall sind es die Eltern, die ihren Kindern die Erfahrungen mit Gott vermitteln. Wenn Gott für sie an der ersten Stelle steht, dann wird zwischen ihnen die Liebe herrschen, sie werden dem Leben dienen und ihre Kinder auf den rechten Weg führen. Aus diesem Grund lädt uns Maria ein, schon die jüngsten zu ermutigen zum Gebet und zur hl.Messe zu gehen" (7.März 1985). Nur auf diesem Wege werden die Kinder das lernen, was ihre Eltern leben. Wenn die Kinder Gott entdecken und Er auch in ihr Leben eintritt und den ersten Platz einnimmt, dann werden sie auch auf dem Weg des Friedens, des Glaubens und der Liebe bleiben.

In der Botschaft vom 25.August 1996 hat die Muttergottes die Eltern eingeladen, ihre Kinder zu unterrichten, denn wenn sie nicht selbst ein Vorbild für sie sind, dann werden sie in die Gottlosigkeit fallen, das bedeutet in die Finsternis, in den Unfrieden und in den Tod.

Maria hat auch die Älteren in der Familie nicht vergessen. Sie sind wichtig und müssen für das Gebet ermuntert werden und die Jüngeren müssen durch ihr vorbildliches Leben eine Hilfe für die anderen werden, so daß sie Zeugen für Jesus werden (24.April 1986). Diese Art und Weise der Beziehung zwischen jung und alt und die Bedeutung der Älteren in der Familie kann man nur in der Begegnung mit Gott entdecken. Im Rhythmus der gegenwärtigen Welt, werden beide, Kinder und ältere Leute, als Störung und Hindernis für die Freude am Leben angesehen. In dieser Art der menschlichen Begegnung wird Abtreibung, der Mord an den Kleinen und die Zurückweisung der Alten bis hin zur Euthanasie, als gerechtfertigt angesehen. Eine Änderung dieser Lebenshaltung kann man nur erwarten, wenn sich jeder für Gott entscheidet, als den Schöpfer von allem was ist und der gerade dem Leben einen hohen Wert schenkt, das durch eine ihm entgegegesetze materialistische Lebenshaltung gefährdet ist. Aus diesem Grund sagt die Muttergottes am 25.März 1995, daß es dort keinen Frieden geben kann, wo man nicht betet und daß da keine wahre Liebe herrscht, wo es keinen Glauben gibt. Der Friede und die Liebe werden in der Beziehung zu Gott geboren und in dem völligen Vertrauen und der Hingabe an Gott. Gott gibt den Frieden und der Friede ist Geschenk Gottes (25.Januar 1996).

Wenn Gott am ersten Platz in den Familien steht, dann hat auch das Gebet seinen festen Platz und seine feste Zeit und das macht es uns möglich, den Willen Gottes zu suchen und zu finden (25.April 1996).

DAS GEBET IN DER FAMILIE

Der häufigste Aufruf, der an die Familie ergeht, ist der Ruf zum Gebet. In der Botschaft vom 2.Juni 1984 lädt uns die Muttergottes ein, eine Novene zum Heiligen Geist zu beten, damit Er Seine Gaben über die Familien und die ganze Pfarrei ausgieße. Dieser Wunsch der Muttergottes erinnert uns an die eigene Erfahrung Mariens, als Sie mit den Aposteln nach der Himmelfahrt Jesu neun Tage lang betete. Jesus sandte den Heiligen Geist, den Beschützer, so wie Er es versprochen hatte. Die Herzen der Apostel und Mariens wurden mit Kraft und Eifer durch das Kommen des Heiligen Geistes erfüllt. Durch das Herabkommen des Heiligen Geistes wurden die Apostel befähigt, kompetente Zeugen für das zu sein, was sie gehört und gesehen hatten (Apg.1,13/14 und 2,1-4). Es reicht aus, die Gnadengaben des Heiligen Geistes auf- zuzählen, das sind, Weisheit, Erkenntnis, Rat, Stärke, Einsicht, Frömmigkeit und Gottesfurcht, um zu verstehen, warum die Familie gemeinsam zum Heiligen Geist beten soll und warum wir besonders heute, die Gaben des Heiligen Geistes brauchen. Die Familie selbst ist eine Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe, der Hoffnung und der gegenseitigen Achtung, aufmerksam für das, was die anderen in materieller, geistiger oder seelischer Hinsicht brauchen. Der Mensch wird durch die Familie erzogen und geformt. Ohne Familie ist ein normales Wachstum für einen Menschen undenkbar. Nirgends sind die Gnadengaben der Weisheit, der Erkenntnis, des Rates, der Stärke, der Einsicht, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht so notwendig, wie in der Familie. Alles wird in Ordnung sein, wenn die Herzen der Menschen mit den Gaben des Heiligen Geistes erfüllt sind und ständig neu erfüllt werden.

Diese Botschaft der Muttergottes ist eine Antwort für alle Eltern, die sich fragen, was sie für ihre Familie anders machen müssen, da sie in eine Krise geraten ist. Zum Heiligen Geist beten bedeutet, denselben Geist anflehen, der Leben schenkt und erschafft, der Leere und Wüste in eine Fülle von Leben verwandelt (Gn.1,2). Zu Ihm zu beten, bedeutet zu dem Heiligen Geist beten, dem Ezechiel zusah, als Er die Knochen der Toten wieder lebendig machte (Ez.37,1-14).

In dem Maß, in dem der Heilige Geist in der Familie am Werk ist, wird Er jeden einzelnen in eine neue Person verwandeln und zwar in dem Ausmaß, daß man die Kraft bekommt, die Dunkelheit in seinem Innern mit dem göttlichen Licht zu besiegen, die Kraft, um die Wüste des Herzens und der Seele in den Reichtum der Einheit und der Liebe zu verwandeln und jeden Mangel an Liebe mit der ewigen Liebe zu ersetzen, die eine Gabe des Heiligen Geistes ist. Durch die Kraft dieses selben Heiligen Geistes werden die Wunden des Herzens, die durch den Mangel jener Liebe entstanden sind, geheilt. In der Botschaft vom 28.März 1985 bedankt sich Maria bei allen, die in ihren Familien zum Gebet angeregt hatten und bei jeder Person, die es gefördert hat und sagt, daß wir Ihrem Herzen noch lieber geworden sind.

DAS ROSENKRANZGEBET IN DER FAMILIE UND DIE GEBETSZEIT

Am 27. Sepember 1984 sagt die Muttergottes: Ich bitte die Familien der Pfarrgemeinde den Familienrosenkranz zu beten." Das Rosenkranzgebet ist in sich selbst eine Verbindung mit Maria und Jesus, mit Ihren Freuden, Ihrer Trauer und Ihrer Verherrlichung. In dieser Vereinigung wächst die Familie mit der Heiligen Familie als Vorbild zusammen. Jeder sucht, als Einzelperson, als Familie und als Gemeinschaft sein Vorbild und sein Ideal. Wenn der Rosenkranz in der Familie gebetet wird, beten die Erwachsenen mit den Kindern, die Alten mit den Jungen, die Gesunden mit den Kranken und haben das vorbildliche Leben von Jesus, Maria und Joseph vor Augen. Diese konkrete Verbindung, mit Ihnen als Familie zu leben bedeutet, täglich eine neue Inspiration für die gegenseitige Liebe und die Achtung voreinander sowohl als Kinder, wie auch als Eltern, zu leben. So lernt man in der Familie die Freude am Leben, Kreuz und Leid zu tragen und empfängt die Erfahrung der Auferstehung. In der Botschaft von November 1984 sagt uns die Muttergottes, daß die Familie das Gebet an den ersten Platz stellen muß und nicht erlauben darf, daß die tägliche Arbeit und Verpflichtungen den Geist des Gebetes ersticken. In derselben Botschaft lädt Sie uns ein, das Gebet zu erneuern, weil die Arbeit das Gebet schon völlig erstickt hat.

Nur wenn wir die Situation des Gebetes in den meisten unserer Familien wahrnehmen, verstehen wir, warum die Muttergottes so sehr betont, daß das Gebet den ersten Platz einnehmen muß. Steht das Gebet nicht auf dem letzten Platz in den meisten Familien, wenn es nicht überhaupt ganz verschwunden ist? Wie viele Familien beten nur, wenn die täglichen Verpflichtungen erledigt sind, wenn jeder erschöpft ist und nichts anderes mehr tun kann, als den Fernseher einzuschalten? Die wahre Antwort darauf ist: Den Tag gemeinsam mit dem Gebet zu beginnen, was den meisten Familien praktisch unmöglich erscheint. Weil man am Abend so lange vor dem Fernseher gesessen ist, ist die Zeit am Morgen in der Familie verloren. Ein verlorener Morgen ist oft ein verlorener Tag. Eine ungenutzte Begegnung am Morgen verhindert oft weitere Begegnungen während des Tages. In Übereinstimmung mit dem innersten Wesen des Menschen und der Einheit der Familie, gibt es nichts Natürlicheres und Normaleres, als das gemeinsame Morgen- und Abendgebet. In der Botschaft vom 25. August 1995 lädt Maria die Familie ein, ihren Tag mit dem Gebet zu beginnen und mit dem Abendgebet zu beenden, das notwendigerweise ein Dankgebet sein muß. So ist der Inhalt des Morgen- und Abendgebetes deutlich gesagt. Am Morgen entscheidet sich die Familie als ganze und jeder einzelne für Gott und Seinen heiligen Willen. Sie entscheiden sich und beten darum, daß sie in jedem Menschen, dem sie begegnen, Gott erkennen und in allem, was sie tun, Seinen Willen erfüllen. Im Morgengebet sollen wir dankbar und bewußt den neuen Tag, als ein großes Geschenk annehmen und uns selbst Gott und den Mitmenschen zur Verfügung stellen.

Im Abendgebet müssen wir unsere Dankbarkeit ausdrücken. Alles Gute, das wir während des Tages gemacht haben, war nur durch die Liebe Gottes möglich. Wir müssen also am Abend Gott Dank sagen. Danksagung bedeutet, anzuerkennen, daß Gott uns alle Gnaden geschenkt hat. Indem wir Gott danken, bekämpfen wir unseren Stolz und die Gefahr, sich selbst zuzuschreiben, was wir geleistet haben, denn die Dankbarkeit gebührt Gott und den anderen. Das bedeutet, das Werk Gottes in unserem Leben und im Leben unserer Familien anzuerkennen und sich bewußt zu sein, daß es ein Geschenk ist. Danksagung ist der tiefste Ausdruck eines gläubigen Vertrauens in Gott. Wer Dank sagt, erkennt an, daß alles Gute von Gott kommt. In gleicher Weise kann nur ein dankbarer Mensch wirklich bereuen, weil er leicht einsieht, daß er die Gnaden Gottes verspielt hat und mehr seinem eigenen Willen, als dem Willen Gottes gefolgt ist.

Die Familie, die am Morgen gemeinsam betet und den Tag über in Liebe, Friede, in gegenseitiger Achtung und erfolgreicher Arbeit lebt, wird auch einen geistlichen Fortschritt machen. Mit diesem geistlichen Fortschritt wird sie fähig sein, all jene Werte zu leben, die eine Familie auszeichnet. In gleicher Weise ist es auch am Ende des Tages wichtig, daß die Familie gemeinsam über die Ereignisse des Tages nachdenkt, daß sie Gott für das Gute dankt und bereut, was schlecht und sündhaft war und daß die Mitglieder der Familie einander alle Fehler und Mißverständnisse vergeben. Das sind die Bedingungen für den Frieden in der Familie und für einen friedvollen Schlaf. Wer in der Familie, ohne Frieden gestiftet zu haben und ohne Vergeben zu haben, zur Nachtruhe geht, kann nicht wirklich ruhen, weil eine verwundete Seele keinen Frieden findet, wenn es vorher nicht zur Versöhnung und zur liebenden Annahme der anderen gekommen ist.

Das Familiengebet zu erneuern bedeutet, die Begegnung mit dem himmlischen Vater zu erneuern, der uns unendlich in Seinem Sohn, Jesus Christus, liebt. Angezogen durch die Liebe Christi, wird die Familie fähig sein, auch die schwersten Kreuze und Krankheiten im Gebet zu verstehen und anzunehmen (25.Januar 1992). Die Kreuze und Krankheiten werden so großen Frieden und Zusammenhalt erzeugen.

Mit dem himmlischen Vater zu sprechen bedeutet ebensoviel und noch mehr, als mit dem irdischen Vater in der Familie zu sprechen. Eine Familie, die unter Mangel an Kommunikation unter ihren Mitgliedern leidet, verliert das Fundament und die Grundlage ihres Zusammenhaltes. Die Muttergottes wiederholt Ihren Ruf, das Gebet zu erneuern, in der Botschaft vom 7. März 1985.

In der Botschaft vom 6. Dezember 1984 wiederholt Maria die Einladung zum Familiengebet und ermahnt uns, daß wir nicht auf Sie gehört haben. In der gleichen Botschaft erinnert Sie uns daran, daß Sie alles so tut, weil es Gott ist, der Sie sendet und daß Sie in Seinem Namen zu uns spricht. Wer also nicht auf Ihren Ruf hört, hört nicht auf Gott, der Maria in Seinem Namen zu uns sendet.

Das Problem, daß die Pfarrgemeinde nicht auf den Ruf Mariens gehört hat, wiederholt Sie in der Botschaft vom 14. Februar 1985. Es verursachte Trauer im Herzen Mariens und die nochmalige Einladung, daß die Familien auf Sie hören möchten und, daß sie beten müßten. Der Ausdruck müssen" ist sehr selten in den Botschaften der Muttergottes von Medjugorje. Aus der Perspektive der Methode und Erziehung, verhindert dieser Ausdruck weder eine Antwort mit Liebe noch stellt er die Geduld Mariens in Frage. Stattdessen drückt er Ihren großen Wunsch aus, den Familien zu einer wahren Begegnung mit Gott zu verhelfen.

DIE LIEBE IN DER FAMILIE

Lieben und geliebt zu werden ist der grundlegendste und tiefste Wunsch eines jeden Menschen. Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, wie wichtig Liebe und Annahme in der Lebensschule der Familie sind. Mangel an Liebe und Angenommensein in der Familie hinterläßt tiefe Wunden. Es ist bekannt, daß sogar ein eben erst empfangenes Kind fühlt und weiß, ob es in Liebe angenommen ist oder nicht. Es ist aus der Praxis der Psychotherapeuten bekannt, daß tiefe Ängste, die einen Menschen während seines ganzen Lebens begleiten, oft vor der Geburt verursacht wurden, weil Vater und Mutter eine Abtreibung planten.

Aus diesem Grund sagt die Muttergottes in Ihrer Botschaft vom 13. Dezember 1984 sehr deutlich, daß wir zuerst in der Familie beginnen müssen, die Liebe zu leben und erst dann können wir über die Liebe unter den Menschen in der Pfarrgemeinde und erst danach über die Liebe unter den Menschen in der Welt sprechen. Mit dieser Botschaft wollte die Gottesmutter die Pfarrgemeinde für die Annahme der Pilger vorbereiten. Nur so werdet ihr in der Lage sein, all jene anzunehmen, die nach hier kommen werden." Noch einmal bittet uns Maria in kronkreter und mütterlicher Weise diese Woche, in der Sie die Botschaft gab, als eine besondere Zeit anzusehen, in der wir die Liebe zu leben lernen sollten. Und dies war in der Tat die Woche vor Weihnachten, dem Fest der Liebe und des Lebens.

Wir beginnen in dem Moment in die Schule der Liebe einzutreten, wenn wir uns entscheiden, die Liebe in unserer Familie zu leben. In der gleichen Botschaft führt Maria die Gedanken des hl. Paulus an, daß nichts ohne Liebe erreicht werden könne. Die Liebe hebt alle Gesetze auf und erfüllt sie und alle Gesetze der Welt können die Liebe nicht ersetzen. Alles ist ohne die Liebe wertlos und die Liebe schenkt allem einen ewigen Wert (1Kor.13,1-13).

Vor dem vierten Jahrestag, am 6. Juni 1985, wiederholt Maria Ihre Einladung, zuerst die Menschen im eigenen Hause zu lieben, damit man in der Lage sei, all jene zu lieben, die kommen werden. Aus chronologischer Sicht können wir leicht erkennen, daß Medjugorje Ende des Jahres 1984 ein internationales Heiligtum wurde und noch mehr 1985. Die Ereignisse von Medjugorje standen zu dieser Zeit einerseits unter dem kommunistischen Druck und den Versuchen, hier alle Vorgänge beenden zu wollen und andererseits unter den sehr scharfen Angriffen des bischöflichen Ordinariates von Mostar. Ende Oktober dieses Jahres veröffentlichte Mons. Pavao Zanic sein halbamtliches Pamphlet" über Medjugorje. Zeitweise schien es so, daß die oppositionellen Kräfte der Welt und der Kirche erfolgreich wären, die Ereignisse von Medjugorje zu unterdrücken. Aber es war deutlich sichtbar, wie die Muttergottes alles führte und sich über all diese Angriffe keineswegs beunruhigte, sondern die Pfarrgemeinde ermahnte und dahin erzog, daß die Liebe alles besiegen werde. Am Weihnachtstag 1991, mitten im furchtbaren Aufflammen des Krieges in Kroatien und den ersten Anzeichen des Krieges in Bosnien-Herzegowina, wiederholte Maria Ihre Ermahnungen, die Liebe und den Frieden zu leben. Liebe ist eine Gnade, um die wir beten müssen und Maria bringt uns Jesus, damit Er alle mit dem Segen des Friedens und der Liebe beschenkt.

In der Botschaft vom April 1993 gebraucht Maria das Bild der Natur, die im Frühling erwacht und sich erneuert und lädt uns ein, daß wir uns, wie die Natur, der Liebe und Gott dem Schöpfer öffnen. Die Herzen, die sich der Liebe öffnen, wie sich die Natur öffnet, werden in erster Linie ihre Liebe in der Familie zeigen und beweisen müssen. Die Liebe wird die Familien vor Unfrieden und Haß bewahren und ihnen den Geist des Gebetes erneut schenken. Durch das Gebet, wird Gott uns die Kraft geben, einander zu lieben. Maria weiß, wie wichtig es für uns ist, die Einladung zur Liebe zu verstehen, damit sie immer wacher in uns wird. Aus diesem Grund wiederholt Sie, daß Sie uns mit Ihrer mütterlichen Liebe annimmt. Die mütterliche Liebe ist die Voraussetzung für das Leben überhaupt. Diese Liebe ist besonders lebendig und Voraussetzung für die Geburt neuen Lebens. Ohne diese Liebe kann das Leben weder beginnen noch Bestand haben.

Das Wissen um Gottes Liebe erschafft in uns neues Leben und das Bewußtsein der mütterlichen Liebe Mariens ist wiederum die Bedingung dafür, daß jeder Mensch sich für die Liebe entscheiden kann und daß die verwundete Liebe so vollkommen wird und geheilt werden kann. Gott offenbart sich uns in Jesus Christus als die grenzenlose Liebe, die uns bedingunglos annimmt und die Grundlage für jede andere Liebe ist, besonders in der Familie, weil Gott sich selbst als unser Vater geoffenbart hat.

Maria lehrt uns in der Botschaft vom 25. Januar 1996, daß die Liebe die Bedingung für den Frieden in der Familie ist, weil derjenige, der nicht liebt, auch keinen Frieden hat.

In der gleichen Botschaft spricht Maria über die Beziehung zwischen Liebe und Verzeihen. Wir sind schwach. Wir sündigen und gefährden dadurch die Liebe. Die Liebe eines Menschen, der die Vergebung verweigert, ist oberflächlich und von vielen und verschiedenen Bedingungen abhängig. Noch einmal, nur wer liebt, kann vergeben. Nur wer sich dem Gebet überläßt, kann mit dem Herzen die Einladung zur Liebe und zum Vergeben verstehen und annehmen.

DIE BIBEL IM LEBEN DER FAMILIE

Die Heilige Schrift ist das an die Menschheit gerichtete Wort Gottes. Jeder einzelne muß die Bibel lesen und erkennt so die Selbstoffenbarung Gottes, Seinen Willen, Seine Liebe, Seine Gnade und Seine Bereitschaft zu vergeben. Maria wünscht, daß die Heilige Schrift in der Familie gelesen wird und daß die Familie betet. Wie es für einen einzelnen wichtig ist, die Heilige Schrift zu lesen, so ist es auch für die Familiengemeinschaft in allen Lebenslagen notwendig. Wer die Heilige Schrift in der Familie liest und Gottes Wort meditiert, versteht zu beten und Zeugnis abzugeben. Eine Familie, die betet und zusammen meditiert, wird durch die Kraft des Heiligen Geistes geeint.

Die Seher wiederholen oft, daß wir die Heilige Schrift am Morgen lesen sollen, um ein Wort daraus zu nehmen und es den ganzen Tag über zu meditieren.

In der Botschaft vom 25. August 1996 wiederholt Maria, daß wir die Heilige Schrift lesen und meditieren sollen, um daraus zu beten und zu leben. Sie wünscht, daß wir die Bibel an einen sichtbaren Platz in der Wohnung der Familie stellen. Praktisch gesehen, verabschiedet uns die Bibel, das Wort Gottes, wenn wir das Haus zur täglichen Arbeit verlassen und ruft uns zu, Gott nicht zu vergessen und sie begrüßt uns als erste, wenn wir wieder nach Hause kommen. Wenn jeder in der Familie zur Bibel schaut, bevor er weggeht und sie als erste sieht, wenn er zurückkommt, so wird er zu sich selbst, zu den anderen, zu seiner Arbeit, zur Zeit und zur Ewigkeit eine positive Beziehung aufbauen.

Dieser Wunsch Mariens erinnert uns an das, was jeder Israelit und auch Sie selbst getan hat. Im Buch Deuteronomium 6,4-9 steht geschrieben: Höre Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen in deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Söhnen wiederholen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. Du sollst sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf deiner Stirn werden. Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben." Das ist das Gebet, das jedes Mitglied des auserwählten Volkes Gottes viermal täglich betete und auf diese Weise kam jeder als einzelner und als Familie unweigerlich in Kontakt mit dem Wort Gottes.

Ich möchte die Worte des hl. Hieronymus in Erinnerung rufen: Wer die Heilige Schrift nicht kennt, der kennt Christus nicht!"

DIE FAMILIE IST ZUR HEILIGKEIT UND ZUR WEIHE AN GOTT BERUFEN

Alle, die durch die Taufe in den Tod Jesus Christi eingetaucht wurden, sind für die Sünde gestorben und zur Heiligkeit berufen. Im Glaubensbekenntnis bekennen wir uns zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche", die berufen ist, heilig und makellos zu sein. Das, was die ganze Kirche betrifft, betrifft auch alle ihre Glieder und Familien, wobei die Familie oft als Hauskirche" bezeichnet wird.

Heiligkeit ist ein Ruf zu einem konkreten Leben mit Gott und unseren Brüdern. Sie bedeutet vor allem die Heilung unserer Beziehung zu Gott und den anderen und ein Wachsen in Glaube, Hoffnung und Liebe.

Es ist der Wunsch Mariens, daß die Familie die Geburtsstätte der Heiligkeit ist. Das Vorbild der Heiligkeit der Eltern und Älteren wird selbst eine Schule der Heiligkeit für die Jüngeren sein. Ich bitte euch, helft durch euer Zeugnis allen, die nicht heiligmäßig leben können, ... besonders aber eurer eigenen Familie" (25. Juli 1986). Liebe und Vergebung, Güte und Großzügigkeit, Milde und Kraft, die Liebe zur Wahrheit und zur Bescheidenheit sind Ausdruck und Schule der Liebe in der Familie. So kann die Familie die Heiligkeit in Überein - stimmung mit Jesus und Maria in dem Umfang gewinnen, wie sie die Heilige Schrift zum Ausdruck bringt. Maria ruft uns als einzelne, als Familie und als Pfarrgemeinde auf, uns Ihrem geliebten Sohn Jesus und Ihrem unbefleckten Herzen zu weihen, damit alles durch Meine Hände Gott gehört" (25. Oktober 1988). Der lateinische Ausdruck für weihen ist: con-sacrare" und führt uns zur wahren Bedeutung des Aufrufes zur Weihe. Sich zu weihen bedeutet, sich dafür zu entscheiden, Jesus und Maria als Vorbild anzunehmen, mit Ihnen zu gehen, in Ihrer Gemeinschaft zu leben und Ihnen ähnlich zu werden nach dem Sprichwort: Sage mir, mit wem du gehst und ich sage dir, wer du bist." Wer mit Jesus und Maria im täglichen Gebet verbunden ist, besonders im Rosenkranzgebet, ist in der besten Schule für die Heiligkeit und wird erkennen, wie er in Freud und Leid leben kann und in der endgültigen Herrlichkeit des Himmels leben wird.

Durch die Weihe geht man bewußt seinen Lebensweg mit Jesus und Maria und bewältigt auf diesem Weg die schreckliche Einsamkeit, die einen durch die Sünde befällt. So entsteht eine neue Gemeinschaft der Liebe und des Lebens, in der Sünde und Tod besiegt werden.

DIE ZERSTÖRERISCHEN PLÄNE SATANS

Die Familie muß sich weihen und sich durch Heiligkeit vor Satan und seinen zerstörerischen Worten schützen. Er sät eine höchst gefährliche Saat des Bösen für die Familie, Haß und Spaltung. Sie sind wie ein Krebsgeschwür, das den innersten Kern der menschlichen Gemeinschaft tötet. Am 25. Oktober 1988 sagt die Muttergottes: Satan ist stark, deshalb, meine lieben Kinder, drückt euch durch beharrliches Gebet eng an mein mütterliches Herz." Maria ist die Frau in der Heiligen Schrift, die mit Ihrem Sohn Satan besiegt (Gn.3:15 und Offb.12,1-6).

Bischof Milingo,ein bekannter Exorzist, sagte in einem Gespräch, daß Maria die erste Exorzistin war. Mit Ihrem Sohn wird Sie Satan besiegen. Ihr Sohn ist nicht nur Jesus, sondern jeder von uns und Ihre Familie ist nicht nur die Familie von Nazareth, sondern jede Familie. In Ihrem mütterlichen Herzen ist jeder einzelne und die Familie vor Satans Zerstörungswerk geschützt. In der Botschaft vom 25. Januar 1994 offenbart Sie wiederum die Machenschaften und Intentionen Satans. In dieser Zeit will Satan Verwirrung in euren Herzen und Familien stiften. Liebe Kinder, gebt ihm nicht nach. Ihr dürft nicht erlauben, daß er euch und eure Familie führt." Es ist sein Wunsch, uns von der Kraft der Liebe Gottes zu trennen und so uns, unsere Familien, unsere Gefühle und unsere Entscheidungen zu beeinflussen. Dort wo er die Führung übernimmt, bleiben nur Ruinen übrig. Maria zeigt sich wiederum als diejenige, die uns mit Ihrer Liebe und Fürsprache bei Gott beschützt. In dem Maß, in dem der einzelne und die Familie Ihre Hilfe und Ihren Schutz nicht annehmen, ist die Tür für Satan geöffnet, der uns so zu verführen sucht, daß bereits in den kleinsten Dingen Glaube, Hoffnung und Liebe verloren gehen (25. März 1995).

DER FRIEDE IN DER FAMILIE

Alles was Maria über die Familie sagt, alle Anweisungen die Sie gibt, alle mütterlichen Warnungen, alle Einladungen, sich Gott zu überlassen, alle Entscheidungen zur Heiligkeit, alle Aufforderungen zu Liebe und Vergebung führen zu dem einen Ziel und stimmen mit Ihrem Namen, den Sie sich in Medjugorje gegeben hat, überein: Ich bin die Königin des Friedens".

Der Friede ist die tiefste Sehnsucht in den Herzen der Menschen. Was immer man tut, ob es gut oder schlecht ist, man sucht den Frieden. Ob man einen anderen tötet oder sich selbst das Leben nimmt, man sucht den Frieden ebenso wie derjenige, der sein Leben für andere hingibt. Der Friede ist ein biblischer Wert, der nur dann verwirklicht wird, wenn die Fülle alles Guten gegeben ist, und zwar, geistig, seelisch und körperlich.

Schließlich ist der Friede nur dort möglich, wo das Leben angenommen, geliebt, geachtet und geschützt wird. Deshalb ist die Familie wiederum entweder ein Ort des Friedens und dadurch des Lebens oder aber ein Ort der Zerstörung und des Todes. Und deshalb liegt Maria der Friede in den Familien, als der Königin des Friedens und als neue Eva und Mutter aller Lebenden, so besonders am Herzen.

Deshalb ist der Friede, der heute besonders bedroht ist, die wichtigste Intention des Gebetes in der Familie. Zusätzlich zu dem Aufruf der Muttergottes um den Frieden zu beten, lädt Sie uns zum Fasten ein. Was in den Familien und in der Welt geschehen wird, hängt besonders vom Beten und Fasten ab (25. Juli 1991). Zur Zeit dieser Botschaft tobte der Krieg bereits in Kroatien. Es ist allein Gott, der den Frieden schenkt und vor dem Unfrieden und dem Bösen bewahrt (25. Dezember 1992).

Während Gott den Frieden wünscht, weil Er die Quelle des Friedens ist und uns durch Maria zu Fasten und Gebet für den Frieden einlädt, wünscht Satan den Krieg, den Unfrieden und die Zerstörung alles Guten in den Herzen, in den Familien und in der ganzen Welt (25. März 1993). Nur durch das Gebet können Unfriede und Haß besiegt werden und der Friede regieren (25. April 1993).

In der Weihnachtsbotschaft von 1994 stellt sich Maria als unsere Mutter vor, die sich mit uns freut und mit uns für den Frieden betet, für den Frieden in unseren Herzen, in unseren Familien, in unseren Wünschen und in der ganzen Welt. Sie erfleht den Segen des Friedens von Ihrem Sohn, dem König des Friedens, der allein den Frieden schenken kann. Deshalb müssen wir letztendlich erkennen, daß der Friede ein Geschenk Gottes ist, der die Liebe hervorbringt wie die Liebe den Frieden (25. April 1996).

Nach Aussage der Seher sagt Maria am Ende jeder Erscheinung: Geht in Frieden, meine 'Engel'!"

GLEICHNISSE AUS DER NATUR FÜR DIE FAMILIE

Wie Ihr Sohn, gebraucht Maria hauptsächlich Bilder aus der Natur, damit Sie das, was Sie von uns wünscht, einfacher ausdrücken kann.

In der vorweihnachtlichen Botschaft vom 20. Dezember 1984 lädt Sie alle Familien ein, eine Blume zur Kirche mitzubringen und sie an die Krippe, als Ausdruck der Verbundenheit mit Jesus zu stellen. In der Botschaft vom 1. Mai 1996 drückt Sie Ihren Wunsch aus, daß jede Familie eine schöne Blume werde, die Sie Jesus geben will, wobei jeder einzelne ein Blütenblatt dieser Blume sein soll, damit die Pläne Gottes verwirklicht werden. Sie gab diese Botschaft zu Beginn des Monates Mai, in dem die Natur voller Blütenpracht und Schönheit ist. In diesem Bild sagt Maria all das aus, was Sie von unseren Familien und für die Einheit der Familie ganz allgemein wünscht.

Im April 1993 lädt Sie uns alle ein, in die Natur zu gehen und zu schauen, wie die Natur erwacht, um uns zu helfen, damit wir unsere Herzen ebenso Gott dem Schöpfer öffnen. Die Natur, die vom Winterschlaf erwacht, erhebt sich zu neuem Leben und ist ein Beweis der schöpferischen Kraft Gottes und eine Anregung für jedes Herz und jede Familie und ermutigt zu neuer Hoffnung und zur erneuerten Annahme des Lebens.

Von den Botschaften her ist es klar ersichtlich, wohin Maria die Familie führen und zu welchem Ziel hin Sie die Familie erziehen will. Durch Ihren Schutz und Ihre Fürsprache, durch die Macht des Geistes Gottes und nach dem Willen des Vaters, soll die Familie eine Gemeinschaft des Lebens, der Liebe und des Friedens werden und so zu einem Vorgeschmack des Himmels. Durch diese Art, in der Familie zu leben, erhält jeder einzelne seinen Schutz und werden die Kinder besonders vor einem Leben ohne Gott beschützt.

Maria, die Mutter der Familie und die Mutter der Kirche, kann Ihre wichtigste Aufgabe nicht verraten, denn indem Sie die Mutter Jesu und die Mutter der Heiligen Familie wurde, wurde Sie auch die Mutter von uns allen und die Mutter jeder Familie. Durch Ihre Fürbitte er-neuert Gott Seine 'Hauskirche', die Familie. Die Zusammenarbeit mit Maria, mit ganzem Herzen, läßt in uns die brennende Sehnsucht nach Frieden entstehen. Und so soll es sein.

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fra Miljenko Stojic

DIE ARBEIT DES INFORMATIONSZENTRUMS "MIR" VON MEDJUGORJE

Einleitung

Dieser Vortrag beabsichtigt in keiner Weise die Arbeit der anderen Medjugorjezentren der Welt herabzusetzen. Ich möchte lediglich zum Ausdruck bringen, daß das INFORMATIONSZENTRUM 'MIR MEDJUGORJE das offizielle Organ des Heiligtums der Königin des Friedens von Medjugorje ist. Das gibt ihm einen gewissen Stellenwert und eine gewisse Verantwortung.

Durch die Arbeit des Informationszentrums soll man erkennen können, was das Heiligtum beabsichtigt und wie es die Probleme handhabt. Die Probleme und Erfolge sind nicht nur die des hiesigen Zentrums, sondern auch Euere. Genauso wie Euere Probleme und Erfolge nicht nur die Eueren sind, sondern auch die des Heiligtums. Wir sind eine Gemeinschaft, die das Wort Gottes gehört hat und es an die Menschen in unserer Umgebung verbreiten will.

Wir leben in der sogenannten modernen Zeit. Eines ihrer grundsätzlichen Merkmale ist, alles relativieren zu wollen. Wir, die wir uns Christen nennen, müssen dagegen einen festen Standpunkt einnehmen. Und dabei sollen wir nicht weniger modern sein, sondern der Welt, in der wir leben, eine Seele einhauchen. Die Kennzeichen dieser Seele sollen Friede, Freude, Offfenheit, Güte ... und nicht Geschäftigkeit, Entfremdung und Selbstsucht sein ...

Da wir wahre Kinder unserer Zeit sind, müssen wir alle Dinge, die uns diese Zeiten zur Verfügung stellen, nutzen. Gottes Stimme hat ein Recht, durch alle Kommunikationsmittel hindurch, gehört zu werden und muß den Sieg unter den verschiedenen angsterzeugenden Stimmen davontragen. Deshalb dürfen wir niemals mit dem Zeitgeist gehen, sondern müssen in uns selbst eine Haltung des Sieges bewahren.

1. Eine kurze Darstellung der Arbeit des MEDJUGORJE "MIR" INFORMATIONSZENTRUM

Dieses Zentrum begann seine Arbeit im November 1993. Eine derartige Arbeit war vorher wegen der kommunistischen Regierung und seines Terrors nicht möglich. Nach dem Fall des kommunistischen Regimes war sie ebenfalls unmöglich, aufgrund des Krieges, den die Serben gegen alle anderen Nationalitäten, die bis dahin mit ihnen im ehemaligen Jugoslawien zusammenlebten, geführt haben.

So wächst die Arbeit dieses Zentrums kontinuierlich. Ebenso wie das Heiligtum der 'Königin des Friedens sich weiter entwickelt und sich auch weiter strukturiert, so wächst und organisiert sich auch das Zentrum weiter. Wir wollen kurz seine Funktionen aufzählen: das Archiv, das Büchergeschäft, das Informationsbüro, das Press Bulletin, die Zurverfügungstellung verschiedener Dienste, wie Robofax, Internet, Radio, Fernsehen, der 9825 automatische Tonbanddienst, Bücher und Broschüren, die Zusammenarbeit mit anderen Zentren in der Welt, die Schulung für Pilgerführer und Leiter von Pilgerfahrten nach Medjugorje.

Sie können das Zentrum auf verschiedenen Wegen erreichen: durch unsere e-mail Adresse medjugorje-mir@st.tel.hr; über Fax Nr. 00387-88-651-444; über die Telefon Nr. des Informationsbüros: 00387-88-651-988; und natürlich persönlich, wenn Sie Medjugorje besuchen.

2. Assoziierte Mitglieder des Vereins der Pilgerführer

Während des kommunistischen Regimes konnte hier jeder, der wollte, zu den Pilgern sprechen. Nach anfänglicher Ablehnung und Inhaftierung der Personen, die sagten, daß die Muttergottes in Medjugorje erscheine, bedienten sich die Kommunisten einer anderen Taktik. Sie wollten einen materiellen Nutzen daraus ziehen und begannen, sich der Pilger als Touristen, wie sie sie nannten, anzunehmen. Aus diesem Grunde wurde ein Verein für Pilgerführer gegründet, der mit den Agenturen zusammenarbeitet, die Pilger nach Medjugorje führen. Nachdem sich die Pilgerführer einer staatlichen Prüfung unterzogen haben, ist es ihnen möglich, die Pilger während ihres Aufenthaltes in Medjugorje zu betreuen. Dadurch wurden Pilger häufig verärgert, weil einzelne Gruppenleiter ihre eigenen Wege gingen und alles mögliche von sich gaben.

Damit ähnliches nicht wieder passiert, wurde sofort nach dem Fall des Kommunismus im Jahr 1991 der "Verein der Pilgerführer in der Pfarrei von Medjugorje" gegründet. Der Gründer dieser Organisation ist die Pfarrei in Medjugorje. Während des Krieges wurde die Arbeit des Vereins ausgesetzt, aber erstand durch das Kommen vieler Pilger wieder zum Leben.

Die Bedingungen, um ein reguläres Mitglied in dieser Gemeinschaft der offiziellen Pilgerführer zu werden, sind folgende: den Glauben der katholischen Kirche zu leben, vorbildliches Verhalten, Teilnahme an dem Ausbildungskurs für neue Pilgerführer und Ablegung der Abschlußprüfung, einen Wohnsitz in Kroatien oder Bosnien-Herzegowina, perfektes Beherrschen der kroatischen- und einer Fremdsprache, regelmäßige Teilnahme an monatlichen Treffen, und das Bezahlen des Mitgliederbeitrages. All das ist vorgeschrieben durch die Satzung des Vereins.

Neben den offiziellen Mitgliedern gibt es auch die ehrenamtlichen Mitglieder. Dies sind Personen, die sich durch ihre Arbeit und ihre Ratschläge gegenüber den Verantwortlichen des Vereins verdient gemacht haben und ihn weiterhin in verschiedener Weise unterstützen. Sie sind natürlich nicht in die Leitung von Pilgergruppen eingebunden.

Da es viele gibt, die nicht auf dem Territorium von Kroatien oder Bosnien-Herzegowina leben, aber dennoch Pilger nach Medjugorje bringen und hier für sie sorgen, haben wir uns entschieden, sie als sogenannte assoziierte Mitglieder der Gemeinschaft der Pilgerführer zu bezeichnen. Die Bedingungen ein assoziiertes Mitglied der Gemeinschaft der Pilgerführer zu werden sind: den Glauben der katholischen Kirche zu leben, vorbildliches Verhalten, regelmäßige Teilnahme an den Gebets- und Informationsseminaren, die einmal im Jahr stattfinden, regelmäßige Bezahlung eines Mitgliederbeitrages und Eintragung im Verzeichnis des Informationsbüros nach Ankunft in Medjugorje. Die Kenntnis der kroatischen Sprache ist wünschenswert, aber nicht Bedingung.

Indem wir diese assoziierte Mitgliedschaft der Gemeinschaft der Pilgerleiter einführen, wollen wir damit natürlich nicht sagen, daß alle Arbeit, die sie bisher geleistet haben nicht vorbildlich war. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, für alles, was Sie bis jetzt für die Pilger getan haben, ganz herzlich zu danken. Gott wird Ihnen in Seiner Weise alles vergelten.

Es ist der Wunsch von uns allen, die hier im Heiligtum arbeiten, in einen näheren Kontakt mit Ihnen zu kommen. Wir würden uns freuen, von Ihren Problemen und Erfolgen zu hören und möchten sie mit Ihnen teilen und wir glauben, daß dies auch Ihr Wunsch ist. Besuchen Sie uns entweder im Pfarr- oder Informationsbüro.

Nachdem diese assoziierte Mitgliedschaft im Verein der Pilgerführer eingerichtet ist, werden etwaige Mißbräuche auf ein Minimum reduziert. Es ist vorgekommen und es kommt immer noch vor, daß einige nur, um dadurch einen finanziellen Profit zu erlangen, Pilgergruppen nach Medjugorje bringen. Mit der Einrichtung der assoziierten Mitgliedschaft wird ihr Wirkungsbereich auf ein Minimum beschränkt.

Die assoziierte Mitgliedschaft des Vereins der Pilgerführer wird eine größere Glaubwürdigkeit bei denen erreichen, die eine Gruppe führen. Die Pilger wissen, daß das Heiligtum hinter ihnen steht und werden ihnen deshalb mehr Vertrauen schenken.

Der Tag ist nicht fern, an dem nur noch reguläre und assoziierte Mitglieder des Vereins der Pilgerführer in der Lage sind, Pilgergruppen nach Medjugorje zu führen. Alle anderen können nur noch eine Gruppe nach Medjugorje bringen, aber sonst nichts. Diese Vorgangsweise ist normal, sie wird in jedem anderen Heiligtum auch praktiziert. Wenn wir nicht unter dem Kommunismus gelebt und eine normale Regierung gehabt hätten, wäre dies schon längst geschehen.

Beide, reguläre und assoziierte Mitglieder des Vereins der Pilgerführer, bekommen einen Ausweis. Sie sind verpflichtet, diesen während ihrer Tätigkeit mit den Pilgern in Medjugorje zu tragen. Die regulären Mitglieder werden eine Uniform tragen, wenn sie mit den Pilgern zusammen sind und sie begleiten. Natürlich werden sie sie auch bei anderen Gelegenheit tragen, wenn es angebracht ist.

3. Die Besonderheit der Mitglieder des Vereins der Pilgerführer

In den Satzungen des Vereins der Pilgerführer der Pfarrei von Medjugorje steht geschrieben, daß er für den Zweck gegründet ist, den Pilgern hier Dienste in religiöser, kulturhistorischer, archäologischer und ethnographischer Hinsicht, anzubieten. Sie sind in gleicher Weise verpflichtet, religiöse Treffen und Seminare mit Themen über den Glauben und das Leben zu veranstalten wie andere Aktivitäten mit dem Ziel durchzuführen, die Liebe und Frieden unter den Menschen verbreiten, unabhängig von ihrem Beruf, ihrem Glauben, ihrer Nationalität, ihrem Geschlecht und ihrer Herkunft. Der Verein arbeitet mit hiesigen und ausländischen Organisationen ähnlicher Zielsetzung zusammen.

Wenn wir das oben genannte einfacher ausdrücken, könnten wir sagen, das Ziel aller Aktivitäten des Vereins ist es: Die Pilger, im Heiligtum der 'Königin des Friedens in Medjugorje anzuregen, die Botschaften der Muttergottes zu leben. Daraus folgt auch die gewünschte Einzigartigkeit der Mitglieder des Vereins der Pilgerführer.

Wer immer Pilger nach Medjugorje bringt, oder ihr Leiter in Medjugorje sein will, muß zu allererst an die Erscheinungen der Gottesmutter glauben. Auf diesem Weg wird er auch leichter andere zu dieser Überzeugung bringen und sie dahin führen können, nach den Botschaften der Gottesmutter zu leben.

Ein Mitglied des Vereins der Pilgerführer wird nie die Botschaften Mariens getrennt vom Glauben der katholischen Kirche betrachten. Die Gottesmutter ist nicht gekommen, um uns von der Kirche zu trennen, sondern uns noch tiefer in sie hineinzuführen, von daher schließen sich alle Extreme und Exklusivitäten aus. Ein Besuch in Medjugorje ist ein Besuch an einem Ort, an dem man den Glauben belebt und vertieft.

Diejenigen, die Pilger nach Medjugorje führen wollen, müssen sie auf das Treffen mit der Gottesmutter und dem hier Ort vorbereiten. Welche Erfahrungen die Pilger hier machen, hängt weitestgehend von denen ab, die sie führen. Wenn sie im Verlauf der Reise ein gutes Beispiel gegeben haben, dann werden sogar solche, die als Touristen kamen als Pilger zurückkehren. Wenn sie aber ein schlechtes Beispiel gegeben haben, werden sogar jene, die sich als Pilger auf den Weg gemacht haben, vielleicht als Touristen heimkehren.

Alle Pilgerleiter, die immer nur etwas erleben wollen, machen einen großen Fehler, sie laufen von einem Seher zum anderen und von einem Priester zum anderen.... Auf diesem Weg haben die Pilger keine Zeit für das Gebet und können so Gott nicht begegnen. So wird aus der Pilgerfahrt eine Touristenreise. Sie begehen ebenso einen Fehler, indem sie ihren Pilgern etwas besonderes versprechen. Hier in Medjugorje sind alle in gleicher Weise willkommen.

Ein Pilgerführer ist in der Tat ein 'geistlicher Führer. Die Bedeutung eines 'geistlichen Führers hat ihren Ursprung schon in der alten Kirche. Nach einer langen Zeit des Gebetes, waren einzelne Christen in der Lage und befähigt, andere auf den Weg zu Gott zu führen. Die Menschen kamen zu ihnen, um geistlich erneuert und bestärkt zu werden. Später begannen sie sich zusammenzuschließen und so begann das religiöse Leben. Leiter von Pilgergruppen werden wahrscheinlich nicht in eine religiöse Gemeinschaft eintreten, aber sie sollten zu einer Gruppe gehören, die aufgrund ihrer religiösen Erfahrungen in Medjugorje, aus dem Geist Gottes leben. Diese Menschen werden sich selbst und ihre Umgebung erneuern.

4. Warum brauchen wir einen örtlichen Pilgerführer?

Wir, die wir hier am Heiligtum arbeiten, sind davon überzeugt, daß jede Pilgergruppe einen örtlichen Pilgerführer haben sollte. Natürlich wollen wir dadurch nicht die assoziierten Mitglieder des Vereins der Pilgerführer verdrängen, wenn sie in der Lage sind, sich genügend um die Pilger, die sie hierher gebracht haben, zu kümmern (oft ist es eine große Anzahl), dann haben wir nichts dagegen einzuwenden. Wenn es sich um eine große Pilgergruppe handelt, können unsere örtlichen Pilgerführer in der Betreuung behilflich sein.

Der größte Vorteil eines örtlichen Pilgerführers besteht darin, daß er immer im Heiligtum ist. Er ist informiert über alle Vorgänge im Heiligtum und in dem Verein. Alle anderen, die hierher kommen, egal wie oft, können nicht so gut über all diese Vorgänge informiert sein. Außerdem kann ein örtlicher Leiter schneller und leichter die unterschiedlichsten kleinen Details erledigen, die mit der Führung einer Pilgergruppe in Medjugorje zusammenhängen. So werden jene, die eine Pilgergruppe nach Medjugorje gebracht haben, von Verpflichtungen befreit, sodaß sie nicht nur Pilger führen, sondern selbst eine Pilgerfahrt zu Gott unternehmen können.

Die Dienste eines örtlichen Pilgerführers können beim Informationsbüro des Heiligtums in Anspruch genommen werden. Das Heiligtum bereitet sie für diese Dienste vor und verbürgt sich für sie. Die Bezahlung ihrer Tätigkeit ist festgelegt und Sie können sich darüber im Informationsbüro erkundigen. Das soll Sie weder überraschen, noch stören, denn schon in der Heiligen Schrift steht, daß jeder Arbeiter seinen Lohn verdient hat. Es ist selbstverständlich, daß das Gehalt der Pilgerführer nicht an erster Stelle steht.

5. Internet

Wenn eines Tages die Geschichte vom Übergang vom 2. zum 3. Jahrtausend geschrieben wird, wird man sicherlich sagen müssen, daß diese Periode durch die schnelle Entwicklung der Computerwissenschaft geprägt war. Die Computer haben uns tatsächlich überrollt und wir begegnen ihnen auf Schritt und Tritt.

Gegenwärtig ist gewiß auf dem Gebiet der Computertechnologie das Internet das interessanteste Gebiet. Es ist ein System, das alle Computer der Welt miteinander verbindet. Es ist schwer zu sagen, wieviele der Computer gegenwärtig daran angeschlossen sind. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird vermutet, daß es etwa 50 Millionen Menschen benutzen.

Was bietet uns das Internet? Alles mögliche. Man findet dort alles was die Menschen besser macht, aber ebenso auch alles, was sie verdirbt. Während man gemütlich in seinem Armsessel sitzt, kann man seitenweise verschiedene Sachen lesen, sehen und hören. Sogar Zeitungen und Enzyklopädien sind im Internet veröffentlicht. Man braucht nicht viel, um sich das zu eigen zu machen: einen Computer, ein Modem, eine Telephonverbindung und eine Registrierung bei einem Vermittler des Internets. In naher Zukunft wird das alles noch viel einfacher werden. Schon diesen Herbst begann der Verkauf von Fernsehgeräten, die ein eingebautes System für das Internet enthalten.

Neben den bis an den Rand mit allen möglichen Informationen gefüllten Seiten, die man 'world wide web pages nennt, gibt es einen interessanten Teil des Internets, den man 'e-mail, d.h. 'electronic mail, nennt. Innerhalb einer Sekunde können wir ein 'mail erhalten oder an das andere Ende der Welt senden. Dieses 'mail kann sich aus allem Denkbaren zusammensetzen: aus Buchstaben, Zeichnungen, Bildern und Tönen.

Eine dritte interessante Abteilung des Internet ist erst kürzlich entstanden: Mit der Hilfe eines Mikrophones und eines Computers ist es möglich, jemanden auf der anderen Seite der Welt anzurufen. Dafür ist es nur notwendig, einen Computer, mit dem dazugehörigen Programm zu besitzen. Ebenso ist es möglich, an Diskussionen mit mehreren Leuten in verschiedenen Kontinenten teilzunehmen. Kürzlich wurde bekanntgegeben, daß es bereits möglich ist, Progamme zu entwickeln, mit dessen Hilfe wir nicht mehr nur über Computer miteinander in Verbindung treten können, sondern mit jedem Telephon, auf der ganzen Welt. Das würde einen großen Schritt vorwärts für die Verbindung der Menschen untereinander auf der Welt bedeuten, da das Telephonieren durch Internet besonders billig ist.

In unserem Zentrum sind wir bereits seit Februar 1995 mit dem Internet verbunden. Da wir die ersten in unserer Region waren, gab es am Anfang einige Schwierigkeiten und Unterbrechungen in der Verbindung, aber jetzt läuft alles mehr oder weniger gut.

Der Inhalt, den wir zurzeit vorbereiten, steht in sieben Sprachen zur Verfügung: kroatisch, englisch, deutsch, französisch, italienisch, spanisch und polnisch. Auf der 'home page genügt es, nur die Maus zu drücken und der ganze Inhalt erscheint übersetzt in einer der sieben Sprachen.

Die Seiten, die wir vorbereiten, sind in verschiedene Einheiten unterteilt: Die erste heißt 'Basic Facts. Sie beinhaltet die bedeutendsten Fakten über das Heiligtum und was in ihm geschieht. Die Botschaften der Gottesmutter ist die Einheit, in der Sie die letzte Botschaft finden und alle früheren Botschaften bis heute und eine Einführung zu diesen. Der Kommentar zur letzten Botschaft der Gottesmutter ist am 29. jeden Monats erhältlich. Er wird erstellt von einem der Priester, die in Medjugorje arbeiten. Die Einheit, 'Testimonies genannt, gibt jedem die Möglichkeit, seine eigenen Erfahrungen über Medjugorje mitzuteilen. Die Einheit 'Documents stellt eine Sammlung verschiedener Aussagen, Vorträge und offizieller Dokumente, die mit den Vorgängen in Medjugorje zu tun haben, dar. In der Einheit 'Press Bulletin befindet sich das offizielle Organ des Heiligtums. Auf Internet finden Sie die neueste Ausgabe, die 14-tägig, mittwochs erscheint, sodann auch alle anderen Ausgaben, die bis jetzt erschienen sind, und einen kurzen Überblick. Viele haben Medjugorje besucht und noch mehr möchten es auch. Die Einheit 'The Region of Medjugorje gibt die wichtigsten Merkmale über Medjugorje und die Menschen, die hier wohnen, wieder. Die Einheit 'Announcements ist als 'Anschlagtafel gedacht und wird ständig ergänzt und neu geordnet. Es werden viele Bücher und Rundschreiben veröffentlicht, die man nicht alle kennen kann, aber über die, die wir gesammelt haben, geben wir Ihnen einen Überblick in der Einheit 'Literature. Wir sind nicht die einzigen, die elektronische Seiten über Medjugorje veröffentlichen, sondern es gibt noch viele andere auf der ganzen Welt. Wir geben die Adressen in der Einheit 'www addresses bekannt. In der Einheit 'Maps and Photographs geben wir Ihnen eine bildliche Darstellung von Landkarten und von Personen und örtlichen Gegebenheiten. Alle Vorträge, die jetzt hier gehalten werden und bisher in den Gebets- und Informationsseminaren gehalten wurden, sind in der Einheit 'Lectures from the Prayer-Education Seminars zu finden.

Die Arbeit auf den www Seiten ist sehr schwierig und braucht viel Zeit. Ich weiß nicht, wie zufrieden Sie mit der Aufmachung dieser Seiten sind. Für uns ist nicht die äußere Erscheinungsform der Seiten wichtig, sondern, daß wir Ihnen so viele Informationen über Medjugorje wie möglich bieten können.

Das Internet als Medium repräsentiert die Zukunft. Man braucht keine Angst davor zu haben. Im Augenblick ist es wie eine große Metropole, wo man einen Weg zu Gott aber auch zu allen Lastern finden kann. Das heißt aber nicht, daß man sich dort zu Hause fühlen muß und versuchen muß, es zu ändern. Einige Anstrengungen haben bereits Früchte getragen so daß im Internet einige einschränkende Gesetze angewendet werden.

6. Radio ...........

7. Öffentliche Kommunikationsmittel

Wir leben in einer Zeit, in der uns verschiedenartige Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen, die in den letzten 150 Jahren entwickelt worden sind. Als Christen müssen wir auf die Herausforderungen, die sie an uns stellen, antworten.

Öffentliche Kommunikationsmittel prägen die öffentliche Meinung. Deshalb ist es außerordentlich wichtig, wer hinter ihnen steht und was sie bezwecken. Das erfordert von uns eine große Aufmerksamkeit, die wir für alle anderen Lebensbereiche auch erstreben sollten.

Die Zeit ist gekommen, in der man sich um das 'Apostolat der Kommunikationsmittel kümmern muß. Es wäre unseriös, es einfach irgendjemandem zu überlassen. Das Böse versucht uns davon abzuhalten, es möchte allein das Recht des Sprechers auf diesem Gebiet innehaben. Aus diesem Grund sind die Programme der öffentlichen Kommunikationsmittel so voller Gewalt, voll von allem Negativen und machen die wahre Liebe lächerlich. Wir müssen alles unternehmen, um dies zu ändern.

Nur schwer und mit großem Vertrauen könnenn wir hierin Fortschritte erzielen. Es ist unmöglich festzustellen, wieviele Menschen uns zugehört haben, wievielen wir ein Licht gebracht haben und wieviele wir aus der Sünde bekehrt haben, das werden wir erst erkennen, wenn wir am Ende der Zeit gemeinsam vor dem Herrn stehen.

Das Charakteristikum unserer Zeit ist die Säkularisation und die Diesseitigkeit. Die Säkularisation können wir akzeptieren, während wir der Diesseitigkeit keineswegs zustimmen dürfen, denn sie verbietet uns das Recht, den Glauben zu leben. Wenn wir uns in dieser Welt bewegen, müssen wir uns des Auftrages Jesu erinnern, daß wir in die ganze Welt hinausgehen sollen, um allen Geschöpfen das Evangelium zu predigen. Die Kommunikationsmittel sind uns dafür eine willkommene Gelegenheit.

8. Zusammenfassung

Die Ereignisse in der Pfarrei Medjugorje sind der Grund unseres heutigen Zusammentreffens und es wäre niemand hier, wenn diese Ereignisse nicht stattgefunden hätten. Wir alle glauben, daß diese Ereignisse die Welt verändern und ihr den wahren Geist Jesu Christi bringen. Deshalb müssen wir uns ständig anstrengen, unsere Stimme über diese Ereignisse hörbar zu machen.

Die Grundlage unserer Arbeit darf sich nicht auf Sensationen stützen, sondern auf das Gebet. Maria bringt uns in Medjugorje keine Sensationen, sondern Sie lehrt uns hier zu beten. Indem wir das wissen, brauchen wir für den Erfolg unserer Arbeit nicht zu fürchten. Das Gebet erreicht mehr als alle anderen Mittel. Da wir diese Kommunikationsmittel zur Verfügung haben, ist es uns möglich, unsere Gebete und Meditationen in kurzen Zeitabständen vielen Menschen zu übermitteln und es wäre unklug, das nicht zu nutzen. Natürlich werden wir dabei nicht aggressiv vorgehen, denn nur der, der nicht von dem überzeugt ist, was er anbietet, ist aggressiv. Wir wollen besonnen, aber bestimmt und respektvoll sein!

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René LAURENTIN

MEDJUGORJE IN DER KIRCHE

Der Stellenwert von Medjugorje in der Kirche ist ein schwieriges Thema, umstritten, Objekt von Verwirrung und Mehrdeutigkeit, das zu klären wichtig wäre.

Medjugorje bedarf unter uns keiner Erklärung. Es ist ein Gnadenort, an dem die Jungfrau Maria mit wahrhaft außerordentlichen Früchten erschienen ist: geistiges Leben, Bekehrungen, Heilungen. "Einen Baum erkennt man an seinen Früchten", sagt der Herr, und das ist das einzige Unterscheidungskriterium, das von Ihm kommt (Mt 7,20; 12,33).

Die Stellung der Erscheinungen

Dennoch bleibt eine Mehrdeutigkeit, deren man sich bewußt sein sollte. Die Erscheinungen, durch die der Glaube offenbar wird, durch die Unsichtbares sichtbar wird, sind ein oberflächliches und zweitrangiges Phänomen gemessen am Evangelium und den Sakramenten. Selbst dort, wo die Kirche eine Erscheinung anerkennt (einschließlich Lourdes und Fatima, die am formellsten anerkannt wurden), setzt sie nicht ihre Unfehlbarkeit ein, ja nicht einmal ihre Autorität, denn es handelt sich hier nicht um ein Dogma, für das Heil notwendig und im Namen Christi gelehrt, sondern um eine nur wahrscheinliche und vermutliche Unterscheidung. Sie sagt nicht: "Sie müssen daran glauben", sondern, "Es gibt gute Gründe, daran zu glauben. Es ist hilfreich, daran zu glauben."

Die verantwortliche Autorität könnte dem sogar noch hinzufügen: "Ich glaube daran"; aber sie zwingt ein solches Urteil nicht auf, so daß man nicht sündigt wenn man nicht daran glaubt. Wenn ich nicht an Fatima oder an Lourdes glauben würde, müßte ich deshalb nicht zur Beichte gehen, wenn ich Gründe zum Zweifeln hätte. Und in diesem Sinne habe ich meine Untersuchung über Lourdes durchgeführt, in voller Offenheit des Geistes.

Ebenso, falls die Autorität sagt: "Es gibt ernsthafte Gründe, nicht daran zu glauben", dann wäre es falsch daran zu glauben. Unser Urteil ruft uns zum Gehorsam gegenüber der Kirche auf, aber es läßt auch die Freiheit der Prüfung und der Unterscheidung zu. Als Mgr. Zanic 1984 - 1985 sein negatives Urteil veröffentlichte, habe ich mein Gewissen auf diese Möglichkeit vorbereitet und habe mir etwa folgendes gesagt: "In diesem Fall werde ich aufhören, öffentlich über Medjugorje zu schreiben und zu sprechen, aber wie die Freunde der Heiligen Johanna von Orleans, die auf Befehl eines Bischofs im Jahre 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, werde ich die Gründe vertiefen und an die richtige Stelle weitergeben, um ein solches Urteil zu revidieren."

Die Achtung der Autorität und der Gehorsam, wovon man nie absehen soll, enthalten also manchmal in diesem Bereich sehr feine Abstufungen des freien Dienstes am Glauben

Die zwei Bedeutungen des Wortes Kirche

Was das Wort "Kirche" betrifft, dem letzten Wort des mir zugeteilten Themas (Medjugorje in der Kirche), so muß eine andere Mehrdeutigkeit geklärt werden:

Vor dem Konzil bestand die Kirche für den größten Teil der Theologen aus der Hierarchie: Papst und Bischöfe.

Das II. Vatikanische Konzil hat diesen Begriff überarbeitet. Es hat die Kirchenverfassung umgekehrt strukturiert: die Kirche ist zuerst das Volk Gottes, in dem bestimmte Gläubige (die im Glauben, in der Hoffnung, der Nächstenliebe und in der Suche nach Heiligkeit vor Gott mit den anderen gleichstellt sind) Autorität im Namen Christi haben, aber diese Autorität steht im Dienst am Volk Gottes, und aus diesem Grund gibt der Papst sich selbst den Titel "Diener der Diener Gottes".

Untersuchen wir also den Stellenwert von Medjugorje in der Kirche unter diesen beiden einander ergänzenden Bedeutungen des Wortes "Kirche", das eine organische Wirklichkeit bezeichnet: den mystischen, aber sichtbaren Leib Christi.

1. DER EMPFANG DES VOLKES GOTTES

In Medjugorje, wie auch anderswo, sind es zuerst die Gläubigen, die die Anwesenheit der Jungfrau Maria in diesen Erscheinungen erkannt haben.

Der Pfarrer Jozo Zovko, der geistlich offen war, war zuerst kritisch und anspruchsvoll bei der Prüfung der Ereignisse. Er sagte zu den Gemeindemitgliedern: "Was wollt ihr denn auf diesem Hügel, wo ihr doch die Eucharistie in der Kirche habt?"

Er hat sie alle wieder in die Kirche zur täglichen Messe geführt, wohin dann auch die Erscheinungen verlegt wurden. Ziemlich bald glaubte er, und eine persönliche Erscheinung der Jungfrau hat seine Überzeugung bestätigt.

Jedoch gibt es im christlichen Volk Gegner rechts und links:

Die progressiven Christen bevorzugen die negative Kritik, die psychologischen und psychoanalytischen Erklärungen, den systematischen Zweifel und den Argwohn gegenüber außergewöhnlichen Phänomenen.

Der traditionelle oder durchschnittliche, integristische Flügel, z. B.: Fidelity in den USA oder die extreme Rechte der Contre Réforme Catholique (die den Papst als Häretiker exkommuniziert) waren die größten Gegner von Medjugorje.

Die Pilger fragen die Seher oft: "Was sollen wir tun, um die Gegner zu überzeugen?"

Vicka antwortet: "Betet für sie und seid gut zu ihnen. Der Herr und die Heilige Jungfrau Maria werden den Rest tun."

Das war bereits die Meinung Bernadettes, die mit den Gegnern, die mit ihr polemisieren wollten, nicht diskutierte, sondern ruhig antwortete, wenn sie darauf bestanden: "Es ist meine Aufgabe, es Ihnen zu sagen, nicht aber, Sie zu überzeugen."

2. DIE HIERARCHISCHE KIRCHE: DIE BISCHÖFE UND DER PAPST

Die Position der Autoritäten ist viel komplexer.

Der örtliche Bischof

Der örtliche Bischof, Mgr. Zanic, Nachfolger der Apostel und für seine Diözese verantwortlich, war während des Sommers 1981 zuerst wohlgesinnt (obwohl er sich heute nicht mehr daran erinnern will). Aber der örtliche Konflikt mit den Franziskanern (die 80 % der Priesterschaft seiner Diözese ausmachen) hat mehr und mehr alle Beziehungen vergiftet. Die Zeit erlaubt es mir nicht, dieses Problem hier näher zu erörtern, deshalb verweise ich hierfür auf meine Bücher.

Als ich mich zu Weihnachten 1983 das erste Mal nach Medjugorje begab, glaubte ich, daß er noch wohlgesonnen sei. Er überzeugte mich jedoch vom Gegenteil; ich hörte ihm zu und sammelte so gut ich konnte seine Einwände, aber sie erschienen mir so oberflächlich, parteiisch und schwach im Vergleich zu den offensichtlichen Tatsachen, was mich in eine schwierige Situation brachte hinsichtlich meiner Achtung für seine bischöfliche Autorität. Ich traf ihn so oft ich konnte. Er bestätigte mir seinen radikalen Widerspruch. Am Ende eines Besuches bat ich ihn um seinen Segen. Einmal wollte er nicht, aber ich bestand darauf und sagte: "Wenn ich Ihnen Probleme mache, dann geben Sie mir den Segen für meine Bekehrung." Worauf er mit seiner bischöflichen Erhabenheit antwortete: "Bleiben Sie Laurentin."

Seine Stellungnahme zu Medjugorje vom 30. Oktober 1984 hat mich in mehreren Punkten auf erstaunliche Art und Weise verleumdet. Ich hätte ihm geraten, die Wahrheit zu verstecken. Ich hätte mich als Theologe disqualifiziert. Ich würde das wegen des Geldes machen. Ich hätte mehr als eine Milliarde verdient! Ich wäre dem Zauber der Seher von Megjugorje erlegen, anstatt auf den Bischof zu hören. Aber er hat mir nie verboten, nach Medjugorje zu gehen oder mir untersagt, darüber zu schreiben.

Nach dem negativen Urteil, das er öffentlich verkündet hatte, war ich bereit, zu schweigen. Aber als er im April 1986 nach Rom kam um es dort vorzulegen, sagte ihm Kardinal Ratzinger (und Mgr. Zanic, ein offener Mensch, hat das auch so zugegeben): "Nein, Sie werden Ihre bischöfliche Diözesankommission aufheben. Das Urteil übernimmt die Bischofskonferenz."

Das war unerwartet; denn nach einer alten Tradition, die von Kardinal Ottaviani noch verschärft wurde (Ottaviani hatte 1959 und 1960 ein Dekret gegen Schwester Faustine - heute seliggesprochen - und gegen Mutter Yvonne Aimeé usw. erlassen), unterstützte das Heilige Offizium im allgemeinen die Bischöfe, die Erscheinungen nicht günstig gegenüberstanden, und mäßigte eher wohlgesinnte Urteile. Hier war es also umgekehrt. Man fragte sich warum.

Ich glaube die Erklärung zu kennen.

Im Juli 1984 hat Papst Johannes Paul II mein erstes Buch: "La Vierge apparaît-elle a Medjugorje? (vom Februar 1984), das ich ihm selbst geschenkt hatte, in Castelgandolfo gelesen und Mgr. Pio Belo Ricardo, Bischof von Los Teques (Venezuela) empfohlen.

Im nächsten Jahr hat er ebenso die medizinischen und wissenschaftlichen Studien über Medjugorje gelesen, die ich zusammen mit Professor Joyeux aus Montpellier geschrieben habe.

Schließlich habe ich ein internationales Treffen von Medizinern und Theologen in Mailand stattfinden lassen, um 10 wissenschaftliche und 10 theologische Schlußfolgerungen über Medjugorje aufzustellen. Die Übereinstimmung wurde schnell in einem einzigen Arbeitstag erreicht, und diese 20 Schlußfolgerungen wurden Papst Johannes Paul II durch Doktor Luigi, Präsident der ARPA, wo die Versammlung abgehalten wurde, gesandt. Der Papst leitete alle diese Dokumente weiter an Kardinal Ratzinger, dem Präfekten der Glaubenskongregation, der, so schien es, diese neuartige Entscheidung erst traf, nachdem er mit Papst Johannes Paul II gesprochen hatte. Eine beispiellose Entscheidung: Sie enthob den Bischof seiner üblichen Autorität ohne ihn völlig zu entheben, da er Mitglied der Bischofskonferenz ist, der die Beurteilung übergeben wurde.Dem folgte ein langer Weg. Kardinal Kuharic, bei dem Vicka eine Erscheinung hatte (in seinem Salon, 1983, wie er mir gesagt hat), war offen und zurückhaltend wohlgesinnt, so schien es mir. In jedem Falle wünschte er, daß die Bischöfe in Frieden die Verantwortung für diesen großartigen und fruchtbringenden Wallfahrtsort übernehmen, anstatt einen jener Konflikte um Erscheinungen heraufzubeschwören, die Unbehagen und Teilung in der Kirche stiften, und für die Gläubigen, die Bischöfe, und sogar für Gott selbst Schaden anrichten.

Aber mit Vorsicht und Ehrerbietung dem örtlichen Bischof, Mgr. Zanic, gegenüber, der vor Gott für die Kirchengemeinde von Medjugorje verantwortlich ist, behält er ihm zurecht eine Position ersten Ranges vor. Jedesmal, wenn eine Anfrage an die Bischofskonferenz gestellt wurde, kam er immer als erster zu Wort. Er wiederholte öffentlich mit der ihm eigenen Vehemenz alle Einwände, die er zweimal entwickelt hatte:

  1. Offizielle Stellungnahme zu Medjugorje vom 30. Oktober 1984, die einen Stop der Verbreitung von Medjugorje zur Folge hatte, da er die Bischöfe aller Bischofskonferenzen der Welt dazu aufrief, seine negative Stellungnahme zu unterstützen, indem er anregte, daß die offiziellen (so präzisierte er jedesmal) Pilgerfahrten nicht erlaubt seien.
  2. Seine ernste Predigt vom 25. Juli 1987 gegen Medjugorje während der Firmungszeremonie. Er erwartete, daß sich die Gemeindemitglieder auflehnen würden. Aber sie hörten ihn respektvoll und ruhig an, trotz der tiefen Wunden, die sie in ihren Herzen spürten. Sie bewiesen ihren heroischen Respekt und Gehorsam, aber der Bischof verstand ihr Verhalten zunächst anders. Während des Essens, das folgte, schloß er: "Sie glauben heute nicht mehr so sehr daran." Die Franziskaner belehrten ihn eines Besseren (Predigt veröffentlicht mit meinen kritischen Beobachtungen in DN7, S. 72 - 77).

Nach dieser ersten Intervention des örtlichen Bischofs hüllten sich die anderen, weniger informierten Bischöfe in Schweigen oder unterstützten ihn solidarisch. Der einzige, der sich für Medjugorje aussprach, war Mgr. Franic, Erzbischof von Split, Autorität in dieser Angelegenheit, da er Vorsitzender der Doktrinalen Kommission war. Aber er ging am 10. September 1988 in den Ruhestand und schied aus der Bischofskonferenz, wo das Feld nun für Mgr. Zanic offen war.

Unter diesen Voraussetzungen verstand ich nie, wie es Kardinal Kuharic gelingen konnte, die Bischofskonferenz im November 1990 dazu zu bringen, die Wallfahrt und ihre Ausübung anzuerkennen. Das geschah nach den Anweisungen und Kriterien, die Kardinal Seper (Vorgänger Kardinal Ratzingers in der Glaubenskongregation) am 25. Februar 1978 veröffentlicht hatte. Im Falle einer Erscheinung - falls kein schwerwiegender Einwand sich zeigt und falls die Früchte gut sind - soll sich der Bischof um die Wallfahrt kümmern und auf diese Weise die Frömmigkeit der Gläubigen lenken. Daraufhin kann er mit der notwendigen Langsamkeit und den entsprechenden Anforderungen, sogar die Erscheinungen anerkennen. Leider hat Mgr. Zanic diese Anerkennung der Wallfahrt (der er sich widersetzte) nur akzeptiert, indem er verschiedene negative Klauseln einfügte. Diese kleinen Einschränkungen machten den Text derart trüb, daß der Kardinal und die Konferenz beschlossen, ihn nicht zu veröffentlichen und die Anerkennung im Akt durchzuführen (wie man es in Rom für die Anerkennung von Tre Fontane gemacht hatte, ohne Erklärung).

So kam Mgr. Komarica, Vorsitzender der Untersuchungskommision über Medjugorje, um die Wallfahrtsmesse zu feiern und verkündete offiziell:

"Ich komme nicht nur in meinem Namen, sondern im Namen aller jugoslawischen Bischöfe, einschließlich Mgr. Zanic (dem örtlichen Bischof und Gegner Nummer 1). Andere Bischöfe werden kommen"

Und andere folgten, einschließlich Mgr. Zanic, und sein Erzbischof, der zukünftige Kardinal Puljic von Sarajevo.

Alles verlief folglich zum Besten. Aber am 2. Januar 1991 wurde der Text, der wegen seiner Mehrdeutigkeit geheimgehalten wurde, von der italienischen Presseagentur ASCA veröffentlicht (auf Initiative von Mgr. Zanic, so versichert die ihn verehrende Contre Réforme), mit einem ausschließlich negativen Kommentar. Dieser trübe Text, der unter wilden Umständen veröffentlicht wurde, schuf Unsicherheit und Verwirrung auf internationaler Ebene bei den Pilgern. Sie berichteten Kardinal Kuharic darüber. Er antwortete:

- "Die Kirche hat keine Eile. Wir, die Bischöfe, haben nach dreijährigen Studien seitens der Kommission, Medjugorje als Ort des Gebetes und als marianisches Heiligtum anerkannt. Das bedeutet, daß WIR NICHT DAGEGEN SIND, daß man als Pilger nach Medjugorje kommt, um dort die Muttergottes in Übereinstimmung mit der Lehre und dem Glauben der ganzen Kirche zu verehren.

Was die Übernatürlichkeit der Erscheinungen betrifft, so haben wir erklärt: BIS JETZT KÖNNEN WIR SIE NICHT BESTÄTIGEN. WIR VERSCHIEBEN DAS AUF EINEN SPÄTEREN ZEITPUNKT. DIE KIRCHE HAT KEINE EILE" (im Vecernji list erschienene Erklärung, August 1993, DN13, S. 41).

Mehrere kroatische Bischöfe äußerten sich sinngemäß auch so.

Überhäuft mit Fragen auf internationaler Ebene, nahm sich Kardinal Kuharic die nötige Zeit, um am 10. April 1991 eine neue Bearbeitung des Textes durchzuführen, die verständlicher war und aus der einige negative Mehrdeutigkeiten verschwanden.

Der Sinn wurde deutlicher, trotz der negativen Erklärungen, die die Presse verbreitete. Die jugoslawischen Bischöfe sollten zwischen den beiden klassischen Formulierungen zur Beurteilung wählen, die möglich sind, solange die Echtheit einer Erscheinung nicht anerkannt ist:

1 Non patet supernaturalitas: Das Übernatürliche ist nicht bewiesen.

2 Patet non supernaturalitas: Der nichtübernatürliche Charakter ist bewiesen.

Die Bischöfe entschieden sich nicht für die zweite Erklärung, die das Übernatürliche ausschließt, sondern für die erste, die es bezweifelt: es ist noch nicht möglich, den übernatürlichen Charakter anzuerkennen, ohne ihn jedoch auszuschließen, so wie es Kardinal Kuharic klar präzisierte. Es ist schade zu sehen, wie die Presse und einige Priester oder Autoritäten stets die vorsichtige Erklärung, die ein Urteil aufschiebt, mit einer Erklärung verwechseln, die es völlig ausschließt. Dieses Durcheinander, das bei solchen Dingen oft vorkommt, hat in Medjugorje nicht aufgehört.

Eine andere Mehrdeutigkeit: das Wort übernatürlich wird im allgemeinen unter ähnlichen Umständen im mehrdeutigen Sinne gebraucht und ist Anlaß zu Verwirrungen. Es bedeutet Wunderhaftiges, Außergewöhnliches, Unerklärbares, was eine ganz spezielle Bedeutung des Wortes "übernatürlich" ist. Und diese Mehrdeutigkeit ist schlecht, da sie Wallfahrten (die inbrünstigen Messen, die unzählbaren Beichten, den Kreuzweg und den Rosenkranz) des übernatürlichen Charakters berauben will, so als wären sie ein Ort des Aberglaubens! Soweit gehen einige Kommentare. Aber die Bischofskonferenz zweifelt nicht am übernatürlichen Charakter der Liturgien von Medjugorje, sondern sagt nur, daß der Beweis einer außergewöhnlichen Intervention Gottes noch nicht erwiesen ist.

Sie wissen, daß Mgr. Franic die Vorsicht der Bischöfe getadelt hat und sie teilweise für den Krieg verantwortlich hält, in dem Maße, in dem "sie nicht die Stimme der Muttergottes erkannten, die Frieden anbot" oder sich "ununterbrochen dem entgegenstellten" (DN14, S. 114). Der dringende Aufruf der Jungfrau Maria wurde nicht genug gehört, sie konnte die Lage nicht retten. Ich überlasse dem Erzbischof die Verantwortung für sein von der Gebetsaktion veröffentlichtes Urteil, da ich persönlich dafür weder die Autorität noch die nötige Kompetenz habe. (DN 13, 14 und 15: 1994, 1995, 1996).

Während des Krieges, der seine Diözese der Zerstörung und dem Blutvergießen aussetzte, flüchtete Mgr. Zanic nach Rom, wo er lange Zeit verbrachte, um einen Nachfolger zu ernennen, der seinen Kampf gegen die Franziskaner und Medjugorje fortsetzt. Das gelang ihm. So wurde Abbé Peric, Leiter des Kroatischen Seminars in Rom, der ihm eine große Hilfe war bei der Durchsetzung seiner Einwände und Beschwerden an die römischen Kongregationen, nun örtlicher Bischof, mit weniger festgefahrenen Meinungen, weniger impulsiv, und deshalb wirksamer als Mgr. Zanic. Natürlich wahrte er bischöfliche Vorsicht und hat nie ein offizielles negatives Urteil gegen Wallfahrten bekundet, trotz vieler nachteiliger Erklärungen und Taten.

Aber er hat zu verschiedenen Anlässen das Urteil der Bischofskonferenz auf recht negative Weise interpretiert. Seit 1995 hat er selbst und durch seinen Generalvikar sich radikal zu diesem Thema in Crkva na Kamenu (Kirche auf dem Felsen, seine Diözesanzeitschrift) geäußert:

"Es ist unmöglich zu erklären, daß es sich (in Medjugorje) um übernatürliche Erscheinungen handelt. Seit der Erklärung der Bischofskonferenz vom 10. April 1991 besteht ein negatives Urteil der zwei Bischöfe von Mostar: des emeligen und des jetzigen (Mgr. Peric spricht hier von sich selbst in der dritten Person). Jene, die das Gegenteil behaupten, erzählen naive Kindergeschichten. Wir sind der Meinung, daß die Heilige Jungfrau niemandem in Medjugorje erschienen ist."

Er fügte jedoch hinzu (dies engt seine eigenen Aussagen ein und widerspricht ihnen):

"Der Ordinarius von Mostar (Mgr. Peric selbst) sagt nur das, was die Bischöfe (am 10. April 1991) sagten und glaubt den Geschichten von Medjugorje nicht. Das hat der Generalvikar vorher klar ausgedrückt (in einer kürzlichen Erklärung an die Presse). Allein der Text der Erklärung vom 10. April und die autorisierte Interpretation von Kardinal Kuharic, dem Hauptautoren und Unterzeichner der oben erwähnten bischöflichen Erklärung, sprechen für sich.

Das Waagespiel der Interpretationen

Mehrere Bischöfe überall auf der Welt, die in diesem Durcheinander nicht mehr durchblickten, fragten sich, ob sie ihre Gemeindemitglieder davon abbringen sollten, nach Medjugorje zu gehen. Sie schrieben an die Glaubenskongregation und mehrere erhielten eine Antwort, die der offiziellen Erklärung der Bischöfe vom 10. April 1991 entsprach, aber so mehrdeutig, daß sie von der Presse völlig negativ interpretiert wurde. Infolge dieser Veröffentlichung, waren viele Gläubige der Meinung: "Wenn Sie nach Medjugorje gehen, sind Sie im Ungehorsam."

Hier nun das Wesentliche der Antwort, die Mgr. Taverdet, der Bischof von Langres, auf seinen Brief vom 14. Februar 1996 von Mgr. Tarcisio Bertone, dem Sekretär der Glaubenskongregation, am 12. März 1996 erhielt. Nachdem er das Wesentliche der Erklärung der jugoslawischen Bischöfe vom 10. April 1991 (oben wiedergegeben) zitierte, schloß er: "Aus dem eben gesagten geht hervor, daß die offiziellen Pilgerfahrten nach Medjugorje, verstanden als Ort glaubwürdiger marianischer Erscheinungen, nicht organisiert werden dürfen, da diese im Widerspruch zu dem stünden, was die Bischöfe Ex-Jugoslawiens behaupteten."

Unter dem Einfluß der zwei aufeinanderfolgenden Stellungnahmen der beiden örtlichen Bischöfe, vereint diese Antwort alle negativen Züge, ohne das Positive des Dokumentes in Erscheinung treten zu lassen. Die Presse veröffentlichte folgende Schlagzeile: Rom verbietet die Pilgerfahrten nach Medjugorje.

Der Bischof von Rottenburg-Stuttart gab die gleiche Erklärung, wie die aus Rom, nur mit noch negativeren Worten wieder, die der Bischof von Metz wiedergab. Schwester Emmanuel schrieb ihm und bemerkte treffend:

"Kardinal Ratzinger hat nie die Pilgerfahrten nach Medjugorje verboten. Er hat nur auf das Gesetz der Kirche verwiesen, daß an Erscheinungsorten, die noch untersucht werden, offizielle Pilgerfahrten untersagt, private Pilgerfahrten jedoch erlaubt sind" (Brief vom 8. November 1995).

Das Durcheinander, das sich aus diesen widersprüchlichen und mehr oder weniger mißdeuteten Interpretationen ergab, klärte Doktor Joaquin Navarro Valls, Sprecher des Heiligen Stuhls und Direktor des Pressebüros, indem er diese negative Interpretation am 21. August 1996 klar dementiert:

"Der Vatikan hat den Katholiken niemals gesagt, 'Ihr dürft nicht nach Medjugorje gehen. Den Bischöfen hat er im Gegenteil gesagt: 'Eure Gemeinden und Diözesen dürfen (noch) keine OFFIZIELLEN Pilgerfahrten organisieren. Aber man kann den Leuten nicht sagen, nicht dorthin zu gehen, solange nicht erwiesen ist, daß die Erscheinungen falsch sind ... was niemals behauptet wurde. Also kann jeder, der dies möchte, dorthin gehen." (Erklärung vom 21. August 1996 an den Katholischen Nachrichtendienst).

Dem fügte er hinzu: "Ein Katholik, der guten Glaubens an einen solchen Erscheinungsort geht, hat das Recht auf geistlichen Beistand. Die Kirche verbietet den Priestern nicht, die von Laien organisierten Reisen nach Medjugorje in Bosnien-Herzegowina zu begleiten, so wie sie ihnen auch nicht verbietet, eine Gruppe von Katholiken, die die Südafrikanische Republik besuchen wollen, zu begleiten. Wer den Brief von Erzbischof Berthone liest, könnte denken, daß es den Katholiken von nun an untersagt sei, nach Medjugorje zu gehen. Das wäre eine inkorrekte Auslegung, da sich nichts geändert hat, nichts Neues gesagt wurde. Das Problem ist, keine offiziellen Pilgerfahrten zu organisieren (von einem Bischof oder einem Priester geleitet), was wie eine kanonische Anerkennung der Ereignisse in Medjugorje, die noch immer überprüft werden, aussehen würde. Eine ganz andere Sache ist es, eine Pilgerfahrt zu organisieren, die von einem Priester begleitet wird, der für die Beichten benötigt wird. Es ist Schade, daß die Worte des Erzbischofes Bertone in eingeschränktem Sinn verstanden wurden. Hatten die Kirche und der Vatikan 'nein zu Medjugorje gesagt? Nein!"

Der Pressesprecher hat richtig bemerkt, daß Erzbischof Bertone die bischöfliche Erklärung dort gut wiedergegeben hat, wo sie sagt, daß "die zahlreichen Gläubigen, die sich nach Medjugorje begeben, die pastorale Hilfe der Kirche benötigen" (also die Hilfe der Priester während der Wallfahrten).

Auf diese Weise erfordern die Wallfahrten nach Medjugorje, auch wenn sie nicht offiziell sind, die pastorale Hilfe der Priester für die hl. Messen, Predigten und die Beichten.

Die anderen Bischöfe

Aus Platzgründen werde ich mich kurz fassen über die Position des neues Bischofs, dessen Handlungen und Erklärungen ich detailliert in den aufeinanderfolgenden Bänden der "Dernières Nouvelles de Medjugorje" (Die letzten Neuigkeiten von Medjugorje) (DN 13, 14 und 15:1994, 1995, 1996) wiedergegeben habe.

Mehr als 100 Bischöfe sind nach Medjugorje gekommen trotz der Opposition des örtlichen Bischofs. Das ist erstaunlich genug im Hinblick auf die strenge Art, wie die bischöfliche Solidarität in der Kirche gehandhabt wird (was meinem Ruf sehr geschadet hat, denn die persönlichen Attacken von Mgr. Zanic gegen mich wurden ernst genommen).

Aber zahlreiche Bischöfe haben die bemerkenswerten, tiefen und dauerhaften Bekehrungen ihrer Gemeindemitglieder in Medjugorje wahrgenommen. Einige, die Medjugorje gegenüber gleichgültig oder dagegen waren und sogar dagegen protestierten wurden zu Pfeilern der katholischen Kirche. Sie kamen, um zu sehen, sie wurden überzeugt und sie gaben Zeugnis darüber ab, entsprechend der satzungsgemäßen Freiheit, die diesbezüglich in der Kirche verankert ist. Die Namen und Zeugnisse dieser Bischöfe habe ich in den letzten Bänden meiner "Letzten Neuigkeiten" festgehalten.

Die Position des Papstes

Die Tatsache, daß sich so viele Bischöfe nach Medjugorje begeben haben, trotz der abschreckenden Wirkung, die die negative Stellung des örtlichen Bischofs hatte (die einigen unter ihnen doch bekannt war), hat einen anderen Grund, den mehrere von ihnen veröffentlichten. Sie fragten Johannes Paul II um Rat, der ihnen positiv antwortete, bis hin zu den Worten an Mgr. Hnilica: "Wenn ich nicht Papst wäre, wäre ich schon seit langem dorthin gefahren."

Ich kann die zahlreichen bischöflichen Berichte über die Position des Papstes nicht genau aufführen. Ich werde noch etwas diskreter sein über folgende Tatsache: Bei einem Frühstück mit ihm, zu dem ich eingeladen wurde, um ihm eine wichtige Frage zu unterbreiten, hatte er, nachdem ich geendet hatte, den Rest des Frühstücks damit verbracht, um mich über Medjugorje zu befragen.

Das, was er am meisten an den zahlreichen Bischöfen anerkannte, waren "die guten Früchte", die die Grundlage für die Echtheit einer Erscheinung sind, nach dem einzigen Kriterium, das Christus selbst gegeben hat: "Einen Baum beurteilt man nach seinen Früchten" (Mt 7, 16-20; 12,23 ).

Am 6. April 1995 kamen der Vizepräsident von Kroatien, Dr. Radic, der Präsident Tudjman vertrat, und Kardinal Kuharic, um dem Papst für seinen Besuch in Kroatien zu danken und luden ihn ein, im September 1995 die 1700-Jahresfeier der Gründung der Kirche von Split zu feiern. Der Papst antwortete:

"Ich werde das prüfen. Aber wenn ich kommen kann, würde ich gerne das Heiligtum Maria Bistrica (nationales kroatisches Heiligtum der Muttergottes in der Nähe von Zagreb) besuchen und Medjugorje." Diese Worte wurden von kroatischen Zeitungen wiedergegeben (DN14, S. 44)

Am 31. Mai 1995, laut Schwester Emmanuel, sagte er zu einer Gruppe von Engländern:

"Betet, daß ich dieses Jahr nach Medjugorje gehen kann." (DN 15) Dieses Zeugnis und andere sind im DN 14, S. 43 - 45 und 15, S. 43 - 46 veröffentlicht.

Aufgrund der Opposition des örtlichen Bischofs, glaube ich nicht, daß die Wünsche des Papstes realisiert werden können, denn, obwohl der Papst theoretisch jede Macht hat, so bekundet er den Kirchenautoritäten gegenüber den größten Respekt nach dem Prinzip der Subsidiarität: Die höhere Ebene muß Einmischung in die untere Ebene vermeiden, bei Wahrung der Freiheit, privat ihre Überzeugungen zu bekräftigen.

WOHIN FÜHRT DAS?

Auf die Frage: "Wohin führt das?" Was kann man da antworten?

  1. Medjugorje unterliegt nicht mehr der Jugoslawischen Bischofskonferenz, geleitet von Kardinal Kuharic, der sich die Verantworung für Wallfahrten angeeignet hatte. Aber die Jugoslawische Bischofskonferenz existiert nicht mehr und seine Kommission ist somit verschwunden.
  2. Der örtliche Bischof, Mgr. Peric, gehört nun zur Bischofskonferenz von Bosnien-Herzegowina, geleitet von Kardinal Puljic. Dieser war immer mit dem örtlichen Bischof solidarisch, welcher dagegen ist, ohne formell eine Position einzunehmen. Die neue Konferenz von Bosnien-Herzegowina zählt nur drei Bischöfe, der eine ist radikal negativ eingestellt (der örtliche Bischof), der andere (der Vorsitzende der Bischofskonferenz), normalerweise solidarisch. Die Position des dritten, Mgr. Komarica, dem verfolgten Bischof aus Banja Luka, Präsident der jugoslawischen Untersuchungskommission, bleibt rätselhaft. In der Kommission, die er leitete, haben sich die Experten, die Medjugorje befürworten, nicht frei gefühlt, was einige von ihnen Mgr. Franic anvertrauten.

Der Bischof von Mostar habe privat Gesprächspartnern, die das berichteten, gesagt: "Während des Krieges werde ich nicht gegen Medjugorje handeln, aber nach dem Krieg, wird das ohne Zweifel der Zeitpunkt dafür sein."

Das was seine negative Haltung zügelt, ist die ihm wohl bekannte und diskret gehandhabte Position des Papstes. Die Situation von Medjugorje wird moralisch beschützt bleiben, solange Johannes Paul II lebt.

Was danach geschehen wird (so spät wie möglich!) wird vom nächsten Papst abhängen.

Aus menschlicher Sicht erscheint die Aussicht also recht düster. Aber sie war noch düster, als Mgr.Zanic sein negatives Urteil in unterschiedlichen Etappen verkündete, die ich nicht genauer darlegen kann. Jedes Mal konnte wider Erwarten das Schlimmste verhindert werden. Die Gnade von Medjugorje wirkt weiter: bis jetzt hat sich die Jungfrau Maria diskret als die Stärkere erwiesen, auch in den schlimmsten Situationen.

Über eine offizielle Aktion, die offiziell als mißbräuchlich gegen die Franziskaner anerkannt wurde

Eine viel zu wenig bekannte Tatsache wird diejenigen ermutigen, die die Gnade von Medjugorje schätzen. Und zwar handelt es sich um die Repressalien der kirchlichen Autoritäten gegen die Franziskaner, die manchmal mißbräuchlich waren, wovon die Gemeinde von Medjugorje künstlich die Kontraschläge und Unstimmigkeiten abbekam. Einer dieser Mißbräuche wurde offiziell anerkannt und vom Obersten Kirchengericht (unserem Berufungsgericht entsprechend) aufgehoben: Die Apostolische Signatur am 24. Mai 1991 (R. Laurentin, Dernieres Nouvelles 13, S. 37-50).

Kurz, zwei Franziskaner wurden durch eine administrative Entscheidung verurteilt, ihre pastorale Tätigkeit für die Gläubigen in Mostar weitergeführt zu haben, die die Sakramente nur von Franziskanern erhalten wollten. Sie wurden aus dem Orden ausgeschlossen, ihrer Gelübde enthoben und suspendiert (das heißt des Rechtes enthoben, die Messe zu zelebrieren und die Tätigkeiten ihrer Priesterschaft auszuüben). Sie kamen oft nach Medjugorje, um dort zu beten, und Vicka, die sie aufsuchten, wurde für sehr unvorsichtig gehalten und getadelt, als sie -- nachdem sie die "Gospa" gefragt hatte -- sagte, das Urteil sei übereilt gewesen.

Die beiden Ordensbrüder wiesen die administrative Sanktion zurück und baten, daß man sie nach den Gesetzen der Kirche urteile, und versprachen, sich diesem Urteil zu fügen. Ihre diversen Appelle erhielten keine Antwort. Der letzte, am 2. September 1985 an die Apostolische Signatur gerichtet, wurde in Betracht genommen. Aber Anfang 1986, stoppte einer der engsten Mitarbeiter des Papstes das Eingreifen der Justiz in diesen Fall, in den er selbst verwickelt war, da die Verantwortlichen des Franziskanerordens diese Entscheidung auf sein energisches Verlangen hin akzeptierten. Er sollte sie "schützen".

Die Richter der Apostolischen Signatur, besorgt um die satzungsgemäße Unabhängigkeit der Justiz, die in der Kirche ebensogut wie in allen zivilisierten Staaten verankert ist, waren geschockt von diesem administrativen Druck.

Zudem hat der Papst kurz darauf (der diese Tatsache ohne Zweifel nicht kannte) diesen Mitarbeiter zum Präfekten der Apostolischen Signatur nominiert, was das Unbehagen der Richter nur vergrößerte. Drei Jahre darauf hat der Papst, ohne Zweifel besser informiert, diesen Kardinal in eine andere Kongregation verlegt und die Richter übernahmen die Prüfung der Akte wieder. Sie urteilten, daß die administrative Erklärung, die gegen diese Brüder verkündet wurde, ungültig sei und dem Kanonischen Recht widerspräche. Das erlaubte einem dieser Brüder, der seit 10 Jahren verfolgt aber treu geblieben war, seine Funktionen wiederaufzunehmen. Der andere war durch die Verleumdung der Justiz derart empört und durch lange Phasen der Depression derart verletzt, daß er das religiöse Leben und die Priesterschaft aufgab (leider!), gemäß der administrativen Entscheidung, die ihn aus dem Orden ausschloß, indem er offiziell seine drei Gelübde annullierte. Das Urteil der Apostolischen Signatur, die diese Mißbräuche der Macht aufhebt, hat dieser Unregelmäßigkeit im Funktionieren der oberen Justiz ein Ende gesetzt. Es wurde von 10 Richtern, darunter 5 Kardinälen, dem Dekan des Kardinalchors an der Spitze, unterzeichnet, da das Oberste Kirchengericht sich auf einer höheren Ebene befindet als das der Staaten. Die Richter sind hier die hauptsächlich Regierenden: die Leiter der Dikasterien, den Staatsministern entsprechend.

Dennoch, mit Rücksicht auf die hohen Persönlichkeiten, die in diesen Mißbräuchen der Macht verwickelt sind, hat das oberste Tribunal dieses Urteil mit einer Bemerkung veröffentlicht, die dessen Publikation untersagt: es darf nicht mit den korrekten Angaben wiedergegeben werden, sondern es dürfen nur die Schlußfolgerungen bekanntgemacht werden.

In Kürze, wenn die Erscheinungen von Medjugorje unumstritten die guten Früchte der Bekehrung und Heiligkeit hervorbringen, die wir alle kennen, so bringt die Gegnerschaft von Medjugorje schlechte Früchte hervor. Jeder kann sich hier auf das einzige Unterscheidungskriterium, das uns Christus gab, berufen: Einen Baum beurteilt man nach seinen Früchten (Mt7; 17 - 20; 12,33)

Beten wir also zur Muttergottes, daß sie Medjugorje weiter beschützt, daß Sie bei allen den Gehorsam bewahrt, den Respekt für den örtlichen Bischof und die Autoritäten, den Frieden, aber auch die Großzügigkeit und die Wirksamkeit im Dienste der Lichter und Früchte von Medjugorje: dieses Meisterwerk der Muttergottes am Ende unseres Jahrhunderts. Möge Sie die hohen Verantwortlichen der Kirche erleuchten, so wie Sie Papst Johannes Paul II erleuchtet hat.

1. 1 Paul M. Zulehner, Hermann Denz, Wie Europa lebt und glaubt, Düsseldorf 1993.

2. 2 Roman Bleistein, Die jungen Menschen und die alte Kirche, Freiburg 1972.

3. 3 Brigitte und Peter L. Berger, In Verteidigung der bürgerlichen Familie, Frankfurt 1984.

4. 4 Paul M. Zulehner, Andrea Slama, Österreichs Männer unterwegs zum neuen Mann? hg. v. BMUJF, Wien 1994.

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