Datum: 16.07.2024.
Am Sonntag, dem 14. Juli 2024, feierte die Abendmesse am Außenaltar der Kirche des Hl. Jakobus in Medjugorje der Erzbischof und Apostolische Nuntius in der Republik Kroatien Giorgio Lingua. Es konzelebrierten der Apostolische Visitator mit einer besonderen Bedeutung für die Pfarre Medjugorje, der Erzbischof Aldo Cavalli, und der Bischof der Diözese Limerick in Irland, Msgr. Brendan Leahy, weiters der Provinzial der Franziskanerprovinz Herzegowina, Pater Jozo Grbeš, der Guardian des Antonianum, eines internationalen Institutes in Rom, Pater Miljenko Šteko, der Pfarrer von Medjugorje, Pater Zvonimir Pavičić und 34 weitere Priester.
In seiner Predigt bezog er sich auf die Messlesungen und sprach über Amos, der ins Exil geschickt wurde wegen seiner Weissagungen, und der sich verteidigte mit den Worten: „Ich bin kein Prophet und auch kein Prophetensohn, sondern ein Hirte und Züchter wilder Feigen. Aber der Herr nahm mich von der Herde und sagte zu mir: „Geh, prophezeie meinem Volk Israel!“
„Amos verließ alles, weil der Herr ihn berufen hatte. „Es war nicht seine Aufgabe, es war seine Mission“, sagte Erzbischof Lingua und betonte zwei Realitäten.
„Amos‘ Predigt schafft Probleme der öffentlichen Ordnung, sät Panik unter den Menschen und gefällt nicht den zivilen und religiösen Autoritäten, die mit Befehlen zu seiner Vertreibung interveniert. Die zweite Realität ist innerlich und hängt mit der Beziehung von Amos zu Gott zusammen, die in ihm die Sicherheit geschaffen hat – Gott ist derjenige, der ihn berufen und gesandt hat. Die andere Realität, die für ihn sehr offensichtlich ist, sieht sonst niemand und lässt sich nicht überprüfen, es gibt keine objektiven Kriterien und sichtbare Zeichen, die dies bestätigen könnten“, sagte Msgr. Lingua und betonte, dass diese beiden Realitäten im Leben auch eines jeden von uns präsent sind.
„Einerseits gibt es die Worte und Taten, die wir sagen und tun, die jeder sehen und die er bewerten kann. Andererseits hat jeder Mann und jede Frau etwas Persönliches, Intimes, eine geheimnisvolle Beziehung zu Gott. Es ist ein Dialog, der im eigenen Bewusstsein mit dem ewigen Geheimnis verankert ist, das unsichtbar, aber nicht weniger real ist. Deshalb ist vor dem Gewissen eines jeden Menschen Demut notwendig, größter Respekt, eine Haltung der Ehrfurcht, denn die Beziehung zu Gott ist einzigartig und unwiederholbar für jeden und geschieht im Verborgenen“, sagte Erzbischof Lingua und betonte, dass „dieses Denken eine tiefe Bedeutung hat für das, was hier in Medjugorje gelebt wird.“
„Es gibt eine äußere, objektive, sichtbare Realität, die niemand leugnen kann, wie etwa der Zustrom von Pilgern aus aller Welt ist, von denen viele ihren Glauben wiederentdecken, ihr Leben ändern und beginnen, Gott und ihren Nächsten zu lieben. In gewisser Weise ist es auch verwirrend, wie die Predigt von Amos, die das Volk verstörte und die Behörden beunruhigte.
Dann haben wir die innere Realität, verborgen, die nur dem bekannt ist, der sie erlebt, und nur er weiß, woher sie kommt. Und wenn wir darüber reden, gelingt es uns nie, sie vollständig zu vermitteln. Wir alle sind also aufgefordert, Gottes Werk mit Demut und Ehrfurcht zu sehen, ohne Vorurteile in Herz und Verstand.
Die Kirche, die Mutter und Lehrerin ist, hat wie keine andere die Pflicht und die anspruchsvolle Aufgabe der Unterscheidung, damit niemand getäuscht wird, auch nicht in gutem Glauben. Die Gläubigen haben das Recht auf Führung, denn sie fragen sich: Ist das, was sie mir sagen, wahr oder nicht wahr? Ist das, was ich sehe und höre, Realität oder Illusion? Entspricht es der Glaubensverkündigung oder handelt es sich um eine Täuschung?“, sagte Nuntius Lingua und bezog sich dabei auch auf die Normen zum Umgang mit übernatürlichen Phänomenen, die das Dikasterium für die Glaubenslehre im Mai veröffentlichte.
Er sagte: „Das höchste Maß an Anerkennung, das die Kirche geben kann, ist nihil obstat, bzw. dass man nach sorgfältiger und langfristiger Untersuchung der sichtbaren Erscheinungen feststellt, dass es keine Elemente gibt, die gegen die Lehre und Moral der Kirche verstoßen, und dass es also kein Hindernis gibt für eine freie und persönliche Bindung an solche Phänomene und die Botschaften, die sie mit sich bringen, und er fügte hinzu, dass er, als er dieses Dokument zum ersten Mal las, dachte, die kirchliche Autorität wolle sich die Hände waschen, damit sie sich nicht zu solch sensiblen Themen äußern müsse.“
„Dann wurde mir klar, dass dies im Gegenteil eine Haltung großen Respekts gegenüber dem Gewissen des Einzelnen ist, das, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt, der geheimste Kern und das Heiligtum des Menschen ist, wo er allein mit Gott ist, dessen Stimme in seinem Innersten widerhallt. Niemand sonst kann also eindringen und das individuelle Gewissen beurteilen. Nur Taten und äußere Phänomene können gesehen und beurteilt werden, aber nicht die persönliche Beziehung dieser Menschen zu Gott", sagte Erzbischof Lingua, und betonte, dass es nur eine endgültige und sichere Verkündigung gibt, und zwar diejenige, die im Sohn Gottes geschah... „Das Leben und die Worte Christi sind das einzige universelle und endgültige Kriterium für die Offenbarung Gottes an den Menschen. Doch wenn alles in dem fleischgewordenen Wort gesagt ist, bedeutet das nicht, dass bereits alles verstanden wurde“, sagte Erzbischof Lingua.