BASKA VODA 1995

02. - 06. 04. 1995.

Ivan Dugandzic -ERSCHEINUNGEN, VISIONEN, OFFENBARUNGEN (Theologische Möglichkeit und Bedeutung dieser ungewöhnlichen Erscheinung)
fra Ljudevit Rupcic- PRIVATOFFENBARUNGEN UND MEDJUGORJE
fra Tomislav Pervan - DER GESCHICHTSTHEOLOGISCHE KONTEXT DER ERSCHEINUNG VON MEDJUGORJE
fra Josip Marcelic - DIE ROLLE DER SEHER( BIBLISCH UND HISTORISCH)
Hans Schotte - DIE ROLLE DER MASSENMEDIEN BEI DER VERBREITUNG DER BOTSCHAFTEN VON MEDJUGORJE
Sr. Isabel Bettwy - EINE VORBEREITUNG FÜR MEDJUGORJEPILGER


P. Ivan Dugandzic, Franziskanerpater, Mitglied der Herzegowinischen Franziskanerprovinz; geboren 1943 in Krehin Gradac, Gemeinde Citluk, Herzegowina. Nach dem Abitur in Dubrovnik 1962 Eintritt in den Franziskanerorden. Theologiestudium in Sarajewo und Königstein (Deutschland). Priesterweihe 1969. Postdiplomstudium und darauffolgend Erwerbung der Doktorwürde in Biblischen Wissenschaften in Würzburg (Deutschland). Seit 1990 lebt und arbeitet er in Zagreb. An der katholischen Theologischen Fakultät und ihren Institutionen hält er Vorlesungen in den Gebieten: Exegese des Neuen Testamentes und Biblische Theologie. Seine Arbeiten veröffentlicht er in fachtheologischen Zeitschriften. In katholischen Blättern behandelt er auf zeitgenössische Weise verschiedene biblische Themen. In Medjugorje lebte und arbeitete er von 1970 - 1972, sowie von 1985 - 1988.

Fr. Ljudevit Rupcic - 1920 in Hardomilije, Ljubuski geboren. 1939 trat er in den Franziskanerorden in der Provinz Herzegowina ein und wurde 1946 zum Priester geweiht. Er beendete sein Theologiestudium am Seminar der Universität in Zagreb und promovierte 1958. Von 1958 bis 1988 hielt er in Sarajevo und am Priesterseminar in Zagreb Vorträge in neu-testamentarischer Exegese über franziskanische Theologie. Während der ehemaligen kommunistischen Herrschaft wurde Fr. Rupcic zweimal, und zwar von 1945 bis 1947 und wieder von 1952 bis 1956, in Gefangenschaft genommen. Von 1968 bis 1981 war er Mitglied der Theologischen Kommission und unterstützte die Bischofskonferenzen im ehemaligen Jugoslawien. Er übersetzte das Neue Testament aus dem Original in die kroatische Sprache und diese Übersetzung wird laufend neu aufgelegt. Seine Bücher, Studien und Artikel wurden in kroatischer, englischer, deutscher und italienischer Sprache veröffentlicht und er nahm als Vortragender an zahlreichen Konferenzen in Europa und Amerika teil.

Fra. Tomislav Pervan wurde am 8. November 1946 in Citluk geboren. Zum Priester wurde er 1969 geweiht. Im Jahre 1976 erhielt er die Doktorwürde in Theologie aus dem Gebiet des Neuen Testamentes. Er half bei der Ausbildung der Novizen im herzegowinischen Franziskanerorden. Von 1982 bis 1988 war er tätig als Gemeindepfarrer in Medjugorje. 1990 wurde er zum Provinzialvikar ernannt und 1994 zum Provinzial der herzegowinischen Franziskanerprovinz.

P. Josip Marcelic, Franziskaner des Dritten Ordens, geboren 1929 in Preko, Zadar. Priesterweihe 1953 in Split. Er wurde zum Magister der Philosophie promoviert und doktorierte in Theologie an der Lateranischen Universität in Rom. Seit 1971/1972 hält er Vorlesungen an der theologischen Fakultät in Split in den Gebieten Dogmatik und einiger biblischen Disziplinen. Mehrere Male hielt er an der selben Fakultät das Rektor- und Prorektoramt inne. Er ist Mitbegründer und Mitherausgeber des Zyklus "Duh i voda" der Bibliothek "Obnove u Duhu" (jelsa 1984 und später), in dessen Reihe er mehrere Bücher übersetzte und herausgab.

Hans Schotte, geboren 1944. Nach dem Abitur am Bischöflichen Abendgymnasium in Essen studiert er Theologie, Philosophie und Pädagogik sowie Medienpädagogik an der Universität in Bonn. Nach mehrjähriger journalistischer Tätigkeit und Ausübung seiner Pflichten als Direktor des Zeitungsbüros des Bistums Augsburg, arbeitet er als Journalist für das Internationale Katholische Missionswerk MISSIO in München. Seit 1963 ist er im Bistum Augsburg tätig als Medienpädagoge und Filmkritiker. Aufgrund während zahlreicher Reisen durch Asien, Afrika und Südamerika gemachten Erfahrungen regierte und publizierte er etwa 40 Dokumentarfilme für das Fernsehen wie auch als Hilfe für kirchliche pädagogische Arbeit, zwischen denen auch zwei Fernsehprojekte über Medjugorje als Pilgerort zu finden sind.

Derzeitig arbeitet Hans Schotte an einem neuen Film über Medjugorje.

Schwester Isabel Bettwy ist Begründerin und Leiterin der Barmherzigen Mütter, einer marianischen Gemeinschaft, die der Verehrung der Muttergottes durch Gebet und Bildung gewidmet ist. Zu den Tätigkeiten dieser Gemeinschaft zählen auch Leitungen von Pilgerfahrten zu marianischen Pilgerorten der ganzen Welt, besonders aber nach Medjugorje. Schwester Isabel begann 1984, Pilgerfahrten nach Medjugorje zu leiten in Ausübung ihrer Pflichten als Leiterin franziskanischer Universitätsfahrten. Schwester Isabel Bettwy ist derzeitig tätig als Leiterin des Nationalen Pilgerzentrums Göttliche Barmherzigkeit in Stockbridge, MA, USA.


ERKLÄRUNG

Während des Seminars in Baska Voda wurde die folgende Erklärung abgegeben:

An dem internationalen Symposium in Baska Voda vom 2.bis 6. April, nahmen 70 Pilgerführer, Gebetsgruppenleiter sowie Verantwortliche der Friedenszentren aus 15 Ländern teil. Es kamen 4 Seher und die Priester die in Medjugorje pastoral tätig sind. Durch das Anhören von Vorträgen, durch den Austausch der Erfahrungen und Ideen sowie durch das gemeinsame Gebet, sind wir uns noch klarer geworden daß die Erscheinungen in Medjugorje gemäß folgenden Kriterien:

-betreffend die Seher, die Botschaften der Gottesmutter sowie deren Früchte im Glaubensleben der Gläubigen-eine Gabe Gottes sind für die Kirche in dieser Zeit.Sie sind dem Volk Gottes eine Ermutigung in einer Zeit der Drangsal und der Unruhe. Sie sind ein Impuls und ein Wegweiser für die Kirche auf ihrer Suche nach Wegen der Neuevangelisierung, an der Schwelle des dritten Jahrtausends. Die Botschaften sind keine neue Offenbarung, sondern eine Hilfe die Offenbarung auf eine neue Weise zu verstehen, und in einer

neuen Zeit zu verkörpern. Sie beinhalten auf eine bestimmte Weise konkrete Antworten auf die neuesten Dokumente des Papstes Johannes Paul II.

Deshalb laden wir alle Gebetsgruppen und alle Friedenszentren ein:

  • In den Botschaften der Mutter Gottes den Aufruf und die Wegweisung zu dem einzigen Retter Jesus Christus zu sehen, demjenigen der das Heil begonnen hat und auch vollendet.
  • Im Herzen immer eine Fürsorge für die Kirche zu haben, deren Mutter, Urbild, Vorbild sowie Endziel Maria ist auf der Reise durch die Zeit.
  • Sie mögen alles mögliche tun, damit der Lokalkirche die Früchte der Umkehr und des Friedens zuteil werden.
  • Mögen sie im Rahmen der ersten Botschaften der Mutter Gottes offen sein für die Zeichen der modernen Zivilisation, um in der Zeit der Drangsal und der Unsicherheit ein Zeichen der Hoffnung und der Sicherheit für alle Menschen sein.
  • Sie mögen alles tun um Streitigkeiten mit Liebe und Verständnis zu besiegen, damit alle zusammen besser dem großen Gut des Friedens dienen können.

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Ivan Dugandzic

ERSCHEINUNGEN, VISIONEN, OFFENBARUNGEN

(Theologische Möglichkeit und Bedeutung dieser ungewöhnlichen Erscheinung)
1. AUSSERGEWOEHNLICHE PHAENOMENE IN EINER AUSSERGEWOEHNLICHEN ZEIT

Unter den Theologen gab es 1973 eine turbulente Debatte über die Bedeutung der Auferstehung Jesu und den Sinn der Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen, wie sie uns im Neuen Testament überliefert sind. R. Pesch, ein liberaler Theologe, hatte diese Diskussion provoziert, indem er sagte, daß "die Berichte über die Auferstehung nur ein Ausdruck des Glaubens der Jünger sei, für die eschatologische Bedeutung Jesu, seiner Mission und seiner Autorität, zur Rechtfertigung seines Todes." Die Berichte über die Auferstehung seien nur eine "Rechtfertigung" der Jünger, ihrer Entscheidung, diese "Bedeutung Jesu" zu verkünden. Sein Kollege, M. Hengel, ein gemäßigter protestantischer Theologe, bedauerte vor allem in seiner Antwort, daß in unserer Zeit die Erscheinungen als Halluziationen bezeichnet würden, und sagte weiter:" Weil die reiche mystische Tradition der Kirche versiegt ist, zumindest in unseren Ländern, sind diese Phänomene ein Kompetenzbereich für Psychiater und Drogenberater geworden, und nicht mehr für die Theologen. Eine Vision wird als "pathologisches Phänomen" bezeichnet. (ThQ 3/1973, S. 255). Es war fast wie ein prophetisches Wort, was acht Jahre später in Medjugorje bei den Erscheinungen geschehen wird.

Die Bibel berichtet dennoch häufig über Erscheinungen und Visionen in Beziehung mit der Offenbarung Gottes den Menschen gegenüber, so daß wir sie als eines ihrer Hauptthemen bezeichnen können. Warum treffen also gerade diese Phänomene regelmäßig in der Kirche auf große Vorsicht und Skepsis von Seiten der kirchlichen Obrigkeit und des Klerus, von Seiten der Theologen gar auf mangelndes Interesse? Man könnte sagen, daß diese Phänomene mit Begeisterung nur von den Gläubigen aufgenommen werden, allerdings oft zu schnell und mit mangelndem Unterscheidungsvermögen. In der Menge der theologischen Literatur unserer Zeit ist es recht schwierig, ein solides theologisches Werk zu finden, welches von diesen Phänomenen handelt. Wenn wir die althergebrachte Definition der Theologie als Dienerin des Glaubens nehmen, so ist ihre erste Aufgabe, die "Offenbarung mit dem Licht des Verstandes zu erleuchten"(1) und "sich um eine lebendige Erklärung des Glaubens zu bemühen"(2) im konkreten Leben der Kirche. Warum also vermeidet die Theologie diese Phänomene, die offensichtlich auf das Leben der Kirche hin orientiert sind?

Genau diese Phänomene sollten eine Herausforderung für die heutige Theologie sein, die sich mit viel Erfolg um besondere Fragen und Probleme kümmert; es scheint ihr aber der Sinn für das Ganze und des tiefen Geheimnisses, welches sich dahinter verbirgt, zu fehlen. Oder wir kommen zur Verwirklichung einer Unglücksprophetie von A. Comte, dem Vater des Positivismus, welcher vor 150 Jahren eine Verschiebung des theologischen Interresses vom Mysterium der Dreifaltigkeit, über die Christologie, hin zur Ekklesiologie vorhersagte, den die Kirche selbst einschlägt und durch den sie langsam aber sicher, ohne es zu bemerken, in den Positivismus abgleitet: "Sie wird sich nicht mehr mit Gott beschäftigen, sondern mit dem Menschen, sie wird nicht mehr die unerschöpfliche Wahrheit ergründen, sondern die positiven Phänomene ihrer eigenen Gemeinschaft."(3). Einer der scharfsinnigsten und tiefsten Theologen unserer Zeit, Hans Urs von Balthasar, gibt fast indirekt zu, daß dies bereits eingetroffen ist, indem er sagt, daß die Kirche von heute "zum größten Teil ihre mystischen Züge verloren hat, um eine Kirche der Disskussionen, der Organisationen, der Sessionen, der Kongresse, der Synoden, der Komissionen, der Akademien, der Parteien, der Funktionen, der Strukturen und Restrukturen, von Versuchen und von Statistiken zu werden."(4)

þEs ist logisch, daß sich dies auch in der Theologie widerspiegelt. Diejenigen, die mit der Theologie zutun haben, wissen, in welchem Maße sie heute von der Anthropologie, der Soziologie und der Psychologie überwuchert ist. Diese Wissenschaften können gewiss die Theologie bereichern, aber sie können sie nicht ersetzen, wenn diese wirklich eine "Wissenschaft Gottes" sein will, und nicht nur eine rein menschliche. Manchmal ist das Zentrum der theologischen Überlegung sehr von Gott auf den Menschen verschoben, von den Realitäten des Jenseits zu den Realitäten in der Welt, so daß es nicht schwer zu verstehen ist, warum der Zeitgeist und das vorherrschende geistliche Klima ganz und gar nicht offen sind für Erwägungen über Erscheinungen und Visionen.(5) Aber weil diese Phänomene eine Erklärung fordern, ist diese auf einer Ebene gegeben, die nicht theologisch ist. Gewöhnlich sagt man gerne, daß die heutige Welt, die mit einem Mangel an Realität und gewissen Zukunftsangst konfrontiert ist, prophetische und apokalyptische Tendenzen als einen Ausdruck der Massenpsychose bezeichnet.. Außergewöhnliche Phänomene werden mit einem pathologischen Zustand identifiziert und ihre Erklärungen werden der Psychologie und der Parapsychologie überlassen.

Wenn es sich um Maria und ihre Erscheinungen handelt, so hebt man hauptsächlich die ausschließliche Mittlerschaft von Jesus zwischen Gott und den Menschen hervor und man kommt zu dem Schluß, daß Erscheinungen unmöglich sind, weil sie diese Wahrheit in Frage stellen. In manchen Ländern handelt es sich oft auch um eine oekumenische Taktik, die oberflächlich ist und auf Protestanten hinziehlt, die sich durch eine übertriebene Marienverehrung gestört fühlen. Manche Theologen befürchten als konservativ bezeichnet zu werden in einer Zeit, in der sich die Theologie, die in Mode ist, mit ganz konkreten Problemen des Lebens beschäftigt, was gut ist, aber nicht genügt.

Indem man nun seit langer Zeit und aus der Nähe die Ereignisse in der Pfarrei Medjugorje beobachtet, sie theologisch zu erfassen sucht und indem man den Reaktionen eines Teiles der kirchlichen Öffentlichkeit folgt, kann man sich nicht dem Eindruck entziehen, daß gewisse fundamentale theologische Begriffe nicht klar sind. Dies ist einer der Hauptgründe der Verwirrung und Verwechselung. Wir müssen deshalb versuchen, diese Begriffe so klar und präzise wie möglich zu definieren.

2. DER BEGRIFF DER ERSCHEINUNG UND DER VISION IN DER THEOLOGIE

Man muß sagen, daß die Theologie, die die Aufgabe hat, im Dienst des Glaubens und des Lebens in der Kirche zu stehen, keine leichte Stellung in unserer Zeit hat. Es wird von ihr verlangt, im Dienst der Praxis zu sein, und diese Praxis ist oft sehr komplex. Auf der einen Seite befinden sich die, für die die Praxis mit einem Verhalten identisch ist, welches gewöhnlich und erfahren ist und keine Neuerungen verträgt. Das sind diejenigen, die eine Theologie, die dem Neuen Vorrang gibt, als gefährlich einschätzen. Auf der anderen Seite steht die Praxis einer religiösen Erfahrung, die an Erscheinungen gebunden ist und von diesen bestimmt wird, oder die an unterschiedliche Formen der charismatischen Bewegung gebunden ist. Hier besteht die Gefahr, die Theologie als zu trocken einzuschätzen und sie im Namen einer Erfahrung als zu mangelhafte Überzeugung zu verwerfen.

Es ist wichtig, nicht zu erlauben, daß eine gewisse Praxis der Theologie vorgezogen wird und umgekehrt, weder von der einen, noch von der anderen Seite. Und die Theologie selbst darf nicht die Praxis verwerfen. Da, wo die Erfahrung der Gläubigen fehlt, muß sie sie anregen, und da, wo sie bereits besteht, muß sie darüber wachen, daß diese Erfahrung nicht in eine falsche Richtung zielt, die nicht wünschenswert wäre. "Nichts, was gut und richtig in diesen neuen Erfahrungen ist, soll verloren gehen oder erstickt werden, aber auch nichts, was mit den christlichen Mysterien unvereinbar ist, darf sich einschleichen und aufzwingen. Es ist bekannt, daß in Momenten der Krise in der Welt und in der Kirche der religiöse Geist stark zu einer gefühlsmäßigen und spürbaren Erfahrung des Jenseits hintendiert, um Tröstung für das Jetzt und Verheissung für das Zukünftige zu haben. Die Theologie muss hier das Überschwengliche und Krankhafte vom Gesunden und Guten unterscheiden, d.h. was mit dem Glaubensgut und den traditionellen Wegen des Heils vereinbar ist.

Worin liegt letztendlich die Bedeutung von Erscheinung und Vision? Im weiten Sinne sind es "geistliche Erfahrungen", die auf eine natürliche Art und Weise den körperlichen Sinnen die unsichtbaren Realitäten, wie Gott, Engel und Heilige, wie auch die geschaffenen Dinge, zugänglich zu machen und das mit dem übernatürlichen Ziel des Heils des Menschen. Es kann sich auch um Ereignisse handeln, die entweder in räumlicher Entfernung sind oder in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegen."(7) Die gesunde christliche Tradition hat niemals an der Möglichkeit dieser Phänomene gezweifelt, denn sie war sich dessen bewußt, daß so das Bild Gottes in Frage gestellt würde, welcher nicht nur frei am Anfang der Schöpfung der Welt war, sondern sich ständig diese Freiheit hinsichtlich seiner Schöpfung bewahrt hat.

Dadurch, daß die Offenbarung mit dem Neuen Testament erfüllt ist, bewahrt Gott, der in einer gewissen Partnerschaftsbeziehung zur Welt und zum Menschen steht, seine Freiheit, in der menschlichen Geschichte zu handeln, aber immer nach der fundamentalen Bedeutung des Neuen Testamentes, welche die eschatologische Dimension ist. Gott respektiert immer die Tatsache, daß mit Jesus Christus die letzten Zeiten, die eschatologischen Zeiten, angefangen haben. Diese sind bezeichnet durch das Heilsgeschehen, welches mit Ihm begann. In dieser Zeit zwischen der Auferstehung und der Wiederkunft Christi kann Gott die Offenbahrung nicht im Sinne eines 'neuen Bundes' ausweiten, wie es im Alten Testament der Fall war. Er kann nur dieses letzte Eingreifen am Ende der Zeiten vollenden, durch welches er das schon begonnene Heil der Welt in seine ganze Fülle hineinführt. In der Zwischenzeit kann er auf unterschiedliche Art und Weise auf die Realisierung diese Heils im gegenwärtigen Moment der Geschichte Einfluss nehmen. Eine dieser Möglichkeiten ist, sich durch Bild oder Wort mitzuteilen. Diejenigen, die dieses verneinen, würden die Freiheit Gottes in Frage stellen und die Besonderheit der christlichen Religion als Offenbarung. Deshalb muss das Wesen der 'nachchristlichen' Erscheinungen und Privatoffenbarungen immer mit dieser eschatologischen Realität des Heils übereinstimmen.(8)

³Die Kirche ist immer vorsichtig gegenüber diesen Phänomenen gewesen, indem sie sich an die neutestamentliche Ermahnung der Unterscheidung der Geister gehalten hat ( 1.Kor.12.10;ö1.Joh.4.1; 1.Petr.5.8). In der Definition wurde bereits gesagt, daß all diese Phänomene in ihrer Intention mit dem Heil der Welt verbunden sind. Das erste Kriterium der Unterscheidung ist dort miteinbegriffen. Sind sie abgestimmt mit den normalen Wegen des Heils oder nicht? Weisen sie auf sie hin, oder verdrehen sie sie? Es ist nicht schwer zu beurteilen, ob diese Phänomene von einer gesunden Christusverehrung ablenken indem Maria in die Mitte der Verehrung, sozusagen als Konkurenz zu Ihm, gestellt wird. Und weiter, ob die Gläubigen zu einem wahrhaften Hören auf das Wort Gottes und einem sakramentalen Leben geführt werden. Es ist eine bekannte Tatsache, daß es vor dem Konzil Übertreibungen in der Mariologie und der Marienverehrung gab (9). Das folgende Kriterium bezieht sich auf die Seher und ihre Erfahrung der Vision. Wir müssen uns daran erinnern, daß gewisse Epochen diese Ereignisse favorisiert haben, wie in Zeiten der weltweiten Angst oder in religiösen Krisenzeiten. Deshalb ist eine Aufgabe der Theologie, über diese Phänomene zu wachen, um sie zu begleiten und um zu sehen, ob sie ein "Echo der Leere sind, in dem sich der Mensch selbst hört, oder eine Antwort, in der er Gott hört."(10). Man muß auch zwischen den wahren Visionen und der intuitiven Erkenntnis oder der intellektuellen Erleuchtung unterscheiden, die durch das Gebet oder die Betrachtung erreicht werden. Man muß sagen, daß ein vorsichtiger Abstand hinsichtlich dieser Phänomene nicht zu verachten ist, sondern im Gegenteil einer der besten Dienste ist, der ihr geleistet werden kann.

3. MYSTISCHE UND PROPHETISCHE VISIONEN

Aufgrund ihres Zieles unterscheidet die Theologie mystische und prophetische Visionen. Die ersteren betreffen nur die Person und ihr persönliches und geistliches Wachstum, wie dies bei vielen Mystikern der Kirche der Fall ist. Trotzdem schließt dies nicht eine gewisse öffentliche Dimension aus, die diese Visionen bekommen in dem Fall einer späteren Verehrung dieser Mystiker, nachdem sie selig oder heilig gesprochen worden sind. In diesem Sinne können wir diese Visionen im engen Sinne als privat und im weiten Sinne als Charisma bezeichnen. Die prophetischen Visionen haben von Anfang an einen öffentlichen Charakter. Sie sind Gabe oder Charisma einer oder mehrerer Personen für die ganze Kirche. Der Seher ist dazu berufen, sich an seine Umgebung oder an die ganze Kirche zu richten mit der Botschaft, die er empfangen hat. Ein Beispiel des ersten Typus der Visionen ist Gemma Galgani, für den zweiten Margerite-Marie Alacoque.

Was die Erfahrung des Sehers betrifft, so hat die mystische Vision immer einen intensiveren und stärkeren Einfluß auf das Privatleben des Sehers, was nicht im gleichen Maß der Fall ist bei einer prophetischen Vision. Dies ist verständlich, da die Personen, die von mystischen Visionen Nutzen ziehen, generell schon einen hohen Grad der Heiligkeit erreicht haben, wohingegen die Träger der prophetischen Vision oft einfache Gläubige sind, die durch "Zufall" ausgewählt wurden und sehr oft auch Kinder, die noch unreif für tiefe mystische Erfahrungen sind. Deshalb beeinflussen solche Visionen nicht so stark die Person des Sehers und er entwickelt sich langsamer im Sinne der Reife und der Heiligkeit seines persönlichen Lebens.

Weil es sich zuerst um ein Charisma für die anderen handelt, braucht der Seher immer jemanden, der mehr in die Geheimnisse des geistlichen Lebens eingeführt ist und ihn in diesem Sinne führt. Sonst würde die Gefahr einer Verschiebung zwischen seiner ihm anvertrauten Rolle und der Heiligkeit seines persönlichen Lebens entstehen. Aufgrund der Tatsache, daß die Seher oft Kinder sind, bleiben ihre Visionen oft oberflächlich, selbst wenn sie einen körperlichen und objektiven Charakter haben (dreidimensional), wohingegen die mystischen Visionen normalerweise bildhaft sind (des inneren Zustandes der Seele). Zudem bewirken sie nie eine rasche und plötzliche Veränderung des Sehers. Die Bedeutung dieser Vision liegt in der langsamen Veränderung der Gläubigen, an die die Botschaft gerichtet ist. Es ist offensichtlich, daß man niemals diesen Effekt erreichen würde, wenn diejenigen, die die Botschaft erhalten, sich nicht auch zum Besseren verändern würden. Sie können es allerdings nicht, wenn ihnen nicht geholfen wird.

4. NATÜRLICHE, PARAPSYCHOLOGISCHE UND ÜBERNATÜRLICHE ERSCHEINUNGEN

Wenn man von der Tatsache ausgeht, dass unsere menschliche Begrenztheit zwischen der Sphäre des Natürlichen, des Parapsychologischen und des Übernatürlichen für Gott kein Hindernis ist, und daß Gott in jedem guten Werk, das der Mensch vollbringt,handelt, so bemerkt K.Rahner, daß die Aussage "diese Vision kommt von Gott" für sich genommen unbestimmt bleibt und mehrere Bedeutungen zuläßt. Weil der Mensch hinsichtlich seines Heils die Gnade Gottes, diese persönliche Anregung selbst in einem Ereignis, welches sich ganz natürlich erklären läßt, finden kann, so könnte man "als von Gott gegeben und als Gnade" selbst eine Vision bezeichnen, die man natürlich erklären könnte, vorausgesetzt, daß sie in den Grenzen des Glaubens und der christlichen Moral bleibt, nicht die geistliche Gesundheit des Sehers beeinträchtigt, sondern ihn im Gegenteil moralisch und geistlich aufbaut, selbst wenn diese Vision direkt und natürlich im psychischen Mechanismus verwurzelt ist."(11)

Vom theologischen Blickpunkt aus gibt es kein Hindernis, daß Gott sich Möglichkeiten bedient, die ganz und gar dem Menschen natürlich sind, um zu seinem Ziel, dem Heil des Menschen zu gelangen. Es ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, auf die Frage zu antworten, warum Gott immer außergewöhnliche Mittel in den Dingen benutzt, die er auch über die normalen menschlichen Kapazitäten und Möglichkeiten erreichen könnte. Der deutsche Philosoph Robert Spaemann kritisiert den Ansatzpunkt an die geistliche Wirklichkeit der modernen experimentalen Wissenschaften auf grund der "Homogenisierung der Erfahrungen", d.h. des Versuchs, jede Erfahrung in einen vorbereiteten, experimentellen Rahmen einzugliedern. Andere sprechen von Verminderung, indem sie am selben Phänomen Bezug nehmen, besonders in der modernen Psychologie. Sie gebrauchen den Ausdruck "Psychologismus", durch welchen das Geistliche auf das Psychologische reduziert wird und dann zu einem Mechanismus, oder einer Hydraulik eines psychischen Apparates, um dann als reell empfangen zu werden... Nur wenn man den Psychologismus hinter sich läßt, wird es möglich, das Geistliche und vor allem das Religiöse im Menschen zu beobachten und frei zu beurteilen."(12)

In der Begegnung mit der Tendenz, alle parapsychologischen Phänomene als negativ einzuschätzen, fragt sich K. Rahner, warum man nicht die natürlichen, parapsychologischen Fähigkeiten einer religiösen Person, wie z.B. die Telepathie, das Sehen, die Psychometrie, wie alle anderen "normalen" Fähigkeiten einschätzen könnte, hin zu den Objekten der Naturreligion und so eine Motivation für die religiösen Handlungen würden und warum diese Handlungen nicht als "von Gott erfüllt und als Gnade" eingestuft werden?"(13).

So viele wichtige Ansätze für die richtige Einschätzung einer Vision im eigentlichen Sinn, d.h. welche ihren Ursprung in einer speziellen Intervention Gottes hat. Solch eine Vision, die regelmäßig von einem von allen erkennbaren Zeichen begleitet wird, ist also nicht die einzige authentische Vision. Unter diesem Aspekt stellt sich die Frage: "Warum wäre die kirchliche Anerkennung einer Vision, welche durch die Feststellung begrenzt bliebe, daß diese Vision durch ihren Inhalt und ihren Einfluss auf die Seher und die anderen, nur positiv sei und in diesem Sinne "von Gott komme", nicht in Betracht zu ziehen oder daß sie nur ein rechtmäßiges Echo einer wirklichen, mystischen Erfahrung sei, welche den Normen des Glaubens und des Verstandes entspräche, ohne dass in beiden Fällen die Kirche notwendigerweise ein wirklich wunderbares Eingreifen Gottes vermutet?" (14)

Deshalb gibt es auch noch keinen theologischen Grund, einer Vision jegliche Möglichkeit als von Gott kommend abzusprechen, wenn diese nicht von einem wunderbaren Zeichen begleitet ist, welches deutlich die Naturgesetze und den normalen Lauf der Dinge überschreitet und wenn sie vielleicht als natürliches oder parapsychologisches Phänomen erklärt werden kann. Es ist ein schwerwiegender Fehler, zu schnell ein Ganzes ohne Unterscheidung als möglich oder unmöglich zu bezeichnen, als von Gott gegeben, als Falle des Teufels oder als menschliche Illusion. Deshalb verlangen viele Theologen und allen voran K. Rahner, eine gewisse "Milde" den Erfahrungen der Seher gegenüber. Sie schätzen sie ein, daß man sie als "von Gott kommend" annehmen kann, selbst wenn man nicht alle Einzelheiten annehmen kann. Man muß auch die Tatsache bedenken, daß, selbst wenn die Autentizität einer Vision bereits von der Kirche anerkannt wurde (nach äußeren Kriterien), nicht jedes Detail des Inhalts authentifiziert oder aufgedrängt wird. Man kennt Fälle, in denen individuelle, offensichtliche Fehler in der Vision und den Prophetien der Heiligen approbiert wurden. Johannes Torello zitiert drei Typen von diesen Phänomenen und ihren Ursprung:

1. die Möglichkeit, daß eine wirkliche Offenbarung aufgrund von einem Mangel an Klarheit falsch verstanden wird. Im Gefängnis hat Johanna von Orleans eine Stimme gehört, die sagte, daß der "Retter" ihr helfen würde und daß sie die Freiheit mit einem großen Sieg erreichen werde. Dies hat sie als Befreiung aus ihrem Gefängnis interpretiert, was jedoch nicht eingetroffen ist.

2. Es kann geschehen, daß eine wichtige Voraussetzung dem Empfänger der Offenbarung entgeht und daß er die Botschaft im absoluten Sinn versteht. Der heilige Vinzenz Ferrer, inspiriert durch eine seiner Offenbarungen, hat in den letzten 21 Jahren seines Lebens das Ende der Welt angekündigt, wobei er sich selbst auf Wunder stützen konnte.

3. Visionen von geschichtlichen Ereignissen dürfen nicht bis ins kleinste Detail mit dem Verlauf der Geschichte verglichen werden, denn diese Visionen zielen nur auf die Gesamtheit und das Wesentliche. Die Mystiker sind sich nicht einig über die Zahl der Nägel, mit denen Jesus gekreuzigt wurde, aber alle bestätigen, sie gesehen zu haben (hl. Gertrud, hl. Brigitte, hl. Katharina von Siena).(15)

Selbst eine authentische Vision kann Fehler betreffend des Bildes oder der von einer Person überlieferten Botschaft beeinhalten. Es ist möglich, daß sich mit der reellen Botschaft der Seher unbewußt und unwillentlich ihre eigenen Meinungen, Wünsche, Eindrücke anderer, Hoffnungen und Ängste ihrer Umgebung, vermischen. Das alles kann bestimmt sein durch die Umstände des Milieus der Seher, ihrer Epoche, ihrer theologischen Kenntnisse, wie auch durch ihr Temperament, welches ganz besonderen Einfluß auf die Übertragung der erhaltenen Botschaft ausüben kann...(16). K. Rahner bemerkt, daß in Fatima der kleine Francisco nicht immer alles gehört hat, was die Jungfrau zu den Sehern sagte. Manchmal hat er nur die Bewegung ihrer Lippen gesehen. Dies schätzt Rahner jedoch nicht als Gegenargument ein, sondern im Gegenteil als ein gutes Zeichen für die Autentizität der kleinen Seher. (17)

Es ist vielleicht nicht unnötig, eine Parallele mit den neutestamentlichen Berichten über die Erscheinung des Auferstandenen zu ziehen. Markus berichtet in der Erscheinung der Frauen von einem Jüngling, bekleidet mit einem weißen Gewand (Mk 16.5). Matthäus spricht vom "Engel des Herrn" (Mt. 28.2). Lukas von "zwei Männern in leuchtend weißen Kleidern (Lk. 24.4). Johannes nähert sich ihm am meisten und nennt "zwei Engel in weißen Gewändern" (Joh. 20.12). Die Exegese hat verschiedene theologische Absichten der Evangelisten und unterschiedliche Traditionen, aus denen sie geschöpft haben, entdeckt. Aber wir fragen uns, ob das reicht, ob damit alles gesagt ist? Warum erkennen die Zeugen der Auferstehung den Auferstandenen nicht sofort? Warum erscheint er "unter anderen Gestalten" (Mk. 16.12), einmal als Wegbegleiter, "ihre Augen waren wie blind, ihn zu erkennen" (Lk. 24.16), ein anderes Mal als "Geist" (Lk. 24.37) oder als "Gärtner" (Joh. 20.15)? Normalerweise sehen die Jünger Jesus, aber erkennen ihn erst, wenn er zu ihnen spricht (Joh. 21.4), und wenn sie ihn erkannt haben, verschwindet er vor ihren Augen. Deshalb ist selbst hier an der Wurzel der Offenbarung keine genaue Beobachtung, sondern was wichtig ist , sind die Botschaft selbst und der Glaube. Der Auferstandene macht sich erfahrbar, aber es ist offensichtlich, daß er sich nirgends ganz und gar an den Menschen ausliefert.

All dies zeigt uns, daß Erscheinungen und Visionen an sich sehr komplexe und schwer beschreibbare Phänomene sind. Es ist nicht leicht, eine klare Grenze zwischen dem objektiven Ereignis und der subjektieven Erfahrung des Sehers zu ziehen. Gott bleibt unaussprechlich -inefabilis- selbst wenn er sich dem Menschen auf deutliche Art und Weise offenbart. Deshalb, wenn es sich um eine Offenbahrung handelt, bleiben immer viele Fragen und Mängel der Evidenz im Raume stehen. Das kann auch nicht anders sein. Die Aufgabe des Glaubens kann durch kein intellektuelles Wissen ersetzt werden. Der Glaube hat eine entscheidende Rolle in den von Jesus vollbrachten Wundern gespielt, ebenso auch im Erkennen des Auferstandenen und in der Verkündigung der Botschaft der Auferstehung. Darin liegt auch seine Aufgabe in den späteren Visionen und Erscheinungen. Man muß natürlich das Extrem vermeiden und nicht diese Rolle des Glaubens in dem Sinn verstehen, der sooft dem Christentum vorgeworfen wurde, daß "das Wunder das liebste Kind des Glaubens sei". Es handelt sich nicht um einen Glauben, der das Wunder erfindet, sondern um einen Glauben, der uneingeschränkt offen bleibt, das übernatürliche Eingreifen Gottes anzuerkennen und zu empfangen. Der Glaube muss natürlich von gewissen objektiven Zeichen begleitet werden, die das Phänomen bietet, und die ein Teil der Unterscheidungskriterien sind. (18)

5. KRITERIEN HINSICHTLICH DER KIRCHE

Hier sind keine anderen Kriterien anzuwenden,als jene, die bereits für die Unterscheidung der Geister aufgeführt wurden. Johannes der Evangelist schreibt: "Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in der Welt erschienen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus als den im Fleisch gekommenen Christus bekennt, ist aus Gott. und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott (1.Joh.4.1-3; 5.1-4). Der Kontext der johanneischen Gemeinde ist hier mitzubeachten, denn die Gnosis leugnet die Menschwerdung Jesu. Trotzdem kann dieser Text ein Hauptkriterium in dem Sinne bieten, da er die zentrale Bedeutung Jesu Christi für das Heil des Menschen ausdrückt. Wenn der heilige Paulus sich an die Korinther wendet, so spricht er auch von dem Platz und der Rolle, die Jesus Christus im Leben der Gläubigen hat, aber unter einem anderen Gesichtspunkt. "Die Pneumatiker in Korinth haben keine Schwierigkeiten mit falschen Lehren, sondern mit dämonischen Machenschaften der Heiden" (19). Dies zeigt sich im moralischen Verhalten einiger Mitglieder der Gemeinde. In beiden Fällen können diese Eingebungen nicht vom Heiligen Geist sondern nur vom Bösen kommen.

An einer anderen Stelle spricht der Apostel von der Unterscheidung der Gaben. Der Gesichtspunkt hier ist die Nützlichkeit für den Aufbau der Gemeinde (1.Thess.5.19-21; 1Kor.14). Je mehr diese Gaben zum Aufbau und zur Stärkung der Kirche beitragen, desto mehr ist es sicher, daß sie Früchte des Geistes sind. Wenn sie allerdings die Einheit zerstören, kommen sie vom Bösen. Offensichtlich ist nur die Rede von einer wirklichen Gemeinschaft im Glauben und in der Liebe, und nicht von irgendeiner Ideologie. Deshalb kann der heilige Paulus an einer anderen Stelle sagen: "Denn es muß ja wohl Spaltungen unter euch geben, damit die Erprobten unter euch erkennbar werden" (1.Kor11.19). Ist dies nicht die Erklärung des Wortes Jesu: "Glaubt ihr, daß ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung" (Lk.12.51). Gefragt ist eine vollkommene Hingabe an Jesus, die immer von einigen abgelehnt wird.

Das ist alles, was das Neue Testament zu dieser delikaten Frage sagt, und zur selben Zeit ist dies eine Einladung zur Wachsamkeit und zur Nüchternheit (1.Petr.5.8). Selbst ohne viel darüber zu sprechen, so beinhaltet das Neue Testament einen roten Faden, welcher alle Schriften durchzieht und die notwendigen Voraussetzungen beschreibt, damit Gott handeln kann: die Begeisterung und die Öffnung für den Heiligen Geist, wie wir das bei Maria finden. Diese Öffnung ist in dem Eifer und der Verfügbarkeit gegründet für alles, was Gott dem Menschen schenken und für alles, was er von ihm verlangen möchte.(20)

Ferner muß hier wie auch an anderen Stelle die christologische Dimension des Heils als ein anderes Unterscheidungskriterium berücksichtigt werden. Der entscheidende Punkt ist, ob die Erscheinung zu Christus hinführt, oder von ihm entfernt. Wenn Christus an die Seite gestellt würde wegen einer Entwicklung von anderen Verehrungsformen, selbst, wenn sie sehr bedeutend wären, so müßte man dem Phänomen mit Mißtrauen begenen. Mit anderen Worten, je mehr die Botschaft uns Jesus annähert, so wie er uns im Neuen Testament vorgestellt wird, und dessen Herzstück die Bekehrung ist, desto größer ist die Möglichkeit, daß diese Botschaft echt ist. Es ist bereits gesagt worden, daß eine Offenbarung, die von einer privaten Erscheinung herrührt, nur einen stimulierenden Charakter hinsichtlich dessen, was bereits in der Heilsoffenbarung beinhaltet ist, haben kann. Deshalb ist es logisch, daß eine gewisse Einschränkung des Niveaus des Inhalts und der Kürze der Botschaft als gutes Zeichen genommen werden müssen, vor allem, wenn eine solche Botschaft ein Echo im Volk Gottes findet und Früchte der Bekehrung hervorbringt.

6. DIE THEOLOGISCHE BEDEUTUNG VON MARIENERSCHEINUNGEN

Alles, was allgemein über Erscheinungen gesagt wurde, betrifft auch und besonders Marienerscheinungen, die die häufigste Art von Erscheinungen sind. Indem Papst Paul VI. von der häutigen Marienverehrung spricht, unterstreicht er, daß sie "den Platz Mariens in der Kirche deutlich machen soll" (21). Maria ist ganz und gar für Christus und seine Kirche d, deshalb gibt es keine gesunde Marienverehrung, die nicht zu Christus führen und dem Aufbau der Kirche dienen würde. Wie kann man in diesem Zusammenhang die seit zwei Jahrhunderten so häufigen Erscheinungen der Gottesmutter beurteilen? Diese Phänomen kann nur im Licht des einzigartigen Platzes, den Maria in der Kirche innehat, beurteilt werden. Sie können nicht allein und getrennt behandelt werden. Sie sind ganz und gar in den Heilsplan eingebunden und haben eine starke, innere Beziehung zu den zentralen Heilsereignissen, mit Christus als dem Erlöser und mit der Kirche als Gemeinschaft der Erlösten. (35)

Die persönliche Heiligkeit Mariens und ihr Dienst im Heilsplan sind nicht zwei an sich durch Umstände angenäherte Realitäten, sondern sie bilden eine unzertrennliche Einheit. K.Rahner erläutert dies als eine Einheit zwischen der persönlichen Heiligkeit und dem Apostolat, welches notwendigerweise daraus entspringt, wo Maria in "außergewöhnlicher Art und Weise eine Darstellung der Kirche ist".(23) Diese Beziehung zur Kirche hört nicht am Ende ihres irdischen Lebens auf, sondern ihre liebevolle Fürsorge für die Kirche ihres Sohnes ist umso stärker dort, wo sie in ihrem verherrlichten Leib als einziges Mitglied der Kirche ist, wobei die anderen, die noch der Hilfe bedürfen, noch auf dem Weg dorthin sind. T. Sagi-Bunic sagt, das auch so: "Im Konzilstext ist die Aufnahme Mariens in den Himmel nicht als ein Weggehen und als eine Trenung verstanden, sondern als Empfang der aufblühenden Möglichkeit, um in einer noch höheren Art und Weise ihre aktive Rolle in der Heilsgeschichte mit Christus weiterzuführen".(24)

Unter diesen "aufblühenden Möglichkeiten" sind gewiss die Marienerscheinungen, die einen ganz besonderen Platz zu haben scheinen, ohne im Besonderen auf die Botschaft zu schauen, haben sie bereits eine theoogische Bedeutung. Ihre Existenz ist schon die erste Botschaft, denn sie offenbaren das Geheimnis ihres Lebens und zeigen ihren Platz in der Heilsgeschichte. Sie finden nicht für Maria, sondern für die Kirche statt. Sie zeigen uns ihre Herrlichkeit, Maria zeigt uns die Möglichkeiten, die uns durch das Geheimnis ihres Sohnes angeboten werden. (25) L.Scheffczyk schreibt: "Eine Marienerscheinung offenbart in wirklicher und persönlicher Art und Weise das ganze Geheimnis Mariens dem Seher, und durch ihn den Gläubigen"(26).

Es ist also nicht übertrieben, wenn man sagt, daß eine Marienerscheinung an sich eine der größten Botschaften für die Kirche ist, eine Ermutigung auf ihrem Weg in die Ewigkeit und auch eine Verpflichtung. Die Zeit der Kirche ist eschatologisch und Maria ist die einzige, die diese eschatologische Spannung zwischen dem schon gegebenen Heil und dem noch nicht vollendeten Heil nicht kennt, und deshalb muß ihre Handlungsweise immer unter diesem Aspekt betrachtet werden. "Sie wird immer einen retrospektiven Charakter haben, indem sie auf das Geheimnis Christi hinweist, aber sie wird auch immer auf die Zukunft und Vollendung ausgerichtet sein... Deshalb haben ihre Erscheinungen eine ganz besondere eschatologische Dimension und Richtung, hin zum endgültigen Ende der Zeit"(27). Dies darf aber nicht im Sinne eines sehr nahen Endes verstanden werden, und vor allem nicht als ein genau zu berechnendes Ende.

Maria ist diejenige, die immer unzertrennlich an das Schicksal ihres Sohnes gebunden ist, und durch ihn an die Gemeinschaft der Erlösten. Deshalb kann sie nicht an der Seite bleiben während die Kirche mit der ganzen Schöpfung "seufzt und unter Wehen liegt"(Röm.8.22). Durch ihren Eifer und ihre mütterliche Liebe gibt sie das Licht an die Kirche weiter, die durch die Prüfungen dieser Welt hindurchschreitet. Dieses Licht kommt vom Licht Christi. Als menschliche Person kann Maria nur das weitergeben, was sie selbst empfangen hat. Deshalb haben ihre Erscheinungen vor allem den wesentlichen Charakterzug der Dynamisierung für das Herz und den Willen der Gläubigen und um durch eine neue Art und Weise in einer festgesetzten Zeit die schon anerkannte Wahrheit der Offenbarung konkret werden zu lassen (28). Dies ist auch der Grund, warum Marienerscheinungen immer mehr Anklang in den Herzen der Glaäubigen als in den Überlegungen der Theologen gefunden haben. Im Licht der Heilslogik und der Heilsdynamik der Kirche ist es völlig verständlich, daß Maria das aktivste Glied der Kirche ist, für welche sie gleichzeitig durch die Fülle ihrer Heiligkeit der Prototyp der Mutter ist und das endgültige Ideal darstellt, woraufhin die Kirche selbst unterwegs ist.

Ohne auf die Anfangsschwierigkeiten und Mißverständnisse zu achten, haben alle Marienerscheinungen einen starken Einfluß auf das Leben der Kirche ausgeübt, angefangen mit der Schaffung von neuen Formen der Verehrung, über eine Erneuerung des sakramentalen Lebens, bis hin zu einer Vertiefung des Kirchenbildes und der Liebe zur Kirche. In Wirklichkeit ist die Verehrung Mariens nichts anderes, als eine "Art der Verehrung des Geheimnisses der Kirche, die in Maria ihr Modell und ihre bereits realisierte Vollkommenheit sieht"(29). Im Wesentlichen ist "die Kirche nichts anderes als eine Kopie Mariens..., ein lebendiger Abdruck Mariens für die christliche Gemeinschaft" (30). Deshalb können Marienerscheinungen keine Randerscheinung für die Kirche sein, sondern ein Geschehen ihrer selbst, der Kirche! Deshalb muß die Kirche notwendigerweise aufmerksam und offen ihnen gegenüber sein.

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fra Ljudevit Rupcic

PRIVATOFFENBARUNGEN UND MEDJUGORJE

Der Begriff Privatoffenbarung ist schon seit einiger Zeit ein allgemeiner Begriff in der Theologie. Sein Gegensatz sind "oeffentliche" Offenbarungen. Die oeffentliche Offenbarung ist jene in der Bibel, waehrend die private, die ausserbiblische ist. Es ist deshalb richtiger, von biblischer und ausserbiblischer Offenbarung zu sprechen und es gibt keinen Grund, den einen mehr Wert und Sinn zu geben als den anderen. Denn wenn beide wahr sind, wenn beide von Gott kommen, gemaess ihrem Ursprung, sind beide goettlich und von gleichem Wert. Beide sind von Gott fuer die Menschen gedacht und Er will, dass beide angenommen werden. Andererseits haette Er keinen Grund um zu sprechen. Wenn sie gerechtfertigte Unterschiede haetten, waeren sie nie im Sinne, dass die eine verpflichtend ist und die andere nicht. Beide sind verpflichtend. Fuer jene, die betroffen sind oder fuer jene, die genuegend Grund haben und moralische Sicherheit betreffend ihrer Echtheit, sind beide gleicherweise verpflichtend.

Die Offenbarung, die in der Bibel enthalten ist und "Kanon" genannt wird, ist ein Glaubensdogma. Die Echtheit jeder anderen Offenbarung ist in irgendeiner Weise in Bezug mit dieser verbunden. Als erstes, alles was gegen die Offenbarung sein koennte, waere nicht echt oder falsch. Die Bibel liefert also die Garantie und Sicherheit und im negativen Sinn, ist die gegenteilige Offenbarung falsch. Im weiteren ist die Echtheit der biblischen Offenbarung durch das Magisterium der Kirche garantiert, die von Christus den Heiligen Geist bekommen hat um die Offenbarung mit Glauben zu bewahren und mit Unfehlbarkeit zu interpretieren. Betreffend der ausserbiblischen Offenbarungen, hat das Magisterium keine direkte, sondern eine indirekte Autoritaet. Dies bedeutet, dass wenn eine ausserbiblische Offenbarung gegen die Bibel ist, waere es sicher, dass sie nicht echt goettlich ist. Denn: "Wer euch aber ein anderes Evangelium verkuenigt, als wir euch verkuendigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es waeren oder ein Engel vom Himmel." (Gal 1,8) Andererseits, wenn das Magisterium eine ausserbiblische Offenbarung unterstuetzen wuerde, ist man dadurch noch nicht gezwungen sie als echt anzunehmen. Wenn man eigene Gruende hat, muss man sie als fide divina annehmen. Aber wenn man die eigenen Gruende nicht hat, kann man sie zurueckweisen oder zweifeln. In diesem Fall, ist die Person nicht durch fede catholica gezwungen.

Die Geschichte der Kirche bezeugt, dass es immer ausserbiblische Offenbarungen gegeben hat. Gemaess ihrer Struktur und Form, sind sie den biblischen Offenbarungen aehnlich und sind normalerweise mit Erscheinungen oder Visionen verbunden. Normalerweise, handelt es sich um Erscheinungen von Jesus, der Engel oder der Heiligen. Waehrend es in unseren Tagen, die Muttergottes ist.

Die Lokutionen (auditiones) sind auch mit Visionen verbunden. Dies bezeugen die kuerzlichen Erscheinungen der Muttergottes in La Salette, Lourdes, Fatima und Medjugorje. Die Seher, nebst dem Sehen der Muttergottes, hoeren sie auch ihre Botschaften, die normalerweise zur Bekehrung, zum Gebet und speziell zum Rosenkranzgebet und zur Busse aufrufen, auch wenn alle darauf hinzielen, das Leben der Kirche zu erneuern und aufbluehen zu lassen, eher als neue Glaubenswahrheiten zu geben.

Niemand kann Gott den Mund verschliessen. Er hat sein Gespraech und seine Offenbarung mit den Menschen nicht beendet. In der Kirche und in der Welt, fahren diese auf verschiedene Weise fort. Die Ansprache Gottes, im weitesten Sinn, nimmt die Form von Visionen an und niemand kann darueber diskutieren. Die ausserbiblischen Offenbarungen sind nicht nur moeglich, sondern auch aktuell. Der Geist Gottes, den Christus der Kirche gesandt hat, erinnert sie fortwaehrend an die Worte Jesu, und fuehrt sie zur ganzen Wahrheit (Joh 16,13). Nicht nur durch die Hierarchie sondern auch durch die Charismen, die sie besitzt, denn die Kirche ist nicht nur hierarchisch sondern auch charismatisch. Weder die Hierarchie noch die Charismatiker koennen fuer sich selbst das alleinige Recht in Anspruch nehmen, im Namen des Heiligen Geistes zu sprechen und zu handeln. Ihre Ministerien haben ihren Ursprung im selben Heiligen Geist und sollen harmonisiert werden. Und so sollen weder die Hierarchie noch die Kirche in sich selbst zufrieden sein und gleichgueltig gegenueber von Visionen, Erscheinungen und Offenbarungen. Die Hierarchie soll sie nicht nur nicht zurueckweisen und tollerieren, sondern soll sie annehmen und foerdern, andererseits waere es ein Zurueckweisen des Heiligen Geistes selbst. Visionen und Offenbarungen gehoeren in das profetische Charisma und duerfen der Kirche nicht fehlen, und machen es noetig, die Lehre oder Wahrheit selbst besser zu verstehen und im besonderen eine neue Richtung und Ansporn fuer die weltliche Aktivitaet. All dies nicht weil nach der biblischen Offenbarung neue Lehren oder Wahrheiten noetig waeren, sondern weil ein neues Licht noetig ist.

Durch die ganze Geschichte hindurch, wurde immer eine mehr oder weniger kritische Position gegenueber der ausserbiblischen Offenbarungen ausgedrueckt. Ausfuerliche und zahlreiche Diskussionen begannen mit dem Beginn der modernen Zeiten, gemaess welchen das beste Zeichen der Echtheit der ausserbiblischen Offenbarungen darin besteht, dass sie in Uebereinstimmung stehen mit den biblischen Offenbarungen. Wenn dies zutrifft, spricht der Inhalt der ausserbiblischen Offenbarung, der weit ueber die Faehigkeit der Seher hinausgeht, sehr zu ihren Gunsten. Deshalb spielt die Gesundheit des Verstandes und der Psyche des Subjekts eine wichtige Rolle. Die Heiligkeit und der Stand der Gnade traegt zur Echtheit bei, ist aber nicht unentbehrlich. Im aeussersten Fall sind auch grosse moralische Maengel kein Hindernis fuer die Echtheit der Offenbarung. Der moralische Heroismus des Subjekts der Vision traegt positiv zur Echtheit der Wahrheit bei. In diesem Fall haben auch mitwirkende Zusammenhaenge eine Bedeutung, waehrend mitwirkende Fehler nicht als negatives Kriterium betrachtet werden. Diese internen Kriterien sind begleitet von externen Kriterien: das Wunder und die Anerkennung der Kirch. Die Einmischung in Fragen und in politische Probleme sprechen gegen die Echtheit der Vision weil die Visionen dem Reich Gottes dienen und nicht der Neugierde und einigen nur weltlichen Zwecken.

Die ausserbiblischen Offenbarungen bringen im generellen keine neue Wahrheit, sondern vielleicht nur die bessere Anerkennung der biblisch offenbarten Wahrheiten und mehr noch, sicher die Frage nach einer besseren und dringenden Anwendung der biblischen Offenbarungen betreffend einer speziellen Position der Kirche oder einer individuellen Gruppe in ihr. Im Generellen wollen sie zum Glauben und zur Bekehrung inspirieren, und folglich zur Rettung fuehren. Es sind eher Forderungen und Ansporn als Behauptungen. Ihr Ziel ist es, das Verhalten der Menschen zu Gott zu fuehren. Diesbezueglich sagt der Heilige Thomas von Aquin: "Wenn es keine Offenbarungen mehr gibt, wird das Volk ohne Fuehrung sein" (Summa II-II q 174 a 6). Aus diesem Grund, gab es in der Kirche immer Profeten, welche neue Lehren verkuendigt haben, und der menschlichen Aktivitaet eine Fuehrung gaben. Der selbe Hl. Thomas von Aquin erklaert: "Die Offenbarung ist gegeben fuer das Wohl der Kirche." (Summa II-II q 172 a 4). Sie ruft zu einem echteren christlichen Leben auf und zeigt die Notwendigkeit und die Mittel, welche eine groessere Dringlichkeit haben. Es ist die Antwort des Himmels auf spezielle Fragen der Zeit und ist folglich eine groessere Hilfe als jede intellektuelle oder theologische Anstrengung.

Da die ausserbiblischen Offenbarungen aussergewoehnlich und ansehnlich sind, geben sie mehr Aufmerksamkeit als das Verkuenden von biblischen Wahrheiten und von den Richtlinen der Kirche und wirken als "Therapieschock". Man weiss gut, dass die Erscheinungen von Lourdes, Fatima und Medjugorje die Froemmigkeit vertieft haben und in der ganzen Welt das geistige Leben aufgeweckt haben. Sie haben sehr zur Erneuerung der Beichte beigetragen und zur tiefen Ehrfurcht der Eucharistie.

Ein zu grosser Nachdruck auf die ausserbiblische Offenbarung anstatt auf das Evangelium ware nicht gesund und normal. Die biblische Offenbarung ist vorzuziehen, aber die ausserbiblische soll nicht zurueckgewiesen werden, einfach nur weil auch diese von Gott kommt, und weil Gott mit dieser dem Menschen etwas sagen will. Deshalb also sind beide Faelle des Wortes Gottes bindend.

DIE ERSCHEINUNGEN UND VISIONEN VON MEDJUGORJE

Seit dem 24. Juni 1984 bis heute, bezeugen in Medjugorje mit Nachdruck sechs Seher, Ivanka Ivankovic-Elez, Mirjana Dragicevic-Soldo, Vicka Ivankovic, Marija Pavlovic-Lunetti, Ivan Dragicevic und Jakov Colo, dass ihnen die Muttergottes erscheint. Alle sehen sie noch jeden Tag, ausser Ivanka und Mirjana, die sie nur noch einmal im Jahr sehen, Ivanka am Jahrestag der Erscheinungen und Mirjana an ihrem Geburtstag. Schon seit Beginn der Erscheinungen versuchte man die Bestaetigung der Echtheit dieser Erscheinungen und Visionen zu bekommen. Nebst der nachdruecklichen Bestaetigung der Seher, versuchte man auf mehr oder weniger wissenschaftliche und teologische Weise zu sachlichen Beweisen ueber die Echtheit der Erscheinungen zu kommen. Schon seit den ersten Tagen, versuchte die komunistische Regierung von damals, aus ideologischen Gruenden des Ateismus, welche sich gegen den Ruhm der Muttergottes stellte, mit Hilfe von Aerzten von Citluk und Mostar gegen die Erscheinungen zu sprechen und sie als Kinderscherz von kranken Kindern zu betrachten. Als die Aerzte bezeugt haben, dass die Kinder ganz gesund seien, haben die Komunisten eine Kommission von 12 Aerzten und Psychiatern gebildet, die den Auftrag hatten, zu erklaeren, dass die Kinder geistig krank seien. Die Tatsache, dass trotz dem Druck, einige der Mitglieder der Kommission es nicht getag hatten, denn es war ganz klar, dass die Kinder gesund waren, ist von Bedeutung.

Nachher folgten zahlreiche oeffentliche und nichtoeffentliche Kommissionen. Diese versuchten sehr unparteiisch zur Wahrheit zu gelangen, ausser den beiden Kommissionen, die vom lokalen Bischof Pavao Zanic eingesetzt wurden, der sie nicht beauftragte, das Phaenomen von Medjugorje zu ueberpruefen, sondern seine negative Meinung zu bezeugen, die ohne Fundament ist, wenn man die Erscheinungen selbst betrachtet. Um das "Resultat" zu sichern, ernannte er sich selbst Praesident der Kommission und beauftragte sie, so zu denken und zu sprechen wie er dachte und sprach, ohne jede Grundlage der Wahrheit. Die anderen Kommissionen haben mit Erfahrung die Seher und die Tatsachen von Medjugorje untersucht, im Gegenteil zu Bischof Zanic und seiner Kommission. Seit die Glaubenskongregatoion, mit dem Vorsitzenden Kardinal Josef Ratzinger die Ergebnisse der Kommission vom Bischof Zanic zurueckgewiesen hat mit dem Hinweis, dass sie unkompetent und ohne Grund seien, hat sie die Jugoslawische Bischofskonferenz beauftragt eine eigene Kommission zu gruenden um sich ernsthafter mit den Erscheinungen von Medjugorje zu beschaeftigen. Sie hat wenigstens nicht bahauptet, dass die Erscheinungen nicht echt seien, indem sie eine Loesung gefunden haben, die Salomon wuerdig ist und indem sie erklaert haben, dass sie noch nicht zu realen Beweisen gekommen seien, ueber die Uebernatuerlichkeit der Erscheinungen. Diese Stellung wurde auch von der Jugoslavischen Bischofskonferenz angenommen. Aufgrund der immer generelleren Ueberzeugung, dass die Erscheinungen echt seien, besonders wegen der ausserordentlichen geistigen Gabe fuer die ganze Welt, wurde sie gedraengt, Medjugorje als Heiligtum anzuerkennen und sich mehr Sorge um eine richtige Entfaltung der Froemmigkeit zu nehmen, und einen geeigneten Vorschlag fuer die geistigen Notwendigkeiten der Pilger in Medjugorje zu machen.

Die Erscheinungen von Medjugorje wurden mit der groessten Kompetenz und Erfahrung von der teologischen und wissenschaftlichen italienisch-franzoesichen Kommission geprueft, "auf dem Grund der ausserordentlichen Ereignisse, die sich in Medjugorje abspielen". Die 17 beruehmten Wissenschaftler, Aerzte, Psychiater und Teologen, kamen am 14. Januar 1986 in Paina, bei Milano, bei ihrer Untersuchung zu folgendem 12 Punkte Schluss.

  1. Auf Grund von psychologischen Tests, kann fuer jeden der Seher mit Sicherheit Betrug und Faelschung ausgeschlossen werden.
  2. Auf Grund von medizinischen Untersuchungen, Tests und klinischen Beobachtungen etc, kann fuer jeden der Seher eine patologische Sinnestaeuschung ausgeschlossen werden.
  3. Auf Grund von Resultaten von vorherigen Untersuchungen, kann fuer jeden der Seher eine nur menschlische Interpretation dieser Offenbarungen ausgeschlossen werden.
  4. Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Unterlagen, kann fuer jeden der Seher ausgeschlossen werden, dass diese Ereignisse auf preternaturaler Ebene seien, d.h. unter demonischem Einfluss.
  5. Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Beobachtungen, besteht eine Beziehung zwischen diesen Ereignissen und jenen, die normalerweise in der mystischen Teologie beschrieben werden.
  6. Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Beobachtungen ist es moeglich, von geistigen Fortschritten und Fortschritten auf teologischem Bereich und bei den moralischen Tugenden der Seher zu sprechen, seit dem Beginn der Erscheinungen bis heute.
  7. Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Beobachtungen koennen Lehren und Verhaltensweisen der Seher, die klar im Gegensatz zum Glauben und zur christlichen Moral stehen ausgeschlossen werden.
  8. Auf Grund von Informationen und dokumentierbaren Beobachtungen kann man von guten geistigen Fruechten sprechen, bei den Personen, die durch die uebernatuerlichen Aktivitaeten dieser Ereignisse angezogen werden, und in jenen Personen, die zu ihren Gunsten sind.
  9. Nach mehr als vier Jahren, beeinflussen die Tendenzen und die verschiedenen Bewegungen, die durch Medjugorje entstanden sind, und als Frucht daraus, das Gottesvolk in vollstaendiger Harmonie mit der katholischen Lehre und Moral.
  10. Nach mehr als vier Jahren, kann man von bleibenden und sachlichen geistigen Fruechten sprechen, aus den generellen Bewegungen von Medjugorje.
  11. Folglich kann man schliessen, dass nach einer vertieften Untersuchung der Protagonisten, der Tatsachen und ihrer Folgen, nicht nur auf lokaler Ebene, sondern auch hinsichtlich der Kirche im generellen, es gut ist fuer die Kirche, den uebernatuerlichen Ursprung anzuerkennen und folglich das Ziel der Ereignisse von Medjugorje.

Bis jetzt ist es die Untersuchung ueber die Phaenomene von Medjugorje, die am bewusstesten und ausfuerlichsten gemacht wurden, und aus diesem Grund ist es auch die meist positive, auf wissenschaftlich-teologischer Ebene.

Eine andere ernsthafte Untersuchung der Seher wurde von einer Gruppe von franzoesischen Experten gemacht, geleitet von Herrn Henri Joyeux. Die modernste Ausruestung und Maschienen benutzend hat er die internen Reaktionen der Seher vor, waehrend und nach den Erscheinungen untersucht und die Synchronisation ihrer Reaktionen von Augen, Ohren, Herz und Gehirn. Die Resultate von dieser Kommission waren sehr sinnvoll. Sie haben gezeigt, dass das Objekt der Beobachtung ausserhalb der Seher war, und dass jede Manipulation von aussen auszuschliessen ist und jede stille Uebereinkunft der Seher. Die Resultate der individuellen Encefalogramme und der anderen gesammelten Reaktionen sind in einem speziellen Buch gesammelt und aufgefuehrt. (H. Joyeux - R. Laurentin, Etudes medicales et scientifiques sur les apparitions de Medjugorje, Paris 1986).

Die Resultate dieser eben genannten Kommission haben die Beschluesse dieser internationalen Kommission bestaetigt, und dass sie ihrerseits finden, dass die Erscheinungen ein Phaenomen sind, welche die moderne Wissenschaft uebertrifft und dass all dies auf andere Existenz-Ebenen hinweist.

Was das wissenschaftliche Examen der Erscheinungen von Medjugorje betrifft ist es wichtig daran zu erinnern, dass in der Geschichte der Erscheinungen nie eine so umfangreich und aufs kleinste wissenschaftlich untersucht wurde, wie die von Medjugorje. Wenn man die Studien von Lourdes und Fatima mit denen von Medjugorje untersucht, bemerkt man, dass fast keine Aehnlichkeit zwischen ihnen besteht. Auch keine anderen Seher wurden so kleinlichst untersucht; dies war nicht moeglich mit einer solchen Sicherheit und Erfolg wegen dem geringeren Stand der Wissenschaft und wegen den unzureichenden technischen Geraeten jener Zeit. Es ist also sinnvoll zu erinnern, dass in Lourdes nur eine Seherin war, Bernardette Soubirous, in Fatima drei und in Medjugorje sechs. Die Manipulation ist bei einem einzigen Seher einfacher als wenn es mehrere sind. Auf die gleiche Weise, ist eine Bestaetigung von einer Gruppe wertvoller als eine individuelle. Von Bernardette wird gesagt, dass sie psychologisch und physisch von schwacher Gesundheit war. Fuer die Seher von Medjugorje wird eine angemessene Gesundheit bestaetigt. Wenn man dem noch die positiven moralischen Qualitaeten und die Uebereinstimmung der Zeugnisse zufuegt, bleiben keine bedeutenden Zweifel mehr betreffend den Erscheinungen, von denen die Seher in Medjugorje Zeugnis geben, dass sie wirklich uebernatuerlich sind und folglich glaubwuerdig.

Auch der Inhalt der Botschaften von Medjugorje bezeugt es. Nebst den fuenf grundlegenden Botschaften, ueber welche sich die Seher einig sind, gibt die Muttergottes ueber Marija Pavlovic spezielle Botschaften fuer die ganze Welt. Auch wenn sie zahlreich sind, ist in ihnen nichts enthalten, auch nicht das geringste, was der christlichen Lehre und dem Glauben widerspraeche. Im Gegenteil bilden die Grundbotschaften ein wahrer Schatz an praktischer Teologie, die handlich dargestellt wird und welche heute nicht einmal vom 80 % der Priester erreicht wird. All dies hat mehr Sinn, wenn man bedenkt, dass die Seherin Marija, wie auch alle anderen Seher, eine Glaeubige auf mittlerer Stufe ist, die nicht regelmaessig den Katechismus besuchen konnte und weniger noch eine praktische teologische Erziehung sich aneignen konnte. Die falschen Beschuldigungen des Bischofs und einiger anderer Gegner von Medjugorje, gemaess welchen die Patres die Botschaften schreiben, sprechen fuer ihren aussergewoehnlichen Inhalt. Sie foerdern also, ihre Aussergewoehnlichkeit zu bestaetigen.

WUNDER

Seit dem Beginn, wurden die Erscheinungen von Medjugorje von ungewoehnlichen Phaenomenen begleitet, sei es im Himmel oder auf der Erde, speziell aber von wunderbaren Heilungen. Ich selber habe den ungewoehnlichen Tanz der Sonne gesehen, gemeinsam mit hundert Pilgern. Diese Offenbarung war so ungewoehnlich und klar, dass alle ohne Ausnahme sie als ein Wunder bezeichnet haben. Keiner der Anwesenden blieb ungeruehrt und ich ueberzeugte mich davon, indem ich sie befragte. Die Freude, die Traenen und ihre Versicherung haben es bestaetigt. Von ihren Worten kann man verstehen, dass sie diese Offenbarung als Bestaetigung der Echtheit der Erscheinungen verstanden haben, und als ein Anstoss auf die Botschaften von Medjugorje zu antworden, indem sie sie annehmen. Dies ist der wirkliche Grund der Wunder: den Menschen helfen zu glauben und aus dem Glauben zu leben, auf dass sie dem Glauben und der Rettung dienen.

Was die Phaenomene der Lichter in Medjugorje betrifft, hat ein Professor, der in Wien arbeitet und Experte ist auf diesem Gebiet, zugegeben, dass er waehrend einer Woche solche Phaenomene in Medjugorje untersucht hat. Am Schluss sagte er mir: "Die Wissenschaft hat keine Antwort auf solche Offenbarungen." Auch wenn das Urteil ueber die Wunder nicht von der Naturwissenschaft und von der Wissenschaft im allgemeinen abhaengt, sondern eher von der Teologie und vom Glauben, ist sie dennoch sehr wichtig, denn wo die Wissenschaft nicht hinkommt, tritt der Glaube ein. Sehr sinnvoll ist die Tatsache, dass viele Ereignisse von den Glaubigen als Wunder verstanden wurden. Sie haben ihre Bedeutung verstanden, und sei es, dass sie direkte oder indirekte Zeugen davon waren, fuehlten sie sich gezwungen, die Botschaften von Medjugorje anzunehmen. Es ist schwierig zu sagen, wieviele dieser wunderbaren Ereignisse sich ereignet haben als Folge aus den Erscheinungen von Medjugorje. Aber man weiss, dass mehrere hunderte aufgefuehrt und bestaetigt wurden. Mehrere wurden umfangreich geprueft und wissenschaftlich und teologisch erarbeitet und es besteht kein ernsthafter Grund ueber ihre Uebernatuerlichkeit zu zweifeln. Es ist genuegend einige aufzufuehren.

Frau Diana Basile, geboren in Platizza, Cosenza, am 5. Oktober 1940, leidete seit 1972 bis am 23. Mai 1984 an Multiplesklerose, einer unheilbaren Krankheit. Trotz der Hilfe von Professoren und Aerzten der Klinik von Milano, wurde sie immer kranker. Aufgrund ihres Wunsches kam sie nach Medjugorje, und als sie bei der Erscheinung gegenwaertig war im seitlichen Zimmer der Kirche, wurde sie unerwartet geheilt. Es geschah auf solch rasche Weise und vollstaendig, dass sie am folgenden Tag 12 km barfuss ging, vom Hotel in Ljubuski, wo sie wohnte bis zum Erscheinungsberg, um der Muttergottes fuer die Heilung zu danken. Seit da an, geht es ihr gut. Nach iherer Rueckkehr nach Milano, haben die Aerzte, erstaunt ueber ihre Heilung, unverzueglich eine medizinische Kommission gegruendet, um ihre vorherigen Bedingungen und die gegenwaertigen gruendlich zu untersuchen. Sie haben 143 Dokumente gesammelt und zum Abschluss haben 25 Professoren, Spezialisten und nicht, ein spezielles Buch uber die Krankheit und ueber die Heilung geschrieben, in welchem sie bestaetigen, dass Frau Diana Basile wirklich an Multiplesklerose litt, dass sie waehrend Jahren erfolglos behandelt wurde und dass sie nun vollstaendig geheilt war, nicht aufgrund von Terapien oder Medikamenten, sondern dass die Heilung nicht wissenschaftlich sei.

Ein anderes Wunder geschah an Rita Klaus aus Pittsburgh, Pennsylvania, USA, Leherin und Mutter von drei Kindern, geboren am 25. Januar 1940, die waehrend 26 Jahren an Multiplesklerose litt. Auch ihr konnte weder von Aerzten noch von Medikamenten geholfen werden. Waehrend sie ein Buch las, "Erscheint die Muttergottes in Medjugorje? von Laurentin-Rupcic, entschied sie sich, die Botschaften der Muttergottes anzunehmen und einmal als sie den Rosenkranz betete, es war am 23. Mai 1984, hat sie eine ungewoehnliche Waerme in sich gespuehrt. Dann fuehlte sie sich gut. Seit da an, geht es der Patientin voellig gut und ist faehig, alle hauslichen und schulischen Arbeiten zu erledigen. Es gibt eine ausfuehrliche Dokumentation ueber die Krankheit und ueber die unnuetzlichen Terapien, nebst dem Zertifikat der Aerzte ueber ihre ploetzliche und unverstaendliche Heilung, die umfassend und bleibend ist.

Es gibt noch weitere unerwartete und umfassende Heilungen die Medjugorje betreffen. Sie sind mehr oder weniger mit Erfahrung untersucht worden. Einige von ihnen wurden noch nicht analysiert. Es ist nicht auszuschliessen, dass unter ihnen weitere aehnliche Faelle vorliegen, wie die bereits analysierten. Fuer die Wunder ist es wichtig, dass sie von Gott kommen und dem Glauben dienen, waehrend es nicht wichtig ist ob sie "gross" sind. Es sind die Menschen guten Willens und offen fuer die Wahrheit, welche sie anerkennen, an Stelle der voreingenommenen Wissenschaftler und vielseitigen Kritiker, weil diese sich oft in Schemen verschliessen, wo ein Wunder nicht vorkommen "kann" oder "soll".

DAS URTEIL DER KIRCHE UEBER DIE ERSCHEINUNGEN VON MEDJUGORJE

Da die Erscheinungen, Visionen und Botschaften von Medjugorje den ausserbiblischen Offenbarungen angehoeren, ist die Kompetenz der Kirche im Urteil ueber ihre Echtheit in einer Weise anders als die biblischen Offenbarungen. Das Magisterium der Kirche hat eine direkte Garantie der Unfehlbarkeit was die biblischen Offenbarungen betrifft und nur eine indirekte, was die ausserbiblischen Offenbarungen betrifft. Wenn die zweitgenannte im Gegensatz zur biblischen stehen wuerde, waere sie sicher falsch. In anderen Faellen gibt es andere Kriterien, gemaess der Wahrhaftigkeit, die man einigen uebernatuerlichen Offenbarungen zumessen kann. Diese Kriterien sind in erster Linie wissenschaftliche Bedingungen. Sich auf die ernsthaft Arbeit von Experten beziehend, und zuerst auf die von einzelnen Wissenschaftler,von der internazionalen medizinisch-teologischen Kommission und von anderen Experten und wissenschaftlichen Equippen, wurde klar bestaetigt, dass bei den Erscheinungen von Medjugorje nichts vorhanden ist, was der Wissenschaft widerspraeche. Auf die selbe Weise, hat keine der teologischen Kommissionen in den Erscheinungen von Medjugorje etwas gefunden, was gegen den Glauben spraeche. Auch die letzte Kommission, von der Jugoslavischen Bischofskonferenz eingesetzt, hat nur erklaert, dass sie die noetigen Beweise fuer die Uebernatuerlichkeit der Erscheinungen von Medjugorje noch nicht haetten und dass die deshalb mit der Investigation weriterfahren. Zur selben Zeit hat sie erklaert, dass sie in ihnen nichts gefunden haetten, wass gegen die biblische Offenbarung oder gegen den Glauben sei. Wenn Gott einige biblische oder ausserbiblische Offenbarungen gibt, gibt er den betroffenen Personen die Faehigkeit sie zu erkennen oder wenigtens die morale Sicherheit zu haben, dass diese Erscheinungen echt seien. Es ist sehr wichtig, dass das einfache Volk auf einfache Weise die Erscheinungen von Gott im Phaenomen Medjugorje als echt anerkannt hat und nicht nur in der Theorie, sondern auch im praktischen Leben. Das Wort Gottes findet hier seine Wahrheit: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Reich Gottes kommen" (Mt 18,3) Die typische Qualitaet eines Kindes ist vor allem die Offenheit gegenueber der Wahrheit. Andererseits, auch jene, welche die Wahrhaftigkeit der Beweise von Medjugorje abweisen, nehmen sie an, ohne es zu wissen, denn ihre Position und Argumentation zeigen, dass ihre Beweise von anderen Interessengebieten kommen als von Medjugorje. Im weiteren, sind die Gegner von Medjugorje eine kleine erkennbare Gruppe. Ihre Argumente bestehen vor allem in Luegen und Ignoranz dessen, was sie gerade richten. Millionen von Personen stehen im Gegensatz zu ihnen. Sie haben die Beweise der Echtheit der Erscheinungen von Medjugorje auch in ihrer persoehnlichen Erfahrung mit Gott, und auch im offensichtlichen Mangel an Argumenten gegen sie. Hier kann man von sensus fidelium sprechen und allgemein von locus theologicus der Offenbarung und des Glaubens. Die Ereignisse und umfassende Fruechte von Glauben, Bekehrung, Gebet und die tiefe geistige Erneuerung der Messe, geben einen speziellen Implus zu den Beweisen zu Gunsten der Erscheinungen von Medjugorje. Auch die Gegner von Medjugorje koennen darueber nicht zweifeln. Sie bringen es nur in Zusammenhang mit Glauben und nicht mit den Erscheinungen von Medjugorje. Es gibt keine Zweifel, dass es sich um Fruechte des Glaubens handelt. Warum sind diese Fruechte ungewoehnlich und warum sind sie klar in Verbindung mit Medjugorje? Warum begegnen wir ihnen nicht an anderen Orten und in anderen Heiligtuemer und Kathedralen, gewoehnlichen Zielen von Pilgerfahrten? Es ist gerade diese Aussergewoehnlichkeit in Frage und die grosse Zahl der Fruechte des Glaubens muessen ihren eigenen Grund haben. Diesbezueglich verhalten sich die Gegener wie die Herbraer, die die Befreiung eines Mannes von einem boesen Geist, Beelzebul zuschrieben und nicht Jesus. Als sie die Tatsache nicht zurueckweisen konnten, weil sie offensichtlich war, haben sie also den wahren Grund verneint.

Nebst dem Kriterium, dass ein guter Baum an seinen guten Fruechten erkannt wird, ist die Stellung des Papstes entscheidend. Und diese ist voellig klar. Er hat sie bei zahlreichen Gelegenheiten ausgedrueckt, als einige Bischoefe ihn fragten, ob sie als Pilger nach Medjugorje gehen koennten, hat er sie nicht nur ermutigt, sondern sich auch ihren Gebeten anempfohlen. Angesichts seines ad limina Besuches, hat der Praesident der Suedkoreanischen Bischofskonferenz, der Erzbischof Kim den Papst Johannes Paul II mit folgenden Worten begruesst: "Heiliger Vater, dank Ihnen konnte sich Polen vom Kommunismus befreien." Der Papst hat ihn korrigiert und hat gesagt: "Nein, nicht dank mir, es ist die Arbeit der Jungfrau, wie sie es in Fatima und in Medjugorje bezeugt." (Catholic News, katholische koranische Wochenzeitschrift, 11. November 1990) Alles ist hier gesagt, was der Papst und die Kirche ueber die Erscheinungen von Medjugorje sagen. Dies zeigt, dass die Muttergottes in Medjugorje ist, und dass sie den Niedergang des Kommunsismus angekuenigt hat. Allen anderen Geschichten fehlt es viel und oft an Ernsthaftigkeit und aus ausserreligioesen Gruenden, wollen sie die Wahrheit ueber Medjugorje verdunkeln und die Welt davon abhalten, die evangelischen Botschaften der Muttergottes anzunehmen.

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fra Tomislav Pervan

DER GESCHICHTSTHEOLOGISCHE KONTEXT DER ERSCHEINUNG VON MEDJUGORJE DIE ANFÄNGE UND DER GESCHICHTLICHE KONTEXT

Jemand äußerte die Meinung: Das Problem des Sinnes der Geschichte bestehe ausgerechnet darin, ob der Mensch es vermag und ob er sich dessen bewußt ist und ob es ihm überhaupt gegeben ist, die Wahrheit von sich selbst zu entdecken, solange seine Geschichte noch andauert. Verrät die Geschichte, die so viele Zeichen der Zufälligkeit und soviel Irrationalität aufweist, allen zum Trotz doch eine gewisse Notwendigkeit, die dann eine Art Rechtfertigung von allem ist, was sich in der Geschichte ereignete? Ist es möglich, aus einer unmittelbaren Anschauung heraus Geschichte zu schreiben und die Zeit, in der wir leben, von einer gewissen Distanz aus zu durchschauen, sowie ihr eine Bedeutung zu schenken, bzw. aus ihr einen Sinn für die Zukunft herauszulesen?

Diese Frage kann man auch in Bezug auf Medjugorje stellen. Die Geschehnisse hier unter uns ereignen sich nun schon 14 Jahre. Das Phänomen selbst ist zu komplex, um es in all seinen Richtungen und Zusammenhängen durchschauen zu können. Und doch hat es seinen geschichtstheologischen 'Sitz im Leben' in der heutigen Welt und der Kirche. Medjugorje ist unauslöschbar in die religiöse Landkarte der Welt, vor allem der Katholischen Kirche, eingezeichnet. Über seine Bedeutung und Wichtigkeit, über das Bedürfnis nach ihm, gerade in dieser unserer Schicksalszeit, haben viele in den letzten 14 Jahren gesprochen und geschrieben. Apologet oder Verteidiger von Medjugorje zu sein, scheint überflüssig, denn es ist selbst stark genug, um sich zu verteidigen und alles Falsche abzuwehren, um so vor dem höchsten Gerichtshof der Kirche, der Theologie, der Geschichte und der Welt bestehen zu können. Man braucht nur unter die Oberfläche zu gelangen und dort genau hinzublicken, um sehen und durchschauen zu können, wie groß das tektonische Beben ist, das Medjugorje in unserer Kirche und in der Welt hervorgerufen hat.

Clemenceau, der französische Politiker und Agnostiker, sagte einmal, jeder Krieg sei eine zu bedeutende und wichtige Sache, um ihn allein den Generälen und Soldaten überlassen zu können. In gleicher Weise ist auch Medjugorje eine zu vielschichtige Wirklichkeit, um es nur den Komissionen, der Meinung der Theologen und verschiedener Ausschüsse, zur Beurteilung überlassen zu können, von denen wir wissen, mit welchen Prämissen sie das Phänomen Medjugorje angegangen sind. Es ist unmöglich, das Problem Medjugorje und seine Lösungen müßigen Theologen und denjenigen zu überlassen, die sich in Wahrheit nie darum bemüht haben, die Bedeutung dieses Phänomens, die Reichweite dieses Ereignisses und das Wesen dieser Botschaft zu begreifen.

Medjugorje zu definieren ist schwer. Es ist vielschichtig und zieht zahlreiche Beurteilungen und Wertungen vieler Fachleute aus den verschiedensten Bereichen des Denkens und der Wissenschaft nach sich. Abgesehen davon, was jemand persönlich von Medjugorje hält oder (nicht) glaubt, so müssen wir doch zugeben, ob wir wollen oder nicht, daß es in den Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens, ja sogar in Europa und in der ganzen Welt, die ausdrücklichste, originellste und ausgeprägteste religiöse Erscheinung der letzten zwei Jahrzehnte unseres Jahrhunderts und unseres Jahrtausends ist. Wenn es uns möglich wäre, mit einem riesigen Magnet alle Partikelchen auf dieser Erdkugel, die Medjugorje in den Seelen und Herzen von unzähligen Menschen ausgesät hat, zu sammeln, dann würden wir eine erstaunliche Auswirkung erkennen und von unglaublichen Ergebnissen erfahren. Wir wären auch selbst überrascht, in welchem Ausmaß es im Bewußtsein und im Leben der Gläubigen und der Ungläubigen anwesend ist. Und wie hat es angefangen?

Si licet exemplis in parvis grandibus uti, d. h. wenn es erlaubt ist, sich im Kleinen der großen Beispiele zu bedienen, bzw. si licet parvis componere magna , das Große mit dem Kleinen zu vergleichen, dann würde ich mit einem neutestamentlichem Vergleich anfangen: "Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?" So fragte Nathanael sich selbst und Philippus mit Verwunderung (Joh. 1,46). Nazareth, ein kleiner Provinzort, über den man im Dialekt nur Schlechtes sprach, was gleicherweise von Bijakovici bzw. von Medjugorje galt. Provinz, Dorf, Provinzleute, Bauern, unter sich zerstritten, und die Seher gleich wie sie, Nachfahren von Halbanalphabeten. Ohne Schule und Bildung wurden sie in einem Augenblick der eigenen Lebensgeschichte aus ihrer alltäglichen Laufbahn herausgerissen und fingen an, sich der Worte und Sprache zu bedienen, die einer anderen Welt angehören. Sie fingen an von jenseitigen und nicht von hiesigen Erscheinungen zu sprechen. Diese Kleinen und Unbekannten haben der Welt die Ohren mit Botschaften und Aussagen erfüllt, vor denen die damaligen Herrscher zitterten und alles Mögliche versuchten, die Neuigkeit im Keim zu ersticken. Bijakovici und Medjugorje können zwei zerstrittene Dörfer in einer hinterwäldlerischen Herzegowina sein, aber seit diesem Augenblick wurden sie in die Landkarte der Welt eingezeichnet. Es erfolgte eine Ausbreitung gleich jener in der Apostelgeschichte, "von Jerusalem über Judäa und Samaria bis zum Ende der Welt". Die gleichen konzentrischen Kreise sind auch im Phänomen von Bijakovici und Medjugorje erkennbar.

HEILSGESCHICHTLICHE VERGLEICHE

Bei fast jeder Gelegenheit und bei jeder Überlegung können uns die Geschichte und die Heilige Schrift Lehrer und Wegweiser sein. Sie bieten uns genügend illustrativen Stoff für unsere Überlegungen in konkreten Situationen, besonders im Kontext von Medjugorje und von der geschichtlichen Wende, bzw. vom Zusammenbruch des Kommunismus in diesen letzten zwei Jahrzehnten dieses Jahrhunderts bzw. Jahrtausends. Der Kommunismus stürzte in sich selbst zusammen, man mußte ihn weder mit Waffen noch mit Gewalt zerstören. Warum ist das so geschehen? Es gibt viele Gründe. Zunächst haben die Ideologen und Führer an ihre Ideen von der Erschaffung einer besseren Zukunft und eines glücklicheren Morgens auf den Prinzipien der Wirtschaft und des höheren Bruttonationalproduktes nicht mehr geglaubt. Sodann war es nicht mehr möglich, das Verbot der freien Meinungsäußerung und der persönlichen Entscheidung mit Polizeiterror durchzusetzen. An dieser Stelle würde ich den Zusammenbruch des Kommunismus mit dem von Jericho im Buch Josua vergleichen. Erinnern wir uns an den Einzug der Israeliten ins das Gelobte Land und an den Einsturz der Mauern von Jericho? Die Bibel deutet das mit dem direkten Eingreifen Gottes in die Geschichte des Auserwählten Volkes. Die Mauern stürzten nicht durch menschliche Kraft ein, sondern durch Gebet und Gesang, durch Prozessionen um die Mauern, bzw. Gott selbst, der die Geschichte formt und ihr die Richtung gibt, ließ die Mauern einstürzen. Das ist das Zeichen: Gott selbst übergibt das Land seinem Volk, das aus der Fremde, aus der Wüste kam, nach jahrzehntelangem Irren in den Einöden der Wüste. Die Mauern wurden nicht mit Militärgewalt eingestürzt, sondern durch gottesdienstlichen Gesang, durch die Prozessionen mit der Bundeslade um die Mauern. Triumphzug und Siegesfreude lag in einem Augenblick zusammen und das sollte dem ganzen Volk für alle Zukunft zum Zeichen werden, sich nicht auf sich selbst und die eigenen Kräfte zu verlassen, sondern ausschließlich auf den Herrn, der die Festungen der Menschen einstürzen läßt. Schon bald wurde dieses Zeichen durch den moralischen Verfall des Volkes und den Abfall von Gott verdunkelt, sowie durch Sünde und Versagen einzelner und allgemein. Das Leben wurde in der neuen Umgebung weiterhin durch verschiedene Eroberer und Gewaltherrscher bedroht. Aber der innere Zerfall im Volk gab den Angreifern die Möglichkeit, mit größerer Leichtigkeit das Land zu erobern und das Volk zu unterjochen. Erinnern wir uns daran, was mit Jericho und mit dem von Josua über es ausgesprochenen Fluch geschah: "In jener Zeit ließ Josua diesen Schwur vor Jahwe tun: Verflucht sei der Mann, der auftritt, um diese Stadt neu zu erbauen! Auf seinem Ältesten soll er die Fundamente legen und auf seinen Jüngsten die Tore errichten!"(Jos.6,26). Im 1.Buch der Könige(16,34) wird gesagt: "Zu seiner Zeit baute Hiel von Bethel Jericho wieder auf, um den Preis seines Erstgeborenen Abiram legte er die Fundamente und um den Preis seines Jüngsten, Segub, setzte er ihre Tore ein, gemäß dem Worte, das Jahwe durch Josua, den Sohn Nuns, gesprochen hatte".

Dieses Geflecht, durchwirkt von Erfüllung und Verantwortung (unter Androhung von Strafen), von klarem Auftrag und Gnadengaben, drängt sich uns unwillkürlich auf, wenn wir die politischen Prozesse, Gärungen und den Zusammenbruch des Kommunismus in unserer neuesten Geschichte beobachten. Vielleicht wird es den Augen und Ohren von manchen unpassend erscheinen, hier die Mauern von Jericho, die Trompeten und Prozessionen um die Mauern zu erwähnen. Schon längst glauben unsere Zeitgenossen nicht mehr daran, denn sie sind aufgeklärt oder sehen sich als solche an. Aber dennoch sind wir Zeugen eines ähnlichen Prozesses, der sich unter uns abspielt. Das, was durch die Wahl des polnischen Kardinals K.Wojtyla zum Papst geschah, sowie nach Medjugorje, der Zusammenbruch des Kommunismus 1989, wurde noch nicht genügend beleuchtet und es hat bis heute keinen würdigen und achtbaren theologischen und heilsgeschichtlichen Deuter gefunden. Dies vielleicht deswegen, weil uns nur 6 Jahre vom Einsturz des Kommunismus trennen, aber das ist zweifellos die entscheidenste und umstürzendste Wende in der Geschichte der Welt und Zivilisation. Der Papst ist ganz gewiß der Initiator dieses Prozesses des Zusammenbruchs des Kommunismus. Er riß als erster den sog. Eisernen Vorhang vor allem in seinem polnischen Volk nieder und setzte dann klare Zeichen für ein humaneres und freieres Leben. Das Jahr 1989 ist ein geschichtliches Datum, vor dem der Mensch nur auf die Knie fallen, staunen und frei verkünden kann: Gott spricht nicht nur, er ist auch am Werk. Man soll nach dem Wort Jesu "die Zeichen der Zeit" klar erkennen.

Hier wollen wir das Beispiel unseres heutigen Papstes, der einzigen zeitgenössischen moralischen Kraft in der ganzen Menschheit, anführen. Er ist der Hirte der ganzen Menschheit, er bietet seine Führung an, weil er sich seiner Sendung, die er von Christus hat und der Kraft des Heiligen Geistes, die hinter ihm steht, bewußt ist. Er ist ausdrücklich ein marianischer Papst, weil er nach seiner Wahl sagte: "Ich hatte Angst, diese Wahl anzunehmen, aber ich habe sie im Geiste des Gehorsams gegen unseren Herrn Jesus Christus und mit vollem Vertrauen zu unserer heiligsten "Herrin" angenommen... Und so stehe ich heute vor euch allen, unseren gemeinsamen Glauben bekennend, unsere Hoffnung und unser Vertrauen zur Mutter Christi und zur Mutter der Kirche". Wenn man eines Tages die Geschichte Europas und der modernen Welt schreiben wird, die Geschichte des Weltkommunismus und seines Falles, seines Zusammenbruches und seines Einsturzes in sich selbst, wird der heutige Papst ganz gewiß seinen einmaligen, ehrwürdigen und historischen Platz erhalten. Wem haben sich nicht all jene Bilder tief in die Erinnerung eingeprägt, an denen Selbstvertrauen, Selbstbewußtsein, Entschlossenheit und Überlegenheit des Papstes gegenüber den zeitgenössischen, besonders den kommunistischen Führern und "Größen" klar erkannt wird. Wenn irgendein Bild den Zusammenbruch des Kommunismus und des marxistischen Idols und die Gebrechlichkeit des gesamten Systems besonders deutlich kennzeichnet, dann ist es ein Bild, das verbunden mit dem heutigen Papst während seines Besuches in seiner Heimat in Polen, nach seiner Wahl zum Nachfolger des hl.Petrus, um die Welt ging: In Polen war schon die Militärdiktatur an der Macht, auf der Bühne erschienen vor Millionen von Menschen der Papst, Karol Wojtyla, Johannes Paul II. und der Anführer der Militärjunta, General Jaruzelsky. Der eine hat die ganze Militärmacht mit irdischer Kraft hinter sich, die Waffengewalt, den Terror, die Unfreiheit, das Vergeltungssystem, den gottlosen Kommunismus, aber das Volk hat er nicht hinter sich! Der andere, neben ihm auf der Bühne, der Papst, in seiner Person eher schwächlich, hat hinter sich Jesus Christus, die Ewigkeit, das Wort Gottes und Seine Verheissung. Seine Macht, Kraft und Waffen sind das Wort Gottes! Der mächtige General, dessen Macht auf tönernen Beinen steht, gegenüber dem Papst, der mit der Macht des Wortes, mit der Überzeugungskraft, die der Heilige Geist selber gibt, spricht. Er spricht ohne zu zittern, als aber der General das Papier in die Hand nimmt, zittern ihm die Hände, seine Worte verlieren sich oder bleiben im Hals stecken, er hat Angst! Auf die Worte des Papstes hin zittern seine Hände, er schwitzt den kalten Schweiß der Angst! Einst fragte der Diktator Stalin, in Wirklichkeit spottete er: "Wieviele Divisionen dieser Papst in Rom habe?" Jaruzelsky wagte nicht zu fragen, wieviele Divisionen dieser Papst habe, geschweige denn noch ein Wort hinzuzufügen, weil er sich der Macht dieses Mannes in seinem Volk bewußt war. Er wußte ferner, daß die ganze Welt ihn unterstützte und das ganze Polen. Er wußte zu gut, was für Probleme eine Militärdiktatur mit sich bringt und hatte deshalb Grund genug, sich zu fürchten. Seine Furcht wurde dann auch schon bald durch die Weltgeschichte bestätigt, die in ihrer Politik sich von der kommunistischen Gesellschaftsstruktur abwandte und sich der Demokratie zuwandte. Im Papst ist die ganze ursprüngliche Kraft christlichen Glaubens gegewärtig, der Glaube, der einfach und begreiflich verkündet wird und aus dem Zeugnis der gelebten Liebe lebendig ist, nach der sich unsere moderne Welt heute sehnt!

Durch die Wahl des jezigen Papstes, durch die Erscheinungen und Ereignisse von Medjugorje und letztlich durch den Fall des Kommunismus, wurde ganz gewiß der tiefste Einschnitt in die europäische Geschichte vollzogen. Nicht nur im Hinblick auf das kroatische Volk und die vom Kommunismus unterjochten Völker, sondern auch durch das Ende des Kalten Krieges im Ost- West-Konflikt. Noch mehr dürfen wir von der Tatsache überrascht sein, daß dieser Prozeß und dieses wirklich revolutionäre Ereignis ohne einen ausdrücklichen Protagonisten, ohne eine ausdrückliche geschichtliche Persönlichkeit, ohne ein klares Programm und was noch mehr verwundert und in der Geschichte der Menschheit noch nie vorgekommen ist, ohne Blutbad abgelaufen ist, wenn man von dem genozidgleichen Krieg, der im Bereich des ehemaligen Jugoslawien geführt wird, absieht. Ein Historiker bleibt vor diesen Tatsachen sprachlos und betroffen stehen und er ist nicht imstande, ausreichende Ursachen und Gründe dafür anzugeben. Entweder muß er auf einen Ursachenzusammenhang verzichten oder er wird zugeben und sich mit dem Gedanken befreunden, daß ausgerechnet wir, in diesem geschichtlichen Augenblick, einem direkten Eingriff Gottes selbst in die menschliche Geschichte begegnen. Es ist schmerzlich zu sehen, daß wir im Laufe der Zeit keine Sensibilität für diese Tatsache entwickelt haben, vor allem aber, daß wir dafür dem Herrn nicht dankbar sind. In unserem Bewußtsein ist es nicht im entferntesten gegenwärtig und wir haben die Tiefe und wahre Bedeutung dieser Ereignisse noch nicht begriffen. Wenn Gott am Werk ist, dann haben wir keine größere Verpflichtung, als uns sowohl menschlich als auch christlich diesem Ereignis gegenüber gerecht und rechtmäßig zu verhalten, mit Würde und Dankbarkeit. Wenn es ein geschichtliches Wunder gibt, dann ist das, was sich hier abspielte, ein wahres und und wahrhaftig großartiges Wunder unserer Zeit.

Denn in unserem Verständnis von Wundern sind wir gewohnt, sie nur dort zu sehen, wo der einzelne an seinem Leib, ohne Arzt und Arzneimittel, Heilung erfährt. Die Wunder sind aber nicht nur auf Einzelschicksale beschränkt. Wunder gibt es auch in der Geschichte. Hier müßten wir einiges von den Juden und aus dem Judentum lernen. Die Juden haben nämlich ihre ganze Geschichte als den aktuellen Dialog mit ihrem Gott verstanden, als Wunder im Entstehen, im Bestand und im Sein. Deshalb ist die Zerstörung der Berliner Mauer und aller anderen Mauern in der Welt auch ein Wunder. Ideologische Mauern, die nicht nur Europa, sondern auch die ganze Welt geteilt haben, gibt es in damaliger Form nicht mehr. Diese Mauern wurden nicht durch Waffengewalt oder andere Gewaltakte abgebrochen, sondern durch beständiges Gebet und durch "Kerzenrevolution", durch den Einbruch des Geistes und der geistigen Kraft in diese Welt, durch soviele Prozessionen und Umzüge für die Freiheit, die sich als stärker erwiesen als Betonmauern und Stacheldraht. Der Geist und seine "Trompeten" zeigten ihre Macht und Kraft. Der Hilferuf des menschlichen Geistes nach Freiheit wurde erhört und zeigte sich dadurch stärker als die Mauern und Gefängnisse in und hinter denen, der menschliche Geist eigekerkert dahinsiechte. Obwohl es uns nicht erlaubt ist, Gott billig ins Spiel zu bringen, bleibt uns doch die Möglichkeit bei unseren Überlegungen, eine solche Option für realistisch und handgreiflich anzunehmen, denn der Glaube an Gott war die Intonierung der Bewegungen des Geistes für die "neuen Trompeten" der neuen Freiheit von "Jericho".

Die verschlossenen und verriegelten Tore öffneten sich, die Trennwände wurden zerstört. Es kam der Hauch der Freiheit: Das alles sind tröstliche und ermutigende Prozesse, die sich in der neuesten Geschichte zeigten, deren tätiger Mitträger auch Medjugorje ist, ein wahrer Zeitgenosse und Initiator. Diese Prozesse dürfen wir nicht außer acht lassen, sie bleiben für uns Wegweiser und und Grund der Hoffnung. Aber wir dürfen auch davon nicht absehen, was in der Geschichte nach der Zerstörung der Mauern von Jericho erfolgte. Schon bald verwandelten sich Freude und Begeisterung über die eroberte Stadt in einen traurigen Alltag und es verschwand der Enthusiasmus in den alltäglichen Sorgen und Mühen. Für die Erhaltung des Volkes reicht der Besitz von Staat und Land nicht aus. Gottvergessenheit und soziale Ungerechtigkeit, allgemeiner Egoismus und ein egoistisches Verständnis der Freiheit trieben das ganze Volk in einen geistigen und moralischen Verfall, an dessen Ende erneut der Sklavendienst an den Fremden und Feinden des Volkes stand. Dieser innere und ethnische Zerfall des Volkes führte zum erneuten Verlust der Freiheit, wovon im Buch der Richter auf jeder Seite die Rede ist. Die Freiheit, so auch diese in der postkommunistischen Zeit, ist immer sehr anspruchsvoll. Der Mensch bekommt sie nicht auf dem Tablett serviert und sie verschwindet ausgerechnet in dem Augenblick, in dem sie unbegrenzt sein möchte, mit anderen Worten: Der Zerfall des Marxismus und Kommunismus gebiert nicht an sich und schafft nicht automatisch den freien Menschen oder Staat, auch nicht eine gesunde Gesellschaft oder Person. Erinnern wir uns an das Bild aus dem Munde Jesu:Anstatt eines ausgetriebenen Teufels wird der unreine Geist sieben schlimmere Dämonen als er selbst mitbringen und in das gereinigte aber leere Haus zurückkehren(vgl.Mt.12,43-45).Dieses Bild Jesu erneuert und bewahrheitet sich dauerhaft durch die ganze Geschichte. Wer sich vom Joch des Marxismus befreit hat, hat nicht automatisch den neuen Lebensstil gefunden und sein Leben auf neue Fundamente gestellt. Der Verlust der Ideologie, die dem ganzen Leben den Ton angegeben und es einigermaßen getragen hatte, kann sich leicht in Egoismus und Nihilismus verwandeln, so wäre es der Rückkehr der sieben bösen und schlimmeren Geistern gleich. Und wer kann es verneinen, daß der Relativismus, der überall herrscht, und der Indifferentismus, dem wir ausgesetzt sind, den Weg in den Nihilismus bahnt, ins Verneinen von allem Positiven und wahren Menschlichem?

Deswegen stellt sich uns die entscheidende Frage: Mit welchen geisigen Inhalten sind wir imstande, die geisige und seelische Leere zu füllen, die nach dem Zusammenbruch des Marxismus, bzw. des verderblichen und schrecklichen marxistischen Experimentes in den Seelen und auf der geistigen Ebene entstanden ist? Auf welchen geistigen Fundamenten sind wir fähig, an einer neuen Zukunft zu bauen, die imstande ist, Ost und West, aber auch Nord und Süd dieses Planeten in Einheit zu verbinden? Während wir uns um die Diagnose unserer gegewärtigen Situation bemühen und während wir für künftige Entwicklungen, Aufgaben und Möglichkeiten manche Prognosen erstellen, muß dies in Weltmaßstäben geschehen, weil heute das Schicksal eines Volkes von der Gesamtheit der Ereignisse der anderen Völker abhängig ist und Entscheidungen auf höchster Ebene sich auf der untersten Ebene auswirken und umgekehrt. Während wir über Persönliches sprechen, müssen wir an das Globale denken und umgekehrt. Während wir über Globales sprechen, müssen wir an das Schicksal einzelner denken.

EINE DIAGNOSE DER GEGENWART

Das Merkmal und Kennzeichen unseres Jahrhunderts könnte man in einigen Punkten wie folgt zusammenfassen: Der Glaube an den absoluten Fortschritt, die Verabsolutierung der wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten und der Zivilisation, sowie der politische Messianismus, verkörpert im Nazismus und dann im Marxismus. Gott wird nicht erwähnt, Gott ist durch irdische Ziele ersetzt, so daß dieses systematische Ausschließen Gottes aus der Gestaltung der Geschichte und des menschlichen Lebens das Novum und das wirklich gefährliche Element ist, das dieses unser Europa und diese Epoche hervorgebracht haben. Durch die Vertreibung Gottes aus dem Bewußtsein in der modernen Literatur, in der Kunst, in Film und Theater, überwiegt hier das trübsinnige und obskure Bild des Menschen .Alles, was einst großartig und von Bedeutung war, wird heute in Frage gestellt und von den Podesten der Verehrung herunter geholt und bloßgestellt. Die Moral ist zur Heuchelei geworden, das Glück zur Selbsttäuschung. Es ist unmöglich, Anhänger des Schönen und Guten zu sein, die einzig richtige Einstellung ist der Zweifel, die Skepsis. Wer andere bloßstellt oder entlarvt, wird zum Helden des Tages, er wird in der Öffentlichkeit und in den Medien den größten Erfolg ernten. Die Kritik der Gesellschaft, der Politik und des Einzelnen ist zum höchsten Gesetz der Medien geworden. In einer solchen geistigen Athmosphäre gibt es kaum Platz für die wahren Werte, für den Glauben, für den Optimismus und eine lohnende Zukunft.

In der Welt ist heute noch dazu eine gewisse Schizophrenie lebendig: Einerseits sieht man die Irrtümer ein, andrerseits aber ist es unmöglich, auf den überhöhten Lebensstil und Wohlstand zu verzichten, zumindest nicht im Westen. Diese Gespaltenheit wird an zwei Fakten der neueren Geschichte sichtbar, nämlich an der Atomkatastrophe von Tschernobyl und an der Ausbreitung des AIDS-Virus. Die Katastrophe von Tschernobyl zeigt klar, wie groß die Gefahr seitens der Atomenergie ist, deshalb werden die Atom-Strom-Gegner täglich mehr. Andrerseits gab es, als das AIDS-Virus entdeckt wurde, ebenfalls solche Alarmzeichen und es ist zweifellos richtig, daß weit mehr Menschen am AIDS-Virus, als an der Katastrophe von Tschernobyl erkranken und sterben werden. Aber ist es möglich, wegen der notwendigen Disziplin und Selbstkontrolle im sexuellen Verhalten unserer Zeitgenossen, in der Öffentlichkeit die Stimme zu erheben? Gerade die Zügellosigkeit, die Unmoral und die Ausschweifung sind die Hauptursachen für die Ausbreitung des AIDS-Virus, dieser wirklichen Pest des ausgehenden Jahrhunderts. Aber was geschieht? Wer im Namen der christlichen Moral, der Bergpredigt Christi, Enthaltsamkeit und Disziplin im sexuellen Verhalten vertritt, der wird im voraus als finsterer Moralprediger und Pharisäer abgeschrieben, er ist zum Schweigen verurteilt, mag er auch der Papst selber sein. Denn das ist in den Augen unserer Zeitgenossen eine unerlaubte Kritik an der persönlichen Freiheit des Einzelnen und seines Verhaltens. Also, eine klare Schizophrenie des Denkens und Handelns.

Hinzu kommt der wachsende methodische Zweifel an der Wissenschaft. Es verschwindet der Glaube an Wissenschaft, Fortschritt und Technik. Es melden sich Skepsis und Widerwillen, Aversion und Resignation. Aber können diese Merkmale tragfähige Fundamente für eine positive Zukunft sein, in der man etwas Gesundes, Kluges und Wertvolles aufbauen müßte? Ressentiment und Skepsis sind weder imstande, gesunde Grundlagen für das Leben zu bieten und neue Ideen zu entwickeln, noch können sie durch reine Negation oder Halbherzigkeit besiegt werden. Zur Überwindung einer solchen negativen Grundhaltung des Lebens bedarf es einer größeren und positiven Idee, der der Mensch ganzheitlich zustimmen kann und die seinem Leben einen positiven Sinn gibt. Aber der Glaube ist in den Bereich des Privaten abgeschoben und damit sind die Grundlagen zerstört, auf denen Europa und seine Kultur einst aufgebaut wurden. Alle moralischen Kodices und Traditionen, die in das europäische Wesen und in die europäische Gesellschaft eingeflochten waren, sind heute ausgeschlossen. Einerseits ist also der Glaube zur Privatsache geworden und damit verschwinden und erlöschen die ethischen Grundüberzeugungen, während sich gleichzeitig auf allen Seiten der Okkultismus, die Magie und Spiritismus ausbreiten. Alle möglichen Formen des Aberglaubens nehmen immer mehr Einfluß auf die gesellschaftlichen Bereiche des Lebens. Deshalb ist dies alles nur ein Beweis mehr, daß im gespaltenen, gefallenen und verirrten Menschen die Spur des unsterblichen Gottes unauslöschbar und unausmerzbar gegewärtig ist.

Wir sind mit einer massiven Säkularisierung des Menschen und der Welt konfrontiert, mit dem Auszug der Menschen aus der Kirche, besonders der Frauen. Unsere Kirchen bleiben leer, die östlichen Formen der Meditation finden immer mehr Anhänger, die Jugend ist auf der Suche nach etwas, daß sie innerlich und äußerlich erfüllen und was ihrem Leben und ihrer Existenz einen Sinn geben kann. Trotz aller gegenteiligen Anzeichen, gibt es Signale für die Erneuerung des Glaubens in den Seelen, besonders unter den Jugendlichen. Solche Jugendbewegungen sind in der Kirche auf der ganzen Welt anzutreffen. Sie tragen in sich die ungeheure Kraft des erneuerten Glaubens und besitzen die überzeugende moralische und sittliche Ernsthaftigkeit und Bereitschaft, das eigene Leben für die Ideale des Evangeliums einzusetzen. Dies ist sichtbar in und um Medjugorje herum. Solche Bewegungen können der fruchtbare Sauerteig sein, der die menschlichen Werte, die unseren Lebensraum und Zivilisation geprägt haben, neue Lebenskraft und Glaubwürdigkeit schenken . Uns darf aber die Tatsache, daß immer mehr junge Menschen die Kirche verlassen, nicht überraschen. Im Menschen existiert, wie wir schon sagten, die Erwartung des unmittelbaren und bedingungslosen Heiles. Die Menschen haben das Gefühl der Nichterlösung und Entfremdung, sowie ein Bedürfnis nach Sinn und Erfüllung in etwas Höherem, deshalb finden wir, besonders unter den Jugendlichen, moderne Formen des Gnostizismus und der Esoterik. Wir begegnen vielfachen Formen religiöser Surrogate, oft mit ungewöhnlichen Mischformen des Rationalen und Irrationalen. Okkultismus und Magie haben immer Anziehungskraft, dann auch parapsychologische und astralmythologische Tendenzen kabbalistischer und anderer Provenienz. Dabei handelt es sich immer um jene Art von Religion, die das menschliche Herz, den Glauben und das Vertrauen nicht fordert, sondern versucht, mit Hilfe irgendwelcher Riten und psychologischen Effekte in die tieferen Bereiche menschlichen Seins einzudringen. Außerdem gibt es Versuche, das Gefühl der Loslösung, des Risikos und der Befreiung zu erreichen, das Erwarten der Hilfe von verborgenen und geheimen Kräften, die gegen das, was uns als Menschen bedroht, Kraft geben. Die Menschen wollen die Technik der Erlösung oder Selbsterlösung beherrschen und deshalb greifen sie nach außereuropäischen und archaischen religiösen Riten, den druidischen, keltischen, schamanischen, indianischen oder ähnlichen. Da das moderne geisige Leben vom Apersonalismus erfaßt und geprägt ist, so entspricht diesem apersonalen Denken auch der unpersönliche Gott, der apersonale Glaube und eine solche Frömmigkeit, wie sie z.B. in den asiatischen Religionen zu finden ist. Heute kann man unter den Christen einen solchen Trend beobachten: Verflüchtigung der persönlichen Frömmigkeit auf Kosten der persönlichen Orientierung. Es wird die kosmische Frömmigkeit gefeiert, das Eintauchen in Gottheiten oder die Gottheit, so daß man mit Recht über ( asiatische) Gottheit(en) einerseits und über den (persönlichen) christlichen Gott andrerseits sprechen muß. Aus der Nivellierung dieses Gegensatzes kommt sonst die Frömmigkeit als etwas wie Eintauchen, Verflüchtigung, Entlastung, Befreiung von der Last des Seins bzw. Daseins hervor und die Rückkehr zu den Sternen, sowie der Glaube an die Horoskope und an die Astrologie wird dadurch begünstigt.

Wenn etwas unsere moderne Zeit und Welt schwer belastet hat, dann ist es die Droge. Seit es den Menschen gibt, hat er auf diese oder jene Art Drogen genommen und versucht, den Zustand der Ek-stase, des Außer-Sich-Seins zu erreichen, aber noch nie im heutigen Ausmaß. Warum besteht eine so große Sehnsucht nach der Droge? Das stammt aus den inneren menschlichen Bedürfnissen und Mängeln, aus seiner Seelenleere. Die Drogensucht ist nur der Ausdruck des Seelenschreies nach Glück, nach wahrem Lebenssinn und nach Lebensantwort. Mit Hilfe der Droge will sich der Mensch aus dem Kerker des Körpers befreien. Somit ist die Droge nur ein Protest gegen den bestehenden Zustand und gegen die Tatsachen, die uns umgeben, in denen wir leben. Derjenige, der Drogen nimmt, findet sich mit der bestehenden Welt nicht ab, er sucht eine bessere und beglückendere. Die Droge ist die Frucht der Enttäuschung von der Welt und außerdem die Frucht des Strebens nach Abenteuer und Nonkonformismus. Sie ist der Protest gegen die Welt als Gefängnis des Menschen und der Schrei nach einer neuen Wirklichkeit Die große Reise in die kosmischen Räume, die der Genuß der Droge anbietet, ist nur eine Form der falschen, der Pseudomystik, der enstellten menschlichen Sehnsucht nach Ewigkeit, Unendlichkeit und Leben. Es ist der Versuch des Austritts aus dem eigenen Sein und aus der eigenen Haut, aus dem eigenen Gefängnis, mit Hilfe der Chemie. Die Droge ist der sichtbare äußere Versuch der Antizipation der Welt der Zukunft und des Himmels, schon hier auf der Erde. Das ist logisch, denn keiner der modernen Erbauer der Menschheit und der Zukunft ist der Überzeugung, daß er dieses endgültige Glück selbst erleben wird, so unternehmen sie die abenteuerlichsten und halsbrecherischten Schritte mit der Droge. Das ist ein völlig falscher Weg, denn wir wissen, wie die Mystiker zu ihren Erfahrungen kamen: Auf dem Weg des Verzichts, der Demut, der Aszese, der kleinen Schritte des Aufstiegs zum Berg Karmel oder ins Schloß der Seele oder in die Tiefe des eigenen Herzens. Diesen Weg möchte man mit dem magischen Schlüssel der Droge überspringen, indem man Moral und Ethik mit Technik und Chemie ersetzt. Die Droge ist die Pseudomystik der Welt, die unfähig macht, zu glauben und die den Menschen in eine Pseudoreligion versinken läßt, aber seiner Seele keinerlei Halt und Trost bietet, für ihre Sehnsucht nach der Rückkehr ins Paradies, die durch nichts zu unterdrücken ist. Deshalb ist die moderne Drogenszene das Alarmsignal, das die ganze Leere unserer Gesellschaft entlarvt, sie ist der Schrei des Menschen in der Wüste dieses Lebens nach Selbstverwirklichung, die ihm schon durch die Schöpfung nach dem Ab- und Ebenbild Gottes selbst in der Seele und im Herzen immanent ist.

Auf gleiche oder auch in vielem auf ähnliche Weise ist es möglich, die moderne terroristische Szene und die revolutionären Bewegungen zu deuten. Der Ekel gegen das Bestehende und das Streben nach Umsturz sind nur der äußere Ausdruck des inneren Bedürfnisses nach Veränderung der Zustände, des Bestehenden. Aber alles ruht auf der falschen Prämisse: Mit Hilfe des Bedingten sucht man das Unbedingte, mit Hilfe des Endlichen das Unendliche, mit Hilfe des Irdischen das Ewige und Himmlische. Der innere Widerspruch der bestehenden Szene zeigt die ganze Tragik des Phänomens, dem wir begegnen, wobei der großartige Ruf des Menschen, zum Mittel der schrecklichen Lüge und des Irrtums wird. Denn das letzte und endgültige Ziel des Menschen ist nicht das Paradies auf dieser Erde, die nicht zu verwirklichende Utopie, sondern das Reich Gottes als Vorgeschmack der Ewigkeit, das Evangelium als Norm des Lebens und der Wirklichkeit. Obwohl inzwischen der politische Messianismus und der zelotische Terrorismus, der versuchte, die Aktualisierung sogar des Evangeliums und der revolutionären Forderungen Jesu zu sein, abflaut, obwohl es nicht möglich ist, in den Worten Jesu irgendeine Form der Gewalt zu finden, sind in der modernen Psyche tiefe Wunden geblieben. Die Steigerung des Drogenkonsums ist nur ein Zeichen der seelischen Leere, die nach Verlust ideologischer Versprechungen und Täuschungen nichts übrig läßt. Die Film-, Fernseh- und Medienszene ist voller Gewalt und Haß. Die Regisseure bemühen sich mit allen Kräften, die Welt des Verbrechens zu zeigen, in der nur das Gesetz des Stärkeren herrscht, also der biologische und soziologische Darwinismus.

DIE ANTWORT AUS DEM GLAUBEN

Das Leben ist kein Spiel, in ihm herrscht das Gesetz des Stärkeren, es ist erfüllt mit Leid und Liebe, mit Sünde und Gnade, mit teuflischer Verführung und Versuchung, aber auch mit Ablehnung der Versuchung und mit Sieg über den Verführer. In Medjugorje begegnen wir der ausdrücklichen Berufung zur Umkehr, zum Gott des Lebens, der Berufung zum persönlichen Gebet als Antwort menschlicher Freiheit auf die göttliche Freiheit zur Begegnung zweier Liebender. Medjugorje ist die ausdrückliche Bejahung der Persönlichkeit, der Individualität, gegenüber dem Verschmelzen in irgendeine Einheit oder ins kosmisch Eine, wie es sich z.B "New Age" wünscht. So sehr einzelne auch behaupten, daß der Glaube an Gott verschwinde, wir sind Zeugen, daß der Glaube nicht verloren geht, daß die Religion nicht ausstirbt und nicht verschwindet, sondern sich vielleicht in neue und andere äußere Formen kleidet, aber der Wesenskern des christlichen Glaubens bleibt unverändert. Im Christentum haben wir eine vollkommene Synthese Des Verstandes, des Willens und der Gefühle, die im Leben zu verwirklichen, gar nicht einfach ist. Sie ist allzu subtil und in Gefahr, sich in jedem Augenblick in diese oder jene Richtung zu verändern und dabei immer in innerer Spannung. Aber die gleiche Spannung finden wir auch außerhalb des Christentums. Fast alle Weltreligionen sind sich dessen bewußt, daß es nur einen Gott gibt und dem Politheismus ist es klar, daß Götter keine plurale Form des einen Gott sind, weil es keinen Gott im Plural gibt. Gott ist ein einziger. Götter sind, mögen wir sie mit dem gleichen Namen nennen wie wir es mit Gott tun, immer Kräfte auf niederer Stufe. Aber in den Religionen geht dieser eine Gott meistens verloren, er verschwindet aus dem praktischen Leben und an seine Stelle treten dann Gottheiten, Götter bzw. Dämonen. Dieser eine Gott ist aber nicht gefährlich, er ist die Güte und Liebe selbst, er tut niemanden etwas Böses, so daß sich das ganze Ritual und der Gottesdienst nicht auf Gott bezieht, sondern auf Gottheiten und Kräfte, die unser Leben umgeben und mit denen sich der Mensch arrangieren muß. Das ist der chronische Abfall von Gott in der Geschichte der Religionen, und er ist auch heute in unserem postchristlichen Europa gegenwärtig und deshalb sind wir heute vom Neuheidentum bedroht. Der Mensch, der Gott als das eine und einzige Gut ausschließt und als denjenigen ansieht, der von ihm weit entfernt ist, wendet sich zu den kleinen und winzigen Kräften, zu den nahen, die uns umgeben und damit erniedrigt er sich selbst und schafft sich, wie es der Atheist Freud ausdrückte, Prothesen-Götter. Das ist dann die Umgestaltung des Christentums, der christlichen Synthese, das ist die Veränderung Gottes selbst, die zur Desintegration und Umgestaltung des Menschen führt. Demgegenüber äußerte sich der hl.Paulus deutlich und klar: "Wir leben zwar in dieser Welt, kämpfen aber nicht mit den Waffen dieser Welt. Die Waffen, die wir bei unserem Feldzug einsetzen, sind nicht irdisch, aber sie haben durch Gott die Macht, Festungen zu schleifen; mit ihnen reißen wir alle hohen Gedankengebäude nieder, die sich gegen die Erkenntnis Gottes auftürmen. Wir nehmen alles Denken gefangen, so daß es Christus gehorcht." (2Kor.10,3-5)

Bei der Suche nach einer Antwort und nach einer echten 'Medizin', müssen wir zuerst bei uns selbst beginnen: Über welche Kräfte verfügen wir und mit welchen Kräften können wir in diesem Augenblick rechnen? Welchen Aufgaben stehen wir gegenüber und welche Gefahren lauern uns auf? Zuerst müssen wir allen Nationalismus und alle ideologischen Vorbehalte überwinden! Der Kommunismus hat eine geistige Wüste in den Seelen der Menschen hinterlassen und den wirtschaftlichen Zerfall hervorgerufen. Eine allzu schwere Last wurde vererbt, dazu kam dann hier bei uns noch der Krieg. Der gemeinsame und entschlossene Wille aller ist notwendig, um den bestehenden Zustand zu überwinden um in eine neue Zukunft gehen zu können.

Zuerst müssen wir nach gemeinsamen Fundamenten Ausschau halten. Welches ist das gemeinsame Fundament von uns allen, die gemeinsame Grundlage? Ich würde sagen: Die Zugehörigkeit zum westlichen Kulturkreis, der auf dem Fundament der christlichen Wertvorstellung gegründet ist und Jahrhunderte lang dem Abendland sein positives Gepräge gegeben hat. Heute ruft jeder nach dem Rechtsstaat und nach der Freiheit. Freiheit und Recht sind keine konträren Begriffe, sondern Freiheit und Recht bedingen einander gegenseitig. Der Gesetzgeber kann nicht willkürlich etwas zum Recht erklären. Recht und Gesetz sind nicht aus Statistiken ableitbar oder hervorzubringen. Es muß das Bewußtsein der Menschen auf die Verantwortung vor Gott, vor der Würde des Menschen und vor der Geschichte, gelenkt werden. Alles muß auf Fundamenten ruhen, die der Gesetzgeber nicht vorschreiben kann, sondern er muß sie voraussetzen können. Diese Voraussetzungen sind heute durch eine völlige Liberalisierung und den daraus resultierenden moralischen Verfall der westlichen Zivilisation in der Gesellschaft ziemlich untergraben. Deshalb ist es nötig, zuerst den Blick zurück zu werfen und die Zeit vor uns zu analysieren, dann schauen wir in unsere Zeit, um aus dieser Analyse einen Ausblick auf Morgen, für die Zukunft, zu erhalten.

In den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts spürte man, daß eine große Wende in der Luft lag. Einerseits hatten wir am Ende dieser Jahre Studentenunruhen, die man nicht gesondert von der Kirche betrachten kann. Sie stellten den mit Mühe erreichten Fortschritt auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet in Frage. So drohte alles, in Chaos und Anarchie zu stürzen.Die Krise der Autorität erschütterte die Fundamente des gesellschaftlichen Lebens. Diese Unruhen kamen aus nachkonzilären Umwälzungen in der Kirche, aber auch aus der revolutionären amerikanischen protestantischen Theologie. Auf den Barrikaden in Paris wurde die Eucharistie als Verbrüderung der Kämpfer für anarchistische Freiheit gefeiert und als Zeichen der Hoffnung des politischen Messianismus in der Welt verstanden, der durch Gewalt und Terrpr geboren wurde. Das zeigt klar, daß in die Fundamente dieser revolutionären Bewegung eine religiöse, bzw. eine pseudoreligiöse Wurzel reicht. Diese theologische Implikation werden wir auch im italienischen und deutschen Terrorismus der siebziger Jahre wiederfinden. Es ist unmöglich den italienischen Terrorismus zu verstehen, ohne die Krise und die Veränderungen im nachkonzilären italienischen Katholizismus.

Werfen wir einen kurzen Blick zurück in diese Jahre: Papst Johannes XXIII. kündigte am Ende der fünfziger Jahre, wir würden fast sagen, einen utopischen Plan an, die Einberufung eines oekumenischen Konzils. Das Konzil ist durch seine Eröffnung und durch seinen Verlauf zum zentralen Ereignis der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts geworden. Es wurde bewußt pastoral aufgefaßt, als eine Öffnung der Kirche zur Welt, als die Öffnung der Fenster und Türen. Aber es hat die "Fallen" früherer Konzilien absichtlich gemieden, es sah von Dogmatisierungen und von der Verabschiedung moraltheologischer oder dogmatischer Definitionen ab. Vielleicht hing als Belastung aus dem Pontifikat Pius XII., der das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel definiert hatte, dieses Andenken über den Papst und den Konzilsvätern. Papst Pius XII. wollte mit diesem Dogma gewissermaßen sein Pontifikat krönen, erreichte aber damit eher das Gegenteil, die Theologen waren frustriert und die interkonfessionellen Fronten wurden eher verhärtet.

Das Konzil nahm gegen die Erwartungen der römischen Kurie einen sehr dynamischen Verlauf. Es öffnete sich den Fragen und Problemen der Zeit und Epoche, den Problemen der Kirche, der Entwicklungsländer, der nichtchristlichen Religionen und der nichtkatholischen Konfessionen. Es unternahm gewagte Schritte in Richtung liturgischer Erneuerung und vermittelte enorme pastorale Impulse. Auf dem Höhepunkt des Konzils kam es zum Wechsel der Päpste, die Bischöfe wurden mit der Zeit "konzilsmüde", es gab zu viele Forderungen nach Änderung der Konzilsschemen und -vorschläge, sie konnten kaum mehr in die Konzilsdokumente eingearbeitet und am Ende veröffentlicht werden. Und was folgte nach dem Konzil?

Ich würde sagen, es gab viel Wildwuchs aus falschverstandenen Konzilsbeschlüssen und wahren Unsinn in vielen Bereichen des Lebens und Wirkens der Kirche. Es fand ein großer Exodus aus dem Priestertum und Ordensleben statt und ein große Abwanderung aus der Kirche. Das Pontifikat von Papst PaulVI. verlief im Zeichen der Erneuerung und des Fortschritts, aber auch im Zeichen einer gewissen Restaurierung und des Bremsens. Das heutige Pontifikat von Papst Johannes Paul II. steht ganz im Zeichen seiner zahlreichen Missionsreisen und Pilgerfahrten in alle Welt. Das bringt eine Öffnung der Kirche gegenüber der ganzen Welt mit sich und schafft den Übergang aus einer statischen in eine dynamische Kirche und drückt dadurch auch die Kollegialität bzw. Solidarität des römischen Papstes mit der ganzen Welt und Menschheit aus. Der heutige Papst spricht mit allen Religionen, weil wir in jeder, nach dem Konzil, Elemente und Samenkörner der Wahrheit finden. Seine Reisen durch die ganze Welt sind gleichzeitig ein Abschied vom bloß römisch und westlich verstandenen Christentum zugunsten einer weltweiten Öffnung der Kirche für lateinamerikanische, asiatische und schwarzafrikanische Kultur. Dem trägt auch der neue Begriff des Pilgerns Rechnung, der vom Standpunkt der Dogmengeschichte aus gesehen ein neues Verstehen von Kirche zugrunde legt: Kirche nicht mehr als eine statische Größe, sondern als das pilgernde Gottesvolk. Die Kirche wird also nicht mehr so sehr als eine der Welt übergeordnete göttliche Institution angeschaut, sondern eher als das Volk Gottes, das zu seinem eschatologischen Ziel zusammen mit der ganzen Welt unterwegs ist. Dadurch ist der Papst der 1.Pilger und Vorbild aller Pilger und kann deshalb auch mit allen, die nach Medjugorje pilgern verglichen werden. Diese gemeinsame Pilgerschaft kann dazu beitragen, daß Grenzen überwunden werden und eine Einheit gefunden wird, so daß auf diese Weise, wie es schon Papst Paul VI. formulierte und von Papst Johannes Paul II. innigst aufgegriffen wurde, eine Zivilisation der Liebe ensteht und verwirklicht wird. Der allgegenwärtigen Kultur des Todes, in der wir leben, ist es notwendig, Jesus Christus und das lebendige Christentum entgegenzusetzen, als eine Alternative zur modernen Lebensweise, die uns der Glaube an Jesus Christus anbietet.

DAS NEUE VERSTÄNDNIS DES GLAUBENS: DER GLAUBE ALS FRUCHT DER ERFAHRUNG

Während wir am Ende der sechziger Jahre die Studentenunruhen erlebten, begegnen wir gleichzeitig im religiösen Bereich einem sehr ungewöhnlichen Phänomen, wir sind versucht zu sagen, der Postmoderne. Jugendliche werden von Jesus begeistert und gründen "Kommunen", die 'Jesus People', deren musikalischer Ausdruck die Rockoper "Jesus Christ Superstar" ist, treten in Scharen auf. Als Person ist Jesus sympathisch, seine göttlichen Attribute werden gestrichen und man nimmt ihn aus der Kirche heraus. Jesus ja - Kirche nein, das ist ein Schlagwort in vieler Munde. Das Konzil tat das Seinige gegenüber dem Personalismus in der Kirche, aber auch gegenüber dem größeren Personalismus im Glaubensakt. Bis zum Konzil herrschte das Bild der Kirche als mystischer Leib Christi vor, auf dem Konzil gewann die Idee und der Begriff des Volkes Gottes die Oberhand, während die dogmatische Konstitution über das Wort Gottes bzw. über die Offenbarung ausdrücklich sagt: "Dem offenbarenden Gott ist der 'Gehorsam des Glaubens'(Röm.16,26; vgl.Röm.1,5; 2Kor.10,5-6) zu leisten. Darin überantwortet sich der Mensch als ganzer in Freiheit Gott, indem er sich 'dem offenbarenden Gott mit Verstand und Willen voll unterwirft' und seiner Offenbarung willig zustimmt. Dieser Glaube kann nicht vollzogen werden ohne die zuvorkommende und helfende Gnade Gottes und ohne den inneren Beistand des Heiligen Geistes, der das Herz bewegen und Gott zuwendet, die Augen des Verstandes öffnet und 'es jedem leicht macht, der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben. Dieser Geist vervollkommnet den Glauben ständig durch seine Gaben, um das Verständnis der Offenbarung mehr und mehr zu vertiefen." (Dei Verbum 5)

Wenn man diese Aussagen mit denen des Ersten Vatikanischen Konzils vergleicht, dann stellen wir wesentliche Unterschiede fest, wobei wir einen Fortschritt verzeichnen können. Auch in letzer Zeit sind wir wiederum Zeugen einer Wende im Glaubensverständnis geworden. Es steht nicht mehr der Dogmenglaube und die Annahme der einzelnen Glaubenswahrheiten im Leben der einzelnen Gläubigen im Mittelpunkt, sondern gefragt ist eine persönliche Glaubenserfahrung. Das Element der Erfahrung herrscht in fast allen religiösen Fragen und Problemen vor. Erfahrungselemente und -momente sind häufig die Bedingung, damit Einzelne bereit sind zu glauben und jemandem Vertrauen schenken, bzw. das Herz (lat.credo= cor do = ich gebe das Herz). Als ob es zur ungeschriebenen Regel geworden wäre: Gib mir deine Erfahrung als Zeugnis, zeig mir deine Erfahrung, dann werde ich dir glauben. Bisher war die Grundregel der Glaubensübertragung die Vermittlung eines bestimmten Wissens, der Glaubensinformation über Glaubensinhalte. Aber die Information, mag sie auch noch so vollkommen sein, trägt in sich immer ein gewisses Defizit, sie verliert besonders in der modernen geistigen Situation immer mehr an Boden. Da gibt es nichts, was man unseren Zeitgenossen beweisen könnte, denn sie sind mündig und erwachsen oder fühlen sich wenigstens so. Sie sind nicht mehr im Zustand der Unreife oder wollen diesen Zustand nicht einsehen oder wahr haben. Auch Jesus tat keine Zeichen und Wunder, um jemandem etwas zu beweisen, sondern um die Menschen ins Geheimnis seiner Person und seiner Sendung, sowie ins Geheimnis des Vertrauens und des Glaubens an seine Liebe einzuführen.

Deswegen ist es nötig, wie es in Medjugorje getan wird, vom instruktiven Modell der Glaubensunterweisung zu einem inspirativen Modell überzugehen. Der Geist Gottes wirkt in den Einzelnen und der Einzelne öffnet sich dem Geist, der inspiriert. Hier kann man das Beispiel des Theologen K.Rahner anführen. Am Ende seines Lebens beschwerte er sich über das eiskalte, winterliche Klima und Wetter in der Kirche, über die erkaltete Kirche. Dabei hatte er wahrscheinlich an die restaurativen Richtungen und Bemühungen in der Kirche gedacht, an die eingefrorenen theologischen Fronten, an die Ermüdung der oekumenischen Bewegung, an das allzu schwache Echo des Konzils und des modernen theologischen Denkens in der breiten Öffentlichkeit. Aber unter Winterschnee und -eis stecken schon Keime des neuen Frühlings, das neue Leben wird geboren und der Frühling erwacht allmählich. Deshalb konnte derselbe Rahner mit Recht sagen, daß der Gläubige, der Christ der Zukunft und des nächsten Jahrhunderts entweder Mystiker sein wird oder ihn wird es gar nicht mehr geben. Mit welchem Recht sagt das Karl Rahner? Glaube und Gebet, bzw. wissenschaftliche Theologie und Mystik sind immer untrennbar verbunden.Das eine ohne das andere gibt es nicht. Innere Sinngebung und Bestätigung dieser Behauptung kommt aus der Tatsache, daß nur der mystisch vertiefte Glaube dem Menschen bei der Suche nach eigener Identität einen inneren Sinn schenken kann und in existentiellen Ängsten und Nöten sich als tragfähig erweist. Begegnen wir nicht heute auch überall dem Syndrom der Reinkarnation, das im Grunde nur die Frucht einer erfolglosen Suche nach eigener Identität ist? In einer solchen Konstellation haben wir die Antwort der Mystik, bzw. eine mystische Epoche als Antwort, als den Weg zum eigentlichen Ziel. In diesem Fall aber ist der Weg das Ziel selbst, bzw. das Ziel ist der Weg.

Im Mittelpunkt jeder Mystik steht der paulinische Gedanke, den weder die Theologie noch die Spiritualität genügend erschöpft haben, nämlich, "ich lebe, doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir"(Gal.2,20). Das Christentum der Zukunft darf und kann nicht in eigenen Vorhöfen oder am Rande bleiben, es muß in die Mitte seiner Möglichkeiten vordringen. Je mehr dies geschieht, desto kräftiger verändert sich seine Gestalt, umso mehr orientiert es sich an seinem mystischen Ursprung, den Gottmenschen Jesus Christus. Infolgedessen wird das Christentum zur Religion der Hoffnung, der Freiheit und des Friedens und vor allem der Überwindung der existentiellen Ängste, von denen der heutige Mensch umgeben ist. Durch diese Ängste wird der moderne Mensch in seiner Lebensenergie gelähmt und unfähig gemacht, sich selbst und seine Zukunft anzunehmen, ja er lebt geradezu mit dem Rücken zu seiner Zukunft. Es ist unmöglich, ihm mit Impulsen zu helfen, die Herausforderungen der Gegenwart auszuhalten und sich mit Vertrauen und Zuversicht der Zukunft zuzuwenden. Schon der Existenzphilosoph Karl Jaspers hat gesagt, daß die Lebensangst noch nie in einem solchen Ausmaß wie heute, in den Herzen der modernen Menschen anwesend war und zum grausamen Begleiter des Menschen geworden ist. Angst ist ein eindeutiges Merkmal des modernen Menschen, sie ist die Säure, die jede Lebensfreude auffrißt und den Lebenswillen zerstört. Deswegen ist der Glaube das einzig wahre Mittel gegen solche Angst, weil er uns in die Wirklichkeit des anwesenden Gottes in unserer Geschichte führt, während die Angst uns den tragfähigen Boden unter den Füßen wegzieht. Der verängstigte Mensch hängt über dem Abgrund des Nichts. Solche Angst gebiert die Unmöglichkeit einer wahren Kommunikation unter den Menschen, denn wer in Angst lebt, ist nicht imstande, seinen Zustand und seine Not einem anderen mitzuteilen. Dem verängstigten Menschen bleibt das Wort im Halse stecken. Demgegenüber lautet die Zusammenfassung des gesamten Kerygmas Jesu im Johannesevangelium in der Abschiedsrede Jesu: "In der Welt habt ihr Bedrängnis und Angst. Aber habt Mut! Ich habe die Welt besiegt!"(Joh.16,33).

Dieser moderne Mensch und Gottsucher, braucht mehr den Glauben der Zeugen, als die intellektuelle Begründung oder Beweisführung des Glaubens. Er setzt mehr auf das Zeugnis der Überzeugten, als auf die Vernunft der Gelehrten und der Glaube wird nicht so sehr auf intellektuelle Art, als vielmehr durch das Zeugnisgeben derjenigen weitergegeben, die mit ihrem Leben und Leiden dem Glauben einen neuen Sinn und tiefe Glaubwürdigkeit verleihen. Das ist besonders im ehemaligen kommunistischen Block sichtbar, wo sich der Glaube als stärker erwies als der sog. wissenschaftliche Sozialismus, ausgerechnet durch das mutige Zeugnis und die Demut der Leidenden, in deren Leben die Hoffnung und die Verheißung des Glaubens sichtbar wurden. Dieser Glaube ist keine Resignation oder Rückzug, bzw. Abtreten in die Irrationalität vor den Gefahren der praktischen Vernunft, sondern die 'courage to be', Mut zum Existieren und zum Sein, sowie der prophetische Ruf und der Aufschwung zu den Weiten, in die uns die ganze Wirklichkeit um uns herum einlädt. Einerseits ist heute die Aversion gegen Vernunft und Wissenschaft, gegen technische Rationalität, immer mehr im Kommen und daher ist es von größter Bedeutung, die immanente Logik unseres Glaubens hervorzuheben, damit er 'logike latreia'(vgl.Röm.12,3) wird, d.h. vernünftige Verehrung und seinen Beitrag leistet, die Lebenssynthese des ganzen Menschen gelingen zu lassen und nicht zu einem irrationalen Sprung in etwas Unbekanntes verführt. An sich ist Mysterium keine Irrationalität, sondern die äußerste Tiefe der göttlichen Vernunft, in die wir mit unserer beschränkten menschlichen Vorstellungskraft nicht vordringen können. Deswegen kann der Evangelist Johannes sagen: Im Anfang war der Logos, d.h. die schöpferische Vernunft, die sinngebende Kraft der göttlichen Erkenntnis und der Anfang aller Dinge. Dem Menschen steht es zu, die Spuren der göttlichen Vernunft zu entdecken und in dieser Richtung den Sinn der Dinge und der geschaffenen Wirklichkeit zu entwickeln und zu deuten.

DIE BISHERIGE PASTORAL UND DIE THERAPEUTISCHE ROLLE VON MEDJUGORJE

Das moderne Wirtschaftsleben ist gekennzeichnet durch Marktforschung, Kapitalzuwachs, Ausbau der Handelbeziehungen, Vergrößerung des Bruttonationalproduktes und des Einkommens der Einzelnen. Das zieht nicht nur eine Standardisierung und Nivellierung der Produkte und materiellen Güter nach sich, sondern auch der Sprache, des Denkens und des geistigen Ausdrucks und führt so zu Verlust oder Unvermögen der eigenen, individuellen Lebensgestaltung. Man nahm an, daß es möglich sei, das amerikanische oder westeuropäische Modell der Geschäftsführung auf die kommunistische und Dritte Welt zu übertragen, aber diese Versuche waren von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der Eurozentrismus ist so etwas wie das schlechte Gewissen Europas geworden, was bei der Feier des 500-jährigen Jubiläums der Entdeckung Amerikas sichtbar wurde. Anstelle der Freude über die erzielte Einheit und über den Erfolg des Geleisteten, waren wir zornig und traurig, weil die Geschichte der europäischen Entdeckungen und Siege sich als eine Geschichte der moralischen Vergehen und Sünden Europas offenbarte. In einer solchen Athmosphäre hatte der christliche Glaube natürlich einen schweren Stand. Unser Glaube stellt hohe Ansprüche an den einzelnen Menschen, weil er aus der Sicht Gottes vom Menschen oft erhabener und besser spricht und denkt, als der Mensch dies von sich selber tut.

Die moderne geistige Situation erfordert von der Kirche ein Nachdenken über die eigene Pastoral. Während die bisherige Pastoral auf Disziplinierung der Gläubigen ausgerichtet war, so ist der Sinn der heutigen und künftigen Pastoral die Befähigung der Gläubigen zur Lebensgestaltung, weil die Entscheidung zum Leben gleichzeitig die Präambel zum Glauben ist. Von daher kommt dann die notwendige Beziehung zwischen Glaube und Gebet. Dem modernen Menschen muß es klar sein, daß das Fundament des Glaubens im Gebet liegt, denn das Gebet, in seinem inneren Aufbau verstanden, bringt den Menschen dazu, sein Leben unter die Führung Gottes zu stellen, worauf Gott mit dem Frieden für sein Leben antwortet. Glaube und Gebet sind, und das hat Medjugorje unzählige Male gezeigt, der Schlüssel zum reicheren Leben, zum Leben der Verständigung und der gegenseitigen Annahme, der Verzeihung und der Verbundenheit, der Sicherheit und Hingabe, des Friedens und der Freude. Solchem Glauben gehört die Zukunft und nur an solchem Glauben orientiert sich Medjugorje mit allem, was dort nun schon volle vierzehn Jahre geschieht. Ein solcher Glaube setzt die Freiheit des Menschen voraus und stellt sie ihm als Aufgabe und endgültiges Ziel all seiner Bemühungen vor Augen, weil aus ihr Liebe und Friede wächst. Auf der Grundlage eines solchen Glaubens kann der Friede in Freiheit zu einem Allgemeinplatz aller menschlichen Beziehungen und Bemühungen in diesem Jahrhundert werden, ein Frieden, der nicht die Abwesenheit des Krieges(Waffenstillstand) meint, sondern die Allgegenwart Gottes in seiner Schöpfung.

Medjugorje bietet sich als ein solcher Ort des Glaubens und Gebetes der Welt an, durch die neue Form der persönlichen und evangelischen Pastoral, den Menschen von Gott her den Frieden zu vermitteln. Tagtäglich werden wir hier zum Optimismus und Lebensmut eingeladen, allen möglichen kriegerischen und apokalyptischen Umgebungen zum Trotz, denn das Christentum ist der Glaube der Frohen Botschaft, der frohmachenden Berufung des Menschen zur Freiheit, zum Leben ohne pralisierende Angst, zu Friede und Freude.

Da wir diesen unseren Vortrag mit einem biblischen Vergleich begonnen haben, so ist es angebracht, die Effektivität von Medjugorje in den biblischen Kontext zu stellen, obwohl jeder Vergleich auch hinken mag. Die Auswirkung und die Früchte von Medjugorje lassen sich mit der Auswirkung und Verbreitung des Christentums vergleichen, besondrs in den ersten christlichen Jahrhunderten. Das Römische Reich verzehrte sich von innen her, es wurde wie durch Knochenmark-Krebs aufgefressen.Um den Krebs heilen und den Organismus beleben zu können, istes notwendig, das Rückenmark zu ersetzen. Das Christentum war soetwas wie das frische Rückenmark, es brachte die frischen Zellen, den neuen Kern und die Welt lebte auf. Es verstand den Auftrag und die Sendung Jesu wörtlich: Die Frohe Botschaft verkünden und verbreiten und zu heilen! Erinnern wir uns an die Schlußworte des Markusevangeliums und an die Zeichen, die die apostolische Verkündigung begleiteten? Der Mensch ist sich im Wesentlichen gleich geblieben. Jesus verkündigte durch seine Heilungen und er heilte durch seine Verkündigung, diese beiden Phänomene gehören zusammen. Jesus ist Lehrer und Prediger, Arzt und Therapeut. Das haben auch die Apostel von ihrem Meister übernommen und das haben in den ersten Jahrhunderten auch die Nachfolger der Apostel, die außer der Evangelisierung auch die Heilung durch den Glauben an Geist, Seele und Leib vermittelten. Der moderne Mensch sehnt sich nach ganzheitlichem Heil und deswegen braucht er die therapeutische Religion, die therapeutische Verkündigung des Glaubens. Der biblische Ausdruck , im Lateinischen 'salus', im Griechischen 'soteria' im Deutschen das Wort 'Heil' und im Kroatischen das Wort'spas'oder 'spasenje', sie alle haben die eine Bedeutung: die ganzheitliche Genesung und Heilung des Menschen auszusagen.Jede Generation, alle Menschen aller Zeiten sehnen sich nach Heil und fragen, wo kann ich dieses Heil und Heilung finden? Wenn wir uns anschauen, was uns heute alles zu unserem Heil auf den verschiedensten Märkten der Welt, sowohl im materiellen, wie im seelischen Bereich, angeboten wird, so müssen wir sehr auf der Hut sein, um nicht irgendwelchen selbsternannten Gesundheitsaposteln oder Kurpfuschern auf den Leim zu kriechen. Eine ähnliche Situation herrschte auch in der ausgehenden Antike, als das Römische Reich zuende ging und das Christentum zur Freiheit gelangte. Daß das Christentum eine solch schnelle Verbreitung erlangte und sich schon bald zu einer Weltreligion erhob, ist nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, daß es das Heil für Leib und Seele nicht nur versprach, sondern auch verwirklichte und darin alle anderen Religionen der Zeit übertraf. Anstelle des mythischen Äskulap bzw. Asklepios haben wir Jesus Christus, den wahren Meister, Arzt und Heiland, der unserem Leben die Fülle des Heiles von Gott her schenkt. Das frühe Christentum verstand sich als der Glaube der Heilung, der wahren Therapie, der Medizin für Leib und Seele. So ist es auch nicht zufällig, daß mit dem Christentum die systematische Krankenpflege und Medizin zum Heil und Wohl der Menschheit begann. Sie ist bis heute eines der wichtigsten und der wirkungsvollsten Gebiete christlichen Tuns. Erinnern wir uns hier an die Schlußverse derApokalypse, wo es heißt, daß um den Thron Gottes die Bäume des Lebens stehen, die jeden Monat Frucht bringen, zwölfmal jährlich. Ihre Blätter dienen zur Heilung der Völker und es wird nichts mehr geben, das vom Fluch Gottes getroffen ist. (Apk.22,2f) Als solche Frucht eines Lebensbaumes erweist sich nach meiner Ansicht auch Medjugorje in der modernen Kirche und in der Welt von heute. Warum sind denn so viele Menschen aus aller Welt nach Medjugorje gekommen und kommen auch heute noch? Doch deshalb, weil sie in irgend einer Weise Heil für ihre Seele und oder ihren Leib erfahren haben und täglich neu erfahren oder erfahren möchten. Was sonst macht Medjugorje so anziehend für Menschen aus allen Kontinenten der Erde?

MEDJUGORJE UND DIE HEILSGESCHICHTE

Der geschichtstheologische Kontext von Medjgorje ist die Heilsgeschichte. Es gibt nichts Verwunderliches und Ungewöhnliches in der Geschichte des Handelns Gottes in und an der Welt und seiner Schöpfung. Nie hat Gott den Menschen und die Menschheit hoffnungslos verlassen oder aufgegeben. Wann immer der Mensch Gott verließ und in die eigenen Kräfte Vertrauen setzte, was vor allem im Alten Testament sichtbar wurde, so traten meistens Verfall Und Katastrophen ein. Israel, aber auch uns muß klar sein, daß weder die wirtschaftliche noch die militärische Kraft uns zum Volk macht, sondern der direkte Eingriff Gottes in unsere Geschichte, Er hat uns erwählt und führt uns immer noch. Nur unter Seiner Führung ist es möglich, die reine Idee von Ihm zu bewahren und als Volk Gottes zu reifen. Der Mensch sehnt sich nach einem Raum, in dem er aufatmen kann, wo er angenommen und bestätigt wird. Er sehnt sich nach dem Raum, in dem die Entfremdung verschwindet und in dem er im Glauben, wie im Leben Zuhause sein kann. Deshalb braucht der Mensch die Kirche des inkarnierten Gottes, der als guter Hausherr Gott aller Menschen sein will. Das hat Medjugorje von seinen ersten Tagen an versucht zu vermitteln und zu verwirklichen und das ist auch die Erfahrung der Pilger:"Hier fühlen wir uns wie Zuhause!" Und deshalb kommen auch alle gern immer wieder nach Medjugorje zurück.

Wenn wir einen Blick in die Geschichte der Kirche und des Christentums werfen, dann werden wir sehen, daß es immer auf dem Höhepunkt der Krisen, Zeichen einer Wende gab, geschichtliche oder epochale. Alle großen Reformer, alle Erneuerer von Kirche und Gesellschaft, kamen, als die Krisen übermächtig wurden. Die Entstehung des Ordenslebens in der Kirche läßt sich gerade mit Krisenzuständen in der Kirche deuten. Die Orden sind eine Antwort auf die Krisen des Glaubens. Ebenso finden wir auf der geistigen Ebene ähnliche Phänomene und Mittel zur Gegensteuerung. Nach der zerstörerischen Absolutsetzung der Reflexion durch Descartes, kam der geniale Pascal, der dem europäischen Geist und der Spiritualität neue Maßstäbe gab. Nach Kant, Hegel und der idealistischen Philosophie, haben wir die existentielle Philiosophie eines Kierkegaard und nach dem nihilistischen Denken von Nietsche, meldete sich der russische Philisoph Solowjew als Antwort, daß Gott da ist, nachdem Nietsche den Tod Gottes verkündet hatte. So stark die Religionskritik auch sein mag, das Wunder des wahren Gottesglauben übersteht alle Fallen und Probleme. Die Kritik hinterläßt Leere, Frustration und Unwohlsein und am Ende spricht jede Kritik zugunsten ihrer Negation: Wenn die Religion verneint wird, dann wird die Verneinung selbst zum Symbol des Bedürfnisses und Strebens nach dem Verneinten, die Religion wird zu einer gewissen Notwendigkeit. Das ausdrückliche Anti-Christentum ist für das Christentum immer heilsam, weil es auf eigene Probleme und auf Vernachlässigungen des Wesentlichen verweist. Auch an dieser Stelle ist die therapeutische Rolle von Medjugorje sichtbar und wahrnehmbar. Medjugorje meldete sich auf dem Höhepunkt der Krise des westlichen Denkens und der kommunistischen Schreckensherrschaft als Zeichen der Liebe und Fürsorge Gottes für die ganze Welt.

Das Herrschen des Menschen heißt Dienen, seine Freiheit ist die Bindung an die notwendige innere Wahrheit der Dinge, die Offenheit für die Liebe bedeutet und ihn dann Gott ähnlich macht. Deshalb ist es möglich, die Ereignisse von Medjugorje und die Seher, in die Kategorie der rationalen Begründung und des Zeugnisgebens zu stellen. Maria als Zeugin und Prophetin und Gott, der in das Leben der Einzelnen machtvoll eingreift und sie in Seinen Dienst nimmt. Dieser unmittelbare Ruf Gottes ist psychologisch nicht faßbar und deutbar, andrerseits ist es einem Menschen aber nicht möglich, sich Gott zu entziehen, ohne sich dabei selbst zu verneinen. Ebenso steht es um die Botschaft von Medjugorje, die im Wesentlichen eine prophetische ist. Zur prophetischen Botschaft äußerte sich Martin Buber folgendermaßen: Der prophetische Geist denkt nie wie der platonische, daß er die allgemeine, überzeitliche und begriffliche Wahrheit besäße. Er empfängt Botschaft für Botschaft in den ganz konkreten Situationen des Lebens und gerade deswegen trifft sein Wort auch nach Verlauf so vieler Jahrtausende das Volk in den veränderten und veränderlichen Lebenssituationen seiner Geschichte. Diese Botschaft und Wahrheit ist meistens unangenehm und bedrückend, weil der Mensch selbst zum Mund und zum Medium Gottes wird. Der Prophet Amos sagt: "Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht? Gott, der Herr spricht - wer wird da nicht zum Propheten?"(3,8). In unserem Fall sind es Maria und einige Seher. Das Verhältnis des Propheten gegenüber der Zeit und der Zukunft ist nicht im Sinne einer Vorhersage zu verstehen, prophezeihen bedeutet: Die Gemeinschaft der Menschen und den Einzelnen direkt oder indirekt vor eine Wahl oder besser vor eine Entscheidung zu stellen. Die Zukunft ist nicht etwas, was sich uns offen in die Hände legt, etwas wovon man schon alles weiß, im Gegenteil, sie hängt im Wesentlichen von der Richtigkeit der Entscheidung ab, d.h. von der Entscheidung, die der Mensch in diesem Augenblick trifft oder an der er in diesem geschichtlichen Kairos teilnimmt. Der Prophet stellt immer die Menschen vor die Alternative, er versucht, das Steuer in eine andere Richtung zu drehen, seine ganze Existenz steht dahinter, seine Worte zittern vor Angst und Hoffnung wegen der Größe und der Kraft der Entscheidung. Der Prophet ist meistens der große Ankläger, er verkündet keine langweilige Moral oder Verhaltensethik, sondern die Irrtumslosigkeit und Ewigkeit des Wortes und Gesetzes Gottes.

Der moderne Mensch begegnet heute den riesigen Möglichkeiten technischen Fortschritts, von denen ihm heiß und kalt und angst werden kann. Einmal der direkte Eingriff in die menschlichen Gene, der Eingriff in die Schöpfungswirklichkeit selbst, dann die Möglichkeit, daß der Mensch mit seinem Waffenpotential eine apokalyptische Wirklichkeit auf dieser Erde selbst heraufbeschwören kann. Deshalb braucht er die Propheten, die mit ihrem Leben auf das Jenseits, auf die andere Wirklichkeit verweisen und zu ihr hinführen. Für den Menschen ist die Immanenz, die Diesseitigkeit, zu eng und zu klein. Indem er aber die Jenseitigkeit bestritt, übergab er sich der Verherrlichung des Diesseits. Die Lebensgier und das Begehren nach allem und nach allerlei erlebt z.Zt. seinen Höhepunkt, aber auf diesem Höhepunkt ist keine Befriedigung möglich, sondern das Gegenteil, Unersättlichkeit und Ekel, Entwertung des Lebens und Verwerfung von allem, was einem nicht mehr gefällt. Der Mensch ist ein Wesen, das für Gott und das Unendliche geschaffen ist, deswegen sind z.B. Abtreibung, Euthanasie und Selbstmord nur Begleiterscheinungen und die natürliche Frucht eines solchen Lebensverständnisses, der Verneinung der fundamentalen Lebensentscheidung, der Verneinung der Verantwortung vor Gott, der Ewigkeit und vor der ewigen Hoffnung. Leibliche Lust und Begierde enden auf ihrem Höhepunkt im Ekel und am Ende wird der Mensch zum Abfall, wie es die moderne Literatur zeigt oder die allgegenwärtige Kultur des Todes, die sich an die Stelle der Kultur des Lebens und der Liebe gedrängt hat.

Es ist unmöglich, die Tiefe der göttlichen Botschaft und der Wahrheit im Menschen verschütten oder verfälschen zu können. Das wahre Bild Gottes im Menschen wird immer wieder an der Obefläche auftauchen und sich den Weg zur Seele des Menschen bahnen. Deswegen ensteht heute überall der erneute Ruf nach Konzentration, Meditation, Kontemplation, nach dem Heiligen, ja nach Berührung mit Gott selbst. Das ist die unvermeidliche Antwort auf die (un)wahre Weltanschauung unserer Zeit, für die Terrorismus, Revolutionen, pure Gewalt und Drogen nur ein äußeres Erscheinungsbild sind und in der nur als Tatsache gilt, was sichtbar und meßbar ist, in der nur Quantität zählt, nicht aber eine Qualität, die sich aus Moral und Ethik ergibt und so zum eigentlichen Wahren, Guten und Edlen des Menschen führt. Damit der Mensch wirklich Mensch wird, braucht er Moral und Ethik und damit er Ethik hat, braucht er den Schöpfer, den Glauben an die Unsterblichkeit und an den liebenden Gott. Deshalb besteht die Frohe Botschaft des Christentums, die auch die Botschaft von Medjugorje ist, gerade darin, Verantwortung zu übernehmen vor Gott, vor sich selbst, vor der Welt und vor der Geschichte. Medjugorje ist eine echte Herausforderung und ein Ruf im wahrsten Sinne des Wortes in und an unsere Zeit! Das Ziel der Geschichte ist nicht Evolution oder Fortschritt, sondrn Umkehr. War fast die gesamte nachhegelianische Epoche des Denkens vom ständigen Aufstiegs- und Fortschrittsglauben beseelt und vom Schreiten zu einem glücklicheren Morgen begeistert, so ernten wir heute die bitteren Früchte dieses Prozesses. Die Bibel aber spricht über die Umkehr und nicht über die Evolution, gerade auf dieser Botschaft ruht der Aufruf von Medjugorje. Alle Pseudoreligionen, wie Technik und Wissenschaft haben sich gegen den Menschen gewendet. Deshalb ist es durchwegs falsch, den Menschen als das Wesen des Fortschritts und des Wachstums zu verstehen. Der Mensch als Person ist schon in der Bibel als das zwischen gut und böse gekreuzigte Wesen definiert worden. Sicherheit garantieren ihm nicht Fortschritt und Wissenschaft, sondern allein die Entscheidung für Gott. Kommt daher das Gerede vom'humanum', das allerseits bedroht ist? Nach einer Zeit des unbeschränkten Glaubens an die Vernunft, sind wir nun in eine Zeit des Irrationalismus eingetreten. Deswegen ist es im Angesicht der heutigen Krise der Vernunft nur möglich, das Heil in der Hinkehr zum Mysterium zu finden, zum Geheimnis, das fähig ist, die Vernunft zu retten. Das Mysterium ist nicht gegen die Vernunft gerichtet, sondern es dient ihr zur Sinnhaftigkeit des Seins und zur Aufrechterhaltung des Kosmos.

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und Sozialismus und nach den Frustrationen, die der 'homo faber', der 'homo technicus' in seinen technischen Errungenschaften erlebt hat, sprechen viele Gründe dafür, sich dem Glauben und dem Gott der hl.Schrift und Offenbarung zuzuwenden. Medjugorje ist auch hierfür ein sichtbares Zeichen , die 'Stadt auf dem Berg', bzw. der Ort 'zwischen den Bergen'. Jeder muß sich gerade heute der Tatsache stellen, daß es unmöglich ist, die geistigen Wirklichkeiten mit materiellen Mitteln oder Versprechungen zu erreichen, daß es unmöglich ist, Sinn, Friede, Ruhe, Gesundheit, Standhaftigkeit im Leben und in der Überzeugung, mit materiellem oder wirtschaftlichem Wohlstand oder Fortschritt zu erringen, sondern nur mit der Annahme seiner selbst als einer geistigen Wirklichkeit und Gegebenheit. In unseren Zeitgenossen erwacht allmählich der Sinn für das Geistige, es eröffnen sich neue Vorstellungen und Wege, trotz der verführerischen, sirenenhaften Stimmen von 'New Age'. Trotz so vieler Fortschritte im Bereich der Technik und Technologie, der Physik und Chemie, trotz so vieler Errungenschaften in den Bereichen des Mikro- und Makrokosmos, der Mikro- und Astrophysik, der Biologie, sowie im Bereich der Atome und Organismen, bleiben im Bereich des Seins und der Sinnbeschreibung des Lebens, sowohl die Wissenschaft als auch die moderne Philosophie hilflos und ohne klare Position. Längst haben die Philosophen Adorno und Horkheimer von der Selbstzerstörung der Aufklärung gesprochen. Das geschieht dort, wo man die Aufklärung verabsolutiert, wo Berechnung, Vorausschau und Kalkulation regieren und wo Transzendenz und Jenseits verneint werden. Mit anderen Worten: Die Gesellschaft, die auf Agnostizismus und Materialismus gebaut ist, kann langfristig nicht überleben, die Folgen sind: Zerstörung der Moral und aller geistigen Werte. Nichteinmal die Philosophie der Sinngebung eines Viktor Frankl, die sog. Logotherapie, die ihre Ratschläge denen gibt, die jede Verbindung mit Religion und Kirche verloren haben, kann eine wirkliche Sinngebung für das Leben finden, ohne den Tod zu hinterfragen. Diejenigen, die ihre Verbindung zur Kirche noch nicht gänzlich verloren haben und vor großen Fragezeichen des Lebens stehen, muß ebenfalls die Bedeutung des Jenseitsglaubens für ihr hiesiges moralisches Verhalten vor Augen geführt werden. Die erste Aufgabe ist, die Genesung der Moral und die Annahme der moralischen Werte in der Gesellschaft. Dem Menschen ist es nicht möglich, ungestraft die Grenzen zu überschreiten, die ihm von Gott gesetzt sind. Der Mensch ist frei, wenn er das Gesetz der Freiheit als Raum anerkennt, der ihm bestimmt oder gegeben ist. Einerseits begegnen wir, fast möchte ich sagen, einer pathologischen Sorge und Angst um die menschliche Gesundheit und saubere Umwelt und andrerseits erleben wir eine allgemeine Gefühllosigkeit für die moralische Integrität des Menschen, die einer Verneinung der Freiheit und Würde des Menschen entspricht und damit seiner selbst. Deswegen drängt sich uns erneut die Frage nach Gott und Seiner Offenbarung in der Geschichte und in der heutigen Welt auf, wo kommt Gott noch zur Sprache? Da ist Medjugorje ein nicht zu übersehender Meilenstein in unserer Zeit, denn durch Medjugorje kommt Gott wieder ins Gespräch. Durch Medjugorje wird uns der Ruf zur Umkehr, zum Glauben an Gott, zur Rückkehr zur Offenbarung, deren Höhepunkt Jesus Christus ist, der Vermittler zwischen Gott und Mensch, in dem das Geheimnis Gottes selbst verborgen ist. Er ist das Wort, das alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis in sich birgt (vgl.Kol.2,3) und als solcher deckt Er das Geheimnis Gottes selbst auf und bricht das Schweigen, in das sich Gott scheinbar gehüllt hatte.

Wenn die Intellektuellen bisher im westlichen Liberalismus und im marxistischen Kommunismus dem Glauben jegliches Recht und jegliche Fähigkeit zur Gestaltung der Gesellschaft, der Öffentlichkeit und der gemeinsamen Zukunft in der Menschheit abgesprochen haben, so begegnen wir heute einem anderen Trend. Die Umwälzungen auf allen Gebieten weisen deutlich darauf hin, daß die Religion und ihr subjektiver Ausdruck im persönlichen Glauben und Leben, aber auch im gesellschaftlichen Bereich, eine Kraft ist, die sich aus dem Bewußtsein des Menschen nicht ausradieren läßt. Ferner kann die Welt auf die Gestaltungsrolle des religiösen Menschen in der Gesellschaft gar nicht verzichten. Es ist unmöglich, ohne Glauben, Zukunft zu gestalten. Man muß aber alle Fehler der vorigen Jahrhunderte und jede Vereinnahmung des Glaubens zu politischen Zwecken vermeiden.

Die Hauptrolle des Glaubens ist die Sorge für den Menschen. Dazu ist die Kirche mit der Kraft ihres Gebetes und mit der Stärke des Geistes berufen, nicht nur mit den Verantwortlichen in der Institution, sondern durch die Abgabe des Glaubenszeugnisses aller, nicht im Pochen auf ein Recht, sondern mit Liebe, sich im Leben und Leiden der Menschen für sie einzusetzen, in den Herzen den Raum für Gott bereiten, der kommen will, um auf diese Weise dem Menschen und der Gesellschaft zu helfen, ihre Identität wieder zu finden. Die ganze Geschichte der Menschheit ist ein großer Kampf zwischen Glauben und Unglauben, zwischen gut und böse. Wir sind heute als Zeugen gerufen, ohne zu zögern, uns der Macht der Resignation, der Gleichgültigkeit, des Fatalismus und der Verzweiflung mit der Kraft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe entgegenzusetzen. Die Menschen zur wahren Liebe befähigen, ist der Auftrag des Augenblicks. Sich der öffentlichen Meinung und Macht widersetzen, wie es Jesus vor Pilatus tat, wie es der Papst zur Zeit gegenüber den Mächtigen dieser Welt tut, ist Gebot der Stunde. Jesus hatte keine Angst vor dem Kreuz, doch der moderne Gläubige hat Angst vor dem Gedanken an Kreuz und Leid und Martyrium. Jeder, auch die kirchlichen Würdenträger, bangen um ihr 'image', mag es auch nur um einen dummen Kommentar in einer Tageszeitung gehen, der heute geschrieben und morgen schon wieder vergessen ist. Wir müssen zum Martyrium, zum Zeugnis, zum Risiko für unseren Glauben bereit sein und wagen, dem Ruf Jesu zu folgen. Darin belehrt und ermahnt uns Maria täglich in ihrer Schule in Medjugorje.

STATT EINES SCHLUßWORTES

Bei allen Erscheinungen offenbart sich Maria als sorgenvolle Mutter, die jeder verstehen kann, weil ihre Zuwendung vor allen, den Armen und Kleinen gilt, den 'Lieblingen Gottes'. Sie ist immer voller Mitleid mit ihnen und schenkt ihnen ihr Herz und ihre Stimme. Bei ihr können alle Verachteten und Entrechteten, alle, die am Rande der Gesellschaft leben, Geborgenheit finden. Sie erscheint nicht in den Schlössern der Reichen und Fürsten, nicht in den Palais der Bischöfe und auf den Marktplätzen der Großstädte, sondern in den Bergen, in Dörfern an entlegenen Orten und ihre Partner sind die Kleinen und Unbedeutenden, Hirten und Kinder. Als ob sie damit sagen wollte: Die Kleinen sollen die Welt evangelisieren mitsamt dem Klerus, der Hierarchie, den Bischöfen und Priestern. Das sind die erstaunlichen Ereignisse bei fast allen Erscheinungen. Es geschieht gar nicht so selten, daß auch erfahrene Theologen und Gelehrte zu den einfachen Sehern kommen und sie um Rat für das geistliche Leben fragen. Die Kleinen und Unbedeutenden werden zu Evangelisatoren. Die Erwachsenen und Großen pflegten in der Geschichte der Kirche auch zu den Waffen als Mittel der Evangelisierung zu greifen, wir brauchen uns nur an die ruhmlose Evangelisierung Lateinamerikas zu erinnern, während die Kleinen mit der Kraft des Wortes, der Person und des Lebens zu authentischen Evangelisatoren werden. Da verwirklicht sich das Wort Jesu über Kleine und Kinder als Beispiel für Sein Reich. Wenn sich die Kirche heute vor allem an die Armen wendet und wenn unser Franziskanerorden sich zum Grundsatz gemacht hat, sich vorrangig für die Armen einzusetzen, dann nicht zuletzt deshalb, weil gerade bei und unter ihnen ein großes Potential für die Evangelisierung steckt. Wir können gerade heute von den Armen und Kleinen lernen, wie man evangelisiert, bzw. wie man evangelisiert wird und wie man von der Mitte zur Peripherie des Glaubens geht. Maria zeigt sich als diejenige, die liebt, die auf alles achtet, die bereitwillig hilft und am Werk der Erlösung ihres Sohnes als barmherzige Mutter teilnimmt. Maria hört die Hilfeschreie und Seufzer, sie lindert Not und Elend und spendet Trost, sie wischt die Tränen ab und heilt alle Wunden.

Die sog. "Durchschnittschristen" und Laien dürfen nicht länger das Objekt der Evangelisierung sein, indem man sie in ein fertiges Glaubensgebäude zwängt oder einsperrt, sondern auch sie müssen zu Subjekten der Evangelisierung werden, Empfänger der Gaben des Heiligen Geistes, der sie drängt, Seine Gaben durch ein Leben aus dem Glauben in christlicher Liebe zu bezeugen und selbst zum Träger der Frohen Botschaft in der Welt von heute zu werden. Alle müssen sich den Nöten der Welt zuwenden, von den Größten angefangen, bis zu den Kleinsten im Volke Gottes, nur so wird die Frohe Botschaft glaubwürdig. Die Evangelisierung dient nicht der Etablierung der Hierarchie, sondern dem Entstehen neuer Gemeinschaften, in denen die christliche Liebe von den Gläubigen gelebt und verwirklicht wird. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Erscheinungen von Medjugorje. Überall auf der Welt sammeln sich solche lebendigen Gemeinschaften, die im Geiste der Botschaften Mariens gemeinsam beten und den Kleinen und Armen dienen. Der Ruf Mariens ist an alle gerichtet und alle müssen sich, wie Abraham auf den Weg machen, glaubend und vertrauend unter der Führung Gottes und Mariens in eine, menschlich gesehen, ungewisse Zukunft gehen, in der Freiheit der Kinder Gottes.

Die Früchte der Erscheinungen von Medjugorje sind nicht meßbar. Was allzu kritische Vernunft und falsche Philosophie im Menschen zerstört haben, was katholische Theologie in vielen Bereichen unterlassen hat oder verunsichert hat, was die Hirten der Kirche sich nicht getrauten zu sagen, das versucht Maria, die Mutter der Kirche, in der Kraft des Heiligen Geistes durch ihr Erscheinen und ihre Botschaften zu vollbringen. Ihr Ruf zu Umkehr und Gebet dient immer und überall der Belebung bzw. der Wiederbelebung der Kirche und führt zum Empfang der Sakramente. Die Welt der Kleinen versteht die Sprache der Gospa von Medjugorje und nimmt sie gläubig an. Die Hoffnung wird erneuert, daß Gott mit seinem Volk lebt. Der biblische Glaube und die biblische Erfahrung werden neu geweckt. Medjugorje ist im Grunde eine erneute Vorlesung oder nochmalige Verkündigung der Bibel in unserer Zeit. Wenn anderswo einige die "Theologie der Befreiung" verkünden, so wird uns durch Medjugorje die "Theologie des Volkes Gottes" vermittelt. Das Volk Gottes als Träger der Erneuerung des Glaubens, durch das die Pläne Gottes in der Geschichte der Menschen verwirklicht werden.

Das Werk Gottes, die Erneuerung der Welt, wird mit Hilfe Mariens ausgeführt. Durch ihre Erscheinungen und Fürbitten wird das Leben der Völker in Frieden und Freiheit angemahnt. Das Volk wird sich seiner Erwählung und Aufgabe vor Gott bewußt und es bekehrt sich zu einem neuen Leben. Maria wird zu einem kreativen Symbol für das neue Leben des Volkes. Bei ihren Erscheinungen gibt sie den Ländern und Völkern ihre ursprüngliche Würde zurück. Sie zeigt sich als Hüterin des überlieferten Erbes und einer authentischen Inkulturation des Evangeliums in das Leben der Völker und ihre Kulturen. Maria ist auch gleichzeitig die Offenbarung des mütterlichen Antlitzes unseres Gottes. Wo sie erscheint, da deutet sie hin auf das schöpferische Werk der Liebe Gottes in der Geschichte. Wir begegnen ihr am Anfang des Lukaevangeliums und der Apostelgeschichte. Wo der Heilige Geist auf Maria herabkommt, da hinterläßt Er eine vollendete bzw. vollkommene Gestalt, einmal ist es Jesus Christus und das andere Mal ist es die Kirche. Die Kirche ist in ihrem Haupt und in ihrer Mutter bereits vollkommen. Gott hat sie geschaffen, um den Menschen, die Er als Seine Geschöpfe liebt, einen Raum des Friedens, der Freiheit und der Liebe zu errichten. Jesus Christus und die Kirche, daß sind die beiden wesentlichen und existentiellen Wahrheiten, von denen die Menschen in dieser Welt leben können und die der Welt und ihren Menschen Sinn und Zukunft schenken. Für diese Wahrheiten ist Medjugorje heute an der Schwelle ins neue Jahrtausend, in dieser Epoche des Übergangs ein Wegweiser, den wir nicht übersehen dürfen. Ich möchte schließen mit einem Ausspruch des großen deutschsprachigen Theologen, Hans Urs von Balthasar, den er kurz vor seiner Kardinalsernennung über Medjugorje äußerte: "Für Medjugorje gibt es nur eine einzige Gefahr, daß die Leute daran vorbeigehen."

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fra Josip Marcelic

DIE ROLLE DER SEHER( BIBLISCH UND HISTORISCH) EINFÜHRUNG

Wenn ich über dieses Thema nachdenke, kommt mir folgende Stelle des heiligen Johannes in den Sinn: "Was von Anfang an war, was wir gehört und mit unseren Augen gesehen haben, was wir betrachtet und was unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens - und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschienen ist - was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit ihr Gemeinschaft habt mit uns....(1.Joh.1,1-3).

Johannes spricht deutlich von einer Vision, er ist einer der 'Seher' Gottes. Seine Worte bezeichnen die wichtigsten Charakterzüge eines Sehers:

a) sehen - hören, bedeutet: empfangen; b) das Handeln Gottes in Christus und in der Heilsgeschichte erkennen;

c) Zeugnis geben bedeutet: weitergeben, was man empfangen hat;

d) einführen in das Geheimnis Christi, die Person und die Gemeinde aufbauen.

a) Von Gott empfangen kann sich auf verschiedenen Ebenen verwirklichen:

- auf dem natürlichen Niveau die Botschaften Gottes zu empfangen (natürliche Offenbarung) - durch normalen übernatürlichen Empfang der Gaben Gottes auf der Ebene der theologischen Tugenden (durch den Glauben, die Hoffnung und die Liebe) - durch außerordentlichen übernatürlichen Empfang der Offenbarung Gottes im mystischen Leben; - durch außergewöhnlichen übernatürlichen Empfang der Offenbarungen Gottes auf charismatischer Ebene, wenn Gott jemandem etwas offenbart für die Erbauung des Volkes Gottes.

In unserem Fall handelt es sich um die letztere Möglichkeit, da Gott jemandem etwas offenbart, damit es den anderen und der kirchlichen Gemeinschaft zu ihrer Erbauung vermittelt wird. Johannes war in einer besonderen Weise in das Geheimnis Christi eingetaucht, und sah, was seine Zeitgenossen nicht wahrnahmen.

(Vielleicht ist es gut, hier an die Debatte der Theologen zu erinnern, die gerechtfertigt und gut begründet ist und den Unterschied zwischen Vision und Erscheinung deutlich macht. Die Vision kann von einer inneren Betrachtung herrühren, von Gott gegeben sein, und das ist dann die Vision im eigentlichen Sinne. Oder sie kann von Aussen kommen, das ist dann die Erscheinung, d.h. die Vision im weiteren Sinn. Für unseren Fall betrachte ich dies nicht als etwas, was unser Thema im Wesentlichen berührt, und deshalb halte ich mich nicht dabei auf).

b) Man muss auf die Heilswirkung in uns, in der Kirche, in der Welt und in der Heilsgeschichte aufmerksam machen und sie empfangen: Johannes verweist deutlich auf Jesus Christus!

c) Das Zeugnis oder die Überlieferung von dem, was empfangen worden ist, realisiert sich in unserem Fall durch das Zeugnis der Johannesworte, aber kann auch auf verschiedene Weisen realisiert werden. Wir werden später darauf zurückkommen.

d) Das Zeugnis von Johannes dient dem Ziel, zum Glauben anzuregen und in die Geheimnisse Christi einzuführen. Am Ende des Johannesevangeliums wird dies deutlich: "Dies aber ist aufgeschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist und daß ihr im Glauben durch Seinen Namen das Leben habt..."(Joh.20.31).

Am Beispiel von Johannes können wir die wesentlichen Elemente der Rolle der Seher hervorheben. Diese Rolle kann in ihrer biblischen und kirchlichen Entwicklung untersucht werden. Wir stellen ihre Komplexität und ihre Bedeutung fest, welche in der menschlichen Psyche, in der Gesellschaft und auch im historischen Eingreifen Gottes verwoben sind. Nehmen wir diese zwei Elemente, um durch sie die aktuelle Situation zu erhellen

EINE BIBLISCHE UND HISTORISCHE ÜBERSICHT

Das Alte Testament, Abraham Moses und die Propheten:

Das Alte Testament liefert uns zahlreiche Beispiele für die Überlegungen über die Rolle der Propheten, angefangen bei Abraham, Moses, Samuel und zahlreiche Propheten.

Das Beispiel von Moses bietet sich besondes an und ist sehr reich, um die Elemente dieser Rolle aufzuzeigen: -Er begegnet Gott im brennenden Dornbusch;

  • Er hört das Wort Gottes aus dem Dornbusch, der Wolke und vom Himmel (Ex.1.2.3.);
  • Er lernt die Geschichte Israels unter einem neuen Licht kennen, er bekommt die Verheissung der Patriarchen. -Er hört die Verheissung der Befreiung.
  • All das soll er seinem Volk übermitteln; er er soll sie aus der Sklaverei herausführen.
  • Er führt das Volk Gottes aus Ägypten heraus, durch die Wüste; mit ihm schließt Gott einen Bund für sein Volk.
  • Er erinnert an den Bund mit Israel, er regt sie dazu an und ermutigt sie dazu; er korrigiert und bedroht; er tröstet das Volk in der Trübsal und heilt im Namen Gottes seine Wunden.

Bei den Propheten sei Jeremias genannt, dessen bewegte und schmerzvolle Geschichte im Bericht seiner Berufung und in seinen Bekenntnissen, durch seine bitteren Erfahrungen und seine Zerrissenheit im Dienst an der Botschaft Gottes beschrieben wird (Jer.1.4-19 die Berufung des Jeremia, Jer.20.7-18 die Bekenntnisse des Jeremia.

Wie Moses so werden auch die Propheten:

  • das Wort Gottes empfangen, als 'Seher' ( "ROEH=Seher).
  • Gott offenbart ihnen seine Geheimnisse wie seinen Freunden.
  • Diese Geheimnisse sind in Verbindung mit dem Heilsplan.
  • Sie sollen ihn dem Volk Gottes mitteilen, um diesem im Bund mit Gott zu helfen, in seinem Leben mit Gott: wenn sie Sünder sind, daß sie sich bekehren; wenn sie Gerechte sind, daß sie noch gerechter werden; wenn sie entmutigt sind, dass sie neuen Mut fassen; wenn sie in Betrübnis und Finsternis sind, dass sie Tröstung und Licht empfangen...

Das Neue Testament: Jesus, Maria, Elisabeth, Simeon und die Apostel

Jesus ist der Archetyp und die Quelle der Vermittlung zwischen Gott und dem Menschen. Er ist der einzige Mittler, aber für unseren Fall ist dies nicht so wichtig, sein Beispiel näher zu betrachten. Er unterscheidet sich wesentlich von den anderen Vermittlern des Alten und des Neuen Testamentes: Er schaut den Vater von Angesicht zu Angesicht und läßt uns dies entdecken. Er ist das Licht der Welt, alle anderen Vermittler sind nur sein Abglanz. Er ist das Wort des Vaters, alle anderen sind nur seine Stimme oder sein Echo, wie z.B. Johannes der Täufer .

Es gibt also einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Jesus und den anderen Sehern: Er ist die Quelle des Lichts, die anderen sind nur Widerspiegelung; er ist das Wort, die anderen die Stimme, der Lautsprecher. Deshalb werden wir genauer die anderen Personen des Neuen Testamentes anschauen:

Die Jungfrau Maria ist eine 'Seherin'

  • Sie empfängt die frohe Botschaft vom Engel Gabriel; sie empfaengt das Wort Gottes vom Heiligen Geist und wird Mutter Gottes;
  • sie macht sich sofort auf auf den Weg im Dienste der Erlösung;
  • sie vermittelt die Gnade ihres Sohnes Elisabeth und ihrem Sohn Johannes;
  • Im Magnifikat drückt sie den Lobgesang Gottes aus und verkündet Elisabeth und auch uns die wunderbaren Taten Gottes.

Ihre Rolle als "Seher" ist sehr einfach und in einer großen Erhabenheit: einfach, wie die Rolle einer Mutter, die ein Kind empfängt, ihm dient, es trägt, es ernährt und erzieht und, wenn es erwachsen geworden ist, es den anderen schenkt! Ich denke, daß das Beispiel Mariens sehr wichtig ist, weil sie in der Geschichte der Kirche sehr häufig Sehern erscheint:

  • Wie sie sich im Bergland von Judaea beeilte, um ihrer Kousine Elisabeth zu helfen, die sie brauchte; letztendlich bedürfen wir alle ihrer Hilfe, und sie kommt uns zur Hilfe;
  • sie bringt uns den Retter, denn sie ist seine Mutter;
  • sie zeigt uns das in den Worten vom Magnifikat: das Wirken des Retters an den Kleinen, Armen und Verstoßenen;
  • sie verkündet wie sich die Heilsgeschichte in Israel und im Volk Gottes generell erfüllt hat;

Betrachten wir auch die Offenbarung des Johannes, in welcher durch die Visionen der Zustand der 7 Gemeinden in Vorderasien offenbart wird (Apk.1-3) und auch der Endkampf, der sich zwischen Gott und dem Satan abspielt (Apk.4-20). Wir finden darin die fundamentalen Charakteristika:

  • die Verwirklichung, die Beobachtung des Zustandes, in dem sich eine Teilkirche befindet;
  • den Ruf zur Bekehrung, zur Treue, damit sie gtröstet und zurechtgewiesen werden kann;
  • damit sie an den Früchten der Erlösung teilhaben kann = ein effektiver Weg zum Heil;
  • die Betrachtung der großen Kämpfe am Ende der Menschheitsgeschichte;
  • die Entdeckung, daß die Sünde, die Kräfte des Bösen, die Kraft Gottes, sein heilwirkendes Handeln und auch die Rolle der Engel etwas Schwerwiegendes sind;
  • der Endsieg Gottes.

Wir können diesen kurzen Überblick über die Rolle der Propheten-Seher in der Bibel mit den Worten des heiligen Paulus abschließen: "Jede Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mann Gottes vollkommen sei, ausgestattet zu jedem guten Werk." (2.Tim.3.16-17).

Die Rolle der heiligen Schrift und derjenigen, die sie übermitteln, ist klar unterstrichen:

  • Nützlichkeit für das Zeugnis und Wachstum;
  • Wachstum in Werken der Nächstenliebe hinsichtlich ihrer Vollkommenheit;

Die Botschaft Gottes, und dadurch auch die Rolle der Seher, stehen im Dienst des Lebens:

  • Ich habe dir Leben und Heil, Tod und Unheil, vor Augen gestellt; wähle also das Leben, damit du und deine Nachkommen leben" (Deut.30.15,19).
  • Jesus ist gekommen, um das Leben, der Fülle zu bringen (Joh.10.10).
  • Deshalb schreibt Johannes in seinem Evangelium: "damit wir das Leben durch den Glauben haben (Joh.20.31);
  • Deshalb sendet Jesus die Apostel in die ganze Welt, um die frohe Botschaft zu verkündigen und alle Nationen zu taufen (Mt.28.19), damit sie durch die Taufe Kinder Gottes werden, damit das Leben Gottes in ihnen sei und sie teilhaben am Reich Gottes(Joh.3.5).

IN DER GESCHICHTE DER KIRCHE

Die Heilsökonomie im Alten und Neuen Testament brauchte Botschafter Gottes: Engel, Propheten, Seher und Apostel. Man kann erwarten, daß der Herr auch in der Geschichte der Kirche so handelt.

Man sieht, daß in jeder Epoche Gott durch Seher spricht, um seinen Willen zu offenbaren. In der jüngeren Geschichte seien die Seherin Marguerite-Marie Alacoque von Paray-le-Monial, Bernadette von Lourdes, wie auch die Kinder von Fatima, Lucia, Francesco und Jacinta erwähnt, die die Kirche als authentisch anerkannt hat.

Am Beispiel der heiligen Marguerite-Maria sehen wir, daß der Herr dazu aufruft, das Geheimnis der Liebe seines göttlichen Herzens zu leben. Die Offenbarungen, die sie übermittelt, wurden nicht sofort angenommen und sind auf Widerstand von Seiten der Kirche gestossen. Erst später hat die Kirche die wesentlichen Teile dieser Botschaften akzeptiert und hat, von der biblischen Offenbarung ausgehend, die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu empfohlen (PiusXII, Haurietis aquas de fontibus Salvatoris: Ihr werdet an Quellen des Heiles schöpfen). Man erkennt hier gut, daß die Seher nichts zu der bereits gegebenen Heilsoffenbarung hinzufügen, sondern auf bereits bekannte Offenbarungen hinweisen, an sie erinnern, damit sie für die Christen ein Ansporn zu einem noch tieferen christlichen Leben seien!

Bei Bernadette und den Sehern von Fatima bemerken wir Folgendes:

  • es handelt sich um ungebildete Kinder, unfähig, die Botschaften, von denen sie sprechen, zu erfinden; sie haben sie von der Jungfrau empfangen;
  • sie geben sie weiter an die Menschen;
  • sie geben sie weiter an die Hirten der Kirche,
  • sie leben sie in ihrem eigenen Leben
  • in der Übermittlung der Botschaften der Jungfrau stoßen sie auf Schwierigkeiten von Seiten der zivilen und kirchlichen Autoritäten;
  • letztendlich erkennt man die Autentizität der Botschaften an (durch ihr Leben, die Uebereinstimmung der Botschaften mit der Heiligen Schrift, in der Fruchtbarkeit ihres Lebens, durch die wunderbaren Zeichen, die diese Botschaften begleiten).

Unser Thema ist die Rolle der Seher, und so heben wir folgende Aspekte hervor:

  • der Empfang der Botschaften,
  • die Verkündigung der Botschaften,
  • die Umsetzung der Botschaften ins Leben,

DIE ROLLE DER SEHER BEIM EMPFANG DER BOTSCHAFTEN

Ein philosophisches Prinzip lautet: Was immer empfangen wird, wird in Übereinstimmung mit der Art und Weise des Empfängers aufgenommen.

Dies erklärt deutlich, daß Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, unterschiedlich die Botschaften empfangen, je nach Kultur und Epoche.( Der Herr gibt dieselbe Botschaft anders an einen Afrikaner als an einen Europäer, im Mittelalter anders als in unserer Zeit). Gott wählt die Sprache, die der Empfänger verstehen kann: ein Kind, ein Erwachsener, ein Jude, ein Christ, ein Europäer, ein Afrikaner. Ein Mensch, der die Welt und die Wissenschaft des Mittelalters kennt, ein Mensch unserer Zeit, der den modernen Blick auf die Welt und die Geschichte kennt. Es reicht, dies erwähnt zu haben.

DIE ROLLE DES SEHERS HINSICHTLICH DES INHALTES DER BOTSCHAFTEN

Die Analyse der Botschaften, die durch die Seher in Lourdes, Fatima und anderswo (in der Geschichte der Kirche ) empfangen worden sind, zeigt:

  • daß sie einfach die Botschaften enthalten, die bereits in der Heilsoffenbarung enthalten sind;
  • daß sie nur gewisse Botschaften übermitteln, die eine besondere Bedeutung in einer bestimmten Zeit haben;
  • daß sie auf diese Botschaften hinweisen und sie hervorheben;

Da wir die heilige Marguerite-Marie und die Hirten von Fatima als Beispiel genommen haben, erwähnen wir auch, daß bei der ersteren die Liebe Gottes im göttlichen Herzen Jesu offenbart wird; in Fatima wird uns die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens offenbart. Es ist interessant, den Zusammenhang zu sehen: die Liebe Gottes offenbart und bietet sich uns unter der Gestalt der Herzen Jesu und Mariens an, die wir fassen können! Diese zwei Verehrungen erneuern unsere Herzen und unser ganzes christliches Leben.

Hinsichtlich der Botschaften, die sie übermitteln, könnte man von den Sehern folgendes sagen: - sie sind ein Echo, welches die Botschaft der Bibel widerhallen läsßt;

  • sie sind die Auserwählten der Botschaften, die sie an eine bestimmte Generation und eine bestimmte Zeit übermitteln sollen;
  • sie sind aber auch wie Verstärker dieser Botschaften, damit diese besser widerhallen und besser gehört werden können;
  • Die Mission von Johannes dem Täufer könnte gut die Rolle des Sehers definieren: Er hat den Retter gezeigt, er hat seine Jünger zu ihm gesandt, er hat gesagt:" Ich muß abnehmen, er aber muß zunehmen." (Joh.3,30). Der Seher muß in den Schatten treten, die Sonne Gottes muß am Horizont aufstrahlen. Wir können auch das Beispiel des Morgensterns nehmen: Er kündet den Tag an, aber je heller es wird, desto mehr verschwindet er im Sonnenlicht! Seine Aufgabe ist wichtig, er muß zur Sonne hinführen. So auch die Seher!
  • Der Seher steht im freiwilligen Dienst des Evangeliums: "Ihr habt umsonst empfangen, so gebt auch ohne Bezahlung!"
  • Der Seher steht im Dienst der Übermittlung der Gnaden und wird selbst zur Gabe! (Das ist ihre Rolle und das Kriterium ihrer Autentizität: der Dienst ohne Bezahlung! Wie eine Kerze zu brennen, die sich verzehrt und dabei den anderen Licht und Leben schenkt!);
  • Er trägt zum Aufbau des Leibes Christi, der Kirche bei: "Gehet in alle Welt." (Mt.28);
  • durch seine Rolle tritt der Seher in Kontakt mit:
  • der Offenbarung Gottes;
  • der Hierarchie der Kirche, die vom Herrn aufgestellt wurde um die Kirche zu führen;
  • dem Volk Gottes;
  • der Welt.

( Dies sind Themen, die wir nur erwähnen, und welche einer besonderen Vertiefung bedürften, einer Analyse und einer Arbeit in Verbindung mit den vom Seher übermittelten Botschaften!)

DER INHALT DER BOTSCHAFTEN

(Es ist hier weder der Ort, noch der Augenblick, um den Inhalt der Botschaften näher zu betrachten, was andrerseits jedoch sehr wichtig und notwendig wäre!)

Beschreiben wir die Rolle der Seher mit einem Bild metaphorisch:

  • sie sind wie ein Radioempfänger, aber nicht jeder Empfaenger ist fähig, alle Sender zu empfangen. Man muß dieselbe Wellenlänge haben, man muß den Empfänger und den Sender in Übereinstimmung bringen. Es ist interessant, daß unter den Sehern oft Kinder und sehr oft Mädchen sind; vielleicht sind Kinder sensibler und weniger beeinflußt von ihren eigenen 'Wellen', und somit fähiger, die Wellenlänge Gottes zu empfangen. Es scheint auch, als ob weibliche Personen empfänglicher sind, und daß der Himmel einen leichteren Übertragungskontakt mit ihnen bekommen kann.
  • Sie sind wie Mikrophone,
  • sie sind wie Selektoren,
  • sie haben auch die Rolle von Verstärkern,
  • ihre eigene Frequenz, wie auch die Frequenz der Umgebung, spielen in der Arbeit des Empfangs und der Aussendung der Botschaften mit. Es handelt sich um eine "Belebung" der Botschaften: indem sie ihr Leben durchdringen, werden diese klarer und lesbarer. Erinnern wir uns daran, wie der Herr im Alten Testament seine Botschaften durch symbolische, ja selbst schmerzvolle, Handlungen übermittelt hat (die Propheten Ezechiel, Hosea, usw.).

DIE BEZIEHUNG DER SEHER ZUR HIERARCHIE

Dies ist eine besonders delikate Frage und es ist notwendig, etwas dazu zu sagen. Es handelt sich hier um die Beziehung zwischen dem Charisma und der Institution der Kirche. Das II.Vatikanische Konzil hat von der Beziehung der charismatischen Gaben und der Hierarchie gesprochen und bekräftigt, daß es notwendig ist, den normalen und außergewöhnlichen Charismen des Heiligen Geistes gegenüber offen zu sein. Ebenso sind die Hirten der Kirche dazu aufgefordert, diese Gaben nicht zu verwerfen, sondern sie zu unterscheiden, das Gute anzunehmen und das nicht Autentische zu verwerfen (L.G.12).

Die Frage nach der Autentizität der Charismen und derjenigen, die diese Charismen besitzen, in unserem Fall, die Seher, stellt sich also auf verschiedenen Ebenen. Nennen wir die wichtigsten Unterscheidungskriterien für die Autentizität.

DIE KRITERIEN DER AUTHENTIZITÄT

Erinnern wir uns daran, dass die Frage nach der Authentizität der Seher oder Propheten im Alten wie auch im Neuen Testament gestellt wird. Es gab Propheten und Apostel, die nicht von Gott berufen waren: Moses ruft zur Vorsicht auf, Jesus spricht von falschen Propheten und Paulus warnt an vielen Stellen vor falschen Aposteln.

Man muß sich also an gewisse Kriterien halten, um wahre Propheten, Apostel und Seher zu erkennen. Man muß sie ernsthaft in Betracht ziehen. Nennen wir einige Kriterien im Zusammenhang mit der Rolle der Seher: - der Seher soll Gott verkünden und seine Heilspläne, wenn er das Gegenteil tut, d.h. wenn er nicht die Pläne Gottes, sondern seine eigenen verkündet, so ist er kein echter Seher;

  • er verkündet die Offenbarung Gottes zur Erbauung des Volkes Gottes, des Leibes Christi, der Kirche; deshalb ist er nicht authentisch, wenn er Zwietracht sät, wenn er den Tempel Gottes schwächt, wenn er den Leib Christi zerteilt;
  • die Offenbarung Gottes muß letztendlich in ihm selber klar sein, wie es der heilige Paulus sagt, als er seinen eigenen apostolischen Dienst verteidigte.
  • Ich nenne hier nur die Kriterien, die ich aus dem Buch "Neue Begegnung mit Gott" von Heribert Mühlen (Jelsa1994, pp205-207, 314-319) entnehme:
  • Sind die Seher auf dem Weg der Hingabe zu Gott:
  • Gemäß Glaube, Hoffnung und Liebe?
  • Rechnen sie mit ihren eigenen Fähigkeiten und Methoden oder bauen sie auf die Kraft Gottes?
  • Wie steht es mit ihrer Liebe zur Kirche:
  • Sind sie von einer konkreten Liebe zur Kirche, zum Volk Gottes getragen?
  • Wie ist ihre Beziehung zu den Hirten der Kirche?
  • Fördern sie den Aufbau des Leibes Christi, der Kirche?
  • Sind sie offen für den Dienst an den Menschen?:
  • Suchen sie ihre eigene Verherrlichung und ihr eigenes Interesse, oder das Interesse der anderen? - Sind sie zur Zusammenarbeit bereit?
  • Dient ihre Kritik dem Aufbau oder zur Zerstörung?
  • Folgen sie Christus in ihrem täglichen Leben nach:
  • Wie leben sie ihre öffentlichen Verpflichtungen, in der Schule, der Familie, an der Arbeitsstelle?
  • Tragen sie die Früchte des Heiligen Geistes in sich?:
  • Verbreiten sie Frieden oder Verwirrung?
  • Tragen sie in ihren Herzen Freude und Liebe? -
  • Besitzen sie die sich verschenkende Liebe?
  • Wie reagieren sie bei Übertreibungen und negativen Dingen:
  • Übertreiben sie in der Wahrheit und im Guten?
  • Unterstreichen sie das Negative?
  • Halten sie sich bei Dunklem und Obskurem auf oder bei inneren Verletzungen oder Ungerechtigkeiten? (Das sind Handlung Satans und zeigen seine Aktivitäten, die den Menschen leer und hohl machen.) Eine

UBERPRÜFUNG DER SEHER VON MEDJUGORJE

All diese Aspekte der Geschichte des Alten und des Neuen Testamentes wie auch der Kirchengeschichte müssen ganz konkret auf die Seher von Medjugorje angewandt werden. Man muß mehrere Dinge in Betracht ziehen:

  • Die Verhältnisse, in denen sie die Botschaften bekommen haben, die Visionen in ihren physiologischen, psychologischen, geistlichen und mystischen Dimensionen;
  • Der Inhalt der Botschaften, die sie im Namen der Gospa vermitteln (biblische, theologische, kirchliche, kanonische, asketische und mystische Dimension);
  • die Tragweite der Botschaften in ihrem Leben (persönliches und gemeinschaftliches Leben) das Leben in der Familie, die Beziehungen mit der Kirche und der kirchlichen Autorität, die konkrete Beziehung zum Pfarrer, zum Bischof, zum Papst;
  • die Art und Weise, wie die Botschaften verkündet werden (in Worten, Handlungen, im Leben);
  • die Frucht der Botschaften (Bekehrung Gebet, Busse, Sakramente, Rosenkranz, Beichte, Eucharistie, Versöhnung, marianische Spiritualitaet);

Wir haben hier nur eine Übersicht gegeben. Es handelt sich um ein Thema, welches einer langen und ausführlichen Vertiefung bedarf.

SCHLUßFOLGERUNGEN

Die Rolle der Seher in der Heilsoffenbarung wie auch in der Privatoffenbarung ist die des Mittlers.

Dies ist unserer individuellen und gemeinschaftlichen Struktur, wie auch unserer historischen Umgebung und der Dynamik der menschlichen Rasse angepasst.

Ihre persönliche Rolle ist ganz und gar der Rolle des Mittlers untergeordnet - welche immer still, diskret und verborgen ist, wie, um einen Vergleich zu benutzen, die Aufgabe des Mikrophons und des Lautsprechers in der Übertragung des Wortes. Je weniger sich das Mikrophon und der Verstärker bemerkbar machen, desto besser erfüllen sie ihre Aufgabe. Je mehr sie sich aufdrängen oder die Stimme verformen, desto geringer ist ihre Qualität.

Der Archetyp der geschöpflichen Mittler ist die Jungfrau Maria. Sie übermittelt in Stille die FLEISCHGEWORDENE BOTSCHAFT - DAS WORT: Maria verschwindet in seinem Schatten und kommt erst wieder auf Golgotha zum Vorschein. Es deutet darauf hin, daß Maria in der Geschichte immer in Krisenzeiten erscheint. Wiederum neben Jesus und ihn tragend, oft verwundet und gekreuzigt, in uns Menschen und in unseren Herzen, damit er in uns aufersteht, weil Jesus ihr auf dem Kreuz uns als ihre Kinder anvertraut hat, und er hat uns Maria zur Mutter gegeben! So nehmen die Seher Mariens an unseren "Kanas" und unseren "Kreuzwegen" teil, indem sie die Worte hören und wiederholen, die der Herr in ihre Herzen legt: "Alles, was er euch sagt, das tut" (Joh.2.5).

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Hans Schotte

DIE ROLLE DER MASSENMEDIEN BEI DER VERBREITUNG DER BOTSCHAFTEN VON MEDJUGORJE

Liebe Freunde von Medjugorje und Mitarbeiter in den Medjugorje Gebets- und Lebenszentren,

Nun sitze ich hier vor dem Bildschirm meines Computers und schreibe Euch (elektronisch) meine herzlichen Gruesse und versichere Euch meine Verbundenheit bei Eurem Treffen in Tucepi. Wie Ihr Euch denken koennt, waere ich lieber mit dabei, wuerde gern Euch alle selbst erleben und die Referate und ihe spirituellen und theologischen Aspekte selbst und persoenlich an Ort und Stelle hoeren. Wichtig waere mir auch der anschliessende Meinungsaustausch darueber, der immer eine Bereicherung ist; denn oft vertiefen sich Gedanken und kleine Vorsaetze der Umkehr im Miteinander, gerade wenn man im Namen Jesu einander begegnet, und lassen manches besser verstehen. Dies moechte ich Euch fuer den Verlauf des Treffens wuenschen, an dem ich infolge eines "sportlichen Fehltritts" mit meinem Gipsbein leider nur von Ferne teilnehmen kann.

Und weil ich direkt nicht anwesend sein kann, bin ich gebeten worden, einige Gedanken zu formulieren, die moeglicherweise Anregung zum Gespraech sein koennten. So will ich gern zum guten Gelingen des Treffes von hier aus meinen kleinen Beitrag dazu addieren. Es versteht sich, dass ich mich als Journalist auf das Thema und die Moeglichkeiten "unserer Oeffentlichkeitsarbeit", unseres Umgangs mit den Medien, mit den Journalisten, mit uns selbst als Journalisten beziehen moechte.

Die Teilnehmer des ersten Treffens vom 21. bis 23. Juni 1994 in Medjugorje haben im Einleitungsteil ihrer ERKLAERUNG einen sehr schoenen und hoffnungsvollen Gedanken gesetzt, mit dem ich mich ganz und gar identifizieren kann und der weiter vertieft werden sollte, naemlich dass "wir uns unserer Verantwortung fuer die neue Evangelisation noch bewusster geworden" sind. Erst dann folgen die Resolutionen, auf die ich spaeter noch zu sprechen kommen moechte. "Unserer Verantwortung bewusster geworden", heisst es da. Zum Bewusstsein unserer vielleicht schon vorhandenen Verantwortung fuer die Evangelisation, das wir in und durch Medjugorje vielleicht entdeckt haben, ist bei dem Treffen noch ein Stueck Bewusstsein mehr hinzu gekommen, ist das Wissen um diese Verantwortung gewachsen. Dieser Erkenntnis wegen hat sich das Treffen im vergangenen Jahr schon gelohnt. Denn sie entspricht der Beobachtung in Medjugorje, dass man im Glauben waechst, damit auch im Wissen um die eigene Verantwortung fuer das Erreichen der Ziele und die Verwirklichung des Auftrags der Gospa Stueck fuer Stueck waechst. Die Gospa hat einen Auftrag. Und wir nehmen an diesem Auftrag teil, indem wir wachsen und verstehen lernen, welchen Auftrag sie hat und was wir dazu beitragen koennen. Wachsen geschieht in der Regel langsam, es geschieht nicht explosionsartig und damit zerstoerend. Wachsen baut auf. Wachsen ueberfordert nicht. Es geschieht meist mit sehr viel Ruecksicht auf das, was waechst. Auch das lernen wir aus der liebenden und ruecksichtsvollen und geduldigen Weise, wir die Gospa mit und umgeht.

Niergendwo in der Welt hat die Gospa ueber einen so langen Zeitraum und mit so vielen Botschaften zu den Menschen dieser Erde gesprochen. Das allein ist schon so einzigartig, dass es uns in Staunen versetzt. Die Botschaften sind nicht spektakulaer, sind nicht sensationell, wie wir Journalisten es erwarten und es bei der Vermarktung von Informationen gewohnt sind. Viele der Botschaften sind Wiederholungen, inhaltliche Vertiefungen, Hilfsangebote dafuer, kleine, ja kleinste Schritte im Glauben machen zu koennen, sie sind wiederholte Aufrufe, endlich das zu tun und zu leben, wozu die Gospa vorher schon einmal aufgerufen hat. Sie regt uns immer wieder an, dass wir uns zu Ihr hinwenden sollen, um den Glauben zu erlernen, um Jesus zu finden, uns selbst zu finden. Das alles ist vom journalistischen Anspruch her nicht sonderlich interessant. Die Botschaften sind eben keine Eintagsfliegen, sind keine Nachrichten, die heute sensationell erscheinen und morgen "kalter Kaffee" sind, entsprechend dem Ausspruch: "Nichts ist so alt wie eine Zeitung von gestern". Das sind die Botschaften eben nicht. Sie sind Stuetzen und Hilfen, kontinuierlich zu wachsen, schlicht und einfach.

Sensationell war, als die Erscheinungen in Medjugorje schon ein paar Tage laenger andauerten als bei anderen vergleichbaren Erscheinungsorten. Sensatieonell war, als sie schon 5 Jahre dauerten. Das waren sie wieder sensationell am zehnten Jahrestag. Vielleicht bald wieder beim fuenfzehnten Jahrestag, wenn es den geben sollte. Zwischendurch war Medjugorje aber Alltag, fuer journalistische Ansprueche kaum von Interesse. Es war der Alltag der vielen kleinen millionenfachen Bemuehungen, zu beten, das Evangelium zu leben, den Nachbarn zu lieben, Jesus zu begegnen in den kleinen Alltaeglichkeiten des Lebens von Kinder, Eltern, Frauen und Maennern, Sehern und Priestern. Und ich glaube sagen zu duerfen, dass wir auch heute nach mehr als 5000 Erscheinungstagen immer noch nicht sagen koennen, welchen Auftrag die Gospa letztlich hat und wohin Gott unsere Welt fuehren moechte, dass wir die eigentliche Groesse und Dimension der Erscheinungen von Medjugorje eigentlich noch immer nicht erfassen koennen und dass vieles nach wie vor Geheimnis bleibt, unserem Verstehen noch verborgen ist. Deshalb koenne wir getrost weiter wachsen!

Die Gospa ueberfordert niemanden. Offensichtlich hat sie, das lernen wir aus Medjugorje, sehr viel Geduld mit uns. Freilich koennte Gott unsere Welt in drei Tagen oder in nur einem Augenblick die Welt veraendern und sie so machen, wie er sie sehen moechte. Aber was haetten wir Menschen damit zu tun. Dieses, was haetten wir Menschen damit zu tun, ist das, was wir Freiheit nennen, vor der Gott offensichtlich grosse Achtung und Ehrfurcht zeigt, wie wir in Medjugorje erleben. Diese Freiheit setzt Massstaebe auch in unserem Umgang mit den Menschen, die sich von Gott abgewendet haben, die von Menschen im Namen Gottes innerlich verletzt worden sind, die sich vielleicht sogar von Gott verletzt fuehlen. Wie viele Menschen kehren sich von Gott und der Kirche ab, weil das Bodenpersonal Gottes versagt. Wir alle wissen, wie schwer, manchmal unmoeglich, es ist, zu diesen Personen einen Zugang zu finden. Was wissen wir von anderen Menschn, wo die Gruende ihrer Verletzungen liegen, warum sie so sind, wie sie sind, wenn wir nicht einmal wissen, wo wir selbst verletzt sind, warum wir uns so schwer tun, die Botschaften anzunehmen und zu leben. Die Gospa ruft uns (die Hoerer der Botschaften) ja immer wieder auf, die gleichen Schritte zu tun, nicht muede zu werden, immer wieder anzufangen. Wir haben keinen Grund, uns fuer besser, religioeser, herzensoffener zu halten als die uebrigen Menschen unserer Gesellschaft, die diese Botschaften nicht hoeren, nicht hoeren wollen oder nicht gehoert haben. Ich bin fest ueberzeugt, dass nur die Botschaften es sind, und nicht wir, die den Menschen unserer Gesellschaft den Zugang zu Gott und die Beruehrung und Erfahrung mit Gott ermoeglichen werden. Wie Gott seine Hilfe uns durch die Botschaften der Gospa zu erkennen gibt, so wird ER jeden Menschen dieser Erde und unserer Gesellschaft wann und wie ER will mit seiner Liebe beruehren.

Sind wir damit ueberfluessig geworden fuer die neue Evangelisierung. Welchen Part sollen wir dabei denn noch erfuellen, wenn diese Evangelisierung eigentlich in der Hand Gottes selbst und in seiner Verantwortung liegt. Wenn es letztlich nur Ihm gelingt, sich den Zugang zu abgewendeten Herzen ze verschaffen? Haben wir dann ueberhaupt noch eine Verantwortung und wie sieht diese Verantwortung hinsichtlich unserer Oeffentlichkeitsarbeit bei der Verbreitung der Botschaften aus? Wie sieht unsere Journalistische Verantwortung und Arbeit dabei aus?

In den Laendern Europas und Amerikas sind Nachrichten und Informationen von kaum zu ueberschaetzender Bedeutung geworden. Man kann sagen, dass wir einer nicht mehr ueberschaubaren Flut von Nachrichten ausgesetzt sind, die unser Leben mitbestimmen, die nicht nur Einfluss auf Entscheidungen in der Politik, der Industrie und unser gesellschaftliches Leben ausueben, sondern sogar unser privates, persoenliches Leben weit mehr mitentscheiden als wir es uns eingestehen oder wahrhaben wollen. Und die technischen Entwicklungen im Bereich der elektronischen Nachrichtenuebertraeger, der modernen Medien, werden diesen Einfluss in absehbarer Zeit weiter in einer kaum noch vorstellbaren Weise perfektionieren.

In der Dienstleistungsbranche Medien, Presse, Fernsehen, Rundfunk sorgt ein Heer von Jounalisten fuer unsere taegliche Information und unsere taegliche Desinformation. Sie reduzieren die Unmenge von Informationen aus aller Welt und selektieren sie zu Nachrichten auf ein uns ertraegliches Verdauungspensum. Diese Selektion ist notwendig. Sie setzt ein grosses Verantworungsbewusstsein voraus und bedeutet Macht. Nachrichten sind Macht und eine Ware, die erworben und mit der Handel getrieben wird. Man kauft sie und verkauft sie.

Diejenigen, die mit der Ware Nachrichten handeln, die Journalisten, bestimmen entscheidend darueber mit, worueber in einer Gesellschaft gesprochen wird. Sie machen die Nachrichten zu Themen. Worueber es keine Nachrichten gibt, das wird auch nicht zum Thema. Da liegt die Chance, aber auch die Gefahr, die Verantwortung und die Unverantwortung.

Verkauflich ist eine Ware am ehesten, wenn sie fuer den Kaeufer interessant, oder den Anschein des Einmaligen hat, wenn sie sensatieonell ist. Niemand kauft "alte Huete"! Das Normale an einer Information ist nicht verkaeuflich, ist nicht anzubringen. So wird oft eine einfache Information zum Sensationellen aufgeputscht, mehr oder weniger geringfuegig veraendert, verdaulicher gemacht, verbessert, verkaufbarer stilisiert.

Die Fuelle der Nachrichten nimmt zu, das Vertrauen in die Wahrheit der Nachrichten, die uns angetragen werden, nimmt ab. In der Tat werden Menschen immer kritischer und skeptischer dafuer, ob eine Nachricht der Wahrheit entsprich, ob das richtig ist, was sie verspricht. Skeptisch werden wir nicht nur angesichts der Fuelle der Informationen und des Eindrucks unserer Ueberforderungen, unserer mangelnden Nachpruefbarkeit, sondern vor allem wegen der Form, wie sie uns angetragen wird, wie sie formuliert ist, und welche Glaubwuerdigkeit der Autor dieser Nachricht hat. Die Frage nach der Wahrheit einer Nachricht wird uns zur Frage nach der Wahrhaftigkeit des Auftors. Werden wir nicht immer zurueckhaltender, Informanten zu vertrauen?

Werden wir nicht zunehmend misstrauischer hinsichtlich des Wahrheitsgehalts dessen, was man uns zutraegt. Aber es gilt auch das andere: sind wir nicht geneigt, Informatioen von Menschen, denen wir vertrauen, unkritisch jedes Mass an Wahrheit zuzubilligen?

Es ist zu beobachten, dass in unserer Gesellschaft das Mass an Misstrauen zunimmt. Durch unrichtige und falsche Informationen fuehlen sich Menschen in ihrem Vertrauen missbraucht, ausgenutzt, enttauescht und verletzt. Sie sind verletzt auch durch die Selektion, also nicht nur duch das, was man ihnen sagt, sondern auch durch das, was man ihnen unterschlaegt an Wahrheit und nicht sagt. Es waere einmal zu pruefen, inwieweit Menschen sich verletzt fuehlen durch die Selektion des "Guten in der Welt" zugunsten von Negativnachrichten! Wie kann eine Gesellschaft sich in ihrem Bewusstsein um menschliche und religioese Werte positiv entwickeln, wenn positive Nachrichten unterschlagen werden, wenn Positives nicht mehr zum Thema wird? Auf diesem Hintergrund scheint mir die Frage nach der Bedeutung von Medjugorje und der Botschaften wie auch der Form ihrer Verbreitung und Publizierung bedenkenswert zu sein.

Vor genau einem Jahr, am 25. Maerz 94, gab uns die Gospa eine Botschaft, die so wie ich sie verstehe, dieses Problem zutreffend beschreibt: "Liebe Kinder! Heute freue ich mich mit euch und lade euch ein, euch mir zu oeffnen, um in meinen Haenden ein Werkzeug fuer die Rettung der Welt zu werden. Ich wuensche, meine lieben Kinder, dass ihr alle, die ihr den Wohlgeruch der Heiligkeit durch diese Botschaften, die ich euch gebe, verspuert habt, diese in die Welt traegt, die nach Gott und Gottes Liebe hungert....".

Ja, wir sind nicht die Rettter dieser Welt! Wir sind die Werkzeuge in ihren Haenden. Die Welt liegt nicht in unseren Haenden. Die Rettung der Welt liegt in ihren Haenden. In ihrer Hand zu liegen als Werkzeug, das ist unser Teil bei dieser Aktion. Beschraenkt sich nicht darauf auch schon unsere Wichtigkeit? Wir oeffnen uns hin zu ihr, um Werkzeug zu sein, nicht um zu Rettern ausgebildet zu werden.

Ich finde in diesem Text keine Schelte an unsere Gesellschaft, keinen Vorwurf daran, dass diese unsere Gesellschaft das Negative dem Positiven vorziehrt. Ich lese in dem Text nicht eine Schuldzuweisung an diejenigen, die Verantwortung tragen in der Nachrichtenverbreitung. Vielmehr spricht die Gospa von der Sehnsucht der Menschen nach dem Guten, von dem unbewussten Wunsch nach Heiligkeit der Menschen, vom Hunger der Menschen nach Gott und nach der Liebe Gottes, nach dem was Menschen nicht geben koennen. Die Gospa spricht nicht von negativen Anlagen im Menschen, sondern sieht das Positive, den einen Punkt bei dem Menschen, auf dem sich das Heil des Menschen aufbauen laesst, von dem Punkt aus der Mensch zur Fuelle des Lebens und zu seiner Vollendung sich aufmachen kann. Und wie sollte ein Werkzeug anders handeln als die Hand, die dieses Werkzeug fuehrt. Wie sollten wir anders, rechthaberischer, ueberheblicher, Schuld zuweisender ruecksichtsloser und liebloser mit den Menschen umgehen, die von der Gospa geliebt sind, als es die Gospa es selbst vorlebt.

Bei einer Tagung fuer Priester in Paderborn hat der Wiener Pastoraltheologo Professor Paul Zulehner ueber Formen der Wieder-Evangelisierung von Menschen, die der Kirche den Ruecken kehren bemerkt, man solle diesen Menschen nicht hinterher rennen und sie wieder einzufangen versuchen; denn je schneller wir ihnen hinterherliefen, um so schneller liefen sie uns davon. Daran finde ich sehr viel richtiges; denn wir muessen uns in unserem Eifer zurucknehmen und Gott selbst das Feld ueberlassen, der allein weiss, wie und wann die Beruehrung mit Gott fuer diesen Menschen geeignet erscheint. Unsere Aufgabe ist, die Menschen zu lieben, damit haben wir genug zu tun.

Bei meinen Filmarbeiten in Medjugorje konnte ich 1984 auch einen Besuch beim damaligen Bischof von Mostar, Pavao Zanic, machen, der unverhohlen seine Zweifel und seine Abneigung gegenueber in unserem Interview zum Ausdruck brachte. Schon damals habe ich mich gefragt, warum sich Gott in seiner weisenVoraussicht in Mostar nicht vor den Erscheinugen einen Bischof bestellt hat, der Ihm die Erscheinungen Mariens in Medjugorje leichter gemacht haette. Und diese Frage koennte man nach menschlichen Ueberlegungen bis in die Gegenwart wiederholen. Wir denken menschlich! Und wir verstehen die Zusammenhaenge nicht, warum Gott in seiner Freiheit uns auf diese Weise unserer Freiheit gewaehrt. Deswegen erfassen wir auch nicht die Gruende, warum es so ist, wie es ist, warum Manschen so sind, wie sie sind. Das spielt auch offensichtlich fuer den Heilsplan Gottes keine Rolle. Vielleicht hat die Vicka mit ihrer Erfahung recht, wenn sie sagt, die Gospa liebt alle Menschen gleich, auch wenn wir sie nicht lieben. Auch das ist ein Geheimnis, das sich uns erst in einer anderen Wirklichkeit erschliessen wird.

Unsere Aufgabe ist es, dem Ruf Mariens, der Gospa zu folgen. Uns von Ihren Botschaften beruehren zu lassen. Warum sollte es anderen Menschen, die keine Erfahrung haben mit Medjugorje, darin anders ergehen als uns. Sie sollen sich vom Ruf der Gospa beruehren lassen. Die Gospa ruft. Und wir muessen diesen Ruf der Gospa nicht damit ergaenzen, dass wir uns anstrengen zu beweisen, dass die Gospa tatsaechlich und unmissverstaendlich wirklich in Medjugorje erscheint. Trauen wir der Gospa nicht zu, dass sie rufen kann, auch diejenigen, von denen wir meinen, sie muessten unbedingt gerufen werden. Manchmal wird man den Eindruck nicht los, Medjugorje sei ein Revier, in dem man Jagdtrophaen erlangen kann. Koennten wir duch diese Haltung nicht auch Menschen zu Medjugorje den Zugang verbauen, in dem wir ihnen "unser Medjugorje" vermitteln wollen.

Das wirklich interessante fuer unsere Welt heute, die nach der Liebe Gottes hungert, ist die Botschaft, dass Gott Liebe ist, dass Er entgegen aller menschlichen Enttaeuschungen und Verletzungen jeden einzelnen Menschen persoenlich und ganz individuell liebt. Was uns Menschen fehlt, ist die konkrete Erfahrung dieses tief schlummernden Wissens. Es erscheint nicht notwendig, zu versuchen Medjugorje interessanter und garniert mit kleinen Sensatioenchen verdaulicher zu machen. Die Gefahr, in aller Unkenntnis, wo sich jener Punkt bei unserem Gegenueber, ich will nicht sagen Opfer, befindet, den Gott erwaehlt hat fuer seine Beruehrung, diesen Punkt zu treffen auch zu treffen, ist ziemlich gering. Wuerde es nicht genuegen, einfach zu sagen und ohne Uebertreibungen, wie Gott uns selbst beruehrt hat, wenn wir danach gefragt werden? Medjugorje wird dadurch weder besser noch attraktiver, wenn wir das Geschehen und die Botschaften mit eigenen Ideen garnieren. Medjugorje spricht aus sich und der Aufgabe, die die Gospa der Pfarrei uebertragen hat. Die Resolution vom vergangenen Jahr drueckt das auch aus: Dem Phaenomen Medjugorje braucht nichts ergaenzt, korrigiert oder hinzugefuegt werden. Medjugorje ist authentisch. Diese Authentizitaet garantiert die Naehe zur Gospa.

Bei journalistischen Taetigkeiten besteht immer die Gefahr, die Glaubwuedigkeit des Autors dadurch betonen zu muessen, dass man den Eindruck erweckt, ueber besonders wichtige und ausschliessliche Informationen zu verfuegen, die andere nicht haben, oder auch einen besonderen Draht zu den Quellen dieser Information zu haben, damit die Nachricht auch ankommt und angenommen wird. Exklusivitaet ist in dem Geschaeft mit Nachrichten ein besonders wirkungsvolles Mittel, sich selbst als Person interessant zu machen. Diese vorgebene Naehe zur Quelle ist oft Selbstbetrug und meist Zeichen fuer eine verstellte, manipulierte und mitunter sogar falsche Information, die sich noch deswegen schneller verbreitet, weil man dem Informanten mehr Vertrauen schenkt. Wahrheit und Unwahrheit sind unabhaengig von der Naehe zur Quelle. Dies dient dem persoenlichen Vorteil des Informanten und hat nichts damit zu tun, Werkzeug in den Haenden Gottes zu sein, sonder eher dazu fuehren, Opfer seines unkontrollierten Jagdfiebers zu werden.

Auf noch eine Gefahr in der Oeffentlichkeitsarbeit moechte ich aufmerksam machen. Es ist leider eine Erfahrungstatsache, dass sich Falschinformationen schneller verbreiten als richtige Informationen. Das haengt vielleicht damit zusammen, dass der Mensch fuer das Ungewoehnliche empfaenglicher ist als fuer das Normale. Allen, Journalisten wie anderen, die im Bereich der Verbreitung von Nachrichten taetig sind, lastet dabei eine grosse Verantwortung auf. Deswegen moechte ich empfehlen, dass die verschiedenen Medjugorje-Zentren in der Welt darum bemueht sein sollten, Journalisten zu gewinnen oder auszubilden, die fachlich ausreichend quelifiziert sind, die das journalistische Handwerk beherrschen. Die Verbreitung des Glaubens und der Botschaften erscheint mir mindestens ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als die Verbreitung anderer Nachrichten, die in der Regel von sehr qualifizierten Fachleuten verantwortet wird.

Abschliessend moechte ich noch einmal auf dieBotschaft vom 25. Maerz 94 zurueckkommen. "Ich wuensche, meine lieben Kinder, " heisst es dort, "dass ihr alle, die ihr den Wohlgeruch der Heiligkeit durch diese Botschaften, die ich euch gebe, verspuert habt, diese in die Welt tragt, die nach Gott und Gottes Liebe hungert." "Alle" heisst es dort. Die Gospa spricht von allen und meint alle, denen die Botschaften zugaenglich geworden sind und darin ihre Verantwortung erkannt haben. Nun sind ja nicht alle direkt mit Oeffentlichkeitsaufgaben betraut. Aber alle sind Oeffentlichkeit. Und viele Menschen in unserer Umgebung werden uns pruefend beobachten, ob dieses Medjugorje etwas ist, womit sie sich selbst befassen sollten. Um so mehr sollten wir uns diesen Gedanken, Werkzeug zu sein, zu eigen machen und bescheiden die Haende, die das Werkzeug fuehren, durchscheinen lassen. Das Werkzeug darf nicht die Sicht auf die Haende verstellen. Das duerfte auch hinsichtlich der Spiritualitaet von Medjugorje dienlich sein. Wir verantworten deswegen auch die Transparenz zur Spiritualitaet von Medjugorje. Durch die Erscheinungen und die Botschaften in Medjugorje spricht Gott heute in moderner, zeitgemaesser Weise in unsere Zeit, eine Zeit mit sehr vielen Gefahren fuer die Menschheit, mit unueberwindlich scheinenden Schwierigkeiten der Kirche, mit kaum loesbarem Unfreiden zwischen Voelkern. Die Gospa spricht von der notwendigen und von Gott beabsichtigten "Rettung der Welt". Das ist keine Apokalypse. Das ist doch Aufruf zum Neubeginn, zur Erneuerung der Welt. Im Sinne einer Spiritualitaet der Erneuerung unserer Zeit, nicht der Restaurierung alter Zeiten, sollten wir bemueht sein, das Phaenomen Medjugorje von anderen Erscheinungsphaenomenen zu unterscheiden und nicht zu vermischen. Dafuer Sorge zu tragen, dass sich eine authentische Spiritualitaet von Medjugorje weiter entwickeln kann, dass die Botschaften von Medjugorje zum Tragen kommen und nicht allgemeine Wuensche, die wir gern mit Medjugorje verbinden moechten, dafuer tragen wir, alle Menschen der "Oeffentlichkeit" Verantwortung. Zu einem Zeitpunkt, bei dem das Phaenomen Medjugorje nicht einmal abgeschlossen ist, erscheint es wenig sinnvoll, die Aussagen der Botschaften in eine allgemeine weltweite kirchliche Heilstheologie einzubinden. Die Gospa hat diesen Platz ausgesucht, um zu sagen, was sie dort sagt. Sie haette es auch anders gekonnt. Sie hat dieses Medjugorje, so wie es ist, erwaehlt. Das sollten wir sehr ernst nehmen.

Was in dieser Botschaft zum Ausdruck kommt, ist: Gott will fuer ein neues Zeitalter und fuer eine neue Kirche erneuerte Menschen. Medjugorje ist, so glaube ich fest, keine blosse kosmetische Korrektur einer sich an verschiedenen Stellen auf dem Holzweg befindlichen Kirche oder Welt. Mehrfach ist in den Botschaften davon die Sprache, dass der Mensch zur Fuelle des Lebens in Gott berufen sei. Die Kirche wird ein neues Gesicht und eine neue Gestalt bekommen. Wir sind gerufen, daran als Werkzeug mitzuwirken, die Art unserer journalistischen Arbeit und der darin implizierten Gepflogenheiten, Gewohnheiten und Gesetzmaessigkeiten neu ueberdenken und aendern. Die Wuerde der Nachrichtenempfaenger neu entdecken und aus Achtung und Liebe zu ihnen wahrhaftige Nachrichten uebermitteln, die ihre Persoehnlichkeiten aufbauen und ein Stueck Beruehrung mit Gott ermoeglichen. Nachrichten, die den Hunger nach Gott und Gottes Liebe entfachen und zu stillen vermoegen. Wo sollen sich Journalisten entwickeln, die sich dieser Verantwortung stellen, wenn nicht dort, wo der Wohlgeruch der Heiligkeit zu atmen ist?

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Sr. Isabel Bettwy

EINE VORBEREITUNG FÜR MEDJUGORJEPILGER

Ich fühle mich sehr geehrt, heute bei ihnen zu sein und ich grüsse sie unter dem Mantel der Liebe unserer Mutter indem ich zu ihnen spreche wie eine von ihnen, als Gruppenführer, als Freund, als jemand, der die Botschaften der Gospa leben möchte und anderen helfen möchte, es ebenso zu tun.Seit Oktober 1983 komme ich nach Medjugorje. In diesen 12 Jahren bin ich 55Mal hiergewesen.Als ich zum ersten Mal hierher gekommen bin, habe ich nicht erwartet wieder- zukommen.Aber Gott hatte einen anderen Plan. Ich hätte etwas vorausahnen sollen, weil mein erster Besuch überraschend gewesen war, ein Geschenk Gottes und eine Antwort auf seinen Ruf.

Anfang 1983 habe ich zum ersten Mal von Medjugorje durch Pater John Bertolucci gehört. Ende 1982 war er in Medjugorje, um seinen ersten Dokumentarfilm über die Ereignisse, die sich in diesem unbekannten, kleinen Ort zwischen den Hügeln abspielten, von denen man sprach, zu drehen.Von Anfang an habe ich daran geglaubt. Warum sollte Unsere Liebe Frau nicht auch in unserer Zeit erscheinen? Ich bin in den Zeiten nach Fatima aufgewachsen und habe immer an Erscheinungen Unserer Lieben Frau und an ihre Botschaften geglaubt, ohne sie jemals studiert oder vertieft zu haben.Ich habe einfach geglaubt.

Nach dem Besuch von Pater John ist Pater Michael Scanlan, Praesident der Universität an der ich arbeitete, selbst nach Medjugorje gekommen. Ich habe ihn gebeten, für mich zu beten und auch die Seher zu bitten, für mich zu beten, vor allem für die wichtigsten Bereiche der Sünde in meinem Leben.Ich wusste, dass dieser Gedanke von Gott kam, weil ich weder die Worte "wichtigste Bereiche der Sünde in meinem Leben" jemals gebraucht hatte, noch jemals von irgendwem gehört hatte. Als er zurückkam, gab er mir eine Antwort, von der er glaubte, daß sie von Gott kam, und diese Worte haben begonnen, mein Leben zu verändern.

Einige Wochen später arbeitete ich in meinem Büro an einem Projekt, um Geld zu sammeln, als ich hörte: "Bald solltest du nach Medjugorje gehen". Ich glaubte, daß jemand in meinem Büro sei, blickte auf und sagte: "Bald?". Es war niemand im Raum.Meine Sekretärin hatte mich sagen hören "Bald", und kam herein, um zu sehen, ob ich sie gerufen hatte. Später sagte sie mir, dass ich kreideweiss gewesen sei. Ich hatte einen Schock erlebt, weil die Stimme so reell gewesen war. Es war keine Einbildung gewesen obwohl niemand im Raum gewesen war!

Das war im Juni, und im Oktober war ich in Medjugorje. Jeder Pfennig für die Reise ist buchstäblich vom Himmel gefallen. Ich habe nicht um Geld gebeten und ich weiß nicht, woher die Leute wußten, daß ich 1500 Dollar für die Reise brauchte. Am Tag meiner Abreise hatte ich 2020 Dollar zusammen.Während dieser ersten Reise ergab sich eine gute Gelegenheit, viel über die Ereignisse und die Seher zu erfahren. Pater Joe Pelletier nahm nämlich an dieser Reise teil. Er hatte die Seher für ein Buch, welches er über Medjugorje schrieb, interviewt. Während dieses ersten Besuches spürte ich, dass sich etwas in meinem Leben ändern werde. Ich wußte nicht was, aber etwas würde geschehen.

Als ich wieder zu Hause war, gab ich die restlichen 500 Dollar auf die Bank, weil sie mir für die Reise gegeben worden waren und ich dachte, nicht das Recht zu haben, sie anderweitig zu verwenden. Das war im Oktober. Im Februar rief mich jemand an, den ich nur vom Telefon her kannte. Er sagte mir, daß er und seine Frau während ihres abendlichen Rosenkranzes den Impuls hatten, mir Geld für meine nächste Reise nach Medjugorje zu schicken. Welche Reise? Ich hatte nichts vorgesehen. Er sagte mir einfach, dass ich mal darüber nachdenken solle, denn ich müßte nochmal dorthin fahren.

Einige Zeit später baten mich einige Personen, sie nach Medjugorje zu begleiten, und so hatte sich meine erste Pilgergruppe gebildet. Das war im Mai 1984. Mit dem Geld, welches mir jenes Ehepaar gegeben hatte und dem Geld von der Bank, hatte ich genug für die Reise. Wir waren 5 Frauen. Wir sind gekommen, wir haben geglaubt und sind zurückgekehrt. Als ich den Einfluß von Medjugorje in ihrem Leben sah, war ich davon überzeugt, daß ich noch andere Personen nach Medjugorje bringen sollte, damit auch sie diese Erfahrung von der Gegenwart und der Fürbitte Unserer Lieben Frau machen können. Es gab hier Gnaden zu schöpfen, welche die Änderung im Leben der Personen bewirkten.

Weil ich Direktorin des Reiseprogrammes der Universität, an der ich arbeitete, war, erschien es mir normal, daß ich eine Wallfahrt nach Medjugorje vorbereitete. Zu der Zeit durften wir dies nicht "Wallfahrt" nennen aufgrund von Entscheidugen, die von der Kirche getroffen worden waren. Wir nannten dies "Fahrten, die jedem die Möglichkeit anbieten, seine eigene Erfahrung in Medjugorje zu machen". Bevor ich eine weitere Wallfahrt organisierte, bin ich mit dem Ehepaar nach Medjugorje gefahren, welches mir das Geld für meine zweite Reise gegeben hatte. Im Juli 1985 habe ich meine este Pilgergruppe geführt. Wir waren 188 Personen. Wir übernachteten in Neum, das an der Küste liegt, weil es in Medjugorje keine Übernachtungsmöglichkeiten für eine so große Gruppe gab. Jeden Morgen fuhren wir sehr früh vom Hotel ab und kehrten erst sehr spät am Abend nach dorthin zurück. Die Fahrtzeit betrug mehr als eine Stunde, und fast jeden Abend aßen wir um Mitternacht. Zu der Zeit gab es weder Restaurents, noch Toiletten in Medjugorje. Jeden Tag nahmen wir unser Mittagessen vom Hotel mit. Es war eine richtige Wallfahrt! Es gab viele Möglichkeiten um Opfer zu bringen und all die Unbequemlichkeiten Gott zu schenken. So boten sich viele Gelegenheiten auf "natürliche Weise" Buße zu tun. Ich muss dazu sagen, dass diese Wallfahrt eine der besten gewesen ist, die ich jemals geführt habe. Die Leute waren wunderbar und Gott war noch viel großzügiger in seiner Barmherzigkeit!

Diese Reise war der Anfang von einer ganzen Serie von Wallfahrten, die wir bis heute begleitet haben und die der Grund meiner Anwesenheit heute und hier ist. Ich bin wahrscheinlich einer der ersten Organisatoren von Wallfahrten, und für die Vereinigten Staaten die "offizielle" inoffezielle Informationsquelle. Dank einer Person, die mir ihre Telefonkarte zur Verfügung stellte um in Medjugorje anrufen zu können, konnte ich oft die Gerüchte überprüfen, die sich ständig in den Vereinigten Staaten verbreiteten. Dieses Geschenk hat bis in diesem Jahr bestanden, wo sich die Situation dieser Person geändert hat. Da sie nun nicht mehr meine Telefonrechnung bezahlen kann, ist es mir nicht mehr möglich, so häufig anzurufen, wie ich es gern möchte.

Von Anfang an der Wallfahrten habe ich begriffen, dass ich eine sehr große Verantwortung den Leuten meiner Gruppe gegenüber habe. Diese Verantwortung beginnt schon bevor man sich auf dem Flugplatz trifft. Konkret heißt das, daß es wichtig ist, außer einer Liste mit Dingen, die man mitnimmt oder nicht mitnimmt, und die Ängste beschwichtigt, in ein kommunistisches Land zu fahren, auch eine geistliche Vorbereitung zu treffen, was wichtiger ist,als alle anderen Vorbereitungen! Im Laufe der Jahre habe ich gewisse Angelpunkte entwickelt und sie schriftlich an die Pilger weitergegeben, weil die Teilnehmer aus allen Teilen des Landes kommen und wir uns nicht vor der Fahrt sehen. Unser erstes Treffen ist normalerweise der Flughafen.

Man hat mich gebeten, einige dieser Erfahrungen ihnen heute mitzuteilen.Ich glaube nicht, daß meine Erfahrungen weder die einzigen, noch die besten sind. Diese Vorschläge wurden einfach im Laufe der Jahre getestet und haben sich bewährt.

Als Leiter haben wir Verantwortung für die Leute und müssen sie führen, damit sie während der Wallfahrt die bestmögliche geistliche Erfahrung machen können. Gestern sagte jemand: wir müssen Hirten sein. Um das zu tun, habe ich gelernt, daß es notwendig ist, "geschehen zu lassen". Wir kommen aus den Vereinigten Staaten, einer sehr technologischen Gesellschaft, wo wir gerne alle Dinge organisieren und im Voraus genau wissen wollen, wie was ablaufen wird. Ich habe gelernt, daß dies nicht so für Medjugorje gilt, und nebenbei gesagt, für nirgendwo, was diesen Bereich anbelangt. Eine Reise in ein fremdes Land bringt immer Kulturunterschiede mit sich, die man akzeptieren muß. Wenn man nach Medjugorje kommt, kommen wir in ein Land, in dem man einen anderen Blick auf das Leben wirft,als bei uns. In den ersten Zeiten war es unmöglich für Priester und Ordensleute, aufgrund von Einschränkungen von Seiten der Regierung und vom Bischof, gewisse Dinge in die Tat umzusetzen. Man musste lernen, Medjugorje nicht "organisieren" zu wollen, nichteinmal in unseren Gedanken, denn das könnte das Werk Gottes, welches er während dieser Wallfahrt in uns tun will,behindern. Dies habe ich während meiner ersten drei Wallfahrten gelernt und es bestätigt sich jedesmal mehr. Ich habe verstanden, daß ich nicht nach Medjugorje komme, um irgend etwas nach meinen Ideen oder meiner Handlungsweise zu ändern, sondern um einzutreten in die Gnade Gottes und Seine Erfahrung zu machen durch die Gegenwart der heiligen Jungfrau. Ich sage das meinen Pilgern, weil ich gehört habe, daß viele Amerikaner ebenso denken, und das kann zu einer großen Ablenkung werden.

. Ich könnte ihnen viele anschauliche Beispiele dafür geben, aber ich möchte mit ihnen ein Erlebnis schildern, daß mich sehr beeindruckt hat. Eines abends am Anfang der Osternachtsfeier waren wir dichtgedrängt in der Kirche.Die Seitentüren gab es noch nicht und daher nicht viel frische Luft. Der Mittelgang war genauso voll wie die Seitengänge und ich fragte mich, wie der Priester wohl die Osterkerze nach dem liturgischen Ritus zum Altar tragen werde. Plötzlich wurden alle Lichter ausgemacht und ich hörte die Stimme von Pater Tomislav hinten in der Kirche, dann in der Mitte, und dann sehr schnell im Chor.Ich weiß wirklich nicht, wie er das schaffen konnte. Ich habe an Gott gedacht, der das rote Meer geteilt hat, damit die Israeliten hindurchziehen konnten. Am nächsten Tag sagte ich zum Pater:" Das war gestern sicher sehr schwierig, durch diese Menschenmenge zu gelangen!" Er schaute mich an und erwiderte:" Welche Menschenmenge?" Somit wusste ich, daß wir die Dinge unterschiedlich betrachteten, und daß ich mir niemals hätte vorstellen können, wie die Dinge sich abspielen werden. In den Vereinigten Staaten hätte man niemandem erlaubt, im Mittelgang zu bleiben. Man hätte alles freigemacht für die Priester und die Prozession. Nicht so in Medjugorje!

Deshalb ist es wichtig, von Anfang an auf der Reise alles "geschehen zu lassen". Oft waren die Uhrzeiten der Flüge nicht so wie vorgesehen, und wir mußten uns schon vor unserer Ankunft in Medjugore darauf einstellen. Manchmal hatten wir lange Aufenthaltszeiten auf den Flughäfen und oft ereigneten sich unerwartete Dinge. Wir wußten nie vorher, ob wir die Gepäckaufgabe individuell oder als Gruppe machen konnten. Indem wir lernten "an uns geschehen zu lassen", haben wir uns für die Gnade Gottes und die Eingebungen des Heiligen Geistes geöffnet. Ohne irgendetwas zu erwarten, ohne Enttäuschungen, aber mit großen Überraschungen durch den Heiligen Geist. Seit meinem ersten Brief an die Pilger, habe ich dies unterstrichen! Ich lud sie ein, um die Gnade des "an sich handeln lassens" zu beten, und auch alle anderen Teilnehmer im Gebet mit zu tragen. Ich finde, daß dies einen großen Unterschied hinsichtlich des Verständnisses und dem gegenseitigen Annehmen in der Gruppe bewirkte. Wenn man für jemanden betet, sieht man ihn aus einer anderen Perspektive.

Ich unterstreiche auch die Bedeutung des "Geschehenlassens" während des Aufenthaltes im Dorf. Als die Leute anfingen in größerer Zahl und zum zweiten oder dritten Mal zu kommen, habe ich verstanden, wie wichtig es ist, den Leuten zu helfen, jede Reise als eine neue Erfahrung zu sehen, und nicht zu denken, daß diese Fahrt so sei wie die von jemand anderem, oder wie die vorherige. Es gibt weder zwei Tage, noch zwei Fahrten, die gleich sind. Die Gelegenheiten sind anders, die Personen, mit denen man zusammentrifft sind unterschiedlich, die Gnadenmomente sind verschieden. Wir müssen sehr offen in unserer Programmvorbereitung sein, und es jederzeit ändern können,wenn wir zum Beispiel erfahren, daß das Gebetstreffen auf dem Berg zur selben Zeit am Nachmittag stattfindet, wie die Konferenz eines Priesters in der Kirche.

Dieses Konzept führt uns in folgende Dimensionen der Vorbereitung: Die Wallfahrt ist eine Reise, eine geistliche Reise ins Unbekannte, die etliche Ungewißheiten in sich birgt. Diese Reise, die wir unternehmen, ist nur ein Teil der 'Reise' zum Herrn, die unser ganzes Leben dauert. Diese Tage sind eine konzentrierte Zeit, in der wir die Möglichkeit haben, mehr mit Jesus und Maria zu gehen. Es ist eine Zeit, in der wir die Medjugorje eigenen Gnaden empfangen können, wie zum Beispiel die Gnade, das Leben neu zu überprüfen oder die Gnade einer guten Beichte. Es ist eine Zeit, um die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zu empfangen und den anderen gegenüber barmherzig zu sein.

Die Leute fragen oft: "Wie kann man den anderen gegenüber barmherzig sein?" Meine Antwort ist einfach:" Sich der anderen in der Gruppe anzunehmen und sich ihre Nöte bewußt machen, pünktlich zu sein, andere nicht zu kritisieren und unfreundlich über sie zu sprechen, noch Gespräche an sich zu reißen, usw."

Eine Reise ist eine gute Gelegenheit, sich zu sehen, wie Gott uns sieht und unser Leben zu verändern- wenn wir von den zahlreichen Augenblicken der Gnade profitieren, die Gott uns anbietet. Er kann sich allem und alles bedienen, um uns anzusprechen, wenn wir nur dafür offen sind.

Gott hat einen Plan mit jedem von uns, die wir uns auf den Weg gemacht haben, und viele Leute wissen nicht, wie Gott zu ihnen spricht. Manchmal kommen die Leute hier vollbeladen mit Gebetsanliegen und Fragen an, daß sie keine Zeit mehr für sich selbst finden. Das kann eine Falle Satans sein, um die Gnade Gottes zu lähmen. Am ersten Tag bitte ich die Leute, all ihre Fragen, ihre Sorgen, ihre Lasten und ihr Suchen am Fuße des Kreuzes, zu den Füßen Marias niederzulegen und ihr Gebet zu erbitten, damit sie das alles zu Jesus brigen kann. Ich lade auch die Leute ein, jeden Tag in den Anliegen der anderen zu beten. So können wir von der Last dieser Anliegen freit werden, um den Herrn zu hören, in demWissen, daß unsere Mutter sich um uns kümmert.

Jeden Tag nach dem Frühstueck präsentiere ich "das Motto für den Tag", wie ich es nenne. Am ersten Morgen sage ich der Gruppe, daß Gott während dieser Fahrt ein Wort für sie hat, ein kleines, ganz besonderes Geschenk, und daß sie anfangen sollen, Ihn um dieses Wort zu bitten. Ich glaube, daß niemand nach Medjugorje aus eigenem Antrieb kommt. Jede Person ist vom Herrn, der jeden segnen will, gerufen. Dieses Wort kann entweder in Medjugorje kommen, auf der Rückfahrt, oder selbst nach der Rückfahrt zu Hause, wo es klar wird. Das ist nicht unbedingt etwas Spektakuläres, es kann auch nur ein zartes Anrühren der Liebe Gottes sein. Es kann auch die Erkenntnis sein, dass etwas im Leben geändert werden soll, in einer Beziehung oder in der Familie. Es kann auch die Einladung zu einer tieferen Bekehrung sein, oder die Erfahrung Gottes durch einen anderen Pilger. Ich glaube, dass Gott einen Plan für jede Wallfahrt hat und daß Er jeder Person seine ganz spezielle Gnade geben möchte. Jeden Abend beim Abendessen tauschten wir die Ereignisse des Tages aus und die Leute erbauten sich gegenseitig an den Zeugnissen und Erfahrungen der anderen. Sie konnten Fragen stellen, und wenn es Mißverständnisse gab, so konnten diese geklärt werden.

Ausserdem sage ich den Pilgern, dass sie nicht in Medjugore sind, um sich um die Bedürfnisse aller anderen Pilger zu kümmern oder den anderen auf Kosten ihrer eigenen Wallfahrt zu dienen. Das ist das Problem von gewissen Pilgern, die glauben, daß sie sich um die Sorgen, die Probleme und die Schwierigkeiten all derjenigen kümmern müssen, denen sie begegnen. Das wird zu einer Zerstreuung und hindert einen dann, die Stimme Gottes zu hören. Sie sollen zwar freundlich und dienstbereit sein, aber sie sollen sich nicht zu sehr davon vereinnahmen lassen, um nicht die Gnade zu vergeuden, die Gott ihnen schenken möchte.

Am zweiten Morgen schlage ich ihnen vor, ihr Leben zu betrachten, ihre Beziehungen und ihre Engagements, um zu sehen, ob irgendetwas sie hindert in der Heiligkeit zu wachsen oder die Gaben Gottes zu empfangen. Oft geben die Tageslesungen der hl. Messe ein passendes Thema für den Tag: z.B. "Herr entzünde ein Licht, um mich zu führen und meine Finsternis zu vertreiben.". Am dritten Tag unterstreiche ich die Notwendigkeit, zu beichten. Nach meiner Erfahrung gibt es in Medjugorje eine ganz spezielle Gnade: Der Empfang einer sehr guten Beichte! Viele Personen geben davon Zeugnis, daß, selbst wenn sie vor der Reise gebeichtet hatten, sie fähig wurden, sich von einer Sünde oder einem Problem befreien zu lassen, welches sie Jahre vorher im Unterbewußten vergraben hatten, aber welche ein Stein des Anstoßes für ihr persönliches Wachstum an Heiligkeit war oder um von einer lasterhaften Gewohnheit frei zu werden, die sie verabscheuten, usw. Jeden Tag der Woche erbitte ich als Leiter der Gruppe ein Wort vom Herrn, welches ich dann mit der Gruppe teile. Oft hat die liturgische Zeit ein Einfluß auf unser geistliches Programm in Medjugorje. Ich versuche, dem Heiligen Geist gegenüber offen zu sein, damit er mich in meinen Vorbereitungen führt. Ich bin davon überzeugt, daß Gott für jede Gruppe einen Plan hat.

Die Leute haben oft viele Fragen auf die ich versuche bestmöglichst zu antworten. Sie kommen mit falschen Informationen oder Ideen über Medjugorje, über die Seher usw. Es ist wichtig, ihnen Gelegenheit zu geben, all ihre Fragen stellen zu können und ihnen dann korrekte Informationen zu geben. Normalerweise geschieht das im Bus auf der Fahrt von Split oder Dubrovnik nach Medjugorje, wobei ich auch das Neueste über die Seher und Botschaften sage.

Während des Aufenthaltes hier ermutige ich die Leute, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um allein mit Jesus und Maria zu sein, abseits an einen ruhigen Ort zu gehen, und sich vor den Herrn hinzusetzen und ihm zu sagen: " Hier bin ich, ich komme, um deinen Willen zu tun." Ich glaube,daß es wichtig ist, selbst für Ehepaare, sich zu trennen, um eine Zeit allein im Gebet zu verbringen. Da es jetzt eine Anbetungskapelle gibt, ermutige ich die Leute, Zeit vor dem Allerheiligsten zu verbringen, sich ganz einfach hinzusetzen ohne zu sprechen, den Herrn anzuschauen, Ihm zu erlauben, seine Liebe in unser Leben hineinzustrahlen. Wenn sie es nötig haben, sich auszuruhen, ermutige ich sie, es zu tun, vor allem in den ersten zwei Tagen in Medjugorje. Ich 'predige' das Evangelium im guten Sinne. Gott hat uns einen gesunden Menschenverstand gegeben und erwartet, daß wir ihn gebrauchen, zudem segnet er uns, wenn wir es tun.

Ich habe bemerkt, dass Gott selten zweimal auf die gleiche Weise handelt. Er handelt an uns individuell und auf einzigartige Weise. Manchmal spricht er zu einer Person, wenn wir den Kreuzweg beten indem wir auf den Krizevac gehen, oder wenn wir vor der Kirche warten, daß das Abendprogramm beginnt. Ich bitte immer meine Gruppen in Stille die Berge zu besteigen, sich eine Zeit der Stille auf den Bergen zu nehmen, und in Stille wieder hinabzusteigen. Das Opfer, nicht miteinander zu sprechen, kann Gott eine gute Gelegenheit bieten, Situationen oder Dinge in unserem Leben aufzudecken, die er korrigieren oder ändern möchte. Es kann auch eine Möglichkeit für uns sein, die Erfahrung der Zärtlichkeit seiner Gegenwart und seiner Liebe zu machen. Aus zwei Gründen ermutige ich zur Stille: zuerst aus physischen Gründen, dann aber auch um gemeinsam mit Unserer Lieben Frau zu gehen und zu meditieren. Mehr als einmal haben mir die Pilger gesagt, daß sie sich während dem Kreuzweg an jemanden erinnert haben, dem sie eine vergangene Situation nicht vergeben hätten. Dieser Gedanke ist ein Gndengeschenk für sie, um dieser Person zu vergeben oder sich mit ihr zu versöhnen, zumindest vor Gott. Es ist nicht immer möglich, diesen Schritt konkret zu tun, aber man kann es immer vor Gott tun.

Ich ermutige die Pilger, jede sich bietende Gelegenheit zu nützen, um am Nachmittag zur Kirche zu gehen, um verschiedene Priester zu hoeren, die Seher zu besuchen und mit ihnen zu beten. Ich versuche, ihnen die richtige Einstellung den Dingen gegenüber zu bewahren, selbst was die Geschäfte und die Restaurents anbelangt. Es ist gut, sie zu benutzen, aber man darf sich davon nicht vereinnahmen lassen. Wenn wir die Seher besuchen, so erkläre ich den Pilgern, daß sie keine Theologen sind. Wir besuchen sie, damit sie uns die wichtigsten Botschaften mitteilen und um mit ihnen zu beten. Sie sind keine "Götter", sondern sie sind nur Instrumente in den Händen Gottes. Der erste Grund der Wallfahrt ist weder die Seher zu sehen, noch die Sonne tanzen zu sehen, noch daß die Rosenkränze die Farbe wechseln. Gott kann diese Dinge dazu benutzen, um uns seine Gnade mitzuteilen, aber sie dürfen nicht der wichtigste Grund unserer Fahrt sein. Wichtig für ihre Medjugorje-Erfahrung sind der Rosenkranz am Abend, die hl. Messe und die Gebete nach der hl. Messe. Selbst wenn diese hl. Messe in einer fremden Sprache gefeiert wird, ermutige ich meine Gruppen in die Kirche zu kommen und daran teilzunehmen. Die Zeit der Predigt ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für das persönliche Gebet. Ich ermutige sie, diese Zeit für ihren Fortschritt zu nutzen. In meinem Brief vor der Fahrt schlage ich ihnen vor, ein Messbuch in ihrer Pfarrei auszuleihen, denn es kann helfen, die Gebete der Messe in Englisch während der kroatischen Messe mitzulesen. Wie ich schon vorher gesagt habe, so ist es wichtig, als Leiter selbst ein Beispiel zu geben und selbst daran teilzunehmen. Wenn wir nach Medjugorje mit einem zweiten Zeitplan gekommen sind, sollten wir vielleicht überlegen, was wir tun oder was wir nicht tun. Allzuoft habe ich Pilger gehört, die sich darüber beschwerten, daß ihre Gruppenleiter nie in der Kirche oder beim Rosenkranz zu sehen seien.. Der gute Hirte muss bei seiner Herde sein.

Wie sie wissen, machen viele Pilger die Erfahrung von einem tiefen Frieden und es gibt etliche, die Angst haben, nach Hause zurückzukehren, weil sie dort diegleichen Situationen erwarten, die sie zurückgelassen haben. Ein Freund hatte die Gewohnheit zu sagen: Während der Wallfahrt oder der Konferenz ist alles "Ehre sei dem Vater, und dem Sohn, und dem Heiligen Geist", aber wenn man zurückkommt ist alles "wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit...". Es muß aber nicht immer so sein. Ich muß meine Gruppen immer auf Satan aufmerksam machen, der ihnen den Frieden rauben will. Es ist wahr, daß die Situation bei ihnen zu Hause sich nicht geändert haben, aber diejenigen, die hier gewesen sind, sind verändert worden. Das Ergebnis der Wallfahrt ist, daß sie neue Mittel haben, um ihre Probleme zu meistern. Auf der Rückfahrt kann man fast sicher sein, daß man Verspätung am Flughafen haben wird, was einigen Sorgen bereiten kann. Aber das ist nur eine Schlinge vom Satan, und wir dürfen diesen Dingen nicht erlauben, uns zu stören. Der Satan sieht schnell, daß er bei uns keinen Erfolg haben kann und wird weggehen.

Normalerweise am letzten Tag nach dem Rosenkranz, wenn wir Medjugorje verlassen, sage ich, daß nun in Wirklichkeit erst die richtige Wallfahrt beginnt, indem wir Medjugorje verlassen und in unseren Alltag zurückkehren. Jetzt müssen wir die Botschaften der Jungfrau auf die beste Art und Weise, je nach unserer Familiensituation, leben. Ich warne sie vor der Tatsache, die Dinge zu wörtlich zu nehmen, was Schwierigkeiten in ihrer Familie hervorrufen kann durch die Veränderungen, die sie nach der Rückkehr machen wollen. Das Beste ist, ganz sachte voranzugehen, bei sich selbst anzufangen, andere zum Gebet oder zum Fasten einzuladen, aber ohne jemals irgedetwas durchdrücken zu wollen, denn das würde nicht lange anhalten! Man muß selbst ein Beispiel geben. Man muß Gott die Möglichkeit lassen, in unserem eigenen Leben zu handeln, um eine wirkliche und ständige Bekehrung zu bewirken. Die anderen werden sich in dem Maße ändern, wie sie an uns eine Veränderung sehen. Wenn die anderen bemerken, dass wir liebenswürdiger, geduldiger und hilfsbereiter geworden sind, daß unser Leben friedlicher und bereichert worden ist, werden sie ebenso danach verlangen. "Seht, wie sie einander lieben!" Wenn man anfängt uns Fragen zu stellen, dann ist das die beste Gelegenheit, von den Botschaften der Jungfrau und von unseren Erfahrung auf der Wallfahrt zu berichten. Leere Worte, ohne Veränderungen in unserem Leben, haben keine positive Auswirkung auf die anderen, vor allem nicht auf unsere Familien.

Nach der Rückkehr verschicke ich einen Brief an die Gruppe mit einem "Rechenschaftsbericht", in dem ich sie einlade, die Botschaften der Jungfrau zu leben, mit den empfangenen Gnaden weiterzugehen und die Veränderungen zu unternehmen, an die sie gedacht haben. Ich sage ihnen auch, mit Gott Geduld zu haben, anzufangen, die Botschaften in den kleinen Dingen zu leben, freundlicher mit ihrer Familie und bei der Arbeit zu sein. Sie werden Mängel wie bei jedem von uns erleben, aber man muss jeden Tag aufs neue beginnen. Gott sieht nicht auf den Erfolg, sondern auf den Versuch, und er gibt uns immer die Gnade nochmals und von neuem anzufangen. Ich füge dem Brief auch ein Exemplar unserer Zeitschrift bei und weise auf die Möglichkeit hin, die monatliche Botschaft zu bekommen.

Im Laufe der Jahre habe ich auch begriffen, daß wir Amerikaner, die aus einer tätigkeits- orientierte Gesellschaft stammen, häufig nach Erfahrungen in Medjugorje, ohne den Ruf zu einer tieferen Bekehrung zu erkennen, glauben, dazu berufen zu sein, ein "Zentrum", eine Zeitschrift oder eine Arbeitsgruppe zu gründen. Ich sage den Leuten daß sie aufhören sollen, daß sie lieber hinhören und sich Zeit nehmen sollen, damit die Erfahrung, die oft dramatisch war, sich verwurzeln kann bevor sie anfangen irgendetwas zu "machen". Ich ermutige sie, Gott und der Jungfrau die Zeit zu lassen, ihre Arbeit in ihnen fortzuführen, dem Reifen und der Umkehr in ihnen Zeit zu gewähren. Wenn sie reifer geworden sind, die Veränderungen Wurzeln geschlagen haben und Teil ihres täglichen Lebens geworden sind, erst dann sollen sie ernsthaft überlegen, ob sie wirklich etwas tun wollen. Viele Anfänge hatten keinen Bestand, weil die Personen zu schnell gehandelt haben, ohne ihr eigenes geistliches Fundamentgelegt zu haben.

Ich bin davon überzeugt, dass sie alle als Gruppenleiter zahlreiche Erfahrungen mit uns teilen können, und daß die, die Wallfahrten leiten, sicherlich exzellente Programme haben. Meine Intention in diesem Austausch liegt nicht darin, ihnen meine Vorgehensweise aufzudrängen, sondern die Verantwortung, die wir als Leiter den Leuten gegenüber und ihrem Weg mit dem Herrn und der Jungfrau haben, zu unterstreichen. Das Beispiel, die Ausgeglichenheit und der Friede in unserem Leben sprechen die Leute in unseren Gruppen mehr an, als dicke Bücher. Ich ermutige sie also,viel zu beten, eine gute Führung für ihre Gruppe zu suchen und mit ihnen alles zu teilen, was Gott ihnen gibt.