Festtag des Seligen Alojzije, Kardinal Stepinac - Gedenktag des Märtyrertodes der Franziskaner, die mit Medjugorje in Verbindung stehen

Datum: 10.02.2008.

Am 10. Februar, dem Festtag des Seligen Alojzije, Kardinal Stepinac, gedenkt man in Medjugorje auch jener Franziskaner, die aus Medjugorje stammen oder dort in der Pfarre pastorale Tätigkeiten ausübten und als Märtyrer starben.

Während des Zweiten Weltkrieges oder unmittelbar danach starben durch die Hand von Partisanen und durch kommunistische Machthaber 66 Franziskaner aus der Herzegowina. Zehn von ihnen sind in gewisser Weise mit Medjugorje verbunden; entweder sind sie in Medjugorje geboren oder sie waren in Medjugorje Seelsorger.  Das sind: Pater Jozo Bencun, Pater Marko Dragicevic (sen.), Pater Mariofil Sivric, Pater Grgo Vasilj, Pater Jenko Vasilj, Pater Krizan Galic, Pater Bono Jalavic, Pater Pasko Martinac, Pater Andjelko Nuic und Pater Bernardin Smoljan.

Das Messopfer wird an diesem Tag auch als Gedenktag gefeiert für alle, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallen sind so wie auch für jene, die in der Verteidigung des Glaubens und der Heimat ihr Leben ließen. Die hl. Messe wurde von P. Svetozar Kraljević gefeiert.

Auszug aus der Predigt des Kardinal Vinko Puljic in Rom zum Jahrestag des Mätyrertodes von Kardinal Stepinac

 

Ich erinnere mich an jenen Samstag, den 3. Oktober 1998, als Papst Johannes Paul II. in Marija Bistrica Kardinal Alojzije Stepinac  (1896 – 1960) feierlich zum Märtyrer erklärte und dessen Seligsprechung durchführte. Kardinal Stepinac war Erzbischof von Zagreb mit heroischer Haltung in schwierigen Zeiten. An jenem Tag beschrieb der Papst eine Seite der Geschichte für die Zukunft, er setzte einen Markstein in der Geschichte für das Land und für die Nation Kroatien. Bei dieser Gelegenheit stellte Johannes Paul II. der ganzen Welt das leuchtende Zeugnis von Kardinal Stepinac vor, indem er aufzeigte, wie Kardinal Stepinac gelitten hat, um die  Einheit mit der Kirche und mit Petrus zu bewahren. Auch der Selige Stepinac ist ein großer Zeuge für den Wert des Erlöserleidens, bis zum Letzten, ohne Unterbrechung, mit der Gabe des Glaubens an Christus.  

 

          Ich freue mich, gemeinsam mit euch zu beten und das Leben des seligen Alojzije  betrachten zu können. Wir tun das auf eine Weise als wäre es zum ersten Mal und lassen uns inspirieren von seinem reichen, voll verwirklichten Leben, das gekrönt ist mit der Krone eines Märtyrers und Bekenners. Seine Leistung ist auch heute noch sehr aktuell und heiligt ihn, sie ist von grundlegender Wichtigkeit für unsere Zukunft. Jeder authentische Zeuge der Heiligkeit ist, im Wesen, ein klarer Widerschein Jesu Christi und ein nachahmenswertes Beispiel für unseren  Lebensweg und für unsere Entscheidungen.

 

          Der Selige Alojzije Stepinac wurde am 8. Mai 1898 in Krasic als fünftes von acht Kindern geboren. Seine Eltern sind Josip und Barbara Stepinac, geborene Penic. Nach Abschluss des Gymnasiums in Zagreb wurde er zum Militär einberufen. Er war im Ersten Weltkrieg Soldat und wurde Kriegsgefangener. Als er im Frühjahr 1919 nach Krasic heimkehrte, immatrikulierte er Landwirtschaft an der Uni in Zagreb. Im Juli 1924 entschloss er sich, Priester zu werden. Am 28.  Oktober desselben Jahres wurde er Mitglied der päpstlichen Anstalt Germanicum – Ungaricum in Rom. Sieben Jahre besuchte er die päpstliche Hochschule Gregoriana. Am Christkönigsfest, dem 26. Oktober 1930, wurde er in Rom zum Priester geweiht. Nach seinem Studium kehrte er nach Zagreb zurück, wo er seine Tätigkeit begann. 1931 gründete er die Caritas. Am 28. Mai 1934 ernannte ihn Papst Pius XI. zum Erzbischof-Koadjutor von Zagreb mit dem Recht der Nachfolge. Als Bischof wählte er das Motto: “Auf Dich, o Herr, vertraue ich“. Am 24. Juni 1934 wurde er zum Bischof geweiht. Nach dem Tod von Erzbischof Bauer übernahm er am 7. Dezember 1937 die Leitung der Erzdiözese.

 

         Gerade da begannen die stürmischen und schweren Zeiten. Der Hirte Stepinac widmet sich seiner hohen Sendung der Verkündigung des Evangeliums. Seine außergewöhnliche und unparteiische Wirkungsweise in der Verteidigung aller Unterdrückten ist allen hinlänglich bekannt. Deswegen war er auch Opfer, wie Johannes Paul II. in Marija Bistrica sagte, dreier großer Übel des zwanzigsten Jahrhunderts: des Faschismus, des Nationalsozialismus und des Kommunismus. Es war ihm bewusst, dass ein Kompromiss nicht in Frage kommt, wenn es um die Frage der Wahrheit über Gott geht. Erzbischof Stepinac erhob deutlich seine Stimme, wenn es galt, die Würde des Menschen zu verteidigen. Das hat er sowohl vor der nationalsozialistischen Besatzungsmacht als auch vor Titos Kommunisten getan. Er missachtete die Gefahr für sein eigenes Leben, die ihm von verschiedenen Seiten der Ideologien drohte.

 

          Am 18. September 1946 wurde er um 5.30 Uhr morgens im erzbischöflichen Palast eingesperrt, gerade als er sich vorbereitete, die hl. Messe zu feiern. Zwölf Tage danach, am 30. September desselben Jahres, begann jener schamlose Prozess, bei dem Stepinac schon im voraus verurteilt war. So haben es später seine ehemaligen Verfolger zugegeben. Am 3. Oktober ergriff der Erzbischof das Wort im Gerichtssaal und sagte ruhig: „Wenn ihr mir nicht zu meinem Recht verhelft, wird es mir die Geschichte geben“. Er hat Recht behalten. Gerade wie es die Vorsehung 52 Jahre danach an einem 3. Oktober eingerichtet hat. Johannes Paul II. hat ihn seliggesprochen und zum Märtyrer erklärt, in Kroatien, in einem Marienheiligtum, das er so sehr geliebt hat. Der Lügenprozess hat ihn am 11.Oktober 1946 für schuldig erklärt. Er wurde zu 16 Jahre Haft verurteilt und zur Aberkennung aller bürgerlichen Rechte für die Dauer von fünf Jahren. Das kroatische Parlament hat dieses Urteil am 14. Februar 1992 für nichtig erklärt. Stepinac musste am 19. Oktober 1946 in die Verbannung nach Lepoglav. Von dieser Verbannung wurde er fünf Jahre später, genau am 5. Dezember 1951, in den Pfarrhof nach Krasic versetzt, wo er unter ständiger, strenger Aufsicht war. Hier war er bis zu seinem Tod im Jahre 1960.

 

          Das Glaubenszeugnis von Kardinal Stepinac war während seiner ganzen Verbannung heiligmäßig. Er hat sein Hirtenamt durch geheime Schreiben weitergeführt und auf besondere Weise durch die Eucharistie und durch das Gebet. Papst Pius XII. hat ihn am 12. Jänner 1953 in die Reihe der Kardinäle aufgenommen. Dieser große Hirte wurde in der Kathedrale von Zagreb beigesetzt, wo am 13. Februar 1960 die Begräbnismesse gefeiert wurde. Seit diesem Tag ist seine Grabstätte ununterbrochenes Ziel vieler Pilger. Das Andenken an ihn ist eine Quelle der Bekehrungen. Wir erinnern uns auch daran, dass der selige Papst Johannes XXIII. Anordnete, dass am 17. Februar 1960 ein Dankgottesdienst im Petersdom gefeiert wird.

 

          Jeder Mensch muss in seinem eigenen Leben das verwirklichen, was Gott für ihn vorgesehen hat. Wahrlich viele Menschen entdecken im Glauben den Plan Gottes und den Willen Gottes für ihr Leben. Der Wille Gottes aber ist uns wegen unserer Schwachheit oft nicht klar und auch nicht leicht zu erkennen. Auch für Alojzije war in seiner Jugendzeit  der Lebensweg, den er persönlich zu verwirklichen hatte, oft nicht klar. Seine Mutter hat ihn unaufhörlich mit ihrem Gebet unterstützt. Das ist das große „Geheimnis“ im Abenteuer zur Heiligkeit des Aloizije Stepinac. Aloizije hat sich entschieden, Priester zu werden. Da sandte ihm Gott verschiedene Menschen als Hilfe zur Verwirklichung dieses Weges. Auf seinem Weg bis zum Altar haben viele rasch seine Reife und seinen geradlinigen Charakter erkannt. Heiligkeit entfaltet sich in der verborgenen Mitarbeit zwischen Gott und Mensch. Heiligkeit ist in erster Linie ein Geschenk Gottes, das aber die Bereitschaft des Menschen miteinbezieht.

 

          In seinem Hirtenleben hat er selbst das getan, war er andere gelehrt hat. Er war logisch, beharrlich in seinem Glauben und in seiner Berufung. Der Mensch von heute ist oft orientierungslos und von großen Zweifeln eingenommen, die eine dominante Ansicht schüren, nach der man auch ohne Gott leben kann. Auf besondere Weise ist es die Jugend, die Sicherheit und Ideale sucht, die es wert sind, sie zu verwirklichen. Das Leben des Seligen Stepinac ist ein Beispiel, wie man Christus nachfolgen soll, wie man sich bemühen soll, den Willen Gottes zu verstehen und zu verwirklichen, um Heiligkeit zu erlangen. Sein Bekenntnis ist für uns nicht unerreichbar fern, es ist auch in unserer Zeit möglich, es zu ergreifen und zu verwirklichen. Der hl. Paulus schreibt: „Denn das ist unser Ruhm – und dafür zeugt auch unser Gewissen – dass wir in dieser Welt, vor allem euch gegenüber, in der Aufrichtigkeit und Lauterkeit, wie Gott sie schenkt, gehandelt haben, nicht aufgrund menschlicher Weisheit, sondern aufgrund göttlicher Gnade“ (2. Kor 1,12) Diese Worte aus der heiligen Schrift können wir im Leben des Alojzije lesen, bis zur Stunde seines Todes.

 

            Seine Beharrlichkeit in seiner gewissenhaften Lebensweise wird in besonderer Weise bei seinem Gerichtsverfahren sichtbar, als er am Ende seiner Rede feierlich verkündete: „Auf alle Anklagen, die hier gegen mich vorgebracht wurden, antworte ich, dass mein Gewissen vollkommen ruhig ist…  ich bin bereit, für meine Überzeugung, nicht nur Spott, Verachtung und Erniedrigung  zu ertragen – denn mein Gewissen ist rein – ich bin bereit jederzeit zu sterben….  Was aber mich und meine Verurteilung betrifft, so bedarf ich keiner Gnade, mein Gewissen ist rein.“

 

            Der Selige Alojzije ist ein heroischer Zeuge der Gläubigkeit,  des grundsätzlichen Glaubens und der Moral. Er ist sich sicher, Gott ist seine Stütze vor einem allzu menschlichen Gericht. Es ist ohne heroische Klarheit und Sicherheit im Gewissen nicht möglich, die Wahrheit zu sagen und zu vertreten. Wer seine Briefe aus der Gefangenschaft liest, wird dieselbe Standhaftigkeit, denselben grundsätzlichen Glauben und dasselbe ruhige Gewissen vorfinden. Wenn es irgendwann einmal notwendig war, klare Standpunkte einzunehmen, dann muss man das heute tun, wo sich ein Relativismus der Werte breitmacht und das Interesse als Maßstab einer geschickten Täuschung für Egoismus eingesetzt wird. Mehr denn je ist es heute notwendig, sich entschlossen für das Gute zu entscheiden und für ehrliche Prinzipien im Leben und in der Arbeit persönlich und in der Gemeinschaft einzutreten. Heute sind Persönlichkeiten mit aufrichtigem und formiertem Gewissen gefragt, mit einem Gespür für Gut und für Böse, mit einem Gewissen, das stets für Wahrheit und gegen Lüge, für Gerechtigkeit und gegen Ungerechtigkeit, für Liebe und gegen Hass, für Einigkeit und gegen Uneinigkeit eintritt. Es genügt nicht, sich ein rechtes Urteil über gewisse Realitäten zu bilden, es ist vielmehr nötig, die Kraft aufzubringen, sich für wahre Werte zu entscheiden. Kurz gesagt, das wichtigste Gebot des Gewissens ist es, den Willen Gottes zu erfüllen. Wenn es heute von jemandem heißt, er sei ein vertrauenswürdiger Mensch, ein Mensch mit Verantwortung, ist das eine echte Anerkennung, dass diese Person aufgrund  ihrer Handlungsweise ein aufrichtiges Gewissen hat. „Leiden und arbeiten für die Kirche“, das war die Antwort des Gefangenen Stepinac auf die Frage eines Journalisten, was nun seine Aufgabe sei, als er nach Krasic versetzt wurde.

 

          Das sagte er auch deutlich bei der Gratulation vor dem Domkapitel, als er zum Erzbischof-Koadjutor ernannt wurde: „Ich danke euch von Herzen, obwohl ich mich nicht freuen kann, denn meine Ernennung ist für mich ein schweres Kreuz. Ein Kreuz, das man nach den Regeln der christlichen Vollkommenheit nicht nur patienter (geduldig), sondern auch libenter (gerne) et ardenter (mit glühendem Herzen) tragen soll. (Benigar, Seite 125). Der Jesuit und Dichter Milan Pavelic sagte ihm im Juni 1934 in prophetischer Weise das Märtyrertum voraus:

 

„Viele Schweißtropfen werden wie Blut vergossen und der Hirtenstab wird hart getroffen, spitze  Dorne werden aus der Mitra sprießen, der Bischofsthron wird zum Kreuze emporwachsen…Sein Programm bist Du, der gekreuzigte Christus!“ (Benigar, Seite 137). Das Leiden ist auf interessante Weise auch durch das Motto des Neupriesters vorausgesagt: „Ich aber, Gott bewahre, möchte mich allein des Kreuzes Jesu Christi rühmen“ (nach Gal 6,14 siehe auch Benigar, Seite 88).

 

              Als die Verfolgungen begannen, hat sich Kardinal Stepinac nicht zurückgezogen. Er begriff, dass der Kreis um ihn enger werden wird und dass sie, indem sie den Hirten schlagen, der ganzen Kirche einen Schlag versetzen wollen. Der Selige Aloizije hat dann zum Nuntius Don Giuseppe Massuccio gesagt: „Wenn sich das ereignet, melden sie dem Hl. Vater, dass ich mein Leben freudig für die Katholische Kirche aufopfere“. (Batelja, „Leben nach dem Glauben“, Zagreb, 1990 S. 245) Den gleichen Standpunkt  hat er oft in seinen Briefen aus der Verbannung bezeugt. „Ich stehe zu meiner Überzeugung ..  ich bin jederzeit bereit zu sterben“. Im Tagebuch der Pfarrers Vranekovic ist zu lesen „ Mein Leben wird vergehen. Es möge  vergehen! Gern opfere ich es für das Wohl der Kirche und des Volkes“. (Benigar, S 697) 

 

             Sein Leben verzehrte sich wie die Kerze am Altar – dem Märtyrer für Christus ist es nicht erloschen, es ist reif geworden für den Himmel. Wir stehen hier vor einem Geheimnis, wieviel ein Mensch, der die wahre Liebe in seinem Herzen trägt, für das, was er liebt, erdulden kann. Sein Opfer und sein Leiden zeigen und bezeugen, wie groß seine Liebe war. Der Selige Alojzije gibt uns gerade durch seine Erniedrigung in der Verbannung, durch seine Rechtlosigkeit, durch sein Leiden, in dem er stets Hoffnung bezeugte, einen Beweis  und die Bestätigung seiner Worte: Leiden und sterben für die Kirche.

 

             Neigen wir uns vor Gott in Dankbarkeit für das Geschenk dieser lichten Gestalt, die in der Verbannung, in den finsteren Zeiten des Kommunismus, heilig gelebt hat. Aber auch jetzt, da solche Werte und die Relativität einzustürzen drohen, ist er ein Geschenk als lichte Gestalt. Ich kann nicht umhin, jenen Tag zu erwähnen, als ich noch Schüler war und die Kommunisten versuchten, mit anstößigen Lügen über den Kardinal unsere kindlichen Seelen zu vergiften. Ich bin meinem verstorbenem Vater dankbar, dass er mir geholfen hat, diese Lügen, die ich in der Schule erlebt habe, zu überwinden. In mir entstand der große Wunsch, diese Gestalt kennenzulernen. Ich lernte die Gestalt des Seligen Aloizije unter großer Gefahr kennen und musste alles verborgen halten, was ich erfahren habe. Sein Leben war für mich ein herrliches Zeugnis für meine Berufung, für meinen Weg zum Glauben. Über Stepinac habe ich unter großem Risiko gesprochen, denn es geschah oft, dass viele, die sich zu Stepinac bekannten, ins Gefängnis mussten. Man durfte die Wahrheit einfach nicht sagen. Wir dürfen diese herrliche Gestalt nicht vergessen, viel mehr müssen müssen wir sie besser kennen lernen. Wir sollten uns auf seine Fürsprache von ihm inspirieren lassen und einen solchen Bekennerglauben, wie er ihn gelebt hat, hineintragen. Wir müssen unsere Kirche kennen und lieben lernen, unser Kreuz libenter, patienter et ardenter tragen. Was man liebt, für das verzehrt man sich und ist bereit dafür zu sterben. So hinterlässt man eine leuchtende Spur eines erfüllten Lebens.

 

                    Rom, 10. Februar 2005 zum 45. Todestag von Kardinal Stepinac