Gespräch mit Schwester Isabel Bettwy, Steubenville, Ohio (USA)

Datum: 29.04.2006.

Schwester Isabel Bettwy ist Gründerin und Leiterin der Gemeinschaft „Barmherzige Mutter,“  die die Verehrung Marias in Gebet und Erziehung zum Ziel hat. Eine der Tätigkeiten dieser Gemeinschaft war auch die Organisation von Wallfahrten an verschiedene Orte in der ganzen Welt, wo Maria verehrt wird, jedoch am meisten nach Medjugorje. Schwester Isabel kam im Oktober 1983 zum ersten Mal nach Medjugorje. 1994 begann sie Pilger nach Medjugorje zu begleiten und zwar in ihrer Eigenschaft als Leiterin der Einrichtung für Reisen an der Franziskanischen Universität von Steubenville. Sogar zu der Zeit, als Schwester Isabel schon Leiterin des nationalen Heiligtums „Barmherziger Jesus“ und des Institutes „Barmherziger Jesus von Johannes Paul II.“ in Stockbridge, USA, war, brachte sie schon Pilger nach Medjugorje. Sr. Isabel Bettwy ist jetzt in Pension, begleitet aber weiterhin Pilger nach Medjugorje.

(Siehe: http://www.mercifulmotherassociation.org.)

            Im April 2006 hat Sr. Isabel Betwy anläßlich ihres 73. Aufenthaltes in Medjugorje mit Lidija Paris folgendes Gespräch geführt:

 

Da Sie nun schon nahezu Teil der Geschichte von Medjugorje sind, besonders für Amerikaner, wollen Sie uns liebenswürdigerweise etwas  über Ihre Freundschaft mit Medjugorje und mit der Gospa erzählen?

          Ich habe die Gottesmutter immer schon geliebt. Ich bin in einer marianischen Pfarre aufgewachsen. Als Kind besuchte ich in der Kirche oft Andachten  und Novenen. Als ich im Januar 1983 das erste Mal von Medjugorje hörte, habe ich sofort geglaubt. Warum sollte ich nicht glauben, dass die Gottesmutter auch jetzt erscheint? Zu dem Zeitpunkt aber habe ich noch nicht überlegt, nach Medjugorje zu fahren.

        Zu jener Zeit haben mir meine Verantwortungen keine Reisen gestattet. Ich war an einer Einrichtung der Franziskanischen Universität als Leiterin für Konferenzen beschäftigt, denn wir haben während des Sommers, wenn keine Studenten da waren, Tagungen gehalten. Aber gerade damals wurde ich an eine Institution versetzt, die den Studenten finanzielle Unterstützung anbot und ich war dabei, diese Einrichtung zu forcieren.

         Ich hörte von Medjugorje, ich glaubte und ich hatte das Gefühl, dass ich hin müsste, aber ich wusste nicht wie, denn damals war noch niemand hierher gekommen. Nun, wenn der Herr etwas vorhat, dann kümmert Er sich auch darum, dass es Wirklichkeit wird. Familie Karminsky kam mit dem inzwischen verstorbenen O. Joseph Pelletier nach Medjugorje. Er hat Bücher über Marienerscheinungen geschrieben. So hatte ich Gelegenheit, in seiner Nähe zu sein und seinen Gesprächen zuzuhören. Bei meinem ersten Aufenthalt habe ich ein wenig gezaudert, denn ich war der Meinung, dass sich nun alles nur um Maria drehen wird. Doch während der ersten drei Tage habe ich das Wort „Gospa“ nicht gehört. Alles drehte sich um „Jesus“. So war das für mich in Ordnung. Ich wusste, dass ich am rechten Ort bin: zu Hause. Maria führt uns zu Jesus.

           Ich habe auch eine neue, persönliche Bekehrung erlebt. Ich ahnte, dass sich in meinem Leben etwas ändern wird, aber ich wusste nicht was. Auf der Universität der Franziskaner haben wir einen neuen Aufgabenbereich eingeführt, und zwar ‚Reiseprogramm’. Da ich in Medjugorje war, beschlossen wir, jährlich eine Pilgerfahrt nach Medjugorje und noch eine andere Pilgerreise zu veranstalten. Die Leute kamen gern. Wir haben zehn Reisen nach Medjugorje veranstaltet. So konnten wir hunderte Pilger aus den USA hierher bringen.

 

Was war für die Pilger so anziehend?

           Ich denke, die Unbefleckte Jungfrau Maria hat die Leute angelockt. Wir alle sind von Fatima beeinflusst herangewachsen, wir alle kannten die Ereignisse von Fatima und wir glaubte an sie. Wir glaubten auch an Lourdes und an die Gottesmutter von Guadalupe. Nach dem II.Vatikanischen Konzil war die Gottesmutter etwas in den Hintergrund geraten, jedoch nicht in den Herzen der Menschen. Sie beteten nach wie vor zu ihr. Als wir aber von Medjugorje hörten, war es wie ein Lauffeuer und in den Herzen der Menschen erwachte eine Sehnsucht nach Medjugorje zu fahren. Ich empfand es als ein großes Privileg, ihre Anführerin zu sein. In Laufe von fünf Jahren kam ich etwa zehnmal jährlich.

 

Wie war Medjugorje damals?

          Für uns Amerikaner war das eine wahre Herausforderung. Wir waren nicht gewohnt, ohne fließendes Wasser auszukommen, ohne Bad, ohne Dusche, ohne Restaurant… das alles gab es nicht. Was aber das geistige Leben betrifft, da war alles da! Das hat sich nicht verändert. Wir hatten jeden Tag eine hl. Messe in englischer Sprache. Damals um 9 Uhr morgens. Zum Großteil hatten wir einen Priester mitgebracht. Immer gingen wir zum Abendprogramm in die Kirche, auch wenn wir die Predigt nicht verstanden. 

 

Wie war das Gebetsprogramm zu jener Zeit?

           Es war dem heutigen Programm sehr ähnlich. Pater Tomislav Pervan war Pfarrer und Pater Slavko Barbaric war auch da. Das Programm begann sich sehr rasch zu entwickeln. In den Anfängen war nach der Messe und auch zu späten Abendstunden keine Anbetung.

 

Seid ihr den Sehern begegnet?

          Es gab damals keine Begegnungen wie es sie heute gibt. Unsere Gruppe hat Ivan kennengelernt. Mein Begleiter war immer Dragan Zovko, wir haben ihn als unseren Führer erwählt. Er sprach englisch und hat die Sommermonate in Medjugorje verbracht. Er konnte für uns Kontakte und Begegnungen organisieren. Er holte Ivan und brachte ihn in ein Wäldchen - im Bereich des Mutterdorfesdort sprach er zu unserer Gruppe. Er war sehr gut. In einfacher Weise hat er die Botschaft der Gottesmutter erörtert, für die Leute sehr verständlich. Dragan hat übersetzt. Mit der Zeit gingen wir auch zum Haus von Marija und zu Vicka. Die Leute überreichten ihnen Gebetsanliegen. Als nun Jakov größer wurde, hat auch er mehr gesprochen. Heute sprechen die Seher klarer. Sie sagen: Das ist die Botschaft, die die Gospa mir gegeben hat, das ist das wichtigste, was ich euch sagen kann. Sie tun nicht so, als ob sie alles wüssten.

 

Gibt es noch andere Unterschiede zu jenen Tagen und heute?

           Manchmal gaben die Priester nach der hl. Messe eine Zusammenfassung der Tagesereignisse oder sie sprachen auch davon, was sich bei den Erscheinungen zugetragen hat. Damals, es war in der Zeit noch vor den Donnerstag- und Monatsbotschaften, ist Pater Slavko vorgetreten und hat eine kurze Zusammenfassung gegeben. Später haben die Priester nachmittags in der Kirche in verschiedenen Sprachen gesprochen, sie sprachen vom Geschehnissen in Medjugorje und erklärten die Botschaften. Bei meinem ersten Besuch waren die Erscheinungen in dem kleinen Raum rechts vom Altar. Später dann im Pfarrhaus, dann auf der Empore und dann – als es in der Kirche nicht mehr erlaubt war – waren die Erscheinungen in den Häusern der Seher. Wir sahen die Seher immer, wenn sie hinein- oder herausgingen.. Irgendwie ist es mir lieber, dass das anders geworden ist, denn die Leute drängten einander und versuchten bei den Erscheinungen anwesend zu sein. Einige waren die Auserwählten, andere nicht….

 

Sind Sie die erste Person, die den Kontakt zwischen den USA und Medjugorje hergestellt hat?

           Nein, nicht die erste, aber ich war bei der ersten Gruppe dabei. Bei verschiedenen Versammlungen sprach ich über Medjugorje. Da ich an der Universität in Steubenville beschäftigt war, konnte man mich direkt anrufen. Jemand hat mir eine Kreditkarte gegeben, dass ich mit Medjugorje telefonieren kann, wann ich wollte, um die neuesten Nachrichten zu erhalten. Während des Krieges habe ich zwei-, dreimal wöchentlich angerufen, aber als der Krieg begann, zeigten die Leute weniger Interesse. Auch ich bin einige Jahre nicht nach Medjugorje gekommen. Erst jetzt beginnen die Leute aus den USA erneut nach Medjugorje zu kommen.

 

Ist Medjugorje in Amerika bekannt?

         Ganz gewiss! Am meisten durch Mundpropaganda. Wir haben auch Medjugorje-Treffen, die Zeitschrift „Medjugorje Magazine“, das Internet... Ich versende sie auch auf meiner Webseite und schreibe auch monatliche Gedanken dazu. Es gibt viele Möglichkeiten…

 

Wie ist das Verhältnis zwischen den Pilgergruppen von Medjugorje zu den Bischöfen?

         Die Kirche in den USA hat dieselbe Haltung wie der Vatikan: Medjugorje ist ein Pilgerort, Priester können an der Reise teilnehmen, aber sie dürfen nicht organisieren. Die Pilgerreisen organisiert immer jemand anders, wie ich zum Beispiel… Der Priester ist als geistlicher Begleiter gefragt, dass er sich um die geistigen Belange der Leute kümmert, und das ist gut so. Wir haben schon viele Priester hergebracht. Sie sind von der Glaubwürdigkeit der Erscheinungen überzeugt, aber wie wir alle nehmen auch sie die Haltung ein: „Schauen und abwarten“.

 

              Einmal wollte mein Bischof mit Michael Scanlan, dem Vorsitzenden meiner Universität, der schon vor mir in Medjugorje war, zur Rede stellen, denn viele Bischöfe stellten ihm die Frage, „Wie kannst du erlauben, dass die Uni solche Reisen unternimmt?!“ Auch ich nahm an diesem Gespräch mit dem Bischof teil. Er stellte mir viele, viele Fragen. Er fragte: „Isabel, was tust du, wenn die Kirche zu Medjugorje „nein“ sagt. Ich antwortete: Wenn die Kirche „nein“ sagt, werden wir keine einzige Reise mehr veranstalten, wir werden auch nicht mehr über Medjugorje berichten, wir werden keine Bücher mehr verkaufen. (Zu jener Zeit habe ich die Bücher von Pater Slavko propagiert)  Wir werden der Kirche gehorchen. Aber, was immer die Kirche sagt, nichts wird meine Erfahrungen mit Medjugorje erschüttern. Vor allem anderen war es meine persönliche Bekehrung und die Liebe, die ich zu Jesus und zur Gospa bekam. Ich begleitete Leute dorthin, die von der Kirche weit entfernt waren. Sie wussten nicht einmal, warum sie eigentlich kamen. Sie erkannten nur die Notwendigkeit, hinzufahren. Als sie aber in Madjugorje waren, haben sie eine gute Beichte abgelegt und sind zur Kirche zurückgekehrt. Und sie sind noch immer in der Kirche. Ich sah, wie sich Ehen wieder erneuerten. Ich sah Familien, die in Streit lagen, wo Geschwister nicht mehr miteinander sprachen, wie sie sich versöhnten, wie sich Familien wieder vereinten. Hier habe ich persönliche Bekehrungen gesehen, ich sah viele geistige Heilungen.

 

Welche Krankheit ist ihrer Meinung nach die schlimmste unserer Zeit?

            Ich würde sagen, dass es das verlogene Gefühl einer Sicherheit ist. Wir setzen unser Vertrauen auf materielle Dinge und nicht auf den Herrn.

 

Wie denken Sie darüber, dass die Gospa diesen Ort, dieses Land, diesen Franziskanerorden erwählt hat?

             Mir scheint, dass sie immer Orte erwählt, die schwer zu erreichen sind! Es ist offensichtlich, dass sie Kinder liebt…. Sie selbst sagt, dass sie hier Glauben gefunden hat…. Die Franziskaner lieben die Gottesmutter und es wundert mich nicht, dass sie an Erscheinungsorten präsent sind.

 

Welche Kriterien bestätigen ihrer Meinung nach, dass die Erscheinungen authentisch sind?

           Ich bin kein Theologe, ich würde aber sagen, dass dies in Übereinstimmung steht mit dem, was die Kirche in Lourdes und in Fatima erfahren hat, an Orten, an denen die Erscheinungen anerkannt sind. Da sind nun die Seher selbst und ihr Leben. Was die Menschen betrifft, die hierher kommen, so belohnt Gott den Glauben eines jeden einzelnen. Selbst wenn diese Erscheinungen nicht echt wären, Gott würde auch diesen Glauben belohnen.

 

Müssen denn die Seher vollkommen sein, ohne Schwächen?

          Nein, sie unterliegen wie wir alle der Erbsünde. Sie alle haben ihre Schwächen. Wenn wir die Heiligen betrachten, die da sagten: „Ich bin der größte Sünder von allen!“ Auch sie hatten Schwächen, aber die Gnade wirkt in allen.

 

Unser Bischof glaubt nicht an diese Erscheinungen. Die Patres tun jedoch alles, was in ihrer Macht steht, um gehorsam zu sein, was immer er von ihnen verlangt, zumindest, was die Leitung dieser Pfarre betrifft. Wie sehen Sie diese Situation?

         Der Gehorsam ist der Schlüssel, auch für mich ist Gehorsam gegenüber der Kirche sehr wichtig. Diese Situation muss man als Teil der Bereinigung sehen. Solange die Patres gehorsam sind, soweit das möglich ist, wird Gott sie segnen. Wenn sie nicht gehorchen, wird es keinen Segen bringen. Das ist eine große Herausforderung; das war auch die Herausforderung von allem Anfang an, gerade mit dem verstorbenen Bischof. Ich muss aber trotzdem noch eine Sache erwähnen: Ich habe nie gehört, dass die Einheimischen von Medjugorje ihren Bischof kritisieren. Wenn ich sie etwas über ihn frage, sagen sie: „Er ist unser Bischof, wir beten für ihn.“. Das ist alles. Sie respektieren die Tatsache, dass er ihr Bischof ist. Für mich ist das sehr wichtig.

 

Haben Sie Wünsche und Vorschläge?

         Sooft die Witterung es erlaubt, sollte die hl. Messe draußen stattfinden. Außerdem, manchmal ist es schwer, einen Priester für die Beichte zu finden…  Jeder Ort hat seine eigene Gnade. Die Gnade von Medjugorje ist eine gute Beichte. Sie bringt Frieden.