Die Papstbotschaft an die Jugend zum 31. Mladifest in Medjugorje

Datum: 01.08.2020.

Liebe Jugendliche!

Das alljährliche Jugendtreffen in Medjugorje ist eine Zeit, des Gebets, der Katechese und brüderlichen Begegnung, die euch die Gelegenheit bietet, den lebendigen Jesus Christus in der Feier der heiligen Eucharistie, in der Anbetung des Allerheiligsten sowie im Sakrament der Versöhnung auf besondere Weise kennenzulernen. So hilft sie euch, eine andere Lebensweise zu entdecken, die sich von derjenigen unterscheidet, die uns die Kultur des Vorübergehenden zeigt, nach der nichts ewig sein kann und die nur das Vergnügen des gegenwärtigen Augenblicks kennt. In dieser Atmosphäre des Relativismus, in der es schwer ist, wahre und sichere Antworten zu finden, lautet das Motto unseres Festivals: „Kommt und seht!“. (Joh 1, 39) Diese Worte, die Jesus an seine Jünger richtete, sind ein Segen. Jesus richtet seinen Blick auch auf euch und lädt euch ein, euch auf den Weg zu machen und bei ihm zu bleiben.

Fürchtet euch nicht! Jesus lebt, und er will, dass ihr lebendig seid. Er ist die wahre Schönheit und Jugend dieser Welt. Alles, was er berührt, wird jung, wird neu, voller Leben und Sinn. (Nachsynodales Apostolisches Schreiben „Christus vivit“, 1) Und eben das sehen wir in der Darstellung des Evangeliums, in der der Herr zwei Jünger, die ihm folgen, fragt: „Was sucht ihr?“. Und sie antworten: „Meister, wo wohnst du?“ Jesus aber sagt ihnen: „Kommt und seht!“ (Joh. 1.35 – 39). Sie gingen mit, sahen und blieben. Die Erfahrung der Begegnung mit Jesus prägte sich so tief in das Gedächtnis der Jünger ein, dass einer von ihnen sogar die Zeit der Begegnung notierte: „Es war um die zehnte Stunde“. (vgl Joh 1, 39)

Das Evangelium beschreibt uns, wie die beiden Jünger, nachdem sie im Haus des Herrn gewesen waren, zu „Vermittlern“ wurden, die es anderen ermöglichten, ihm zu begegnen, ihn zu erkennen und ihm zu folgen. Andreas berichtet sofort seinem Bruder Simon von seiner Erfahrung und führt ihn zu Jesus. Der Meister gibt ihm, als er ihn erblickte, den Namen „Kephas“, d.h. „Fels“, der später Petrus wird. (Joh. 1.40 – 42) Das zeigt, wie wir in der Begegnung mit Jesus zu neuen Menschen werden und die Mission annehmen, anderen diese Erfahrung weiterzugeben, die jedoch den Blick immer auf Ihn, den Herrn, gerichtet halten.

Liebe Jugendliche, seid ihr diesem Blick Jesu begegnet, der euch fragt: „Was sucht ihr?“ Habt ihr seine Stimme gehört, die sagt: „Kommt und seht.“? Habt ihr diesen Drang gespürt, aufzubrechen? Verbringt diese Zeit mit Jesus, lasst euch mit seinem Geist erfüllen, damit ihr bereit werdet für das Abenteuer des Lebens. Geht ihm entgegen, bleibt bei ihm im Gebet, vertraut euch ihm an, denn er ist ein Kenner des menschlichen Herzens.

Der wunderschöne Aufruf des Herrn: „Kommt und seht“, den uns der junge und geliebte Jünger Christi übermittelt hat, ist auch an alle zukünftigen Jünger gerichtet. Jesus lädt euch ein, ihm zu begegnen und gerade dieses Festival ist eine Gelegenheit für euch zu „kommen“ und zu „sehen“. Das Wort „kommen“ weist nicht nur auf einen physischen Aufbruch hin, es hat auch einen tieferen, geistigen Sinn. Es weist auf das Schreiten des Glaubens hin, dessen letztliches Ziel es ist „zu sehen“, d.h. den Herrn zu erleben und Dank Ihm den vollen und endgültigen Sinn unserer Existenz zu erkennen.

Das große Vorbild der Kirche des jungen Herzens, die bereit ist, Christus mit neuer Frische und Treue zu folgen, bleibt immer die Jungfrau Maria. Die Kraft ihres „Ja“ und ihres „mir geschehe“, dass sie vor dem Engel ausgesprochen hat, begeistert immer wieder von neuem. Ihr „Ja“ bedeutet teilzunehmen und zu riskieren, ohne weitere Garantie, außer der Sicherheit, die in der Erkenntnis liegt, dass sie die Trägerin des Versprechens ist. Ihr “Ich bin die Magd des Herrn“ (Luk 1, 38) ist das schönste Beispiel, das uns zeigt, was geschieht, wenn sich der Mensch in seiner Freiheit in die Hände Gottes übergibt. Möge euch dieses Beispiel inspirieren und euch ein Wegweiser sein! Maria ist die Mutter, die „über uns, ihre Kinder, wacht, die wir oft müde und bedürftig durch dieses Leben gehen, die aber den Wunsch haben, dass das Licht der Hoffnung nicht erlischt. Das ist, was wir wollen: dass das Licht der Hoffnung nicht erlischt. Unsere Mutter schaut auf dieses pilgernde Volk, dieses Volk von jungen Menschen, das sie liebt und welches nach ihr sucht in der Stille, trotz des vielen Lärms, den Gesprächen und Ablenkungen entlang des Weges“. (Christus vivit, 48)

Liebe Jugendliche, lauft „angezogen von jenem so sehr geliebten Antlitz, das wir in der heiligsten Eucharistie anbeten und im Fleisch der leidenden Brüder und Schwestern erkennen. Der Heilige Geist möge euch bei diesem Lauf antreiben. Die Kirche bedarf eures Schwungs, eurer Intuition, eures Glaubens.“ (op. cit. 299) In diesem Lauf um das Evangelium, inspiriert, auch von diesem Festival, vertraue ich euch alle der Fürsprache der Seligen Jungfrau Maria an und rufe auf euch das Licht und die Kraft des Heiligen Geistes herab, damit ihr wahre Zeugen Christi sein könnt. Dafür bete ich, und segne euch und bitte euch, dass auch ihr für mich betet.

Rom, hl. Johannes im Lateran, 
am Festtag des hl. Petrus und Paulus, 29. Juni 2020