Festtag des Seligen Alojzije, Kardinal Stepinac - Gedenktag des Märtyrertodes der Franziskaner aus der Pfarre Medjugorje

Datum: 10.02.2009.

Der selige Aloisius Kardinal Stepinac (1898 – 1960) war von 1937 bis 1960 Erzbischof von Zagreb. Im Jahr 1946 wurde er von den kommunistischen Behörden zu 16 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach fünf Jahren Zwangsarbeit im Gefängnis zu Lepoglav wurde er aus dem Gefängnis entlassen und in Krasic unter Hausarrest gestellt, wo er am 10. Februar 1960 starb.  Papst Pius XII. hatte ihn 1952 zum Kardinal ernannt und Papst Johannes Paul II. hat ihn 1998 zum Märtyrer erhoben und seliggesprochen. Die Ruhestätte des Kardinals befindet sich in der Kathedrale von Zagreb. Sein Grab ist ständig Ziel von vielen Pilgern, um dort zu beten.

 

Am  13. Oktober 1946 schrieb die „New York Times“, dass der Prozess gegen Erzbischof Stepinac ein rein politischer Prozess war, da der Ausgang vorausbestimmt war… Die Verurteilung und die Einkerkerung des Erzbischofs Stepinac sind Teil der Kampagne gegen seine Kirche, deren einzige Schuld darin besteht, dass sie als Feind des Kommunismus gesehen wird.“ Der amerikanische Rat der Juden ließ verlauten, dass Stepinac einer der sehr seltenen Menschen in Europa ist, der seine Stimme gegen die Tyrannei des Nationalsozialismus erhob, zu einer Zeit, da dies sehr schwierig und gefährlich war.“  

 

Am 10. Februar, seinem Todestag, wird bei den kroatischen Katholiken seiner von je her gedacht. In der Pfarre Medjugorje gedenkt man an diesem Tag immer auch des Todes jener Franziskaner, die aus Medjugorje stammen oder dort in der Pfarre pastorale Tätigkeiten ausübten und als Märtyrer starben.

Während des Zweiten Weltkrieges oder unmittelbar danach starben durch die Hand von Partisanen und durch kommunistische Machthaber 66 Franziskaner aus der Herzegowina. Zehn von ihnen sind in gewisser Weise mit Medjugorje verbunden; entweder sind sie in Medjugorje geboren oder sie waren in Medjugorje Seelsorger.  Das sind: Pater Jozo Bencun, Pater Marko Dragicevic (sen.), Pater Mariofil Sivric, Pater Grgo Vasilj, Pater Jenko Vasilj, Pater Krizan Galic, Pater Bono Jalavic, Pater Pasko Martinac, Pater Andjelko Nuic und Pater Bernardin Smoljan.

Das Messopfer wird an diesem Tag auch als Gedenktag gefeiert für alle, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallen sind so wie auch für jene, die in der Verteidigung des Glaubens und der Heimat ihr Leben ließen. Die hl. Messe wurde von P. Vjekoslav Milicevic gefeiert. Konzelebriert haben der Pfarrer von Medjugorje P. Petra Vlasic, der Kaplan P. Karlo Lovric, der Provinzvikar P. Miljenko Steko, der Novizenmeister der Franziskaner und frühere Provinzial P. Slavko Soldo, der Guardian des Franziskanerklosters in Mostar P. Mate Dragicevic und der Dechant des Dekanates Brotnjo P. Mika Stojic.

 

Das Testament des Kardinal Stepinac

 

An meine lieben Gläubigen!

 

Die göttliche Vorsehung hat mir in ihren unergründlichen Plänen vor vielen Jahren die Hirtensorge für eure Seelen anvertraut. Ich bin überzeugt davon, dass es in unserer Erzdiözese damals viele Priester gab, die gelehrter, tugendhafter und verdienter waren als ich, da ich ja damals erst dreieinhalb Jahre lang Priester und vielen unbekannt war. Nach all dem, was sich zugetragen hat, frage ich mich: Warum hat der Herr gerade mich für diesen Dienst auserwählt? Ich sollte mich der Worte des hl. Paulus bedienen, die er an die Gläubigen in Korinth richtete: ‚Das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.

 

Von dem Tag an, als ich zum geistlichen Oberhirten erwählt wurde, sind nun schon viele Jahre vergangen, alle stürmisch und schwierig, und am Ende hat mein leibliches Leben darunter Schaden erlitten und meine Gesundheit ist vernichtet. Ich fühle, dass ich nicht mehr lange unter euch sein werde. Ich bin mir in der tiefsten Seele bewusst, dass ich nicht ohne Sünde war und ich bin davon noch mehr überzeugt, wenn ich die Worte des hl. Johannes vor Augen habe: ‚Wenn wir sagen, daß wir ohne Sünde sind, täuschen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns.’ Wenn ich jemandem in irgendeiner Weise Schaden zugefügt habe, bitte ich ihn aufrichtig, dass er mir vergibt, allen aber, die mir Böses angetan haben, vergebe ich von ganzem Herzen.  Sonst wäre ich nicht würdig, vor Christus, den Erlöser, hinzutreten, der am Kreuz für jene gebetet hat, die ihn gekreuzigt haben: ‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!’

 

Ich verabschiede mich von euch, meine lieben Gläubigen, ich fühle mich gedrängt, einige Worte an euch zu richten, die ich euch als mein Testament hinterlasse. Ich möchte nämlich, auch nach meinem Tod, alles tun, was ich kann, um alle Gefahren, die euch drohen, von euch abzuwenden und euer Glück zu vermehren, so weit das in diesem Tal der Tränen möglich ist. Ich denke, daß das am dringlichsten ist, denn Ihr, die Angehörigen meiner Diözese, macht einen Großteil des kroatischen Volkes aus, in dem mir die Vorsehung Gottes mein erzbischöfliches Wirken zugeteilt hat. Was ich euch hinterlasse, wird auch für alle anderen fruchtbar sein. Unter euch haben sich die Gottlosen eingeschlichen und sie sind über euch hergefallen. Menschen, die, obwohl sie in der Minderheit sind (während ich das schreibe sind ihrer nicht einmal 2% des ganzen Volkes), alles unternommen haben, um aus euren Seelen den Namen Gottes auszureißen und euch – wie sie sagen – auch ohne Gott glücklich zu machen. Aber, meine lieben Gläubigen, in dem Augenblick, da ich diese Welt verlasse, muß ich euch von jedem dieser Versuche das sagen, was der Prophet Jesaja gesagt hat: „O, du mein Volk, alle, die dich glücklich machen wollen, täuschen dich und vernichten den Weg, der dir vorgegeben ist.“  Habt ihr nicht gehört, was der vom Herrn inspirierte Prophet gesagt hat: ‚Wenn der Herr nicht das Haus baut, mühen sich die Bauleute umsonst. Wenn der Herr das Haus nicht bewacht, wachen die Wächter umsonst.’

 

Das Glück ohne Gott  erreichen zu wollen, heißt: den babylonischen Turm errichten zu wollen, der ihren Erbauern die Sprachverwirrung eingebracht und sie über die ganze Welt zerstreut hat. Das wird sich auch in Zukunft ereignen. Das ist gewiss. Jeder Versuch eines Volkes, eine Kultur, eine Zivilisation oder Wohlstand ohne Gott zu schaffen, heißt, seinen gegenwärtigen und ewigen Untergang zu besiegeln. Deswegen, meine lieben Söhne, möchte ich euch zum Abschied die Worte des hl. Paulus an die Philipper zurufen: „Seid standhaft im Herrn, meine Lieben!' Nur im Herrn ist unser zeitliches und ewiges Glück gewährleistet. Die Entfernung von Gott führt nur in den Abgrund und zum Untergang.

 

Es ist doch so, dass der verlorene Sohn, von dem das Evangelium berichtet, gemeint hat, sein Gück zu finden, wenn er das Vaterhaus verläßt? Er ist vom Hause des Vater reich weggegangen, später aber, in welchem Elend hat er sich wiedergefunden! Gerne hätte er seinen Hunger mit den Schoten gestillt, die die Schweine fraßen, aber gab sie ihm. Menschen, die Gott verachten, möchten euch von Ihm entfernen und euch so in einen sehr bedauernswerten Zustand versetzen. Ihr Wirken und ihr Bestreben ist von Gott verflucht. Das ist leicht zu verstehen, denn 'Gott lässt nicht mit sich Spott treiben', wie der hl. Paulus schreibt. Schlußendlich werden sie euch den Ort des Glücks, den sie euch versprechen, nicht bieten können, ja nicht einmal das, was der Mensch am notwendigsten braucht.

 

So wird es immer sein, denn Gottes Wort ist Wahrheit und es kann sich nicht täuschen. Der Prophet sagt: „Herr, Du bist die Hoffnung Israels. Alle, die dich verlassen, werden zuschanden, und die sich von Dir entfernen, werden in den Staub geschrieben, denn sie haben die Quelle des lebendigen Wassers, den Herrn, verlassen.' Der große, gute Gott hat den Menschen nach seinem Sündenfall im irdischen Paradies nicht im Stich gelassen, obwohl der Mensch das verdient hätte. Im Gegenteil, Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gesandt hat, um sie zu retten, wie der Apostel sagt: „Entreisse uns der Macht der Finsternis und bringe uns in das Reich deines geliebten Sohnes.“ Dieses Reich ist die Kirche Christi, die katholische Kirche, die so alt ist, wie der christliche Glaube selbst. Die katholische Kirche hat keinen einzigen Buchstaben ihrer Lehre weggelassen, sie lehrt auch heute noch alles, was sie von den Aposteln übernommen hat. Sie hat, wie ihr wisst, ihren obersten Sitz in Rom und wird ihn bis zum Ende der Welt behalten. Dort hatte der erste Stellvertreter Christi, der hl. Petrus, seinen Sitz in der Verwaltung der Kirche. Dort walten auch seine Nachfolger, die Päpste. Ihr wisst doch, was Jesus zu Petrus gesagt hat: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“ Das ist daher die oberste Richtschnur: Wo Petrus ist, dort ist auch die Kirche Christi!

 

Meine lieben Gläubigen, bleibt der katholischen Kirche, die ihren obersten Hirten, den Nachfolger des Petrus hat, um jeden Preis treu, sogar um den Preis des eigenen Lebens, wenn es notwendig sein sollte! Ihr wisst, dass unsere Väter und Vorfahren durch so viele Jahrhunderte so viele Bäche und Ströme von Blut vergossen haben, um den heiligen Schatz des katholischen Glaubens zu bewahren und der Kirche Christi treu zu bleiben. Ihr werdet euch des Namens eurer Väter nicht würdig erweisen, wenn ihr duldet, dass euch jemand dem Felsen entreisst,  auf den Christus seine Kirche gegründet hat. Im Jahr 1941 haben wir uns auf die 1300-Jahrfeier der ersten Bindungen unseres Volkes an den hl. Stuhl vorbereitet. Der Weltkrieg hat die Feierlichkeiten dieses Jubiläums unterbunden, aber weder Krieg noch Friede, weder Glück noch Unglück dürfen uns in unserem Entschluss erschüttern, der Kirche Christi bis zum Tod treu zu bleiben. Wir müssen es, wie die Israeliten an den Flüssen Babylons, wiederholen: „Wenn wir dich je vergessen, Jerusalem, soll unsere Rechte verdorren!“

 

Wenn jemand unter euch, ob Laie oder Priester, auch nur einen Augenblick versuchte, euch in diesem Punkt ins Wanken zu bringen, meidet sein Haus! Vielleicht werdet ihr jetzt sagen, dass ich allzustreng urteile? Ich wäre euer größter Feind, würde ich euch die Wahrheit veheimlichen.

Wenn ich nun so spreche, geschieht das zu eurem Besten. Hat uns Jesus nicht ermahnt: „Gebt acht, dass euch niemand irreführt!“

 

Von Christus getrennt zu sein bedeutet: wie eine Rebe zu sein, die vom Rebstock abgetrennt wurde. Das Schicksal des Einzelnen wird so sein, wie Jesus es bei seinem Letzten Abendmahl beschrieben hat: „Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.“ Bleibt daher der katholischen Kirche immer treu, treu bis zum Grab!

 

Das Leben in der Familie wäre sehr schwer, wenn es die Mutter nicht gäbe. Die Kirche ist die große Familie Gottes. Gott hat dieser Familie eine Mutter gegeben, das ist die Selige Jungfrau Maria, die Mutter Gottes und unser aller Mutter. Meine lieben Gläubigen, unsere Vorfahren habe überall in unserer Heimat Kirchen errichtet, die der heiligsten Jungfrau geweiht sind. Ihr heiliges Bildnis zierte die Fahnen unserer Vorfahren, sooft sie in den Krieg 'für das heilige Kreuz und die goldene Freiheit' zogen. Vor ihren Altären fielen Büsser und reumütige Sünder auf die Knie, um von Gott die Vergebung der Sünden auf die Fürbitten jener zu erlangen, die die Zuflucht der Sünder ist. Auf sie setzten unsere Vorfahren ihre Hoffnung in allen schweren Zeiten ihres persönlichen Lebens und in schweren Zeiten des Volkes. Folgt im Licht eurer Väter diesem Beispiel!

 

Das empfehlen euch übrigens auch die obersten Hirten der hl. Kirche. Wenn ihr mit ehrlicher und ausdauernder Liebe die Muttergottes verehrt, wird sich auch an euch verwirklichen, was der Weise prophezeit: „Wer seine Mutter ehrt, gleicht jenem, der Schätze sammelt!“ Nur der gottlose Kommunismus war imstande, sogar in den Schulbüchern gotteslästerliche Sakrilegien gegen die Muttergottes einzubinden. Alle diese gotteslästerlichen Sakrilegien habe ich im Jahr 1946 während meines bekannten, sogenannten  Prozesses verurteilt und angeprangert, sie haben aber gehofft, mit diesem Prozess die katholische Kirche mit einem Federstrich aus unserer kroatischen Heimat auszulöschen. Gott behüte, dass auch nur einer unter euch in die Fußspuren jener schlechten Menschen tritt und die Gottesmutter beleidigt. Für so einen bedauernswerten Menschen gilt das Wort des Weisen: 'Wer das Leben seiner Mutter vergällt, ist vom Herrn verflucht'.

 

Zum Schluss, liebe Söhne, liebt einander! Denn 'Gott ist die Liebe' wie der Apostel sagt.

Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan! Seid eines Herzens und eines Sinnes, liebt aber auch eure Feinde, denn das ist ein Gottesgebot. Dann werdet ihr Kinder eures himmlischen Vaters sein, der 'Seine Sonne aufgehen läßt über Guten und Bösen, und der Seinen Regen den Gerechten und den Sündern sendet.' Mögen euch die Übel eurer Feinde nicht von der Liebe zu ihnen abwenden, denn der Mensch ist eines und das Übel ein anderes. Der hl. Augustinus sagt: 'Der Mensch ist Gottes Schöpfung, das Übel aber ist das Werk des Menschen. Liebe das, was Gott erschaffen hat und nicht das, was der Mensch getan hat'.

 

Denkt bei Gelegenheit in euren Gebeten auch an mich, euren Hirten in schweren Zeiten, dass mir Gott gnädig sei! Ich hoffe, dass mir der barmherzige Jesus seine Gnade verleihen wird, dass ich auch im Himmel für euch alle beten kann, solange es die Welt und eure Erzdiözese gibt, dass ihr das Ziel erreicht, für das euch Gott erschaffen hat.

 

                                                                        Krasic, am 28. Mai 1957

                                                      Aloisius Kardinal Stepinac, Erzbischof