Osterbotschaft des Provinzials der Franziskanerprovinz Herzegowina, P. Miljenko Šteko

Datum: 15.04.2022.

In letzter Zeit ist klar geworden, wie machtlos wir praktisch in dieser Welt sind. Angesichts der vielen verheeren Bilder fragen wir uns, ob es möglich ist, dass so etwas wirklich in unserer Welt geschieht. Unsere Seelen sind in ständigem Krampf und in Angst, wenn wir uns fragen, was noch passieren wird, wo das Ende von all dem sei.

Aber wenn wir uns ein wenig sammeln, hilft uns gerade die Erfahrung der Ohnmacht zu erkennen, dass wir uns auf Seine Allmacht verlassen müssen. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, sagt Jesus (Joh 15,5). Mit ihm sind wir allmächtig. Unsere ganze Kraft liegt in dieser unserer Hilflosigkeit, denn dann bleibt uns Tatsache, dass „ich alles vermag durch den, der mir Kraft gibt“ (Phil 4,13). Mit seiner Kraft können wir zu günstiger oder ungünstiger Zeit das Wort Gottes aussäen, Leiden ertragen, die Frohbotschaft verkündigen und unsere Pflicht bis zum Ende erfüllen (vgl. 2 Tim 4,2.5).

Auch die heutige Welt braucht unbedingt die Botschaft vom wichtigsten Ereignis, das der Himmel der Menschheit geschenkt hat: Auf diesem Planeten wurde vor zweitausend Jahren der Sohn Gottes geboren, der für die Menschen lebte, für sie arbeitete und litt, für sie betete und starb, aber für sie auch auferstand. Was auch immer die Welt tun mag, wie auch immer sie sein mag, sie kann den Hunger nach wahrem Leben, den Durst nach wahrer Freude, das Bedürfnis nach wahrem Frieden, nach dem Leben nicht verdrängen. Und wer kann dem Menschen mehr Leben, mehr Freude und mehr Frieden schenken als derjenige, der von sich selbst gesagt hat „Ich bin das Leben“!? (Joh 14:6)

Der Mensch wird immer fähig bleiben, nach Gott zu hungern, weil Gott selbst dafür gesorgt hat, weil er in das menschliche Herz eine selige Unruhe, eine unstillbare Sehnsucht nach dem Schöpfer eingepflanzt hat. Den Menschen von Idealen zu erzählen, ist nie umsonst, denn der Ursprung der Ideale ist der brennende Durst nach der Ewigkeit, die Sehnsucht nach Gott. Oder, wie es Friedrich Schlegel einmal gesagt hat, das Edelste unserer Natur. Es gibt also genug Raum für unser Wirken, jeden Tag!

Und wenn uns das Leben ermüdet hat, dann sagt uns Jesus (Mt 11,28-30): „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“ Gibt es einen schöneren Ruf als diesen? Keine Berufung in der Menschheit kann da mithalten. Der Herr bietet uns alles an, an uns liegt es nur, ihm zu antworten und zu kommen. Sein Ruf ist besonders wirksam, wenn wir von Müdigkeit und Stress bedrängt werden. Der Ruf ergeht an Sie, wenn Sie von alltäglichen Sorgen zermürbt werden, an Sie, wenn Sie möglicherweise im Spital auf die Informationen warten über die Infusionsflasche, an der Sie hängen, an Sie, die sich täglich darum mühen, Ihr Kind auf den richtigen Weg zu führen, an Sie, die von existentiellen Fragen gequält sind, an Sie, die sich auf der Suche nach dem Lebenssinn völlig verloren haben und falschen Idealen nachhängen, an Sie, die in Angst geraten durch die täglichen Bedrohungen, die auf kleinen und großen Bildschirmen sichtbar werden! An Euch, die ihr schwierige Tage des Schmerzes und der Dunkelheit durchlebt. Ja, wir können uns eigentlich alle ausnahmslos in den Worten Jesu wiederfinden, wenn er die Müden und Belasteten einlädt.

Unter den Strahlen der Ostersonne zerbricht Jesus seinen Grabstein, aber auch die unseren, ​​und führt uns in ein neues Leben. Er zerbricht, was in unserem Leben schwach und müde ist, was steckengeblieben ist, ohne Leben und Liebe. Er zerbricht die Grabsteine ​​unserer Einsamkeit und Schuld und führt uns in die Weite seiner Auferstehungsliebe.

Im Sinne dieser und solcher Liebe Christi und seiner unermesslichen Barmherzigkeit wünsche ich uns allen ein frohes und heilbringendes Osterfest!

P. Miljenko Šteko