Weihnachtsbotschaft des Provinzials, P. Miljenko Šteko

Datum: 22.12.2021.

Miljenko Šteko, der Provinzial der Franziskanerprovinz in der Herzegowina, sandte eine Weihnachtsbotschaft, die wir zur Gänze übertragen:

Das Geheimnis von Weihnachten ist in der biblischen Beschreibung der Geburt Jesu begründet. Matthäus überliefert den Stammbaum Jesu, Markus spricht mehr über Johannes und seinen Auftritt, und dann erst über Jesus. Aber nur ein einziger kurzer Satz erleuchtete die Jahrhunderte: „Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lk 2,6f) Johannes meldet in seinem prächtigen Prolog sofort und allen, dass das Wort Gottes Mensch geworden ist, in unsere Lebenswelt gekommen ist, uns gleich geworden ist, außer in der Sünde. Dass Er das Licht ist und uns dem Dunkel entreißen will (vgl. Joh 1,1-5).

Durch das Weihnachtsereignis, als einem Geschenk der Ewigkeit an die Zeit, tat sich die „Fülle“ kund, nach der sich Jahrhunderte sehnten. Weihnachten schreitet einher und klopft an unsere Tür, klopft an unser Herz, an unsere Seele, klopft an die Tür unseres Lebens.

Ist Weihnachten dieses Jahr irgendwie ruhiger, oder scheint es uns bloß so? Ist alles müde geworden durch all unsere zahllosen Sorgen, Schwankungen und Rätsel? Ist für uns Weihnachten das, was es früher war?!

Auch wenn viele gemäß ihrer Situation Weihnachten für düster und mühsam halten, weil sie sich so fühlen, ist das nicht gut. Denn jemand hatte sich vor uns in viel schwierigeren und schlimmeren Zeiten darum bemüht, dass ich als Kind, das erst zu gehen und zu sprechen begann, das noch nichts verstand, Weihnachten lieb gewinne. Dass Weihnachten mich als Kind gleichsam überwältigt.

Heute soll man den jungen Generationen die weihnachtliche Atmosphäre vermitteln. Bewirken, dass sie sich wohl fühlen, glücklich sind, eben weil Weihnachten naht. Lassen wir es nicht zu, dass Weihnachten für uns seinen Glanz verliert, uns müde und stumpf macht, uns keine Freude mehr bereitet. Denn wenn wir nicht für die neuen Generationen kämpfen, für wen dann? Was bleibt uns dann noch?

Wenn wir trotz allem und jedem im Weihnachtslicht wandeln, streben wir weiterhin danach, dass Weihnachten unsere Herzen berührt. Dass sich diese Geburt, diese Inkarnation in unserem Herzen ereignet. Dass wir durch Weihnachten erstrahlen. Wenn wir in unserem familiären Umfeld, in unseren Klöstern, in Pfarrhäusern die Weihnachtskerzen anzünden, nähern wir uns im Geiste dem Neugeborenen. Dass er uns veredelt. Dass uns Weihnachten von neuem dieser Aufschwung der Freude werde, den wir seit unserer Kindheit nie vergessen können. Und alles, was wir von Kindheit an bewahrt haben. Bunte Glaskugeln, in denen sich die Augen unserer Mütter widerspiegeln, die zwar müde, aber doch so begierig darauf aus waren, unsere Herzen mit Freude zu erwärmen. Ein Haus, das plötzlich zum Heim wird, in seiner ganzen Wortfülle, duftend und warm. Mit grünem Weizen. Mit dem „Geruch“ von Schnee und Kälte, die der Heilige Abend mit sich bringt. Und die schwieligen Hände des Vaters, während er den Christbaum aufstellte. „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater“ hallt es in unserer Erinnerung wider, während das Haus mit Weihwasser besprenkelt wurde. Und während wir beisammen waren.

Mögen es für uns frohe Weihnachten und eine heilige Geburt Jesu sein! Gesegnet sei das neue Jahr 2022!

P. Miljenko Šteko, Provinzial